Geschichten:Die Lange Jagd - Jagdschulden

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Die Lange Jagd - Jagdschulden
Auf der Kressenburg, 06.Rahja 1041 BF

Nachdenklich sah der Baron zu, wie das größte Fass Kressenburger Dunklen aus seinem Lager auf den bereitstehenden Wagen verladen wurde. Sein Vetter Ingmar, einer seiner Hausritter, stand neben ihm. Er würde den Wagen begleiten und dafür Sorge tragen, dass das Fass unbeschadet in der Neuen Residenz in Greifenfurt ankam. Immerhin war es nicht irgendeine Abgabe an seine Lehnsherrin, sondern die vom Jagdgericht verhängte Strafe für die bei der Langen Jagd verübten Jagdfrevel. Und niemand sollte ihm nachsagen können, er würde seine Schuld einem der Zwölfen gegenüber nicht erfüllen.

Obschon es nicht in Ardos Natur lag, den Schiedsspruch eines zwölfgöttlichen Geweihten anzuzweifeln, hatte er doch sehr gemischte Gefühle was den Ausgang und die Urteile bei der Langen Jagd anging. Sicherlich war Ardo nicht der größte Jäger vor Firun, doch die Jagdfrevel die ihm die Geweihte des Grimmen Jägers vorgeworfen hatte, konnte er beim besten Willen nicht nachvollziehen. Auf der Beiz hatte er einen Falken der Pfalzgräfin gestellt bekommen, aus dem einfachen Grunde, dass er selbst gar keinen eigenen Jagdfalken besaß. Zweimal hatte das Tier ihm einen Feldhamster angeschleppt, die ihn begleitenden Adligen waren bereits sehr erheitert gewesen, nur um beim dritten Versuch eine Küken führende Auerhenne zu schlagen. Natürlich war das eine Jagdfrevel, aber was konnte Ardo dafür, dass die Pfalzgräfin derart schlecht ausgebildete Falken für die Jagd einsetzte? Der Keilholtzer war sich im Nachhinein fast sicher, dass man ihm extra das schlechteste Tier gegeben hatte, weil er sich nicht für das kaiserliche Jagdlager entschieden hatte. Es war auch genau das Tier, welches die Pfalzgräfin später dem König der Jagd zum Geschenk gemacht hatte. Ardo bezweifelte stark, dass Junker Praiodan viel Freude an dem Tier haben würde.
Der andere Punkt war der kompletten märkischen Jagdgesellschaft zur Last gelegt worden. Auf der Treibjagd des vierten Tages hatten sie mehr Bachen als Frischlinge erlegt, was ihnen von der Firungeweihten ebenfalls als Jagdfrevel ausgelegt worden war. Als ob man während der laufenden Jagd mitzählen würde, wie viele Bachen und Frischlinge man erlegt hat oder wüsste, wie viele die anderen Mitglieder der Treibjagd erlegt hatten! Geschweige denn, dass man im dichten Unterholz hätte zuordnen können, welche Frischlinge zu welcher Bache gehörten!

Wenigstens hatte das anschließende Jagdgericht mit der Pfalzgräfin und der Greifin im Anschluss wohl dieselben Zweifel an der Einordnung der begangenen Jagdfrevel und überstimmte die Firungeweihte, die Ardo eigentlich die Bogenfinger der guten Hand als Buße hatte abtrennen wollen. Ein doppelter Hohn, zumal die so genannten Frevel nicht einmal mit dem Bogen verübt worden waren. So war der Keilholtzer mit einem Fass seines besten Bieres als Strafe davon gekommen, das er seiner Lehnsherrin zu liefern hatte. Das tat der Kressenburger Baron nun auch mit Freuden, hatte die Greifin ihn doch mit ihrem Einfluss im Jagdgericht vor der Verstümmelung durch die Firungeweihte bewahrt. Immerhin, da war sich Ardo sicher, konnte er der Mark und seiner Lehnsherrin besser dienen, wenn er weiterhin in der Lage war sein Schwert zu führen. Dennoch nahm er sich vor, in nächster Zeit an keiner Beizjagd mehr teilzunehmen.


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Texte der Hauptreihe:
6. Rah 1041 BF 08:00:00 Uhr
Jagdschulden


Kapitel 1

Autor: Keilholtz