Geschichten:Ein Stift zu Ehren des Göttlichen Nandus - Erwägungen beim Steineschleppen: Unterschied zwischen den Versionen

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 1: Zeile 1:
'''[[Handlungsort ist::Garetien:Kaiserstadt Gareth|Kaiserstadt Gareth]], Baustelle des Nanduststifts im Südquartier, 29. Praios 1035 BF'''
+
'''[[Handlungsort ist::Garetien:Kaiserstadt Gareth|Kaiserstadt Gareth]], Baustelle des Nanduststifts im [[Garetien:Markt Südquartier|Markt Südquartier]]S, 29. Praios 1035 BF'''
  
  
Zeile 14: Zeile 14:
 
|Reihe=Ein Stift zu Ehren des Göttlichen Nandus
 
|Reihe=Ein Stift zu Ehren des Göttlichen Nandus
 
|Teil=6
 
|Teil=6
|Vor=
+
|Vor=Geschichten:Ein Stift zu Ehre des Göttlichen Nandus - Getane Arbeit
 
|Zurück=Geschichten:Ein Stift zu Ehren des göttlichen Nandus - Im Sertiser Rosengarten
 
|Zurück=Geschichten:Ein Stift zu Ehren des göttlichen Nandus - Im Sertiser Rosengarten
 
|Datum=29.1.1035
 
|Datum=29.1.1035

Version vom 16. Oktober 2012, 17:09 Uhr

Kaiserstadt Gareth, Baustelle des Nanduststifts im Markt SüdquartierS, 29. Praios 1035 BF


Es war noch recht früh am Morgen und die Praiosscheibe noch nicht über die Dächer der umliegenden Mietblöcke gestiegen. Dennoch war es schon wieder warm und stickig in den Gassen Sonnengrunds und Jost hörte das Lärmen der Menge, sowohl von der Reichsstraße in seinem Rücken, die schon jetzt von Passanten und Fuhrwerken nur so wimmelte, als auch aus den nahen Gassen. Um ihn herum auf der Baustelle herrschte bereits geschäftiges Treiben und auch er war schon seit einigen Stunden an der Arbeit, schleppend. Eigentlich machte er den ganzen Tag nichts anderes als Steine schleppen und das jetzt schon seit mehreren Wochen. Ganze Wagenladungen von Steinen waren in den ersten Tagen an gekarrt und am Rand der Baustelle zu verschiedenen Haufen und Stapeln aufgetürmt worden. Ziegel hier, Kalksteinquader dort, weiter drüben Blöcke aus grünen Marmor und dahinter feingeschnittene und polierte Platten aus dem selben Material und in hell grauem Marmor. Und darnach war die Schlepperei losgegangen. Während sein Meister Gerbald und die älteren Gesellen mauerten, rührte der jüngste Geselle Mörtel an, der hatte es auch nicht viel besser als er, nur das er eben dafür bezahlt wurde. Nur er musste als Lehrling im ersten Jahr den ganzen lieben langen Tag Steine schleppen, von den Stapeln zum Meister und das in der brütenden Hitze des Praiosmondes. In der Praiostagsmesse sagten die Geweihten immer Praios lächle den Menschen zu wenn, er seine Scheibe unverhüllt zeigt. In diesem Fall musste sich der Gott wirklich freuen, den er lächelte schon seit Tagen. Keine Wolke verhüllte sein strahlendes Antlitz und es war unerträglich warm, so warm, dass sie Mittags mehrere Stunden Pause einlegen mussten. Aber es war noch nicht Mittag und so würde Jost noch einige Stunden lang ackern.

