Geschichten:Baron von Puleth - Tanzen die Mäuse auf dem Tisch

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Dramatis Personae:

  • Landolf von Kallerberg, Ritter und Vetter 2.Grades von Geldor von Kallerberg
  • Marbron, Hauptmann der blutigen Sensen
  • Phexian Ferlinger, Ratsmeister der Stadt Kaiserhain
  • Retobrecht Ferlinger, Vogt des Barons zu Kaiserhain und Sohn Phexians
  • Answulf Waghold, Ratsherr in Kaiserhain
  • Firunia Gneisdorp, Ratsfrau in Kaiserhain
  • Gernbrecht Weizschrot, Ratsherr in Kaiserhain

Phex 1033 BF, das Rathaus der Stadt Kaiserhain

Auf den Straßen herrschte das Chaos und flackernder Feuerschein, der durch die neuen Glasfenster des Ratssaales das Innere des Raumes erleuchtete, tauchte den Augenblick in ein alptraumhaftes und unwirkliches Sein. Nur einen Tag nachdem die Vertreter des abwesenden Barons, Wulfger von Schallenberg und Ulfwin von Schallenberg-Zoltheim aufgebrochen waren mit ihrer Streitmacht um gegen den immer dreister agierenden Raubritter Geldor von Kallerberg im Süden der Baronie Puleth vorzugehen waren nächtens die Schergen aus der Wildermark in Kaiserhain eingefallen. Die wenigen Gardisten des Barons waren entweder im Zeughaus gefangengesetzt oder, wenn sie sich gewehrt hatten, an Ort und Stelle niedergemacht worden. Danach hatte das Söldnerbanner der blutigen Sensen, das die Attacke auf das reichstreue Städtchen durchgeführt hatte, mit Hilfe von städtischen Helfershelfern alle Personen ausfindig gemacht, die den neuen Baron bejubelt hatten, als dieser den tyrannisch herrschenden Geldor von Kallerberg vertrieben hatte.

Ganze Familien wurden in nichts als ihre Nachtgewänder gekleidet zusammengetrieben und nach einer entwürdigenden Durchsuchung ebenso im Zeughaus eingesperrt. Darunter waren vor allem Ratsmitglieder, die den Ratsmeister Phexian Ferlinger unterstützt hatten. Aber auch Kaufleute und Handwerker, die der alten Bande um den Kallerberger Räuber eine Konkurrenz waren.

Auf dem Sessel des Ratsmeisters thronte Landolf von Kallerberg, der diese Nacht maßgeblich inszeniert hatte, neben sich stehend Marbron, den grobschlächtigen Hauptmann der finsteren Söldner, die draußen bereits begonnen hatten die Häuser der Verhafteten zu plündern. Mit einem höhnischen Lächeln bedachte Landolf die vor ihm auf den Boden zum Kniefall gezwungen Ferlinger, den Vater und Ratsmeister Phexian, den Sohn und freiherrlichen Verwalter des Barons, Retobrecht. Umstanden wurde die Szenerie ausserdem von Söldnern der blutigen Sensen sowie einigen ausgewählten Ratsleuten, die auf Seiten Landolfs und seines Vetters standen, dessen Rückkehr sie vorbereiteten. Ratsherr Answulf Waghold und Ratsfrau Firunia Gneisdorp trugen die Schadenfreude über den Fall der Ferlinger offen zur Schau und feierten still ihren Triumph, auch wenn man in ihren Gesichtern nur allzudeutlich den langgepflegten Hass ablesen konnte, den sie in Bezug auf den den alten Ferlinger hegten. Hingegen schien Ratsherr Gernbrecht Weizschrot nervös und unsicher, als wäre es ihm unangenehm hier zu sein. Ein ihm schräg zugeworfener zorniger Blick von Phexian Ferlinger ließ ihn den Blick beschämt zu Boden senken, als wüßte er, dass dieser ihm diesen Verrat besonders anlastete. Als der Ratsmeister dazu auch noch eine Maulschelle von einem der Söldner für das unerlaubte Heben des Kopfes kassierte zuckte Weizschrot zusammen, als hätte ihn der Schlag selbst getroffen.

"Ei der daus, wenn das kein angenehmer Anblick ist.", übertönte Landolf den Lärm, der von der Straße heraufdrang. "Der Speichellecker des Schallenbergers und sein arschkriecherischer Sohn zu unseren Füßen. Wo ist er denn jetzt euer guter Baron, er der geschworen hat euch zu schützen, hä? Hat ja nicht lange gehalten seine Herrschaft. Aber keine Angst, bald wird euer alter Herr wieder hier sein. Geldor wird euch schon zeigen, dass er nicht vergessen hat wie man richtig herrscht. Und straft." Bei diesen Worten und der Erinnerung an die Terrorherrschaft Geldors in Kaiserhain erbleichte besonders Retobrecht sichtlich, denn es war nur zu bekannt, dass Geldor mit Vorliebe die Hand an die Ehefrauen von ihm als Zielobjekte seines Zorns auserkorener Männer legte und diese zwang dabei zuzusehen.

"Legt nur eine Hand an meine Hilke und ich werde..."

"Was, kleiner Bettelvogt? Du willst mir drohen? Vor mir auf den Knien rutschend willst DU mir drohen? Glaube ja nicht ihr würdet eine bessere Behandlung kriegen, nur weil ihr euch zu Füßen dieses Schallenbergers gewunden habt, um euer Pöstchen zugeschustert zu bekommen."

Landolf erhob sich mit arroganter Wut in der Stimme von seiner Sitzgelegenheit und beugte sich über Retobrecht, der den Blick mit zusammengebissenen Zähnen zu Boden gesenkt hatte.

"Du kleine Made, wir werden jeden zerquetschen, der glaubt sich uns entgegenstellen zu können...wie du es wohl auch von draußen schon hörst." Er drehte sich zu Marbron um. "Hauptmann, schafft mir diesen Dreck bitte aus den Augen und sperrt ihn im Keller ein. Dort kann er mit seiner Familie hocken, bis Geldor wiederkehrt. Den Alten...mit dem dürft ihr machen was ihr wollt. Vielleicht braucht ihr noch eine Zielscheibe für Schießübungen?"

Während der Söldnerhauptmann nur grimmig lächelnd die Lippen verzog hatte Gernbrecht erschrocken das Gesicht verzogen.

"Landolf ihr hattet gesagt ihr würdet sie nur einsperren und..."

"Ich hatte nicht gesagt, dass wir sie nicht noch zudem bestrafen würden, Weizschrot.", fuhr er den erschütterten Mann an, der daraufhin still blieb.

Marbron nickte seinen Söldnern zu. Zwei packten Retobrecht und zogen ihn Richtung Ausgang, um ihn im Keller beim Rest der Familie Ferlinger einzusperren. Zwei anderen packten den sichtlich gebrochenen Phexian, als dieser nicht sofort spurte hieb einer dem weißbärtigen seine Faust in den Magen, so dass dieser in sich zusammenfiel. "Vaaaater!", schrie Retobrecht, während er noch aus dem Zimmer gezerrt wurde. Und Landolf lächelte. Die Tage der Kallerberger Herrschaft hatten wieder begonnen.