Geschichten:Briefe aus Khunchom - Träume aus der Vergangenheit

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An Seine Hochgeboren Nimmgalf von Hirschfurten


Baron von Hirschfurten
 
 
 
 
Werter Freund!

Wie geht es Dir? Mir geht es gut. So gut es halt einem Menschen geht, der sich durch unberechtigte und üble Verleumdungen um die glorreichen Früchte seiner aufopferungsvollen und selbstlosen Dienerschaft für das Reich betrogen sieht.

Ich möchte nicht langweilen mit den Details meiner unwürdigen ersten Tage in dieser schrecklichen Stadt, die von den Göttern nur in größtem Abscheu ausgespeit worden sein kann! Ich habe nie häßlichere Menschen gesehen, üblere Gerüche gerochen und widerwärtigere Anblicke ertragen müssen wie seit meiner Ankunft in Khunchom! Wie wenig Erziehung doch die Tulamiden besitzen. Man wundert sich nicht darüber, dass unsere Vorfahren aus dem Güldenland, zu deren überlegenem Geschlechte man den Mittelreicher wohl zählen muss, dieses rückständige Volk voller Unarten und Minderwertigkeit in kürzester Zeit unterwerfen konnte. Wie klar steht mir nun jeden Tag vor Augen, wie gut und gerecht es von der Herrin Rondra gewesen ist, ihr verderbtes Volk der Nebachoten, die ja auch nichts anderes sind als dreckige Tulamiden, für das wahrlich großartige und fähigere Volk der Bosparianer aufzugeben.

Ich will nicht von dem Essen schreiben, dass ich hier zu mir nehmen muss. Jeder Bettler in der dreckigsten Gosse im Garether Sonnenquartier würde sich voller Ekel abwenden und lieber einen ruhmvollen Hungertod sterben, als diesen widerlichen Fraß vertilgen zu müssen! Ich will auch nicht von meiner unwürdigen und herabsetzenden Unterkunft in einem nach verfaulendem Fisch stinkenden Etablissement am Hafen berichten, befürchte ich doch Deine einfühlsame Phantasie zu sehr zu beflügeln und mit dem schrecklichen Juckreiz anzustecken, der mich seit meiner Ankunft in diesem Niederhöllenloch plagt!

Warnen will ich lieber, vor der Hinterlist des üblen Paligans! Traue ihm nicht, der falschen Elster, die sich neben den blinkenden Kaiserkronjuwelen niedergelassen hat und nur auf die nächstbeste Gelegenheit wartet, damit heim in seine Heimat Al‘Anfa, in die Pestbeule Aventuriens, zu fliehen. Aber das erst, nachdem er das Reich, die Kaiserin und einen jeden einzelnen aufrechten und götterfürchtigen Adligen des Mittelreiches in den Dreck und ins tiefste Elend gestoßen hat. Paligan kann auf die Hilfe der verderbtesten Kreaturen im Reiche zurückgreifen, willenlose Speichellecker und rückgratlose Mörder. Ich bin sehr sicher, dass hinter der üblen Verleumdung meiner unschuldigen Person niemand anderes steckt als der abgrundtief böse und die Götter insgeheim hassende Malepartus von Helburg.

Oh, weh! Wenn ich nur an diesen Hundsfott denke, dreht sich mir mein Magen um. Keine Intrige hat dieses dreckige Balg einer geschlechtskranken Ogerin ausgelassen, um meinen tadellosen und guten Namen in den Dreck zu ziehen und meine Reputation zu zerstören. Als Ehrenmann hat man keine Chance gegen solch Verderbtheit, Nimmgalf! Ich warne Dich eindringlich vor den Machenschaften dieses fiesen Goblins, traue ihm keine zwölf Schritt. Verhindere, dass dieser missratene Höllenhund an wichtige Ämter gelangt oder zu einem Vertrauten der Krone geadelt wird. Nur Hinterlist und Verrat schlägt in dem Herz dieser Natter, und wenn er es vermag, dann wird er das gesamte Reich zu seinem eigenem Vorteil in die Verdammnis hernieder werfen!

