Geschichten:Ein Held kehrt heim - 8 Tage

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Baronie Brendiltal, Gut Besh hassal Ammay shar (Haus des Herrn der Pferde)

Dramatis Personae



Acht Tage nun waren vergangen. Acht Tage in denen die Nebachoten hauptsächlich Fleisch als Speise geboten haben. Acht Tage in denen die – vor allem (erz)traditionellen – Nebachoten die Speisen möglichst roh verzerrten, denn erst in den ersten 8 Tagen nach der Bestattung würde dann eine Zeit des Fastens anbrechen. Acht Tage würden es dann sein, in denen nicht nur kein Fleisch verspeist werden würde, sondern auch ein jedes geborene Tier fortan unter einem besonderen Schutz stünde, könnte doch hier der Geist des Verstorbenen eingefahren und er als Tier wiedergeboren sein.


Acht Tage waren jedoch bisher vergangen, in denen die Kronenritter, gemeinsam mit den nebachotischen Kriegern, die mit in Albernia waren, Wache bei dem Toten hielten. Acht Tage, in denen – so schien es – besonders jene Krieger Abschied von den Ihren nahmen, ein jeder auf seine Weise. Manch einer besonders in sich gekehrt und nachdenklich, ein anderer wieder ausschweifend, als sei sein letzter Tag angebrochen.

Acht Tage waren es, in denen viele der nebachotischen Trauergäste sich mittels ritueller Tänze – oftmals sogar unter Zuhilfenahme von Weihräuchern – in eine Art Wachtrance versetzten und auch acht Tage waren es, in denen sich die Männer, die Ra’oul nahe standen nicht rasierten, um so die Nähe zum Toten zu symbolisierten.


Heute jedoch, am neunten Tag der Trauer, heute galt es den Toten zu Grabe zu tragen. Praios schien an diesem Tag mit seinem Antlitz Perricum besonders verwöhnen zu wollen, während eine geradezu borongefällige Ruhe über das Land gekommen war.

Das Wehklagen der Weiber war verstummt und die Männer rasierten sich gegenseitig in dazu extra aufgestellten großen Badebecken, um danach – herausgeputzt in die besten und kostbarsten Gewänder gekleidet – ein gemeinsames Mahl zu sich zu nehmen. Diese Traditionen sollte die Gemeinschaft symbolisieren, die man gegenseitig empfand und die einen – auch über den Abschied des Toten hinweg – verband. Gemeinsam sammelte man sich nun zu einem Zug zusammen.

Ganz vorne ritten 9 der 20 Wachen, die in Albernia dabei gewesen waren. Allesamt trugen sie tiefschwarze Gewänder unter ihren nebachotischen Reitermänteln. Die Spitzen ihrer Reiterlanzen blinkten im Scheine von Praios Antlitz und Wappen oder Stammessymbole zierte ihre Schilder. Lediglich ein Streifen blutroten Tuches, umgebunden um einen jeden Arm sowie um den Helm, zeigte etwas Farbe. Die Tücher, die sie über Mund und Nase trugen waren ebenfalls schwarz, allerdings war auf jedes ein silbernes, oder weißes Kreuz genäht. Ihre Rösser trugen allesamt kostbarstes Lederzeug, bestickt mit allerlei Silber- und Bronzeemblemen. Ihnen folgte als Teil der Ehrengarde Ywain ni Niamad, einer der beiden Kronenritter, welchen die Fürstregentin Albernias zu Ehren Ra’ouls gen Perricum gesandt hatte.

Dann kamen schon vier Stichrappen, die gemeinsam eine kostbare Bahre trugen, auf denen Ra’oul von Brendiltal seine letzte Reise antrat. Die Stichrappen trugen neben ihrem versilberten Geschirr auch je einen versilberten Helm, auf denen aufwendig verknotete Farbbändel in schwarz/gold als Zeichen der Familie Beshir’a Danal – der Familie Brendiltal – befestigt waren. Den Stichrappen wiederum folgte Cuanu ui Morfais, ebenso wie Ywain Ritter der albernischen Krone und Freund der Witwe, und diesem wiederum die restlichen zehn, nebachotischen Krieger der Ehrenwache, als eine Art Spiegelbild der vorrangegangenen. Erst dann kamen die Trauernden.

