Geschichten:Eine Baronie zu ordnen - Einen Schulzen zu befragen

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
The printable version is no longer supported and may have rendering errors. Please update your browser bookmarks and please use the default browser print function instead.

Escalia spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Die Fremmelshofer sollten die Dörfler überfallen haben? Die Leute, mit denen sie gegen Schwarzmagier, Chimären und Söldner gekämpft hatte, sollten nun einfache Bauern überfallen haben?
Mühsam beherrschte sie sich. Sie musste den Kor-Geweihten neben sich nicht anschauen, um seine Sorge zu bemerken. Ruhig stieg sie vom Pferd und drückte einem der herumstehenden Männer die Zügel in die Hand. Dann trat sie entschlossen vor den Schulzen. Dieser schaute zu Boden.
“Bringt mich zu Eurem Haus. Dort könnt Ihr mir in Ruhe erzählen, was vorgefallen ist.“, befahl sie.
Der Schulze nickte unterwürfig und ging vor.
Während sie dem Mann folgte, schloss Irean zu ihr auf.
“Ich weiß was ihr sagen wollt. Keine Sorge. Ich werde objektiv sein.“
Der Geweihte nickte wortlos.
Das Haus des Schulzen gehörte zu den besseren Häusern des Orts. Steinerne Mauern, bemalte, hölzerne Fensterläden, eine Bank und ein Tisch vor der Tür. Obwohl Escalia den Drang verspürte, wütend auf und ab zu laufen, zwang sie sich, die Bank zu benutzen. Der Geweihte hingegen blieb stehen.
“Rede!“, forderte sie den Schulzen auf.
Der Schulze stand neben dem Tisch, seine Augen waren zu Boden gerichtet.
“Nun“, begann er, “die Leute aus Fremmelshof, die der Baron uns zugewiesen hat, sind vor zwei Tagen aus dem Dorf geflohen.“
“Hatten sie Grund dafür?“, fragte die Baronin.
“Nein“, beteuerte der Mann,“wir haben sie immer gut behandelt, ihnen zu essen gegeben, obwohl sie nicht die besten Arbeiter waren. Unsere eigenen Wintervorräte mussten wir angreifen, damit alle genug zu essen...“
“Wen haben die Leute überfallen?“, unterbrach Irean.
“Sie haben unsere Nachtwächter hinterrücks niedergeschlagen und ausgeraubt.“ Offensichtlich wuchs die Zuversicht des Schulzen.
“Wohin sind die Leute geflohen?“, fragte der Geweihte.
Der Schulze zuckte mit den Schultern, “Das weiss ich nicht, Euer Gnaden. Aber ihr solltet diese Bande unbedingt einfangen und bestrafen, bevor sie plündernd durch die Baronie ziehen.“
Escalia wollte aufspringen, ob der kaum verhohlenen Spekulation. Doch der Geweihte war schneller.
“Was erlaubst Du Dir?“, fuhr er den Schulzen an. “Du hast keine Ratschläge zu geben, wenn ich dich nicht danach frage.“
Der Mann zog erschrocken den Kopf ein.
Irean schaute prüfend zum Himmel hinauf. “Es wird bald dunkel.“
Er suchte Escalias Blick, sie nickte.
“Spute Dich und besorge eine Unterkunft für die Baronin und für mich.“
Der Mann verbeugte sich und wollte gehen.
“Aber vorher“, rief Irean ihn zurück,“schickst Du uns die überfallenen Wächter!“