Geschichten:Frühlingssturm - Gespräch unter Rommilysern

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Morgause war mit den letzten Strahlen des Praiosrunds eingetroffen und hatte so wenig Gelegenheit gehabt mit den anderen Gästen zu sprechen, was ihr ganz recht war. Sie war nicht gekommen um zu reden, sie war gekommen um zu sehen und zu beobachten. Die Geschicke des Fürstentums wurde schon längst du andere, zu viele andere Hände, gelenkt und sie würde sich erst wieder mit den neuen Gesichtern und neuen Feinden und Verbündeten vertraut machen müssen. Manchmal war sie es Müde, aber dann dachte sie daran was es zu erhalten und wieder zu errichten galt. Sie kannte ihre Tischnachbarn nicht und war froh von der Begrüssungsrede Aldrons abgelenkt zu werden. Sie spürte einige Blicke im Nacken, was vermutlich an ihrer Aufmachung lag. Die langen Roten Haare hatte sie nur von ein paar Bändern gebändigt, bis auf die Hüften fallen lassen, dazu trug sie, wie so oft in den letzten Jahren ein schwarzes Samtkleid, dessen Schleppenärmel mit silbernen Federn bestickt war und das silbergraue Untergewand war ebenso filigran mit schwarzen Fäden bestickt worden. Die obligatorische Federbrosche war auf ihrer Brust angebracht, während sie das Schaltuch neben sich auf die Bank gelegt hatte, weil das Feuer den Raum so erwärmt hatte, dass es nicht länger nötig war.

Neben Morgause saß derweil jemand, der bislang zumindest offensichtlich sich der würzigen Suppe zugewandt hatte, als diese nach dem Ende von Aldrons Rede serviert worden war. Der ältere Krieger wurde als solcher durch seine immer noch kräftig anmutenden Arme verraten, obwohl sein Haar schon vollständig weiß geworden war.

Es fiel ihm etwas schwer, die linke Hand einzusetzen, aber der Veteran versuchte gekonnt, es sich nicht anmerken zu lassen. Als er schließlich die Schüssel von sich schob und sich umwandte, um einem der Diener zu verstehen zu geben, daß er noch etwas nachgeschenkt bekommen wollte, wandte er sich indes auch an seine Tischnachbarin. "Wünscht ihr auch noch einen Nachschank?"

Diese schüttelte leicht den Kopf und erwiderte mit einem sanften Lächeln "Nein, vielen Dank, ich bin so schwere Gerichte nicht mehr gewohnt." Tatsächlich aß sie selbst, wenn sie in Rommilys war kaum etwas. Obwohl es nur eine Suppe war, empfand Morgause sie als sehr reichhaltig.

"Dann werdet ihr umso sicherer einen leichten Wein genießen können, Wohlgeboren." Reto wandte sich an den Burschen, der endlich bei ihm aufgetaucht war. "Bringe der Dame etwas von dem Aranischem, aber nicht den vom Wall. Und für mich dasselbe." Mit einem Ruck des Kinns gab er zu verstehen, dass er keinen Verzug dulden würde, wandte sich dann aber mit weit wneiger herrischem Gehabe wieder an Morgause: "Wir sind einander noch nicht vorgestellt worden, soweit ich mich erinnere. Reto von Binsböckel mein Name, einst Rittmeister der Schweren Rommilyser Garde, nun seit kurzem Edler zu Hagenshain. Ihr seid mit Sicherheit durch jenes Dorf gezogen auf dem Herweg. Nichts, auf das sich etwas einzubilden wäre." Dabei lächelte er beinahe verschmitzt.

"Um die Aufgabe es zu führen beneide ich euch wirklich nicht. Ich bin Morgause von Rabenmund-Weltengrund, Junkerin zu Neuschwanen. Was führt euch zur Arveburg? Wollt ihr auch an der Turney teilnehmen, oder seid ihr als Zuschauer hier, wie ich?"

"Euer Name ist mir schon zugetragen worden, Wohlgeboren. Umso mehr genieße ich, mich mit euch nun im Gespräch zu finden." Er neigte einmal das Haupt kurz. Kurz darauf strih er sich eine der langen Strähnen wieder hinters Ohr, die sich vorwitzig nach vorne geringelt hatte. "Ich bin an der Seite unseres Gastgebers durch einige Feuer gegangen in den letzten Jahren. Als schließlich das Leibregiment aufgelöst wurde, hat er mich zu sich gerufen und hier belehnt. Ja, ich werde auch am Turnier teilnehmen. Meine Einheit führte stolz die Lanze und ich fühle mich noch nicht unfähig dazu."

"Verstehe. Ihr seid also einer von Aldrons Waffenbrüdern, es mag sein, dass wir uns schon auf dem Schlachtfeld begegnet sind."

"Ich glaube nicht. Ich hätte euch mit Sicherheit nicht vergessen, Wohlgeboren. Soweit ich weiß, haben wir gemeinsam in Rommilys gekämpft, aber an eine Begegnung entsinne ich mich nicht." Er machte eine kurze Pause des Sinnierens, dann fragte er unverwandt und mit einer leichten Sehnsucht in der Stimme: "Wie stehen die Dinge in der Stadt unter den Darpatfällen? Ich hoffe, die Lage hat sich weiter gebessert?"

Morgause sah ihn mit einem müden Lächeln an "Es ist in jedem Fall ruhiger geworden." Während sie von den neueren Entwicklungen in Rommilys sprach, hörte er ihr aufmerksam zu und stellte ab und an Zwischenfragen, an denen leicht zu erkennen war, daß die Stadt ihm nicht fremd war und er versuchte, sich ein Bild von ihrem jetzigen Schicksal zu machen.

Später wechselte das Thema hin zum Geschehen in den östlichen Trollzacken und Reto erzählte von seinen Eindrücken und bisherigen nicht sonderlich zahlreichen Erlebnissen in den Bergen.



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Texte der Hauptreihe:
4. Ing 1030 BF zur abendlichen Tsastunde
Gespräch unter Rommilysern
Standesdünkel und ständische Probleme


Kapitel 34

In der Küche
Autor:?