Geschichten:Elmenbarths Lehre - Faselnde Steine

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Höllenwall, Burg Nymphenhall, Früher Hesinde 1037 BF

Denderan schritt energisch durch den Gang. Wann immer er durch Nymphenhall eilte, wichen ihm die anderen Burgbewohner aus. Selbst nach acht Jahren blieb er für sie ein radebrechender Fremder der zudem einem düsteren Halbgott diente.

Er nahm das mit bitterem Humor und gab sich vor denjenigen mit Absicht noch düsterer und brutaler, einfach um ihre unwissenden Vorurteile zu bestätigen und sich insgeheim darüber zu amüsieren. Wie wenig diese Menschen hier, nach all den Jahren hier von ihm, seinem Gott und seiner Herkunft wussten. Nur der Baron wusste ihn wirklich zu schätzen und er genoss es wie die anderen hier es ihm missgönnten.

Nun war sein Ziel das Arbeitszimmer des Barons, Denderan hatte um ein Gespräch gebeten und es wie meistens prompt erhalten. Mochten die anderen unter den Launen des Barons leiden, er kam mit ihm nach wie vor bestens aus, wusste sie sogar oft richtig zu deuten und zu nehmen, der Baron war dem Wesen seines Gottes gar nicht so fern. Zum Kummer all jener die ihn viel lieber wieder jenseits des Walles wünschten. Die anderen Kirchenoberen neideten ihm sein Amt, und auch hier auf der Burg hatte er Feinde, auch wenn ihm das niemand wagen würde offen zu sagen, dafür hatten diese weichlichen Feiglinge zu viel Angst vor ihm, wieder musste er lächeln - finster.

Unterwegs begegnete ihm Gorm Eichengrund, der ihn nur mürrisch ansah. Zwischen ihnen brodelte tiefe Abneigung. Er hielt den Gardehauptmann für einen ehrlosen Schwächling, der nur durch die Gunst der Baronin das Amt innehatte, dieser wiederum verabscheute ganz offen den Kult um Kor und nannte ihn nur Rondras Sohn. Was an für sich nicht das Problem wäre, wenn er dabei nicht Dreck auf seiner Zunge führen würde. Am liebsten würde Denderan ihn fordern und ihn bis auf letzte Blut richten. Diesen Hund der es wagte den Mantikor und seine Mutter auf so schändliche Weise im Munde zu führen. Ihrer nicht würdig. Und so warf er ihm nur einen finsteren Blick zurück und machte als er dicht an ihm vorbei ging die zarte Andeutung einer ruckartigen Bewegung und genoss es als sein gegenüber fast unmerklich, aber eben da, zurückwich.

Dann stand er vor der Tür, der Diener des Barons nickte und trat zur Seite. Ohne zu klopfen trat er ein, er wurde schließlich erwartet. Neben Malepartus, der griesgrämig auf ein kleines in Leder eingeschlagenes Büchlein schaute, stand eine unglaublich bleiche Gestalt, die erschrocken den Neuankömmling anschaute. Der Baron selber war erstaunlich leger gekleidet, ein weißes Hemd, ein offenes Wams, der Wurm ihm gegenüber in dem engen schwarzen Zwirn ihrer typischen Dienstanzüge mit den weißen Kragen.

„Das ist alles?“

„Nun, es erschien uns äh mir auf den ersten Blick interessant, und es handelt offenbar um eine sehr alte Verbindung zwischen dem Haus Falkenstein und den Nymern.“

„Dieses Kauderwelsch kann doch kein Mensch lesen, mach dich an die Übersetzung und zwar dalli!“ Der Bleiche machte einen Buckel und drückte sich dann vorsichtig an Denderan vorbei, der breit in der Tür stand, das schmale Büchlein zwischen ihnen halten, als könnte es ihn schützen.

Als die Gestalt an ihm vorbei schlich rief er in diesem Moment laut aus zum Gruß: „DÄR BLUT’IGE WILL ÄS! SAID GÄ’GRÜSZT IN SAINÄR NAMÄN UND HÖRET SAIN GRAUSIG LACHÄN, MAIN MARBEN!“ Er titulierte Malepartus immer mit dem nebachotischen Wort für Baron, was Malepartus durchaus gefiel.

