Geschichten:Armenzug – Von den Göttern gesegnet

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Kloster Tannenheim, 5. Praios 1037 BF

Die Praiosscheibe stand bereits hoch am Himmel, als wolle der Götterfürst selbst seinen Segen über ihr Vorhaben erteilen. Dennoch hingen sie bereits am Tag des Aufbruches hinter dem Zeitplan zurück. Nervös tippelte das Roß unter Felan auf der Stelle, während dieser von oben herab dem Treiben zuschaute und versuchte es so gut es ging zu dirigieren. Überall liefen Ordensbrüder des Dreischwesternordens und Knechte umher, um Wagen zu packen oder in die richtige Reihenfolge zu bringen, während Geweihte sie zu lenken suchten und bereits einige Alriksritter bereitstanden, um den zug zu geleiten und schützen.

"Bei Nadrians Arsch, nein, der Versorgungswagen kommt ans Ende! Alveran verfl...", er hielt gerade noch inne, sich bewusst werdend an welchem Ort er sich befand, als sich einige Blicke mißbilligend auf ihn richteten. Hilfesuchend warf er Iralda von Ochs einen Blick zu, doch die warf ihm nur ein Lächeln zurück, als würde sie fast genießen ihm einmal in einer mißlichen Lage zu sehen. Es hatte etwas schwesterliches und es wirkte auf ihn durchaus beruhigend. Er holte Luft und versuchte ruhiger zu sprechen und es den Knechten zu vermitteln. "Erst kommt der Wagen mit den Geweihten, dann die leeren Transportwagen und zuletzt der Versorgungswagen, wonach der restliche Troß kommt. Verstanden? Dann los!"

Die Knechte mühten sich mit den störrischen Ochsen ab, die den Wagen zogen und Felan stöhnte innerlich. Wenn es jetzt schon so langsam voran ging wie sollte das nur später werden? Endlich erblickte Felan den Abt des Klosters und er seufzte fast erleichtert auf, als dieser den Wagen erkletterte, auf dem er mitreisen würde. Der Baron von Aldenried gab den anderen Alriksrittern, die sie begleiteten, ein Zeichen. Iralda von Ochs positionierte sich neben ihm auf der rechten Seite, Haldan von Stolzenfurt zur Linken. Gerwulf von Ibelstein und Thalionmel von Weisenstein würden in der Mitte des Zuges oder zu seinen Flanken reiten, wenn es die Straße erlaubte, während Perala von Schroeckh und Leuward von Schallenberg die Nachhut bilden würden. Felan rechnete nicht wirklich mit einer Bedrohung, aber man durfte sich nie zu sicher sein und stets mit dem Schlimmsten rechnen, hatte er schon als Knappe eingebleut bekommen.

Doch zunächst noch umstanden sie den Zug, auf dessen Führungswagen sich die Geweihten, unter deren offizielle Führung das gesamte Unternehmen stand, eingefunden: neben dem Abgeweihten Owilmar der Perainegeweihte Eslam Dinkelkorn, die beiden Traviageweihten Anglinde Buchweiz (Travia) und Travinian von Hirschenrode, sowie die Tsageweihten Myrica Tsajane Lilienthal und Kleming Bottersott. Und als der Zug sich einigermaßen zusammengefunden hatte erhob sich der Abtgeweihte auf dem Wagen stehend die Arme erhebend und alle Anwesenden, MItreisende wie diejenigen, die hier zurückbleiben würden, verstummten um ihn zu lauschen.

"Hohe Herren und Damen,", begann er in Richtung der Alriksritter nickend, "Mitschwestern und -brüder, werte Gläubige der Zwölfe! Wir stehen vor dem Beginn einer Reise, die nicht nur dem Lobpreis unserer Göttinnen dient, sondern vor allem und in erster Linie dem Leid und der Not unserer Mitmenschen gedenkt und in derem Sinne wir uns Anschicken dieses Leid zu lindern in Appellation an die Mildtätigkeit und das Mitgefühl der Menschen unseres großen Königreiches, dreimal gesegnet sei der Name seiner Königin Rohaja! So erbitte ich den Segen der Herrin Peraine, die uns Menschen nährt, den Feldern ihre Früchte schenkt und uns von Krankheiten befreit. Ich erbitte den Segen der Herrin Travia, der Herrin des wärmenden Herdfeuers, das so viele Menschen schmerzlich missen und die Heimligkeit ihrer Güte erhoffen. Und ich erbitte den Segen der ewigjungen Tsa, die den Menschen selbst Fruchtbarkeit gewährt und uns ewig daran erinnert, dass wir nur in friedvoller Gemeinschaft, in der jeder Mensch dem anderen gedenkt, glücklich leben können." Die Hände über den Zuhörer ausbreitend sprach er die Worte und schien jedem direkt ins Herz zu blicken dabei. "Kinder der Zwölfe, wir sind eine Gemeinschaft, die dient dem Guten und der Licht, wo fern im Osten noch immer Finsternis dräut. So lasset uns frohen Mutes aufbrechen und unseren Teil tun, so werden unsere Seelen ewig die Gunst der Göttinnen erfahren." Und wirklich schien bei der Erteilung des Segens den Menschen um Felan herum und auch ihn selbst ein warmes Gefühl der Erfüllung zu überkommen und ihm wurde warm um sein Herz, was ihn unwillkürlich lächeln ließ.

Noch während der Zug sich endlich in Bewegung setzte erfüllte ihn dieses Gefühl und frohgemutes war der Beginn der Reise.