Geschichten:Baron von Puleth - Das Ende eines Raubritters

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Dramatis Personae:

26.Tsa 1034 BF, nahe Burgruine Kaiserforst in der Baronie Puleth

Der Aufwand schien geradezu lächerlich gering gewesen zu sein den Raubritter aufzuspüren. Nachdem man ihn viele Götternamen lang nicht hatte ausfindig machen können war er nun in seinem Unterschlupf eingekesselt worden. Ein Hehler, bei dem man Ware gefunden hatte, die zuvor Geldor von unbescholtenen Händler geraubt hatte, hatte ihnen den letzten Hinweis geben können. Die alte Burgruine Kaiserforst. Es hätte Malvina schon viel früher klar sein müssen, wo sich der umtriebige Kallerberger immer hin zurückgezogen hatte, doch kaum jemand war auf den Gedanken verfallen er könnte sich in der 960 BF abgebrannten Gebäude verstecken, zumal es hieß dort würde es spuken und die bei dem Brand Umgekommenen würden dort noch heute umgehen.

Malvina hatte den Ort auskundschaften lassen. Dazu hatte sie sich einiger Abenteurer bedient, die sich sogar kurzfristig unter die Räuber gemischt hatten und ihnen die vollkommen zugewucherten Wege zu der Burg weisen konnten, sowie die Pfade, die die Räuber nun benutzten und die gut getarnt waren.

Es war früher Morgen. Soeben gab ihre Jägerin, Alrika Farnhain, ihr die Handzeichen, dass alle in Position seien. Malvina zog ihr Schwert und gab nun ihrerseits das Zeichen zum Vorrücken. Sie wusste, dass zur gleichen Zeit Felan von Südwesten und einer seiner Ritter vom Osten vorrückte, während sie selbst aus dem Norden kam. Die Schlinge zog sich zu.

Das Grün der Schroeckhs und der Schallenberger verschmolz bis auf das Weiß und Gold ihrer Wappentiere mit dem Wald, so dass sie nahe herankamen, bis das Durchbrechen von Büschen und das Knacken der Äste zu laut wurde, so dass auch die aufgeschreckten Posten der Räuber sie nicht überhören konnten. Einige schienen sofort zu erkennen, was die Stunde geschlagen hatte und versuchten durch die Linie zu brechen und zu fliehen. Doch es war zu spät zur Flucht, denn die Schlinge hatte sich zugezogen. Gnadenlos wurden die Räuber niedergemacht. Wer sich wehrte wurde ohne Gnade getötet und nur wenige suchten ihr Heil darin die Waffe fortzuwerfen und sich der damit der richterlichen Gnade der Ritter auszuliefern. Man würde sie später aburteilen, aber das auch nur einer unschuldig sein sollte, war unwahrscheinlich. Der Strick würde die meisten erwarten.

"Gnade! Habt Gnade mit mir!", schrie einer besonders laut, als er bei dem Versuch kriechend durch Himbeerbüsche hängengeblieben war und aufgegriffen wurde.

"Gnade?", schnauzte ein Spießer der Junkerin. "Warum sollten wir Gnade walten lassen mit Abschaum wie dir?" "Ich sage alles! Ich kann euch alles sagen! Geldor hat alles geplant!"

"Korninger,", rief Malvina dem Mann zu, der den Flehenden am Kragen gepackt hielt. "Ich will den Mann lebend, er könnte ein williger Zeuge sein um Geldor zu verurteilen."

"Ich danke euch Herrin, Rauban Vogeler vergisst euch das nicht!"

"Hast nochmal Glück gehabt, dass die Herrin so sanftmütig ist, ich wäre nicht so gnädig gewesen...", schnauzte Gardist Korninger den Mann noch einmal an, bevor er ihn zu den anderen Gefangenen brachte.