Dann schloss Denderan die Tür - nicht ohne noch einen Blick auf das aufgeschreckte Männlein zu werfen - wandte sich unverzüglich an den Baron und gab sich dabei keinerlei Mühe auf Hochgarthi zu sprechen, doch das war auch kein Problem, im Gegenzug bemühte sich der Höllenwaller auch nicht im Geringsten darum das Nebachotische zu bemühen. In solchen Belangen schenkten sie sich nichts, und das schätzten sie aneinander.

„Was gibt es mein Freund?“

"Ich machä äs kurz, main Marben. Es gätt um diesän Stain dän ihr mitbrachtät aus diesäm St. An'cilla. Untär Gäwaihtän gätt das Ge'richt um, dass diesäs Klostär erneit Treff'punkt sain soll, abär nur fir Gweihtä, Gelährte und Magiär. Där Adäl ist immärnoch unwillkommän.", Denderan sprach eher abfällig, aber man kam nicht darum herum auch ein leichtes Interesse zu bemerken. Malepartus wusste dass sein Hofkaplan seit seiner Rückkehr aus dem Kloster sich für die Geschichte hinter den Steinen interessierte bzw. in erster Linie für dessen Namen: KORgonder Relief.

„Die Reliefsteine, soso.“

"Jah, Herr. Es sollän namen'haftä Männär aus ganz Garetien anraisän, selbst aus mainär Haimath."

„Ganz offen, ich traue diesem Gelehrtenpack nicht, ob sie nun geweihte Roben tragen, magisch sind oder nur ihre zu spitzen Nasen in die Bücher gesteckt haben. Aber es ist fürwahr eine hervorragende Idee dort jemanden zu haben der einem berichtet was diese Spinner dort ausbaldowern. Was für ein Glück das ich den einen Stein den ich aus den Thermen von Gareth rettete, nicht einfach der Obhut dieser aufsässigen Traviageweihten überlassen habe. Ich denke es wird sich alsbald als ein wertvolles Pfandstück erweisen.“

"Du liäst wiä immär mainä Gedankän, main Marbän. Auch ich gädachtä an däm Treffän teilzunähmän um Dain Ohr und Ougä szu sain. Natirlich nu'ar mit Dainär Ärlaubnis.", Denderan lächelte grimmig und seine dichten Augenbrauen verzogen sich finster.

„Ja, sehr gut, Denderan....... Ach, und du könntest auch die Ohren aufhalten, denn bezüglich dieser Steine und dem erloschenen Haus Nym gab es eine Verbindung. Vielleicht kommen hierzu ja auch ein paar Fakten auf den Tisch.“

Das war Denderan recht neu, der Baron hatte da schon die eine oder andere Bemerkung fallen gelassen, aber so konkret hatte er darüber noch nie gesprochen. "Jah, natirlich, main Marben. Abär was soll diesä Verbindung sain?"

„In dieser Sache bin ich noch nicht so recht weitergekommen. Leider findet mein nichtsnutziger Archivar die Chroniken von Nym nicht, worin sich vielleicht etwas hätte finden lassen können. Ganz offensichtlich, das habe ich selber damals in Gareth herausbekommen, bestand damals eine Verbindung nach Falkenstein. Als wären sie und noch einige andere eine Art Schwurbund eingegangen. Alles in diesem Zusammenhang ist von großem Interesse.“ Der Baron lehnte sich in seinen Stuhl zurück und begann offensichtlich nachzudenken.

„Übrigens, mir kamen Gerüchte zu Ohren der alte Fuchs hätte vor kurzem die Stadt verlassen, ob das wohl damit zusammenhängt?“

"Där altä Fuchs?"

„Jaja, der Griffelspitz!“

Diesen seltendämlichen Namen hatte Denderan noch nie gehört: "Gryff'äl...wär?"

„Ach du kennst ihn gar nicht, dieses windige alte Männlein war einst unter den letzten beiden Baronen aus dem Hause Nym der Stadtvogt von Höllenwall. Und ist in dieser Zeit zu Reichtum gelangt, ein ganzes Viertel hat er erbauen lassen. Woher, weil er sich schamlos an der Kasse bediente.“ Die Stimme Malepartus wurde lauter, Wut stieg in ihm hoch. Denderan wusste das der Baron nicht geizig war, doch wer sich an der Kasse vergriff der war geliefert. Das letztlich hatte das Schicksal des Hauses Garm bedeutet. Immer hitziger werdend fuhr Malepartus fort.