A’urel von Brendiltal, der jüngere Brüder Ra’ouls, ritt diesen voran und sang während des gesamten Zuges ein nebachotisches Klage- und Abschiedslied, das von Ehre, Stolz, Kampf, Tod, Wiedergeburt, dem Zerschmettern von Feinden, aber auch von der Liebe in ihrer traurigsten Form handelte.

Ihm folgten zunächst die männlichen Mitglieder und Kriegerinnen der Familie Brendiltal, allen voran Eslam von Brendiltal, der – gekleidet und gerüstet wie ein Sultan – stolz und mit festem Blick auf seinem treuen Ross in Mitten seines Erben Cayhin von Brendiltal und seiner Schwiegertochter Lyn ni Niamad von Brendiltal saß.

Ihnen folgten die übrigen Mitglieder der Familie, Eslams Schwester Arw’uen von Brendiltal, die normalerweise die Güter in Baburin verwaltete und trotz ihres Alters noch stolz – wie eine Amazone – auf ihrem Ross saß. Dann kam Ra’ouls Schwester Ankara, sowie seine Schwägerin Malina von Niederriet-Bendiltal mit ihrem Sohn Darian, gefolgt von mehreren männlichen Bastarden Eslams. Erst nach ihnen reihten sich die hohen Nebachots, der Mark, der Pulethaner, sowie der übrigen Gäste ein. Auffällig war auch hier, dass besonders bei den Nebachoten nur die Männer, sowie die als Kriegerin angesehenen Frauen sich einreihten. Rimiona von Paligan war – mit einer kleinen Bedeckung - unter ihnen zu sehen, Simold von Pfiffenstock mit samt den Hohen des Stammes der Ammayins, sowie dem Al’Haresh aller Nebachoten und Brinian von Schurr nebst Gesandte der Krek’Awar, Hamardan von Rotfurt der Gizien’Chul, sowie Beyrun Dscherid ibn Haschnabah von denen auf aranischem Gebiet siedelnden Chor’ibins. Ihnen folgten Marnion von Kelsenstein auf Kelsenburg, sowie Cemal von Korbrunn und Al’Arik von Krobrunn, nebst ihren Söhnen und Kriegern der Blutgarde und der Grenzreiter. Auf sie folgte eine lange Reihe weiterer nebachotischer Adliger.


Auch fehlten nicht die Hohen der Baburen, die allesamt ihre Gesandtschaften entsandt hatten. Yendor Limpurg von Gallstein ritt, in Abwesenheit Ugo von Mühlingens, den übrigen Pultehanern voran, unter ihnen Treumunden von Eychgras, Fredo Adersin von Dunkelsfarn, Cyberian Wulfward Blaubinge von Silberblick, Martus-Melchor von Helburg, als Gesandter des Barons von Höllenwall und Irean von Gippelstein, gefolgt von ihren Basiliskenrittern, Silberwölfen und Gardisten, sowie den Kriegern Haselhains unter Führung des Edlen und Kapathan Lascorian Al’Duwar, der jedoch eher ein klägliches Bild ab gab und mit heiseren Hustattacken immer wieder die Stille störte.


Dann kamen die Ritter und Krieger des Bundes der Reshminianer, denen Ra’oul als einer der beiden größten Gönner galt. Aldron von Firunslicht führte die Bundesbrüder des Verstorbenen mit verschlossenem Gesicht an, neben ihm ritt Rondira von Sturmfels, die Baronin von Gluckenhang, dahinter Kian, der Sohn des Edlen von Peirrish, die Ritterin Nedarna von Trollsteigen und zahlreiche weitere Reiter in blau und weiß.

