Geschichten:Angespült - Alle Augen an Deck

Aus GaretienWiki
Version vom 19. August 2019, 19:13 Uhr von Vlad (D | B)
(U) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (U) | Nächstjüngere Version → (U)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Gaulsfurt, 13. Rondra 1042BF, 10:45 Uhr

“Zu! Gleich!”

Mit einem letzten kräftigen Ruck wurde das einzige weiße Segel der Bireme gespannt und langsam glitt die Admiral Dozman vom Kai.
Wenig später setzten die Ruderer mit kräftigen Schlägen ein und immer schneller entfernten sich die kleinen Hütten und Ziegelsteinbauten aus Cans Sichtfeld, dem mit dem Ablegen des Schiffs auf einmal kalter Schweiß ausgebrochen war.
Vorsichtig rutschte er Spann für Spann in die Mitte des Schiffes um sich dort festzuklammern.
Das hatte er nicht erwartet.
Ihm wurde schlecht.
Nicht von Schaukeln des Schiffes, sondern von den schrecklichen Bildern der Ertrinkenden der Schlacht vor seinem inneren Auge. Und mit bleichem Gesicht klammerte sich sein Blick am Land fest.

Yanda hatte bereits wenige Augenblicke nach dem Ablegen festgestellt, dass zwei ihrer drei Gäste wohl rechte Landratten waren.
Bärfried hielt auffällig weiten Abstand von der Reling und war ständig damit beschäftigt sich neue Objekte zum festhalten auszusuchen. Dabei wurde er von der Besatzung mehr als einmal gebeten dort nicht zu stehen oder die Hände von der Takelage zu nehmen. Meistens spielte er das aber gekonnt herunter und suchte sich einfach einen anderen Platz.
Can hingegen hatte seit dem Betreten des Schiffes kein Wort mehr über die Lippen gebracht und das obwohl sie ihn als sehr redselig kennengelernt hatte.
Auch er hatte sich eine Treppenstufe neben einer schweren Holzkiste in dem Mitte des Schiffes gesucht und blickte konstant mit totenbleichem Gesicht auf das Ufer.
Hätte die Kapitänin ihn so am Ufer gefunden, sie hätte ihn für einen Fall für die Noioniten gehalten.

Die Kommandantin hatte ihre Männer und Frauen gut angewiesen. Auf jeder Schiffsseite stand mindestens ein Matrose und behielt augenscheinlich das Ufer im Auge.
Während Bärfried, die keineswegs schlechte, aber dennoch etwas karge Kost aus Brot, aufgeschnittenem Fleisch und einigen Perainefrüchten an Deck schmecken ließ, war Yanda im Begriff sich dafür in die kleine Kapitänskabine im Heck zurückzuziehen. Auf ihre aufmerksame Einladung hin folgte der Junker wackligen Schrittes.
Die Frau hatte ihm damit ein wenig die Würde gerettet.
Dafür war er ihr dankbar.
Sie versorgte ihn mit ausreichend Wasser und einem Tuch für den Schweiß auf seiner Stirn. Pikiert lehnte er jedoch den Eimer den sie ihm anbot ab und fragte lieber nach Wein.

Trenner Perricum.svg

Die bewaldeten Nordufer des Darpats wechselten sich in der Ferne immer wieder mit saftigen Auen ab, im Hintergrund konnte man die schroffen Felshänge der Trollzacken erkennen.
Noch während dem Essen passierten sie die kleinen Fischerhütte, an der das Ruderboot, mit dem Bärfried übergesetzt war in der Bugwelle des Flaggschiffes zu tanzen begann. Der Fährmann blickte ehrfürchtig vom seinem Knüpfwerk am Ufer auf und grüßte die Mannschaft freundlich mit gehobenem Arm.

"War das nicht diese matschverschmierte Offizieren vom Ufer heute morgen, die da gerade über das Deck Schritt?"

