Geschichten:Fremd in der Heimat - Teil 11

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Hartor wendete sich an die anderen. „Nehmt einige wenige Werkzeuge mit, wir brauchen wenigstens etwas, um uns notdürftig versorgen zu können: eine Axt, Messer, ein bisschen Seil, so etwas eben.“ Sie nickten.
„Herr, was machen wir mit dem hier?“
Verdammt, der bewusstlose Knecht, der war ja auch noch da! Hartor überlegte kurz und entschied dann: „Bindet ihn an den Pfosten da hinten und sorgt dafür, dass er nicht rufen kann. Wenn sie den Sattel dort holen, werden sie ihn finden, das verschafft uns vielleicht noch etwas Luft und er muss höchstens ein wenig fasten.“
Als das Nötige getan war, verließen alle den Stall und machten sich an die Vorbereitungen, nicht ohne von Hartor daran erinnert worden zu sein, sich jetzt und nachher im Schatten der Häuser zu bewegen und auf keinen Fall Aufsehen zu erregen.
Er trat durch das Tor vor den Stall. Das Madamal stand inzwischen über den Baumwipfeln und tauchte die Szenerie in ein sanftes, bläuliches Licht. Friedlich lag der Hof vor ihm; hier hatte er die vergangenen vier Monate verbracht. Nein, der Bauer hatte sie nicht schlecht behandelt, zumindest nicht schlechter als die anderen Unfreien seines Gesindes. Aber das war ja gerade ein Teil des Problems: Er war Zeit seines Lebens sein eigener Herr gewesen, gewohnt, über sein Leben selbst zu bestimmen. In der Zeit, die sie hier gelebt hatten, hatte es keinen Hinweis darauf gegeben, dass sich irgendjemand für ihr Schicksal interessierte. Auf Nachfragen war er vertröstet worden und an den Baron verwiesen. Der jedoch hatte sich in der gesamten Zeit nicht ein einziges Mal hier blicken lassen; seltsam genug, fand Hartor. Der alte Baron Rondradan von Hahnentritt hatte großen Wert darauf gelegt, sein Land und die Menschen darin zu kennen und regelmäßig zu besuchen. Aber das war weit über 400 Götterläufe her …
Es mochten noch gut zwei Sunden bis zum vereinbarten Zeitpunkt sein. Er selbst hatte nichts zu packen. Seine Kiste enthielt nichts von Wert, sein Beutel aus Tuch würde alles sein, was er mitnehmen musste. Hartor beschloss, sich zum Treffpunkt zu begeben. Ein Spaziergang durch das Dorf zu dieser Zeit würde Fragen provozieren, wenn er bemerkt würde, also achtete er darauf, ungesehen zu bleiben. Als er zum Rand des Dorfes kam, suchte er sich ein verstecktes Plätzchen, von dem aus er einen guten Überblick hatte und harrte der Dinge, die auf ihn zukommen mochten.