Stolz trabte Leomir von Bügenhobel neben seinem Vater Taradir in jener Gruppe der Reshminianer. Gebeugt vom Alter und den Strapazen der letzten Götterläufe sah Vogt Taradir von Bügenhobel aus müden Augen seinen Sohn von der Seite her an. Schon so lange aus Knoppsberg weg, im Mittelreich unterwegs, aber noch immer so hitzköpfig. Er selbst hatte seinem Sohn nahegelegt, ja genötigt, den Reshminianern beizutreten. Dabei hing Leomir noch sehr viel stärker an dem, was früher Darpatien hiess, als er selbst. Ja, Rommilys war nah, aber doch so fern wie nie zuvor. Den inneren Blick hoffnungsvoll gen Perricum gerichtet trieb er sein Pferd weiter, um mit seinem Sohn Leomir auf gleicher Höhe zu bleiben. Der Trauerzug war eine Gelegenheit ein paar Worte zu wechseln; die Zukunft würde zeigen, wie sich Knoppsberg in der Markgrafschaft zurecht finden wird.


Selbst der Verlobte der Edlen Chaliba von Brendiltal, der Baron Anaxios Illosos von Ochs auf der Viehwiesen, weilte diesem Ereignis bei, obwohl ihre Verbindung noch nicht den Segen Eslams erhalten hatte. Anaxios Ehrgefühl befahl ihm jedoch den schweren Gang nach Brendiltal anzutreten, wohlwissend dass das Verhältnis der Häuser Ochs und Brendiltal einige Differenzen zu überstehen hatte. Begleitet wurde er von seinem Cousin Wolfaran von Ochs und von Sturmfels, der mit einer kleinen Bedeckung reisend, seine Mutter vertrat. Solange sie die Gebote der Gastfreundschaft respektierten, standen sie sogar – obwohl Wolfaran ein Pfortenritter war – unter dem Schutz Eslams von Brendiltal.

Salva Charissa von Bleichenwang war nebst ihrer Schwester, der Boron-Geweihten Alara Madalieb von Bleichenwang, anwesend, sowie die Zornesritter Alfred Beradje von Schwertwacht und Unswin von Keilholz, nebst Gemahlin, Sohn und Knappin. Ersterer führte unter anderem einen prächtigen Reiterschild mit sich, der das Wappen des Ordens des Heiligen Zorns der Göttin Rondra zeigte. Für Überraschung hatte das Erscheinen Wallbrords von Löwenhaupt-Berg auf der Trauerfeier gesorgt, galt der Baron zu Vellberg doch den Nebachoten als alles andere als zugetan. Insbesondere zu dem Hause Brendiltal war das Verhältnis mehr als nur angespannt; viele der Anwesenden erinnerten sich noch gut daran, wie der Baron und der Verstorbene bei der Strafexpedition gegen die Piraten aneinandergeraten waren und sich wegen des irrtümlichen Angriffs von Wallbrords Truppen auf die Ra´ouls beinahe duelliert hätten. Was mochte den eigenwilligen Oberst bloß dazu bewogen haben, dem Gefallenen dergestalt ostentativ die letzte Ehre zu erweisen, nachdem er den Nebachoten all die Jahre zuvor stets aus dem Weg gegangen oder sie schlicht ignoriert hatte?

Die übrigen Frauen – wie z.B. Ra’ouls zweite Schwester Sheena von Brendiltal, sowie Ra’ouls Töchter, jeweils getragen von einer Amme, oder Rashanna von Brendiltal, Chaliba von Brendiltal, Ariana von Pfiffenstock-Ruchin, Maia von Perricum folgten in einigem Abstand dem Trauerzug. Schweigend streuten sie Blütenblätter auf dem gesamten Weg zur Begräbnisstädte, damit der Tote, nach seiner Wiedergeburt, besser den Weg nach Hause finden konnte.