Das wettergegerbte Gesicht des Gaulsfurter Fischers verzog sich etwas.
Die sanften Auen und kleinen Felsen wichen einem undurchdringlichen Schilfmeer und jedem war klar, dass die Schmuggler in diesem Uferabschnitt auf keinen Fall ihr Lager haben konnten, oder es nur sehr umständlich zu erreichen war, obwohl es gut für Einblicke abgeschirmt wäre.

Diese vier Landschaften: Waldstückchen, Auen, Felsen und Schilfmoore wechselten sich in kurzen Abständen bis zur Mittagszeit ab.

Trenner Perricum.svg

“Noch etwa 2 Meilen dann kommen wir an ein paar Hütten am Ufer vorbei.”
Yanda trat zwischen vor den Ritter und ließ nach dem Junker rufen, während sie und deutete weiter Flussabwärts.
“Dort können wir uns noch einmal nach den Schmugglern und dem Baronssohn erkundigen. Vielleicht wissen die mehr.”

Yanda verzog das Gesicht als die Admiral Dozman unverhofft hörbar über eine Untiefe kratzte. Auffordernd vorwurfsvoll blickte Can sie an, der wieder nach an Deck gekommen war und dem daraufhin erneut der bereits nahezu unterdrückte Angstschweiß ausbrach.
Yanda machte jedoch keine Anstalten den Steuermann zurecht zu weisen.

Ein weiteres Mal streifte der Rumpf hörbar über den groben Sandboden.
Junker Can war kurz davor zu plädieren die Suche zu Fuß fort zusetzen, wenn man an Land ging, stattdessen entfuhr ihm ein Ausruf:
“Hee! Jetzt pass mal auf wo du hin fährst, Jung’spund, du versänkst uns noch im Fluss wänn du so weitärmachst. Das nächste mal komm ich hoch.”

Der Steuermann zuckte auf Grund Cans angeschlagener Lautstärke merklich zusammen und auch die restliche Matrosen, wandten sich zum kräftigen Nebachoten um. Der nahm all seine Fassung zusammen und richtete seine Kleidung mit einem kräftigen Ruck.

“Hier gibt es nicht’s zu sähen, abär habt doch ätwas Respäkt vor dän Toten där Schlacht und macht nicht so ainän Rabatz.”
Als die meisten sich wieder abwendeten, fiel die Anspannung von Can und er zog sich wieder etwas zurück.
Er würde ganz sicher dafür plädieren, die weitere Suche an Land fort zusetzen.

Bärfried war unterdessen aufgestanden um an die Reling zu treten.
Als das Schiff allerdings die Sandbänke striff, umklammerte er mit aller Kraft das Geländer, hätte er nicht seine Panzerhandschuhe angehabt, man hätte wohl die Handknochen aus der Haut fahren sehen, so verkrampft klammerte sich der Ritter daran.
Gero kam zu seinem Herren gelaufen und blickte diesen kurz an, lächelte dann knapp und wollte schon dazu ansetzen ihn freundlich zu erinnern, dass es keine Schande wäre seine Rüstung auszuziehen. Als er seinen Blick über das Ufer schweifen ließ um einen Weg zu finden ihm dies möglichst schonend beizubringen, erblickte er ein Ruderboot, spärlich mit abgerissenem braunen Schilf überdeckt.
Er räusperte sich und bedeutete seinem Herrn ebenfalls dort hinzuschauen. Bärfried verstand erst nicht, erblickte dann aber das Boot und nickte freundlich und dankbar.
Der Ritter richtete sich auf und wandte sich zur Kommandantin.

“Haltet ein! Und sehet was sich im Schutze des Schilfs dort zu verstecken versucht! Ein Ruderboot!”

Mit einem zufriedenen Blick deutete er auf besagte Stelle.

Gero machte unterdessen Platz, damit sich Yanda - und gegebenenfalls auch der Junker - einen Blick verschaffen konnte.