Geschichten:Der Stachel des Mantikors - Neun Leben: Unterschied zwischen den Versionen

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 1: Zeile 1:
Die Wunden hatten aufgehört zu Bluten, so dass er es wohl überleben
+
Die
würde. Wieder einmal hatte sein Herr ihn nicht zu sich gerufen. Schon
 
dreimal war er davor dem Tode näher gewesen als dem Leben, und doch
 
wandelte er immer noch auf Deren. Der blutige Schnitter schien seine
 
Hand über ich zu halten, als ob er damit noch etwas bezwecken würde. Er
 
war nahezu bewußtlos, konnte sich weder sprechen noch sehen, geschweige
 
denn, dass er zu irgendeiner Regung in der Lage gewesen wäre. Dennoch
 
bekam er alles mit, was um ihn herum gesprochen wurde und geschah.
 
 
 
“Verfluchter Mist”, schimpfte Cern, während er den reglosen Körper aus
 
der hohen Halle von Burg Greifenklaue zerrte, in der seine Schwester
 
Sinya Phexiane dem Korgeweihten ihr Rapier durch die Brust gestoßen
 
hatte. Sein Schwager, Baron Wulf, lag nunmehr in seinem eigenen Blut
 
auf dem Boden der Halle. Einen Diener, der erschrocken den Gang entlang
 
gekommen war, um den zuvor gewünschten Wein zu bringen, hatte er
 
umgehend nach einem Medicus geschickt, der Wulf wohl besser helfen
 
konnte, wenn ihm überhaupt noch zu helfen war. Und er wußte auch, dass
 
es besser war, Sinya in diesem Augenblick allein zu lassen. Es lag nun
 
an ihm, dass – auch im schlimmsten aller Fälle – die Ordnung auf der
 
Burg wieder hergestellt wurde und erhalten blieb. Was mit diesem
 
Blutpfaffen passierte, war ihm herzlich egal; seinetwegen konnte er
 
ruhig zu Boron fahren, doch Cern wollte sich nicht die Hände schmutzig
 
machen.
 
 
 
Überrascht stellte er fest, dass die Blutströme versiegt waren und der
 
Lebenssaft noch immer durch die Adern des Geweihten floß. Konnte jemand
 
einen solchen Stich überleben? Dennoch, tot oder lebendig, der Fremde
 
mußte aus der Burg, und zwar sofort. Selbst im Kerker wollte er ihn
 
hier nicht haben. Doch wohin mit ihm?
 
 
 
Plötzlich kam ihm eine Idee: Das Ordenshaus! Seit der OZR es abgelehnt
 
hatte, die eigens dafür errichteten Gebäude zu beziehen, stand das Haus
 
leer, und daran schien sich auch in nächster Zeit nichts zu ändern. Oh,
 
wie er Mühlingen verfluchte! Dieser verdammte Aufstand hatte dem reich
 
letzten Endes nichts als Ärger eingebracht, und auf Uslenried schien es
 
das Schicksal seither ganz besonders abgesehen zu haben. Dennoch, das
 
Jammern und Wehklagen nutzte nichts, es hieß handeln. Offenbar hatten
 
sich die Ereignisse schon in der Burg herumgesprochen, den schon
 
stürmte eine knappe Handvoll Soldaten die Treppe hinauf, die Schwerter
 
in den Händen. Als sie jedoch ihren Hauptmann im Gang stehen sahen,
 
hielten Sie inne und blickten ihn fragend an.
 
 
 
“Der Baron...”, fragte einer zögernd, “ist er... tot?”
 
 
 
“Ich weiß es nicht”, antwortete der Hauptmann, “und im Augenblick
 
spielt es auch keine Rolle. Wir müssen diesen hier aus der Burg
 
schaffen, das allein zählt im Augenblick.” Er zeigte auf den leblosen
 
Körper.
 
 
 
“Er bringt Unglück”, murmelte einer der Soldaten und schlug das Zeichen
 
des Fuchses.
 
 
 
“Das ist wohl war, deshalb muß er verschwinden. Doch er will ein
 
Geweihter sein, also müssen wir ihn auch wie einen solchen behandeln.
 
Bringt ihn ins Ordenshaus”, befahl er seinen Untergebenen. “Jarek, lauf
 
zu Datierlich und hol‘ den Schlüssel. Ihr anderen besorgt ein Brett,
 
eine Bahre oder was auch immer und schafft ihn dort hinunter. Legt ihn
 
in das kleinste Zimmer und verriegelt die Läden, auch von außen. Mehr
 
denn eine Decke wird er nicht brauchen. Seine Habe lagert ihr in einem
 
anderen Raum, und untersucht ihn nach versteckten Waffen. Zwei Mann
 
Bewachung vor der Tür, zwei weitere im Haus, rund um die Uhr. Einen
 
Krug Wasser, ein halbes Brot am Tag, vielleicht auch etwas Käse oder
 
einen Apfel, mehr nicht. Er gilt als Gefangener. Verstanden?”
 
 
 
“Zu Befehl, Hauptmann!” klang es aus vier Kehlen.
 
 
 
“Und vergeßt nicht sein Pferd!” rief er ihnen über die Schulter noch
 
zu, als er die Tür öffnete und auf die Treppe hinaustrat. Es gab da
 
noch etwas, was er klären mußte...
 
  
 
{{Geschichtsleiste
 
{{Geschichtsleiste

Version vom 1. Juli 2009, 16:40 Uhr