Geschichten:Das neue Haselhain - Die Baronin III

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Festung Haselhain, Ende Peraine 1040 BF

"Mein liebster Bruder, mein Blut, mein Fleisch, mein wildpochend Herz in anderer Brust - versprich mir das du auf ihn Acht gibst.", die Baronsgemahlin von Haselhain wirkte nicht flehend, mehr verpackte sie eine Anweisung hinter einer blumigen Bitte, das kannte er nicht anders von ihr.

"Schwester, Marolum, nichts anderes ist meine Aufgabe, welch Ehre mir der Baron überantwortete.", Rashid löste sich aus ihrem Griff und nahm Haltung an.

"Hör auf dich hinter großen Worten der Ehre zu verstecken, Rashid, ich weiß du bist hier immer noch nicht angekommen, dieser Barbar in Sebarin hat dich vom Blute trinken lassen und seitdem dürstet es dich stets danach und der Durst danach lässt dich nicht erkennen was dein Herr hier tut.", nicht nur belehrend wirkte sie, aus ihr sprach Sorge und Tadel zugleich, während sie sich ihren erneut gerundeten Bauch hielt.

"Was dieser...Baron hier tut ist mir gleich, mir obliegt allein sein Schutz, dein Schutz, Schwester, wärest du nicht an seiner Seite würde es ihm noch schwerer fallen hier und ich wäre nicht hier. Er ist keiner von uns.", als könnte ihn jemand bei dieser Aussage ertappen warf der Hauptmann einen flüchtigen Blick um sich und schallte sich dann einen Narren, so vor seiner Schwester, der Gemahlin des Barons gesprochen zu haben.

Diese überging das Gesagte einfach, sie kannte ihren Bruder besser als er sich selbst. Sie wusste, dass dieser dieses Gewäsch, das hier so viele von sich gaben, trotz oder gerade wegen der letzten Ereignisse, nicht glaubte. Er war nie einer dieser starrhalsigen Korjünger gewesen und daran hatte auch der Korbrunner nichts geändert, nur ihrer beider Schwester hatte dieser den Verstand geraubt. Stattdessen warf sie ihm einen vielsagenden Blick zu, wie ihn nur eine kleine, fuchsschlaue Schwester ihrem älteren Bruder angedeihen lassen konnte. Rashid senkte daraufhin beschämt den Kopf, sie beide waren die einzigen übrig gebliebenen Geschwister, die noch bei Verstand oder am Leben waren - sie mussten zusammen halten. Fatime strich dem Beschämten zärtlich über die Wange: "Mein geliebter Bruder, Stolz meiner Familie, ich kenne dein großes Wesen, dein hochedles Gemüt und deine anmutigen Züge. Ich weiß du wirst ihm Wall und Wehr sein und das nicht nur um meiner Willen. Dein Marben versteht uns alle vielleicht besser als es sich viele vermeinen, er belebt alte Geister, die viele schon längst in Blut ertränkt haben. Und Blut soll auch ihn ertränken, die die ihn fallen sehen wollen sind noch nicht verstummt, auch wenn ihnen vermeintlich das Zwihaupt abgeschlagen wurde. Und vergiss nicht - diese wollten meinen Kashgar, deinen Neffen, ebenso das edle Blut rauben, das auch dein Blut ist."

Rashid sah seiner ungewöhnlichen Schwester in die Augen, vorbei an ihrer seltsamen Hautzeichnung und horchte ihrer einnehmenden Stimme, die es verstand Menschen in ihren Bann zu ziehen. "Hörst du, Rashid, er ist nun auch dein Blut. Und du wirst ihn auf seiner Reise zu diesem Korgond, welches auch in unseren alten Geschichten seinen Platz hat, begleiten. Diese Geschichten sind lebendig und sprechen fortwährend mit uns, verstehst du, Geschichten werden niemals auf die selbe Weise erzählt, sie verändern sich unaufhaltsam und wir werden Teil von ihnen. Dein Marben, der mich in aller Größe erkannt hat, er hat das gesehen, er lebt die Geschichte und lässt die Geschichte nicht ihn leben. Die Geschichte ruft ihn dazu auf ein Teil von ihr zu sein. Sie ruft auch uns, aber viele verstehen den Lauf der Geschichte nicht und wollen sie immer wieder auf die selbe Weise erzählt wissen, doch das schmerzt die Seele der Erzählung. Diese sind es welche es nach Blut trachtet und Blut sollen sie bekommen, wenn sie den meinen zu nahe treten, durch meine geliebte Hand, durch dich, mein Bruder."

Rashid nickte, er wusste ebenso wie es um die Beliebtheit des Barons stand nach der Sache mit dem Familienoberhaupt und dem Kastellan, die jetzt zur Belustigung aller und zum Spott ihrer Taten kopfüber an der Ostmauer hängen und ihre Verfehlungen beklagen mussten. Der Baron hatte zwar seine Macht demonstriert, aber die Leute verstanden ihn nicht. Nichtmal weil er ein garetischer Gockel war, nein, weil er anscheinend gar keine Heimat kannte, er war nicht berechenbar und das bereitete vielen Unbehagen. Doch wenn man all dies einmal bei Seite ließ, konnte Rashid tatsächlich nichts an dem Baron finden was dem "Palast der edlen Ammayin", so die Übersetzung "Haselhains", fehl tat. Mit verräterischen Elementen wie denen die nun an der Mauer hingen wären andere nicht weniger zimperlich umgegangen, wenn auch die Art der Strafe vom asurden Humor des Barons zeugten, der gerade das einizige war, was Rashid wirklich aufstieß, Humor, wenn man das so nennen konnte. Das war nicht einmal die Raulsche Seite an ihm, auch diese verstanden den beißenden Spott des Barons nicht.
Rashid musste sich eingestehen, dass seine Schwester Recht hatte, wie so oft. Er würde sich von der Geschichte leiten lassen, sie würde nie wieder so erzählt werden, ob er sich nun dagegen stemmte oder nicht. Und wenn er sich seine Schwester so betrachtete stand ihr die Baronin gut zu Gesicht, selbst wenn sich der Gockel eines Tages selber spotten würde, würde sie dem Land ihrer beider Ahnen ein Geschenk sein. Ein Geschenk, das diejenigen seines Volkes die sich ihren vermeintlichen Traditionen am nächsten sahen niemals anerkennen würden, schon allein deshalb kämpften der Baron und seine Schwester einen Kampf der es wert war. Und was war er anderes - er war ein Kämpfer, er würde sich nicht feige abwenden, er würde dort stehen wo er gebraucht wurde - er war der erste Reiter Haselhain, das Land das den seinen ein Geschenk machte, das Geschenk einer neuen Geschichte.

Er verbeugte sich tief vor seiner herrschaftlichen Schwester - seiner Baronin - die ihm wissend zulächelte und ihm zu verstehen gab dass er sich nun entfernen könne um alles für die Reise vorzubereiten.