Geschichten:Düstere Schatten - Ledrige Schwingen

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In den Heidehügeln südlich von Karghyde in Nardesfeld, Greifenfurt

Nach dem Viehumtrieb saßen die Schäfer und Hirten beisammen am abendlichen Feuer. Alle hatten ihr karges Mahl aus Brot und hartem Schafskäse mit ein wenig Ziegenmilch heruntergespült. Anstrengend war es gewesen, die Tiere weiter nach Süden zu treiben. Immer wieder waren sie auseinander gestoben und wollten in andere Richtungen ausbrechen. Schließlich hatten sie Sylla, eine junge Schäferin, mit einem langen Stecken nach vorn geschickt, um die Trittfestigkeit des Bodens zu prüfen. Man wollte ja keines der Lämmer an das Moor verlieren. Immerhin waren die Schafe und Ziegen ihr wertvollstes Gut! "So was wie heute hab ich noch nicht erlebt." Der alte Bern grummelte in seinen inzwischen licht und grau gewordenen Bart. "Man könnt' fast glauben, die Viecher hätten was gegen diese Gegend." Sein Sohn Praiorik schaute zu seinem Vater im dämmernden Licht. "Ja, aber der Steinwald ist nicht mehr weit." "Der Steinwald, hm. Sonst sind wir aber auch immer hier gewesen und die Biester haben sich nicht dran gestört. Warum sollten sie das jetzt tun? Wir gehen ja nicht rein."

"Alrik meinte, da war neulich ein merkwürdiger Schatten. Der flog über ihn weg. Vielleicht hat sich ja was im Wald eingenistet." "Der Alrik? Da muss doch bloß ein Hund niesen und er versteckt sich hinter dem Rockzipfel seiner Frau! War schon immer ein Schisser, schon als Kind. Hat sich vor einem schwarzen Hahn gefürchtet, der ein paar Tage verschwunden war. Meinte was von Kröteneiern oder so." "Der Franbold hat aber auch gesagt, dass er neulich was gehört habe", mischte sich die junge Sylla ein. "Ein großer Vogel oder so. Aber die Flügelschläge klangen wie eine zu groß geratene Fledermaus!"

Bern schnaubte. "Fledermäuse hört man nicht! So ein Blödsinn. Der hat doch selber Fledermäuse zwischen den Ohren. Wenn ihr was Schauriges wollt, müsst ihr schon ins Moor hinaus, um eine Hexe zu finden. Und nun Schluss mit diesen Schauermären. Die Sonne wartet morgen nicht auf uns. Also ab in die Decken." Blicke wanderten hin und her, immer wieder in Richtung des Moores, hinter dem sich schon der Steinwald andeutete. Doch legten sich die nieder, die gerade keine Wache hatten. Die Wolken waren schwer und dicht und kündigten Regen an. Die Sterne waren völlig verhangen und nicht einmal das Licht des Madamals schaffte es, durch diese dunklen Berge am Himmel zu dringen.

Tief in der Nacht hörte man einen Schrei. Es war ein unmenschlicher Schrei, der nicht in diese Welt gehörte. Alle waren wach und schauten in die tintenschwarze Nacht. Niemand konnte etwas sehen. Weit über ihnen schlugen Flügel. "Hört ihr das auch? Das klingt wie... ledrige Schwingen?"