Geschichten:Bardurons Kinder - Es leuchtet der Kaiser Gestirn

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In der Alten Residenz im Tsa 1038 BF

Duridanya goss noch einmal zwei Tassen Tee für sich und Haldan nach, von dem guten maraskanischen, dass würde die Herrschaft eh nicht merken. "Nun erzähl schon, warum haben sie sich alle getroffen?"

"Ich bin mir nicht ganz sicher," Haldan genoss den exotischen Duft aus dem dampfenden Krug, nippte einen kleinen Schluck und lehnte sich zurück, "zuerst dachte ich sie würden wirklich nur Alarichs neue Aufgabe feiern."

"Du musst wissen, sie waren fast alle da: Storko als Oberhaupt alleine am Praiosseitigen Ende der Tafel, die Kaiserin und ihr Gemahl wie gewohnt zu seiner rechten, den neuen Reichserzkanzler und dessen Frau zu seiner linken Seite. Bis auf Storko habe ich allen schon aufgetischt, seit sie gerade einen Löffel halten konnten. Die Prinzen und Prinzessinnen sind wirklich alle groß geworden - und wir beide alt."

Duridanya nickte - und seufzte zustimmend.

"Auf Rohaja folgten also Gerwulf und dessen drei Kinder, linkerhand folgte Alarichs Ältester, den dieser zum gegebenen Anlass aus den Nordmarken mitgebracht hatte, sowie Alarichs Tochter, die neben Alrik saß, der sie wohl persönlich in der Rabenmark abgeholt hatte."

"Am Ende der Tafel dann die beiden verlorenen Zwillinge Ginayas. Maya hat seit der Zeit in der Wildermark deutlich an Muskeln und Ernsthaftigkeit zugelegt, Yrsya dagegen kannst Du die Ausbildung des Markvogtes deutlich ansehen. Kleid und Frisur sitzen perfekt und ihr Augenaufschlag kann wohl selbst den erfahrenen Storko erweichen."

Duridanya hatte wohl wie üblich im Kopf die Liste abgehakt und stellte aufmerksam die zu erwartende Frage: "Und Dirion?"

"Der war nicht da, aber dazu komme ich nachher noch.", Haldan grinste, "Wir hatten also schon abgeräumt und servierten perfekt gleichzeitig der versammelten Herrschaft auf Hochglanz polierte Kristallpokale mit dem edlen meridianischen Wein, den Storko so sehr liebt."

Beide verdrehten seufzend die Augen - der samtene Prinz hütete diese Wein wie seinen Augapfel nur zu runden Tsatagsfeiern spendierte er der Dienerschaft von dem göttlichen Gesöff.

"Storko schaut also, wie gewohnt, langsam in die Runde der versammelten Verwandschaft, so dass wir - und das hat heute wieder hervorragend geklappt - gleichzeitig zurücktreten können. Dann hebt er den Pokal und sagt in etwa 'Meine lieben Kinder, erheben wir das Glas auf den neuen Erzkanzler - undsoweiter undsofort - mögen Praios, Hesinde, Phex dieses und jenes geben' und dann hebt er den Pokal noch ein Stück höher und spricht mit einer donnernden Stimme, die Du dem Alten nicht mehr zutraust 'Es leuchtet der Kaiser Gestirn' - und alle antworten natürlich wie aus eine Kehle ebenfalls mit 'Es leuchtet der Kaiser Gestirn'"

Haldan tupfte sich mit einem Spitzentuch ein Tränchen aus den Augenwinkeln. "Das sind so Momente, bei denen es mich mit Stolz erfüllt, in der ersten Herrschaft des Reiches zu dienen. Storko ist wirklich ein Bruder des seligen Retos."

"Dann also dreht er sich großväterlich zum Geehrten, gibt dem 'lieben Alarich' noch ein paar persönliche Worte mit und stellt die entscheidende Frage: 'Wo ist Dein Jüngster?'"

"Aha!", Duridanya hob den Zeigefinger, "Jetzt kommt also das Einhorn aus dem Wald!"

Haldan winkt ab, "Warte ab. Also Alarich erhebt sich betont umständlich und der Kaiserinnengemahl reagiert ganz offensichtlich auf das Stichwort: 'Meine Liebe Lorindya, würdet Ihr mir helfen, die Kleinen zu ihren Gemächer zu geleiten?'"

Duridanya lachte kurz auf, "Das 'Horasische Manöver'!" Sie spielte damit auf einen internen Begriff der Dienerschaft dafür an, wie das Haus Gareth die horasische Gattin des neuen Reichserzkanzlers immer wieder von der wichtigen Politik abzuschirmen versuchte.

"Lorindya wird also schmallippig und gibt dem Paligan den Boronsblick, kann aber natürlich nur 'Es wäre mir eine Ehre.' antworten. Dann dreht sie sich ungehörig schnell zur Tür und rauscht ab. Ihre beiden Kinder, sowie Gerwulfs Jüngste und die Zwillinge folgen widerwillig, fast vom Paligan wie von einem Feldweibel herausgetrieben. Du kannst Dir nicht vorstellen wie stolz der kleine Alderan war, jetzt mit 16 Jahren endlich zum inneren Kreis des Kaiserhauses zu gehören!"

"Dann ist die Dienerschaft wirklich hervorragend hinterher marschiert, lediglich Celissa hat wieder ein bisschen geträumt, hat aber wohl keiner bemerkt."

Haldan nahm noch einmal einen tiefen Schluck und genoss, wie die Spannung Duridanya zerriss.

"Ich bin also als letzter hinaus und schließe leise die schwere Tür, aber ich höre noch wie Alarich endlich antwortet: 'Es gibt ein Problem mit Dirion, und zwar kein kleines...'"

"Und jetzt sag mir, liebe Duridanya: Glaubst du wirklich, dass Dirion nur der Ausbildung wegen nach St. Anselm geschickt wurde?"