Geschichten:Der Kaltensporn - Verschnupfte Genehmigung

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»Herr von Rathsamshausen?« Die Soldatin grüßte militärisch, als sie die Stube des Burgvogtes im ›Kleinen Alrik‹ betrat, wie man den gedrungenen Turm mit seinen gigantischen Mauern nannte, der die Ostflanke der Burg Rudes Schild stützte,

»Hm?« Illehardt von Rathsamshausen drehte den Kopf nicht mehr als nötig vom flackernden Feuer in seinem Kamin fort. Er hatte sich in eine dicke Decke gehüllt, die Stiefel auf einen Schemel vor das Feuer gelegt, eine wollene Mütze auf dem Haupt und süffelte schon den ganzen Tag einen steifen Grog, auf den der irre Thorwaler von den ›Kronenputzern‹ so schwor. Rathsamshausen war sich nicht sicher, ob nicht doch Katzenblut für die trübe Färbung der Plörre verantwortlich war. Dass es Terekas Fusel war, der dem Grog die Umdrehungen bescherte, wusste er hingegen. Die eigenwillige Hauptfrau hatte die ungenutzte Küche im Schwertfegerhaus zu einer veritablen Schnapsbrennerei umfunktioniert. Illehardt von Rathsamshausen, derzeit Herr der kaiserlichen Burg und Stellvertreter des Pfalzgrafen wie auch des Obristen, wurde schon seit Tagen von dieser fiesen Erkältung gemartert. Niesen, Schnupfen, Husten, Gliederschmerzen … die ganze Litanei. Seine Laune hatte darob nicht die notwendige Höhe.

»Dieses Schreiben kommt vom Hof der Burggräfin. Ihr Seneschall hat es gesiegelt.«

»Was steht drin?«, krächzte Rathsamshausen.

»Ich weiß es nicht, Ich kann doch das Siegel nicht …«

»Papperlapapp. Aufbrechen, rapido.« Rathsamshausen hatte sich noch keinen Zoll aus seiner Decke gewickelt. Beide Arme steckten noch drunter. »Und?«

»Soll ich es vorlesen? Ich bin da nicht so gut drin«, druckste die Soldatin. Rathsamshausen musterte sie kurz: stämmig, kräftig, üppig, aber zu blond und zu alt für seinen Geschmack. Eher was für die Schwarzenberg.

»Nein, halt mir den Schrieb hin.« Die Soldatin tat, wie ihr geheißen, und hielt Rathsamshausen in ungemütlicher Pose das Pergament vor die Nase. Der las angestrengt.

»Was wollen die? Geschraubter Kokolores! Schick mir mal den Regimentsschreiber, der soll mir einen Schrieb für den Alten fertig machen.«

»Jawohl, Herr Hauptmann!« Die Soldatin machte Kehrtum und marschierte nach draußen. Wenig später kam der Regimentsschreiber, ein kräftiger Riese von zwei Schritt Länge und dem Gewicht von drei Zentnern. Zwei Schreiben setzte er auf. Ein knappes an den Pfalzgrafen, um ihn zu informieren, dass demnächst Burggräfliche sich beim Ochsennaß herumtreiben würden. Und eines an den Seneschall der Burggräfin.

Herrn Voltan von Heiterfeld,

Seneschall etc. etc. pp,
 
 
 
 
Genehmigung erteilt von jetzund bis an den 15. Tsa. Fürdere Genehmigung erbeten sowie Rapport auf Rudes Schild daselbst.
 
 
 
 
Zeichen der Pfalzgrafschaft
des Marschalls Adjutant

Illehardt von Rathsamshausen