Geschichten:Ein Stift zu Ehre des Göttlichen Nandus - Getane Arbeit

Aus GaretienWiki
Version vom 8. September 2016, 14:29 Uhr von Kristofer (D | B)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Kaiserstadt Gareth, Baustelle des Nanduststifts im Markt Südquartier, 16. Travia 1035 BF

Erschöpft ließ Meister Leonhard den Hammer sinken, nachdem er den letzten schweren Zimmermannsnagel im Eichenholz versenkt hatte. Mit seinem durch lange Jahre der Erfahrung geschulten Blick betrachtete er das Tagwerk, das er und die anderen Zimmerleute seiner Werkstatt heute so ingerimmsgefällig vollbracht hatten. Und ingerimmsgefällig war ihr Werk in der Tat. Der Dachstuhl des Stiftes war tatsächlich ein Meisterstück. Gute zwei Wochen hatte er mit drei Gesellen und zwei Lehrlingen in über zehn Schritt Höhe daran gearbeitet, Tag für Tag feinste waldsteiner Eichenbalken passgenau zusammengefügt und nun war es endlich vollbracht.

Mit einem Seufzen richtete sich Leonhard Trabach, Meister der garether Zunft der Zimmerleute und Küfer, auf. Geschwitzt wie er war fröstelte er ein wenig, denn es war schon Mitte Travia. Die Tage wurden spürbar kürzer und auch kühler. Nicht zuletzt herrschte hier oben eine unangenehmer Wind. Doch Meister Leonhard wollte sich nicht beschweren. Der Herr Efferd hatte es wahrlich gut mit ihnen gemeint. Nur an einem einzigen Tag hatte es geregnet, ansonsten herrschte wundervoll sonniges Herbstwetter. Keine Zehn Schritt von ihm entfernt arbeitete Meister Ignazius, ein Dachdeckermeister aus seiner Zunft, der mit seinen Mädels und Jungs das Eichengerüst mit Ziegeln überdeckte. Die Dachdecker waren in der Zunft nicht so hoch angesehen wie die Zimmerleute, dennoch schätzte er seinen Zunftgenossen. Auch er leistete hervorragende Arbeit, selbst wenn er nicht seine geliebten Holzschindeln benutzte sondern wie in diesem Fall mit teuer importierten horasischen Ziegeln aus gebranntem Steingut arbeitete. Die Bauherrin, Yelinde von Weidenhoff-Karfenck, hatte sich in der Tat nicht lumpen lassen, nur das beste war ihr für ihr Stift gut genug und schnell sollte es gehen. Von nicht ganz fünf Mondläufen hatte die Arbeit begonnen, noch in dieser Woche würde das Stiftsgebäude als solches fertiggestellt sein. Natürlich würde die Innenausgestaltung noch eine Weile dauern. Sie hatte erst vor wenigen Tagen in den schon überdachten Gebäudeteilen begonnen, doch das war nicht seine Baustelle. Für ihn war ein Haus fertig wenn das Dach gedeckt war. Und das würde heute Abend geschehen.

Leonhard wies seine Gesellinnen und Gesellen an das Werkzeug einzusammeln und schlüpfte in seinen teuren Wollmantel. Der mit Schafsfell verbrämte Kragen schmiegte sich sanft an seinen Hals und ein wohliger Schauer durchlief ihn als er langsam wieder warm wurde. Dazu kam die freudige Erregung, die er immer verspürte, wenn er ein großen Auftrag ingerimmsgefällig zu Ende gebracht hatte. Seine Handwerker hatten inzwischen alles zusammen geräumt und sahen ihn erwartungsvoll an. Sie warteten auf Lob und Feierabend und bei Ingerimm sie hatten sich beides verdient. Ja mehr als das. Meister Leonhard räusperte sich und blickte in die Runde: „Gute Arbeit Leute, ab nach Hause, aber nicht auf die faule Haut gelegt! Ich seh euch alle in einer Stunde in Praiostagskluft vorm Zunftlokal. Bringt eure Lieben mit und dann feiern wir die getane Arbeit!“