Geschichten:Auf den Spuren des entrückten Königs Alrik - Andere Sitten

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20. Rahja 1034 BF

Berulf von Hirschfurten ritt voran. Die Sonne prallte auf seine glänzende Rüstung, die das Licht Praios zurückstrahlte. Hinter ihm folgten Linnert von Arkenaue, Nerea von Streitzig, Dankraul von Krolock, Leuward von Schallenberg, Felan von Schallenberg und Iralda von Ochs samt Knappen und Pagen, ebenfalls in ihren Prunkrüstungen gewandet. Schweißperlen liefen über ihre Stirn, ein jeder von ihren litt Qualen, aber auch keiner wollte sein Standessymbol nicht zu Schau tragen.

Alissa von Erlenstamm quittierte dieses Standesdünkel nur mit einem Kopfnicken und genoß eher das Gespräch mit dem Nandusgeweihten Edorian von Weidenhoff und Larona Camnitz, die beide ebenfalls sehr an fernen Landen und deren Mythen interessiert waren. Der Nandusgeweihte hatte schon in Khunchom tulamidische Kleidung erstanden, sodass ihn nur noch der silberne Schlangenarmreif an seinem Unterarm als Geweihten auswies. Ob der interessanten Gespräche und zahlreicher Ausführungen über die Ferkina war er bester Dinge und gab gerne seinerseits sein angelesenes Wissen über die Lande der Tulamiden zum Besten. Hin und wieder warf Bruder Yerodin sein Wissen ein, wenn er Gesprächsfetzen über seltene Relikte vernahm. Ansonsten hielt er sich schweigsam, wie er es für einen Bruder Golgaris für richtig erachtete.

Gegen Mittag, die Sonne brannte unentwegt, entschlossen sich die Ritter den Schatten einer Palme aufzusuchen und die Pferde, als auch sich selbst mit dem Nass aus einer Wasserstelle zu versorgen.

Sie tranken aus ihren Holzbechern, als zwei Hände voll Reiter näher preschten. Alle in weite weiße oder beige Gewänder gekleidet, mit einem Turban und einem scharfen Khunchomer an der Seite auf prachtvollen Rössern.

Ein Mann ritt vor Felan und sprach in der tulamidischen Sprache zu ihm. Seine Worte waren so schnell und mit einem starken Dialekt, dass der Pulether Baron diesen nicht annähernd folgen konnte. "Was hat er gesagt, bei Hesinde?", fragte Felan in einer Mischung aus Verärgerung und Verwirrung, ob des Wortschwalls. Auch seine Mitreisenden waren trotz besserer tulamidisch Kentnisse überfordert.

Der Reiter schnaubte kurz vor sich hin, als er bemerkte, dass die Angesprochenen ihn nicht verstanden. In gebrochenem Garethi setzte er fort. "Ihr seinen Land von mein Herr. Das Pferd und die Frau seinen nun seins." Er deutete auf Felans Streitross und Iralda, die wiederum trotzig das Wort ergriff. "Was erlaubt ihr Euch, ich bin mein eigener Herr."

"Schweig, Weib", fiel ihr der Reiter ins Wort. "Pferd und Frau bleiben hier und ihr weiterreisen."

Felan von Schallenberg stellte sich schützend vor seine Gruppe. "Werter Herr, ich denke es ist uns nicht möglich diese Forderungen zu akzeptieren. Das Pferd ist mein eigenes und die Dame ist von edlem Geblüt und frei selbst ihres Weges zu gehen. Und bevor ihr fragt: ich bin auch nicht bereit sie gegen ein Dutzend eurer Rösser einzutauschen", setzt er halb scherzhaft hinzu, um der Situation ihre Schärfe zu nehmen, während Iralda hörbar empört nach Luft schnappte. "So zieht ab und wir werden diese Oase in Frieden verlassen."

Der Diener schaute zu seinem Herren der ihn fordernd anschaute. Nach einigen wechselnden Blicken schaute er erneut zu dem Hartsteener Ritter. "Du wollen Frau und Pferd behalten, dann kämpft darum." Der Südländer zog seinen Säbel und ritt auf Felan zu.

In Windeseile zog dieser sein Schwert und stellte sich kampfbereit, auch die anderen gingen in Kampfstellung, die Hände an den Schwertern, und beäugten angespannt die Situation, die anderen Reiter bewegten sich aber nicht.

Das Pferd des Angreifers rauschte vorbei und die Klingen kreutzen sich. Einmal, zweimal und noch viele Male mehr wogte der Kampf hin und her, als es Felan gelang den Reiter mit einem gekonnten Stoß von seinem Ross zu befördern.

Ritterlich wie er war, brachte er sich erneut in Stellung und hieß mit einer bewegung der Klinge seinen Gegenüber aufzustehen und erneut seine Waffe zu ergreifen. Wieder und wieder griffen sie einander an. Schmerzhaft traf der fremde Kämpfer Felan an der linken Schulter, so dass Blut aus der Achsel über seine Brünne rann. Felan bereute es sein Schild zu weit von sich entfernt liegen gelassen zu haben.

Mit aller Kraft, die die Herrin Rondra ihm in seinen Schwertarm legte, rannte der Pulether Baron gegen seinen Gegner an. Sein Gegenüber war ebenfalls geschwächt von den harten Schlägen Felans, und gewzungen seine Deckung zu öffnen, um sich der Schwertstreiche zu erwehren. Felan nutze die sich ihm bietende Möglichkeit und mit einem fulminanten Hieb prellte er seinem Gegner die Waffe aus der Hand und beförderte den Tulamiden zu Boden. Geschwind stellte er seinen schweren Reiterstiefel auf den eleganten Khunchomer und hielt ihm seine Schwertspitze an die Kehle. "Meine Name ist Felan von Schallenberg und dies ist mein Pferd, meine Frau. Ich schenke Euch Euer Leben, aber ihr geht und lasst uns abziehen."

Verwundert, dass ihm sein Kopf nicht abgeschlagen wurde schaute er zu Felan, als dieser von den Berittenen Befehle hörte und sie in einer Staubwolke verschwanden. Felan half dem Fremden auf und setzte ihn auf sein Pferd, mit dem er, Richtung der anderen Reiter, die Oase verließ.

Die fragenden Blicke und wüsten Beleidigungen gegenüber den agressiven und unzivilisierten Fremdlingen beantworteten die Tulamidenkennerin Larona damit, dass es sich bei den Männern wohl um Mitglieder einer bestimmten Sippe der Novadis handelte, die Beni Avad, die sich hier in Gorien schon früh niedergelassen hatten und bekannt dafür wahren ihr Leben durch "Wegzölle" und ähnliches zu bereichern. Allerdings handelte es sich bei diesen wohl um recht dreiste Genoossen dieser Sippe. Denn für gewöhnlich forderten sie dabei keine Sklaven ein, so sei die Sippe doch eher aufgeschlossen, zumindest gegenüber ihren Vertretern die in der Wüste lebten.

Als einziger der Gruppe hatte Yerodin seine Waffe nicht gezogen, blickte aber wachsam wie Adler über seine Hakennase auf die Kämpfenden und war bereit, plötzlich und unerwartet zu zuschlagen. Er wusste als Aranier ein wenig Bescheid über die Stämme des Südens und verstand ihre Sprache und ihre Gebräuche ebenfalls ein wenig, da in Krähenwacht auch die Kultur der Tulamiden gelehrt wurde.

Er war sich nicht sicher ob die Felan nicht bessere daran getan hätte ein Zeichen zu setzen, auf der anderen Seite galten ihre Titel südlich des Barun-Ulah nicht viel und würde sie vor gar nichts schützen.