Geschichten:Begegnungen - Verstimmungen am Morgen

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Haselhain, Hassal'han Ammayin, Ende Ingerimm 1037 BF

Als es klopfte schickte er die Frau und den Mann durch die halbversteckte Hintertür hinaus. Sie hatten ihm nach den letzten sehr anstrengenden Tagen etwas Entspannung verschafft - manchmal brauchte auch er solche Zerstreuung einfach. Zumal er nach der kräftezehrenden Queste in den Zacken noch einen Abstecher in Dergelmund gemacht hatte und am Tag seiner Ankunft Siyandor natürlich einen ausführlichen Bericht abgeliefert hatte. Sie hatten bis in die späten Abendstunden über die Ereignisse gesprochen. Vorallem die Umtriebe im Osten gen Brendiltal, den Helm Kashgars und die Wiederannäherungen an die alten Bundesgefährten Simolds und natürlich Selos ganz eigen Queste. Und natürlich hatte Selo sich berichten lassen was derweil in Haselhain vorgefallen war, vorallem was die Brautschauen anging.

Es klopfte ein zweites Mal, diesmal energischer. In leichter Kleidung öffnete er etwas gehetzt die Tür und straffte sich überrascht als vor ihm Siyandor samt zweier Schwarzwölfe stand, denen der junge Baron dann aber deutete vor der Türe zu bleiben: „Seit gegrüßt, Onkel.“, begann der schmächtige Jungbaron als die Tür hinter ihm geschlossen war. Selo deutete eine Verbeugung an: „Seit gegrüßt, mein Baron. Seid Ihr in offizieller Angelegenheit hier? Ihr hättet mich doch auch zu Euch rufen können.“ An der unpersönlichen, offiziellen Ansprache erkannte Selo gleich, dass Siyandor nicht gut gelaunt war.

Und so fiel dieser auch misstönisch und Selos Frage ignorierend direkt mit der Tür ins Haus: „Onkel, was hat es auf sich mit der unabgesprochenen Verdoppelung meiner Waffenübungen die Ihr angeordnet habt?“ Siyandors Gesicht war nicht freundlich, eher hatte er den trotzigen, widerwilligen Blick eines Kindes, das er ja nun einmal war, aber oft gut zu überdecken wusste. Selo schallt sich selbst einen Narren, dass hatte er ganz vergessen anzusprechen, und so kam er natürlich ins Schwitzen. Zumal er auch wusste das Siyandor auf Grund seiner körperlichen Voraussetzungen die Körperertüchtigung nicht mochte. Und so versuchte er die Wogen zu glätten: „Nun, mein Baron, ich hoffe Ihr vergebt mir meine Nachlässigkeit Euch von meinen Plänen zu unterrichten, vermutlich haben mir die letzten Wochen doch mehr zu schaffen gemacht als gedacht. Es war keineswegs meine Absicht Euch zu verärgern. Aber ich hielt es – nach meinen Erfahrungen auf der Queste und der Deutung der Ereignisse der letzten Monde – für angemessen, wenn nicht sogar unabdingbar – das wir BEIDE uns verstärkt dem uns unliebsamen Thema widmen. Denn auch wenn wir für einen Moment etwas Ruhe haben so stehen die Zeichen doch auf Sturm und wir werden uns früher oder später wieder beweisen müssen, gerade vor einem Volk wie dem unseren. Vielleicht sogar vor der Kor und seiner göttlichen Mutter selbst – in deren Gunst wir nicht gerade stehen. Ob uns das lieb ist oder nicht.“ Selo hoffte damit Siyandor etwas beschwichtigen zu können. Zufrieden sah dieser immer noch nicht aus, doch schnaufte er einmal Schicksalsergeben aus und nickte: „Gut, dann sei es so, aber ich bestimme wann mir nach diesen Übungen ist.“, und der Blick des Jungen wurde wieder etwas versöhnlicher, „Denn so weisst du auch, Onkel, wie es um meine Gesundheit steht. Ich will mir eine Demütigung ersparen – zumal sie auch der Baronie nicht gut tun würde, eben weil ich auch weiß dass die Ruhe gerade alles andere als stabil ist.“ Und wieder wirkte der trotzige, kleine Junge mit einem Mal viel erwachsener und Selo bedauerte das Kind, seinen Neffen, seinen Baron beinahe.