Gerade setzte er seine Kiepe mit einer weiteren Ladung vor seinen Meister ab und begann auszuladen, als ihn Ulfried, einer der Altgesellen, an der Schulter pakte und zurück hielt. „Lass mal für´n Augenblick gut sein, Jungchen. Ham grad eh genug. Ackerst dich ja zu schanden. Trink erst mal Schlückchen und atme durch.“ Dankbar nahm Jost den ihm angebotenen Krug mit Dünnbier entgegen und nahm einen tiefen Zug. Das Gebräu war nicht mehr ganz kühl, eher lauwarm und über die Stunden lack geworden. Dennoch tat es unendlich gut. Während er den Krug wieder sinken ließ sah er sich auf der Baustelle um. Den Keller unter dem Südflügel hatten sie mit den Fundamenten als erstes fertig gestellt. Nun arbeiteten sie an den Mauern des Erdgeschosses. Teilweise waren sie schon soweit, dass sie auf ebener Erde nicht mehr weiter Arbeiten konnten, dann wurde die Ziegelmauer mit den Kalksteinblöcken verschalt und die Zimmerleute kamen um Gerüste zu bauen. Soweit waren sie erst an ein paar Stellen. Vom Grundriss unterschied sich das Kloster, oder der Tempel, naja das was auch immer, nicht großartig von anderen Stadtvillen in Gareth. Drei Flügel um einen Hof in der Mitte. Darum dann so einer von den horasichen Laubengängen mit Säulen, wie jetzt alle haben wollten. Aber das war noch Zukunftsmusik. Der Meister hatte ihm mal in der Pause die Pläne gezeigt. Machte sich alles ganz nett aus. Vor allem dieser Tempelraum mit den der großen Statue, die irgendso´n horasicher Bildhauer machen sollte und Fresken sollten da rein kommen, von Schlangen, Füchsen und Einhörnern und von Labyrinthen. Der Rest sollte wohl alles ganz schlicht werden, nur die Bibliothek und ´ne kleine Kapelle ganz oben nicht. Aber deren Pläne hatte der Meister ihm nicht zeigen wollen oder dürfen.

So richtig verstanden hatte er das ohnehin mit dem Kloster nicht. Der Meister hatte ihm gesagt es sei für´n Gott aus dem Horasreich den Sohn von der allwissenden Herrin Hesinde und dem listigen Phex. Das wäre ein ganz kluger Gott, der wie Hesinde das Wissen mag, aber will, dass alle andauernd lernen. Ein Gott für die Gelehrten und Magier halt. Er hatte noch nie davon gehört und in der Praiostagsmesse hatten sie auch noch nie von dem gesprochen. Er hatte auch mal den Geweihten des Ingrimm nach der Messe danach gefragt aber, der hatte nur abgewunken und gemeint, das sei nichts für ihn. Vielleicht konnte er mal einen der hohen Herrschaften, die hier bauen ließen, danach fragen, in der Pause vielleicht. Gerade jetzt konnte er sehen wie die hohe Herrin, die sie bezahlte, mit eine Hesindegeweihten die Fortschritte prüfte. Die beiden waren wohl verwand, so hatte er jedenfalls gehört und beide hatte er auch schon öfter gesehen, wie sie mit dem leitenden Baumeister sprachen und sich herumführen ließen. Diesmal war allerdings noch ein Dritter dabei, ein recht kleiner, jüngere Mann mit blonden Haaren in einer einfachen mausgrauen Robe. Die beiden anderen, schienen ihn herum zu führen und ihm alles zu zeigen. Jedenfalls redeten sie wortreich auf ihn ein, auch wenn Jost kaum etwas verstand.

Ein leichter Klaps auf den Hinterkopf holte Jost in den Arbeitsalltag zurück. Ulfried sah ihn spöttisch von der Seite an. „Nicht träumen Jungchen und vor allem nicht die Hohen Herrschaften anstarren! Jetzt trink noch´n Schluck und dann auf zurück an die Arbeit.“ Jost rieb sich den Hinterkopf. „Du Ulfried, wer ist denn der Mann bei den beiden Damen?“ „Das ist seine Gnaden, der Sohn der hohe Herrin, Edorian heißt der, glaube ich. Für diese grauen Brüder bauen wir das Stift hier. Hab´ nie ganz verstanden was die so machen. Aber jetzt zurück an die Arbeit!“ Wortlos begann Jost seine Kiepe auszuladen. Und packte sie sich dann ächzend wieder auf die Schultern. In etwa zwei Stunden war Mittag, bis dahin hieß es Steine schleppen.