Geschichten:Das Lied vom Feyderich: Unterschied zwischen den Versionen

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|Titel=Das Lied vom Feyderich
 
|Titel=Das Lied vom Feyderich

Aktuelle Version vom 17. August 2015, 17:18 Uhr

Eisingen, Phex 1037

Das Abendessen war abgetragen und Alyssea von Steinfelde gab der Magd Berlinde noch ein paar Anweisungen für den nächsten Tag. Da kletterte die kleine Diemut auf die Bank neben ihr und krähte: „Diemu hopphopp.“

Das war das neueste Spiel, das Praioswin sich für sie ausgedacht hatte. Wenn sich ein Erwachsener auf das eine Ende setzte, wippte das andere Ende der Bank mit dem Kind ein Stück nach oben und sorgte für Juchzer und freudiges Gekicher und je öfter und schneller die Übung wiederholt wurde, desto besser. Schon saß ihre Tochter wie eine stolze Reiterin da und blickte erwartungsvoll in ihre Richtung. Doch Alyssea schüttelte müde den Kopf: „Nein, jetzt nicht.“

„Will aber!“, die Kleine zog einen Schmollmund.

„Und ich habe gesagt: Nein.“

„Will, will!“, Diemut begann nun selbst, mit ihren dünnen Ärmchen an dem Sitzbrett zu ruckeln und vor und zurück zu rutschen.

„Zum letzten Mal: Nein!“

Sie reckte ihr Kinn trotzig vor: „Mama mein!“

„Ich bin also gemein? Du hast ja keine Ahnung, Mütchen“, Alyssea strich ihrer Tochter über den Kopf, „Komm, ich bring dich ins Bett.“

Diemut verschränkte die Arme „Nich lafen! Will hopphopp.“

„Wie wär’s wenn ich dir noch etwas vorsinge?“, der Aussicht auf Lieder und Geschichten konnte ihre Tochter kaum wiederstehen, egal ob passend oder nicht. Ihren Schwager hatte sie darum bei seinem letzten Besuch direkt vor die Türe gesetzt, als der in Diemuts Gegenwart einen seiner unflätigen und sittenlosen Gesänge angestimmt hatte.

Der Schmollmund verschwand im Nu: „Vom Feidich?“

„Ja, wenn du willst, sing ich dir auch vom Feyderich“, Alyssea stand auf und nahm die Kleine an der Hand.

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I.
Feydrich der Jäger zog durch den dunklen Wald.
Ein grausig’s Brüllen weit durch die Gegend schallt.
Er pirscht sich an ganz leise, und erspäht gar bald
Ein Ungeheuer, ein Schwarzbär von Gestalt.

II.
Glühenden Kohlen gleich glimmt sein Augenlicht.
Mit stählernen Krallen es jede Wehr durchbricht.
Mit Zähnen scharf wie Dolchen - weh dem, den es erwischt! -
Hält dieses Untier ein grausam Blutgericht.

III.
Mit wildem Wüten verbreitet’s Schmerz und Pein,
bedrängt alle Tiere; Hirsch, Fink und wildes Schwein.
Die bitten flehend: „Feydrich, musst unser Held nun sein.
Vertreib doch das Untier! - Nur du kannst das allein."

IV.
Mit bangem Herzen spannt der den Bogen an.
Dann trifft den Bären dreimal der Jägersmann.
Erst todwund hält das Untier ein im bösen Wahn.
Feydrich sei Dank! - gebrochen ist der Bann.

V.
Der Wald erstrahlt wie in Lenzens hellem Schein,
Jubelnd heimkehren die Tiere groß und klein.
Der Igelkönig selber stimmt in den Jubel ein:
"Du sollst der Hüter all meiner Länder sein!"