Geschichten:Armenzug - Darbendes Volk

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02. Peraine 1036 BF, Armenhaus der Stadt Bärenau

Simian, füll noch mehr Wasser in den Kessel.“, betrübt betrachtete Schwester Tsalieb den Inhalt des Kochtopfes, in welchem sie die Tagesration für die Bedürftigen zubereite. Der junge Novize folgte den Anweisungen der Geweihten.

„Noch mehr Wasser, mein Freund.“, sie rührte weiter den Getreidebrei, welcher mittlerweile sehr dünnflüssig war. „Und ein letzten Schuss Wasser. Mein guter, lieber Schüler – was hat der Krieg für Unglück über uns gebracht. Wir haben nicht annähernd genug um auch nur den Grundbedarf zu stellen.“

„Herrin, die Zeiten werden besser, die Fehde ist vorbei, der Graf…“, seine Worte klangen eher ernüchternd, denn aufmunternd. „Der Graf, die Barone, der Niederadel – sie scheren sich einen Dreck um ihr Volk. Anstatt den Hungernden zu helfen, verbieten sie lieber eine Kirche. Unerhört.“, es passierte selten, dass Schwester Tsalieb sich über Politik äußerte.

Tsalieb ließ Tropfen des Breis vom Kochlöffel laufen. „Das ist kein Essen, das ist ein Getränk. Es reicht nicht, um die hungrigen Mäuler, und es werden von Tag zu Tag mehr, zu stopfen.“ Simian half den Kessel in den Speiseraum zu tragen.

Eine Schar ausgemergelter Menschen füllten diesen Raum und weitere Massen drängten sich am Eingang. Kriegsversehrte, alte Leute, kleine Kinder, allesamt erschöpft und am Ende ihrer Kräfte. Eine Schale in der Hand haltend stellten sie sich an, um dennoch ein wenig Nahrung zu erhalten. Schwester Tsalieb füllte einem jeden einen kleinen Löffel auf, mehr hatte sie nicht anzubieten.

Simian unterdessen stand ihr hilfreich zu Seite. „Ucurinai erzählte mir, als ich das Getreide aus dem Peraine-Tempel abholte, dass Bruder Eslam eine Reise getätigt hatte. Gar schlimmes berichtete er von den Zuständen in Horeth, Gassel und Dorp. Dagegen soll es uns in Bärenau gut gehen.“

„Was erzählst Du da Simian, uns geht es nicht gut.“, erwiderte die Geweihte. „Ich weiß Schwester, ist das nicht grausam. Bruder Eslam gedenkt sich an Baronin Iralda zu wenden.“

„Und was soll sie tun? Ich denke nicht, dass einer der noch so feinen Adligen in der derzeitigen Situation irgendetwas ändern kann, vielleicht auch gar nicht ändern will. Sie sind beschäftigt mit ihrem Standesdünkel, ihre Burgen aufzubauen und um Posten zu schachern. Nein, die Baronin wird uns nicht helfen. Der Adel wird uns nicht helfen.“

Simian schaute sie bekümmert an, während ihm eine Träne über seine Wange lief. „Mein lieber Schüler, am Ende des Regenbogens gibt es für jeden ein wenig Glück. Doch ich denke dem Glück müssen wir, die Geweihten der jungen Göttin, nachhelfen. Ich werde mich mit meinen Brüdern und Schwestern des Ordens der drei guten Schwestern von den Feldern treffen. Es ist an der Zeit, dass wir handeln. Für das Volk, für Hartsteen.“