Geschichten:Brautgeld - Das letzte Silber

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Ende Tsa 1036 BF, Burg Oberhartsteen

Das "schlichte" Dienerzimmer war längst ein Hort von Andenken und Trophäen, die der alte Sekretär des Hartsteener Grafen seit den ersten Tagen als Leibdiener der alten Staatsrätin Alwene zusammengesammelt hatte. Neben den vielen Silberlöffeln der vielen Bankette, die unter seiner Regie aufgetafelt worden waren und von denen er immer einen Dessertlöfel eingesteckt hatte (besonders stolz war Greifhold über den von Kaiser Answin, kurz vor der Silkwiesenschlacht, "da ist noch Spucke dran!"), hatte der alte Mann alles gesammelt, was ein Sterblicher nur sammeln konnte. So brauchte der Graf, der das Dienstzimmer seines wichtigsten Vertrauten noch nie aufgesucht hatte, einige Momente, bis er den welk wirkenden Mann auf seiner Bettstatt liegend fand.

Dieser machte auch sofort Anstalten, sich vor seinem Dienstherren zu erheben, aber der sich auf einen Gehstock stützende Graf, deutete ihm mit einer Geste, liegen zu bleiben.

"Er will seine Zahlungen haben", sagte der Graf mit knappen Worten.

Der alte Diener, hustend und keuchend, lehnte sich nach vorne. Mit zitternde Stimme flüsterte der im Sterben Liegende ein paar Worte, die der müde wirkende Graf nickend vernahm: "Die Löwin von Nadriansfurt sollte mich begleiten, um ihm das versprochene Silber zu bringen. Jetzt werde ich es nicht mehr schaffen, vergebt mir, Hochwohlgeboren."

Luidor winkte ab. "Dann werde ich Raulgard darum bitten. Auf sie kann ich mich verlassen, dass niemand etwas davon erfährt, dass wir mit ihm Geschäfte machen. Mancher meiner Untertanen würde das kaum verstehen."

Stille trat zwischen die beiden Männer. Der eine, der nach einem starken und gesunden, von Peraine und Tsa gesegneten Leben, von Firuns eisigem Pfeil in die Lungen getroffen worden war und den Frühling nicht mehr erleben würde. Der andere, dessen Körper nach jahrelangem Fieber hinfällig geworden war und nur noch von einem steinharten Willen bewegt werden konnte.

"Greifhold, wie viel ist noch übrig vom Natterndorner Silber?"

Der alte Diener schaute traurig. "Es ist alles weg. Was die Fehde und der Blautann nicht geschafft haben, dass erreicht die Kaiserin durch ihren Traviabund. Das Haus Hartsteen muss nun von dem wenigen bestehen, was es aus dem Land und seinen Bauern herausgepresst bekommt. Und ich fürchte", der alte Diener wurde von einem Hustenreiz übermannt, der ihn schüttelte wie ein Sturm eine alte Eiche, "dass Haffax kommt, bevor die Grafschaft wieder zu Wohlstand kommt."