Geschichten:Bekennt euch, Frevler - Falkenschlag

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Stadt Breitenbruck, 6. Ingerimm 1041 BF, später am Abend:

Praiolin hörte mittlerweile mit offenem Mund zu. Viele der Ausführungen würde er erst noch verdauen müssen und es war ihm nur zu klar, dass bis zu seinem Lebensende nie ein Wort über das hier Besprochene über seine Lippen kommen würde. Aber so langsam glaubte er zu verstehen, wie rutschig und zerbrechlich das diplomatische Parkett war und wie vieler Gedanken es bedurfte, sich darauf sicher zu bewegen. Und er ahnte in seinem Inneren, dass der hieraus resultierende Parcours jede Turnei zu einem Kinderspiel degradierte. Die Greifin, die jeder für eine stille und zurückhaltende Frau hielt, die sich die meiste Zeit um ihre Kinder und die Stickereien mühte und deren wichtigste Aufgabe zu sein schien, ihren Mann vor allzu vielen Turnieren zu schützen, hatte sich anscheinend eben diese Fassade bewusst aufgebaut, um dahinter eine ganz andere Sticknadel zu schwingen.

„Ad quartem die Pfalzgräfin. Die scheint zu glauben, Barduron nacheifern zu müssen. Als ob das Haus Mersingen sich nicht schon in genug Betten rumtreiben würde, glaubt diese Frau sich und ihre Familie auch noch in der Mark heimisch machen zu können. Was für ein Aas. Und was für ein genialer Schachzug, sich den Lüstern zu sichern und genau da zu packen, wo er am empfänglichsten ist. Sollte mich nicht wundern, wenn sie den Kerl nicht mittlerweile auf den Rücken gelegt und für ihre Zwecke eingespannt hätte.“

Palinor spürte, wie die Röte sich in seinem Gesicht festfraß, während er angestrengt versuchte, unbeteiligt zu wirken.

„Wenn sie nur nicht so eine arrogante Kuh wäre. Eigentlich stehen wir ja auf derselben Seite. Zumindest was Großgaretien angeht. Da wird sich die Mersingerin auch nicht drauf einlassen, da steht sie an Rohajas Seite. Aber was ihre übrigen Pläne angeht. Wenn die Frau derart versessen darauf ist, Karriere zu machen, dann soll sie doch in aller Götter Namen baldigst die Kaiserley gegen einen Stuhl im Zedernkabinett tauschen und anschließend gen Gareth verschwinden, damit wir sie los sind und nicht die Mark ihrem Größenwahn zum Opfer fällt. ‚Die lange Jagd‘. Oh ja, ich fürchte, dass das eine lange Jagd werden wird, wenn diese Frau sich in Abwesenheit der Kaiserin als Gastgeberin in Szene setzt und ihre Macht zu demonstrieren sucht. Und wie schade. Wäre sie nicht so aufgeblasen, könnte aus ihr tatsächlich noch was werden.“

Palinor spürte den Blick seiner Herrin auf sich ruhen und stellte sich stumm wie ein Karpfen, bis ihm auffiel, dass Irmenella so in Gedanken war, dass ihr seine Anwesenheit wahrscheinlich sowieso entfallen war.