„Dieser kleine Tintenkleckser hält sich für besonders schlau. Dabei ist seine Tarnung weit weniger gut als er es selber ahnt. Ha Ha“

"Wälchä Tar'Nung mainst Du?"

„Ich weiß aus sicherer Quelle das Amto Griffelspitz im Dienste des Fuchses steht, und irgendwo in der Stadt einen kleine geheimen Tempel betreibt. Ich achte Phex, Schläue und Gerissenheit sind in der Politik unabdingbar. Aber diesen windigen Hund, den achte ich nicht. Und bei Phex, es wird der Tag kommen an dem ich ihn austrickse, wäre nicht er Erste seiner Art.“

"Als Dienär däs Fuchsäs wird är das als Här'ausforder'ung sähän. Abär gäfährlich schaint är ja nicht, wään är so laicht szu durch'schauän ist, odär?" „Du darfst ihn nicht unterschätzen, er wurde damals bei der Niederschlagung des Aufstandes verraten. Er wird alles versuchen unsere Ambitionen zu hintertreiben, und mit Sicherheit wird er dich kennen. Als alter Rechtsgelehrter ist es schwer mit ihm zu streiten, und man muss aufpassen um nicht in eine juristische Falle zu tappen. Also rate ich zur Vorsicht. Hmmmmmmmmmmmmm. Am besten wird es sein, dass er nach wie vor glaubt seine Tarnung sei nicht aufgeflogen.“

"Ja, wänn är den dorth sain wird, wärdä ich mich von däm Wort'värdrähär färn haltän und ihn vorsichtig bä'obachtän. Und wänn är mir dumm kommt wird är mit däm Zorn däs Blutsaifärs rächnän missen, das waiß är sicherlich auch. Ich habä mir mainän Ruf ja nicht um'sonst aufgäbaut.", diesmal fehlte das Lächeln und Malepartus wusste genau das in solchen Momenten mit Denderan nicht zu spaßen war. In Rage entrückte er schon beinahe, was Malepartus ein leichtes Lächeln entlockte.

Der Baron nahm einen Bogen Papier, kritzelte ihn schneller Schrift ein paar Zeilen darauf, und siegelte es mit seinem Ring: „Hier, geh damit zur Schatzmeisterin, sie soll dir alles Notwendige für die Reise zur Verfügung stellen."

Alles Notwendige dachte Denderan und ergriff die Gelegenheit: "Und wäre äs niecht sinn‘voll villaicht dän Stain mit’szunehmän?“

„Den Stein, das Reliefstück. Aber natürlich.“

Malepartus stand auf, ging an eine kleine schlichte Holzkommode mit 12 kleinen Schubladen und zog die neunte davon heraus. Er entnahm einen kleinen, in einem Tuch, eingewickelten Gegenstand und überreichte ihn wortlos dem verblüfften Hofkaplan. Denderan konnte nicht glauben das…, nein das war nicht möglich. Er schlug das Tuch zur Seite und sah tatsächlich das Reliefstück vor sich mit dem abgebildeten Arm darauf. Dann dämmerte es ihm.

"Das ist nicht ächt, niecht wahr?"

Malepartus lachte: „Natürlich nicht. Aber eine ziemlich gute Kopie, die Maße stimmen, die Gesteinsart jedoch nicht. Das hier ist nur schnöder Sandstein. Ich habe mehrere davon anfertigen lassen. Wie gesagt ich traue dieser Mischpoke nicht über den Weg.“

Auch Denderan lachte, ja man durfte Malepartus nicht unterschätzen, doch kam auch Skepsis in ihm auf: "Die Magiär wärdän äs sichär prifen wollän, abär dann wärdä ich äs ihnän ainfach värwähren, main Marbän, abär er soll Pfand dafir sain, dass ich Ainlass finde in diesäs Klostär."

Malepartus nickte und Denderan wusste dass damit alles gesagt war:„Kor und Phex mit euch Dendar han Fir'Enock, für eine erfolgreiche Mission werde ich mich erkenntlich zeigen!“

Denderan grinste, es kam nur selten vor das Malepartus ihn mit seinem nebachotischen Namen ansprach. Ein Zeichen wie wichtig dem Baron die Sache war: "Main Marben, Diesär Auf'tragh ist bai mir in gutän Händän. Kor mit Aich." Dann verbeugte er sich und ging, es war noch etwas vorzubereiten.


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Texte der Hauptreihe:
P10. Briefe
K83. Zweifel
Autor: Jan; Malepartus