Geschichten:Die Hörner der Trollberger erklingen

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Es hatte eine Weile gedauert, bis sich der Zug formiert hatte, der an diesem Tag das relativ kurze Stück von Salcaprea um den Fehdehaag herum nach Rashia'hal einschlug. Vorweg ritt in blinkendem Kettenhemd unter schwarzem Überwurf mit dem firunslichter Tannenwappen der Landvogt vom Arvepass. Stoisch ertrug er die Hitze des warmen Sommertages, doch einige kleine Schweißperlen hatten sich auf seine Stirn gestohlen und wurden nur langsam von der schwachen Brise getrocknet, die ihm durch die mit ersten grauen Strähnen gezierten Haare fuhr.

"Deine Freundschaft zu der Dame Janiha scheint sich auszuzahlen." Aldron lehnte sich etwas zu seiner Gattin hinüber. Da er nur leise raunte, und diese Worte keinesfalls für andere als ihre Ohren bestimmt waren, gestattete er sich die wenig förmliche Anrede der Edlen Salcapreas, die in einem sommerlichen Reitkleid auf ihrer Stute saß, den Köcher und ihren kostbaren Bogen wie immer am Sattel. "Das Acar sein Mißtrauen langsam zu vergessen scheint, verdanken wir euch beiden." Leodane lächelte, erwiderte aber nichts. Entzückt hatte sie festgestellt, dass ihre Nachbarin einige Interessen mit ihr teilte und noch dazu wohl einen großen Einfluß auf ihren ungestümen Gemahl hatte.

Hinter den beiden ritten eben jener prächtig gewandete Acar al-Rik, der den Reichtum seiner Edlenherrschaft Peirrish gleich einem mhanadischen Potentat zur Schau stellte, und seine Janiha , die auch in ihrem Alter noch immer einem Tulamidenmärchen entstiegen schien mit ihrem Kontrast aus Blondhaar und Seidenschleier. An Acars Sattel hing zwar wie gewohnt sein schwerer Säbel, aber er hatte auf eine Rüstung verzichtet. Wer seine von gutem Essen zeugende Leibesfülle in Betracht zog, konnte auch zum Schluß kommen, dass der Veteran noch andere Gründe dafür hatte außer dem Wetter allein.

In Zweierpaarungen folgten daraufhin allerdings acht Reiter in voller Wappnung: Zuerst der Sohn Acars, Kian Ramin von Peirrish, ein stattlicher junger Krieger, dessen wohlgestalte Züge sein gemischtes Blut verrieten. Neben ihm ritt der kampferfahrene Edle Reto von Binsböckel zu Hagenshain , der seine weiße Mähne offen auf die Schulter seines Harnisches fallen ließ. Hinter den beiden wiederum folgten Marbert von Golinwarf und Nedarna von Trollsteige, gestandene Ritter raulscher Abstammung mit Land in der Matlakurah. Letztere war erst vor Kurzem bestallt worden, nachdem der ganze Landstrich an Aldron zum Lehen gegeben ward.

Einen größeren Kontrast als die beiden Reiter hinter ihnen bot der ganze Zug nicht: Es schien, als hätten sich Licht und Schatten zusammengefunden. Neben Burcanon Hellrain in seiner strahlenden Rüstung mit den Messingbeschlägen an der Seite und dem Überwurf in der Farbe des Bannstrahl Praios' ritt in ihrem deutlich gebrauchtem und an vielen Stellen matten Harnisch Talvia vom Turm. Während er schweigend den sonnigen Tag genoß und auch nicht schwitzte, sah sie finster aus ihrem deutlich gerötetem Gesicht. Ihre übliche Schwermut steigerte sich heute zu schlechter Laune.

Der Knappe Aldrons, Jarin Leomar von Birkenbruch, unterhielt sich angeregt mit dem gleichaltrigem Sohn seines Knappenvaters, der aus dem Zwerchschen für einige Wochen auf Besuch war. Beide junge Männer sollten im nächsten Jahr ihre Schwertleite erhalten, doch an Neuigkeiten aus der Heimat war auch ein angehender Ritter interessiert und Oswin erzählte Geduldig, wie es um die Geschicke der Traviamark und des Landvogtes von Zwerch stand.

Auffällig war, das neben dem Landvogt auch viele seiner Ritter über der Rüstung eine blaue Bauchbinde trugen, wie man es Kian von Peirrish dank seines tulamidischen Erbes noch zugestehen hätte können. Doch bei den Raulschen sah der Schmuck südländischer Art fremd aus.

Hinter den Herrschaften folgte ein Tross mit allerlei Dienstvolk. Die Zofen Leodanes und Janihas saßen auf Pferden, ebenso die jüngeren Knappen und Pagen der Ritter. Auf Lasttieren wurde allerei Gepäck mitgeführt: Geschenke für das Brautpaar, Weinschläuche, Kleidung, aber auch Lanzen, schwere Turnierharnische, Schilde und Waffen - selbst die Treiber rätselten, was nicht noch alles sich dort verbarg und beäugten mißtrauisch die Garde aus Einheimischen, die der Edle von Hagenshain aus den Bergen mitgebracht hatte. Die Bergsiedler boten mit ihren geschulterten Äxten, Speeren oder Hämmern einen wehrhaften Eindruck, hatten sich die Schnürungen ihrer Wollhemden weit aufgenestelt und die Umhangdecken schärpengleich um die Schulter drapiert. Sie tranken und scherzten in einem fort, doch kaum jemand der anderen verstand ihren urtümlichen Dialekt des Garethi.

Als Rashia'Hal nicht mehr fern war, waren es aber auch ihre Signalhörner, die mit langgezogenem, klagendem Tuten die Ankunft ankündigten. Die sechs berittenen Wachen im Kettenhemd und den Farben Aldrons setzten sich als Ehrengarde an die Spitze und einer der Bergbewohner begann, auf seinem Pfeifenbalg zu spielen, kurz bevor man die Stätte der Feier erreichte.