Derweil klang aus der Ruine Schwertergeklirr. Malvina eilte nach vorne und konnte allsbald auf dem ehemaligen Hof der Burg sehen, wie der Baron mit einem Mann in von braun-schwarzem Leder verhüllter Kettenrüstung kämpfte. Felan hatte den Vorteil eines Schildes, doch sein Gegner, der kein anderer als Geldor von Kallerberg sein konnte, war flinker, da er sich nicht mit schweren Bein- und Armschienen abschleppte und leichtfüßig Felans Schlägen auswich. Als Geldor wieder einmal einen Schritt zurücksprang konnte sie auch sehen, dass Felan bereits aus einer Wunde knapp über dem Auge, genau dort wo seine Kettenhaube die Stirne nicht mehr schützte, blutete und ihm dieses Blut auf dem rechten Auge seine Sicht behinderte.

"Geldor!", rief Malvina, so dass sich dieser umdrehte. "Hochgeboren, ich bitte euch ihn mir zu überlassen."

"Wie ihr wünscht.“, keuchte Felan und versuchte sich Blut aus dem Auge zu wischen, ganz offensichtlich nicht ungerne bereit ihr den Kampf zu übergeben.

"Oho, meine Junkerin! Auf eure alten Tage noch zu Streit aufgelegt?", spottete Geldor. "Passt nur auf, denn im Wald lauern Räuber auf junge wie alte Jungfern gleichermaßen!"

"Spottet ihr nur, die Götter stehen auf meiner Seite und dem Recht, das ich vertrete."

"Scheiß auf eure Götter!", rief Geldor zurück und ging in den Angriff über. Seine Schläge waren kraftvoll und schnell, trotz des Kampfes gegen Felan. Doch auch wenn er in der Blüte seiner Kraft stand hatte sie etwas, was ihm fehlte: Erfahrung. Er trachtete danach ihre Verteidigung zu überwinden, die sie unerschütterlich wie ein Fels ihm entgegenhielt. Er schien nicht zu ermüden, jedoch nahm sein Zorn zu, als er merkte dass er ihre Deckung nicht überwinden konnte. Dies nutzte Malvina. Als sich Geldor scheinbar eine Lücke in ihrer Deckung bot und er eilendes zustieß wich sie behender als zu vermuten war dem Stoß zur Seite aus, rammt ihr Knie in seine Seite und ließ die Schwertklinge niedersausen. Blut spritzte, als ihr Stahl sich in die Schwachstelle einer jeden Rüstung unter der Achsel ihres Kontrahenten bohrte. Blut quoll schaumig über die Lippen Geldors, die Augen weit aufgerissen. Langsam entglitt seine Waffe den kraftlos gewordenen Fingern und mit einem letzten Aufkeuchen fiel er, das Gesicht voran, zu Boden. Malvina zog die Waffe aus seinem Leib, wobei sie den Fuß auf seinen Oberarm stellen musste um die Klinge frei zu bekommen.

"Bei Rondra, ihr habt diesem Verbrecher ein würdigeres Ende bereitet, als er es verdient hatte.", sagte Felan, der plötzlich hinter ihr stand und ihr seine Hand auf die Schulter gelegt hatte.

"Er war ein Ritter und wenn er auch nicht wie einer gelebt hat so sollte er wenigstens wie einer sterben. Und sei es nur als Symbol, dass die rechtlose Zeit der Raubritter in unserem Hartsteen endlich zuende ist!", antwortete sie und Felan konnte nicht umhin als mit einem ernsten Nicken ihren Worten Zustimmung zu geben.

"Heute Puleth und Hartsteen, und morgen das ganze Mittelreich!", warf er hinzu und während er dabei die Faust ballte und sie sich auf die Brust schlug bemerkte er den wehmutsvollen wie traurigen Blick der Junkerin nicht. In den Augen der Ritterin war abzulesen, dass sie gleiches wünschte, aber nur wenig Hoffnung hegte noch einmal die alten Zeiten erleben zu dürfen. Felan jedoch war versunken in den goldenen Strahlen der Praiosscheibe, die durch die grünen Wipfel hindurch ihren Schein auf den Kampfplatz warf und ihm auf aufgewühlten Erdboden eine goldene Zukunft zu malen schien.