Geschichten:Bardurons Kinder - Gareth am Abgrund

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Alt-Gareth, am Abend des 9. Ingerimm 1027

Die Nächte seit der Schlacht in den Wolken waren anders. Gareth war nachts niemals ruhig, niemals dunkel, gewesen. Jetzt aber brannten keine Fackeln, es brannten Häuser, es schrieen keine Zecher, es schrieen Sterbende.

Der Burggraf wandte sich vom Fenster zu den versammelten Verwandten, jenen die er auffinden konnte in dieser Situation. Gerwulf stand am dunklen Kamin, sein Bruder Alrik hielt den wuchtigen Kerl im Arm, der wie Schoßhund heulte. Wer sollte ihm die Trauer verdenken, Gerwulf hatte seine maraskanische Frau geliebt und auch heiraten dürfen.

Und dann waren da noch Ginaya und ihr Herold - Alarich weigerte sich, ihn einen Ehemann zu nennen. Der Stand verbot Ehen mit solchen andergastischen Bauern. Ginaya war voll gerüstet - immer die alte Abenteurerin, ihr Herold dagegen trug wieder einmal viel zu teure Gewänder zur Schau und trank einen der Situation eindeutig unangemessen teuren Wein.

"Storko hat mich gebeten, die verbleibende Familie zusammenzurufen," setzte Alarich an, dann zögerte er kurz, "es gibt keine einfache Art das zu sagen, darum sage ich es gerade heraus: Rohaja ist seit der Schlacht auf dem Mythraelsfeld verschwunden, wir gehen vom schlimmsten aus."

Ginaya und ihrem Herold war der Schrecken am Gesicht abzulesen, Alrik schien die Information bereits von Gerwulf zu kennen. Überhaupt schien Gerwulf, ganz der alte Soldat, sich mit dem Beginn von Alarichs Ansprache gefasst zu haben, die rotgeweinten Augen funkelten grimmig, "Alarich, mit Verlaub, Storko hat mir die Regelung dieser Angelegenheiten angetragen."

"Ich habe drei Kinder, eines erst wenige Tage alt, Ihr habt ebenfalls bald zwei und Ginaya die Zwillinge", Gerwulf zählte an den Fingern mit, "sieben Kinder, die die Zukunft des Kaiserblutes repräsentieren. Wir müssen diese Kinder unbedingt in Sicherheit bringen, bevor sie von irgendwem als Anspruch an den Thron missbraucht werden. Storko versucht gerade in Elenvina das Reich zu einen - egal zu welchem Preis. Wir dagegen müssen den Anspruch des Hauses Gareth sichern. Wir wollen keine zweite Answinkrise und erst recht keine zweite Kaiserlose Zeit."

"Was ist mit Selindian?", warf der Herold ein, und erntete reihum ein spöttisches Lächeln, bis Ginaya ihm die Frage beantwortete, "Liebster, Selindian ist seiner Paligan-Großmutter vollkommen hörig, außerdem hat er... gesundheitliche Probleme."

Alarich versuchte wütend über Gerwulfs Vorstoß das, was er am besten konnte, er versetzte sich in die Rollen der anderen, eine Eigenschaft, die ihm schon seit Jahren in der Politik sehr nützlich war. Der Herold war wie immer leicht zu lesen, er war ja auch hauptsächlich durch die Angst gesteuert, das zu verlieren was er hatte. Natürlich würde er sich auch um Frau und Töchter sorgen, aber die Grundangst war diese existentielle.

Ginaya dagegen juckte es offensichtlich in den Fingern, endlich auf eines ihrer hübschen Rösser zu steigen und das Reich zu befreien - oder einfach fortzureiten. Sie hatte solche Tendenzen und war auch schonmal mitten aus einer Sitzung des Zedernkabinetts verschwunden.

In Alriks Gesicht sah der Burggraf dessen Ambitionen. Alrik hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass sein von Barduron ererbtes Kaiserblut doch sehr rein und unverwässert sei. Leider, so dachte Alarich spöttelnd, hatte er mit seiner Provinzbaronie einfach bisher nicht die richtigen Kontakte in der Kaiserstadt gehabt, eben genau das, was Alarich zum Vorzeigeprinzen gemacht, ihm leider aber damals auch seine unglückliche Ehe beschert hatte. Mit der Zerstörung, die draußen in Gareth herrschten, waren diese Karten aber gerade neu gemischt worden.

Eigentlich überrascht war der Burggraf nur von Alriks Bruder Gerwulf, den er bisher immer nur als Storkos Laufburschen gesehen hatte. Im Moment der Krise entwickelte er erstaunliche Stärke mit einem fast Reto-haften Charisma. In Zeiten wie diesen, wo man das Schlimmste befürchten musste, könnte wahrscheinlich nur Gerwulf das wichtigste erhalten: Die Einigkeit des Hauses Gareth.