Geschichten:Aus den Tiefen des Waldes - Linara folgt dem Ruf

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Burg Leustein, Baronie Linara, Mitte Praios 1043 BF

Emsig verstaute Allessandrian die Reisesachen auf sein Pferd. Die Aufregung stand ihm ins Gesicht geschrieben, denn er durfte seine Herrin, Baronin Tahlmare von Linara, mit nach Silz begleiten. Schon bald würde er also leibhaftig vor der Gräfin stehen. Ein großer Moment im Leben des Knappen. Auch würde er im märchenhaften Elfenschloss seine elfische Urgroßmutter wiedersehen.

Lange schon beschäftigte sich Allessandrian mit dem elfischen Erbe seines Bluts. Er fühlte sich im Wald zuhause, empfand eine enge Verbundenheit zu den Kreaturen. Mitunter hatte er das Gefühl, die Tiere des Waldes würden ihn verstehen, wenn er mit ihnen redete. Sie standen ihm näher als die meisten Menschen. Daher hatte er so seine Schwierigkeiten auf Burg Leustein. Das Knappendasein lag ihm nicht. Dieses ewige mit dem Schwert rumgefuchtel war ihm zuwider. Dabei gab sich sein Schwertmeister Albin die größte Mühe Nachsicht mit dem Erben von Eibenhain walten zu lassen – auf Anordnung der Baronin. Doch es half nichts, viel lieber durchstreifte er mit seinem Gefährten Arik mit Bogen und Speer die Wälder. Bei den Gedanken an Arik begannen seine Augen zu glänzen. Sein fast gleichaltriger Stiefbruder war das komplette Gegenteil von ihm: Groß, muskulös, unterhaltsam, ein Ass mit dem Schwert und der Schwarm alle junger Mädchen und Jungen auf der Burg. Allessandrian hingegen war eher feingliedrig, nachdenklich und mied große Gesellschaften – außer Arik, mit ihm konnte er den ganzen Tag verbringen ohne dass dieser in störte. Vor einem Mond hatte Arik seinen Ritterschlag erhalten. Er war nun ein richtiger Ritter in den Diensten der Baronin.

Allessandrian wusste, dass er Linara nach Beendigung seiner Ausbildung verlassen würde. Mit Ausbildung war allerdings nicht sein Knappendasein gemeint. Dies war mehr oder weniger Fassade, denn eigentlich war er hier um von Tahl in den magischen Künsten geschult zu werden. Madas Macht war stark in ihm – wohl auch ein Erbe seines elfischen Blutes. Doch um dereinst selbst über Eibenhain herrschen zu können, musste dieses Geheimnis verborgen bleiben. Hier auf der Burg wussten neben Tahl nur Arik davon.

Das Tor zu den Stallungen knarrte und Arik schritt hinein.

„Simi, du packst schon? Kannst es wohl kaum erwarten, hä?“ Arik küsste seinen Gegenüber liebevoll auf die Stirn. „Mir geht es auch so. Es ist auch mein erstes Mal in Silz.“

„Mir geht es gut, ich bin nur eben gerne vorbereitet.“ Allessandrian vergrub sich in Ariks Oberkörper. „Die Frage ist vielmehr, wie geht es ihr?“

„Die Ereignisse während der Namenlose Tage haben ihre Spuren hinterlassen. Keine Ahnung was da los ist.“ Arik zuckte mit der Schulter.

„Hast du eine Ahnung wann der Baron wieder zurück sein wird?“

Arik schüttelte nur mit dem Kopf und fing an sein Pferd für die anstehende Reise fertig zu machen.


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Tahlmare überprüfte in ihren Räumen ihre Ausrüstung. Die Kinder spielten mit anderen Kindern auf der Burg. Ihr Hut, ihr Begleiter seit fast 70 Götterläufen machte den Eindruck, als wäre er gerade in einem Hutgeschäft erworben. Nun ja, nicht ganz. Dieser Hut hatte schon seine Gebrauchsspuren, war dank guter Pflege einwandfrei erhalten. Dann das Rapier, dass sie auf ihren Reisen dabeihatte. Sie schwang es ein paar Mal hin und her. Ein paar Kerzen mussten als Beweis dafür herhalten, dass es immer noch scharf war. Zufrieden blickte sie auf ihre Waffe. Dann betätigte sie einen verborgenden Schalter und plötzlich fuhr eine Klinge aus dem Griffende der Waffe, die dann einrastete. Zufrieden schob Tahlmare die Klinge zurück in den Griff. Ihre Vorbereitungen wurden unterbrochen als es an der Tür klopfte.

„Herein“ rief Tahl. „Ich habe ich schon erwartet.“

Nach dieser Aufforderung traten ein Ritter und ein Geweihter der Tsa ein.

„Sei gegrüßt, Kyles alter Freund“

„Hallo Tahl“, entgegnete Kyles.

Bevor der Ritter etwas sagen konnte, sprach Tahl ihn an: „Ich bleibe dabei, nur mein Knappe und ich! Sonst niemand.“

„Ich kann nicht umherkommen, und meine Bedenken äußern. Nimmt zumindest mich mit, alleine schon wegen der Ausbildung von Allessandrian“ argumentierte Albin.

„Jemand muss hierbleiben, der dafür sorgen kann, dass mir nicht schon wieder die Burg abhandenkommt. Ich habe keine Lust wieder heimlich in meine eigene Burg einsteigen zu müssen. Was die Ausbildung von Allessandrian angeht, ist jetzt an der Zeit ihm ein paar Kniffe mit dem Schwert zu zeigen, die nicht jeder unbedingt für ritterlich erachten wird.“ Mit diesen Worten rieb sich Tahl unwillkürlich eine Stelle, wo Randolph sie übel erwischt hatte. „Mehr noch, werde ich jetzt stärker seine anderen Talente schulen.“

Seufzend nahm Albin diese Entscheidung seiner Baronin hin.

Tahl wendete sich an Kyles: „Dir danke ich, dass deine Frau und du auf meine beiden Mäuschen aufpasst.“

„Das tun wir gerne“, entgegnete der Tsa-Geweihte.

„So, jetzt lasst mich zu Ende packen. Allessandrian und ich werden bald aufbrechen. Ich denke, wir werden erwartet. Wir sehen uns dann unten auf dem Burghof“, sprach Tahl und wendete sich wieder ihrem Rucksack und den nicht eingepackten Gegenständen zu.