Geschichten:Der Götter Werk und Yolandes Beitrag – Lehrstunden (Erster Teil)

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Schloss Dryadenstein, 10. Ingerimm 1042, am Mittag

„Du also bist...?“, Helidora von Pranteln musterte das Mädchen vor ihr aufmerksam während sie sie umrundete. Der kostbare Stoff ihres Kleides raschelte leise. „Wie heißt Du noch gleich?“

Nella“, hob das Kind verunsichert an. In dieser Umgebung fühlte sie sich sichtlich nicht wohl. „Ich heiße Nella.“

„Was für ein provinzieller Name“, seufzte die Edle da und rollte mit den Augen, „So unglaublich provinziell und dann auch noch so... gewöhnlich. Schrecklich!“

Das Mädchen schwieg.

„Nun, Nella“, fuhr die Edle fort, „Bei mir wirst Du höfisches Benehmen lernen. Danach wirst Du Dich bei Hofe zu benehmen wissen, wie kaum eine andere. Es wird keine Situation mehr geben, in denen Du nicht weißt, was zu tun sein wird und keiner, wirklich keiner, wird es schaffen, Dich so leicht aus der Fassung zu bringen.“

Mit ihren großen tiefbraunen Augen schaute Nella die Adelige an, die nun endlich aufhörte um das Mädchen zu kreisen und stehen blieb.

„Ich denke, ich kann aus Dir eine durchaus ansehnliche Hofdame machen. Bemerkenswert hübsche braune Augen hast Du ja.“

„Und Ihr habt ein hübsches Kleid, Euer Wohlgeboren“, erwiderte Nella geschmeichelt.

Das zauberte der Edlen ein Lächeln auf ihr Gesicht: „Ich sehe, Hesinde hat Dich mit einem wachen Verstand beschenkt, obgleich Du nur in der Provinz groß geworden bist...“

Wieder schwieg Nella.

„Mit dem Offensichtlichen werden wir beginnen: Der Begrüßung“, sie entfernte sich einige Schritte von dem Mädchen und ließ sich ein Glas Wein reichen, „Nun, wie begrüßt man sich unter Adeligen?“

„Ähm“, machte Nella da etwas ratlos und kratzte sich nachdenklich am Kopf, „Den Zwölfen zum Gruße. Ich bin Nella. Wer seid Ihr?“

„Nein“, Helidora seufzte schwer, „Ich zeige es Dir.“ Und mit ihrem Glas Wein in der Hand hob sie zu einer grazilen Verbeugung an und stellte sich vor: „Die Zwölfe mit Euch. Helidora von Pranteln, Edle auf den Vulperauen. Jetzt Du.“

Das Mädchen guckte verdutzt auf den langen Rock der Edlen. Diese seufzte daraufhin erneut, ließ sich das Glas abnehmen, zog ihren Rock elegant bis zu ihren Unterschenkel nach oben, stellte dabei ihre weißen Seidenstrümpfe zur schau und verbeugte sich erneut. „So“, sagte sie. Erneut wurde ihr das Glas Wein gereiche. „Jetzt aber Du.“

So übte Nella also das Knicksten. Und sie übte lange, denn die Edle hatte immer etwas an ihrem Knicks auszusetzen und trank dabei unzählige Gläser Wein. Als sie dann endlich mit ihrem Knicks zufrieden war, musste das Mädchen dann auch noch die Arme dazu zubewegen und zwar elegant. Das war vielleicht schwierig und verlangte Nella nur noch mehr ab. Irgendwann jedoch – ihre Lehrmeisterin war noch weit davon entfernt zufrieden zu sein – ließ sie es beruhen und forderte dad Mädchen nun auf: „Und nun stell dich dabei vor!“

Also hob Nella zu einem feinen Knicks an und sagte: „Die Zwölfe mit Euch. Ich bin Nella, einfach nur Nella.“

Da lachte die Edle herzlich: „Ich habe ganz vergessen wie amüsant ihr Provinziellen sein könnt...“