Aber bevor ich mich zu sehr über die Ungerechtigkeit Deres exaltiere, übersende bitte unserem Freund und Bundesbruder Erlan meine wärmsten und herzlichsten Grüße! Ich habe tatsächlich einen Lumpensammler gefunden, der mir für ein paar Münzen seine alten Kleider abgekauft hat. Die kleine Summe wird mir hoffentlich reichen, um ein paar weitere Wochen zu überstehen. Aber Dich, Nimmgalf, bitte ich sehr unter uns beiden, ein Auge auf den guten Erlan zu haben, scheint er doch unter noch größeren Geldproblemen zu leiden, als bisher angenommen. Lass uns beide zu Phex beten, dass ihm in der nächsten Zeit ein gutes Geschäft gelingt, dass ihn ein wenig von seinen drängenden Sorgen entlastet.

Was mich zu einem anderen Punkte bringt, denn seitdem ich das Königreich verlassen habe, werde ich von gar seltsamen Träumen geplagt, von denen ich nicht weiß, ob sie nicht doch verblasste Erinnerungen sind. Mümmelmannshag – so klingt es immer wieder in meinen Ohren. Als ob ich diesen unbedeutenden und verschlafenen Marktflecken in Hartsteen. Er liegt an der Reichsstraße bevor man die Reichsstadt Hartsteen erreicht. Eine befestigte Brücke über die Katter ist das einzige Gebäude aus Stein. Der am Markttag abgehaltene Markt bietet nur ein dürftiges Angebot. Jeder, der etwas auf sich hält und die Mittel hat, reist für Käufe und Verkäufe in die Reichsstadt Hartsteen. Außer Gemüse und dem was der örtliche Werkzeugschmied herstellt gibt es hier kaum nennenswertes zu erwerben. Der Ort könnte bedeutend sein, wenn er nicht völlig wehrlos wäre. In der augenblicklichen Situation, kommen die Bauern der Umgebung hier nur flüchtig am Markttag zusammen und zerstreuen sich rasch wieder.

In meinem Traum sehe ich mich mit vier oder fünf verschwommen unklaren Gestalten, die mir aber vertraut als Brüder und Schwestern im Adel erscheinen, einer wirren und unverständlichen Hatz nach einem unklaren Ziel ausgesetzt. Wie dunkle vergessene Mächte wie einst im Reichsforst zu Osenbrück tauchen aus dem Dunkel Schatten und schreckliche Gestalten auf, die das Blut in den Adern gefrieren lassen. Sie fragen uns, was wir für die größte Gefahr für das Königreich Garetien halten. Und auf unsere Antwort, dass wir keine Angst vor dem Erzfeind Haffax haben, und jeder Gefahr gewappnet sind, höre ich dieses schreckliche Gelächter, dass wir keine Ahnung haben, welche Gefahr uns dräut, dass der Anfang bereits getan ist und bald ein viel schlimmeres Unheil droht als ein kleiner mit Dämonensplittern spielender unwürdiger Bub. Dann schrecke ich jedes Mal schweißgebadet auf, stoße ein Gebet zu allen Zwölfen und den meisten ihrer Abkömmlinge, dass sie den ahnungslosen Adel Garetiens schützen mögen. Sag mir, Nimmgalf, warst Du je in Mümmelmannshag?

Nun schließe ich meinen Brief, wünsche Dir und Deiner trauten Gattin Ederlinde den Segen der Zwölfe und hoffe, Du wirst Dich Deines treuen und loyalen Bundesbruder Hilbert erinnern, den das bittere Schicksal daran hindert mit Dir gemeinsam in die Schlacht gen Mendena zu reiten, um zurück ins Reich zu holen, was ins Reich gehört! Aber sei meiner Gebete und meiner besten Wünsche versichert, dass Du heil und siegreich aus den Schwarzen Landen heim ins gelobte Garetien zurückkehren mögest!
 
 
 
 
Dein Bundesbruder und Freund
Hilbert von Hartsteen
in Tsamond des Jahres 1038 BF
zu Khunchom


PS: Wenn Du mir ein wenig aushelfen würdest und mir ein paar Dukaten nach Khunchom schicken könntet, wäre ich Dir sehr dankbar.