Benutzer:Robert O./Briefspiel

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Die Marschallsqueste

Anfang Phex 1037 BF, Burg Kressenburg

„Das war ja zu erwarten gewesen.“ Praiadne rümpfte leicht angesäuert die Nase. „Kaum macht die Geschichte einer Queste die Runde, ruft unser Prinz zu den Fahnen. Und du wirst natürlich sofort Boromil satteln, dein Schwert gürten und dich davon machen.“ Mit einem vorwurfsvollen Blick bedachte die Baroness ihren Gemahl.

Ardo indes war sich keiner Schuld bewusst und legte das Schreiben Edelbrechts sorgsam auf den geordneten Stapel mit der geöffneten Post. „Aber mein Herz, es war doch schon vor zwei Wochen klar, dass ich nach Perricum reisen werde. Urion hat mich persönlich gebeten ihn zu begleiten und bei seiner Queste zu unterstützen! Da kann ich doch schlecht nein sagen.“

„Ich weiß“, seufzte Praiadne resignierend. „Ich hatte nur gehofft, dass du vielleicht einmal bei der Geburt eines deiner Kinder anwesend wärst.“ Vorsichtig legte sie rechte Hand auf den leicht gewölbten Bauch, der sich unter ihrem blauen Kleid abzeichnete.

„Ich bitte dich, jetzt übertreibst du aber. Meister Wasjeff hat doch gesagt, dass das Kind nicht vor Ende Travia kommen wird. Ich aber werde noch vor dem Jahreswechsel zurück sein.“

„Das mag sein,“ fuhr seine Frau in vorwurfsvollem Ton fort, „aber bei Answin und Irmi warst du nun mal nicht da. Ich weiß, dass der Ruf unserer Kaiserin wichtig ist, aber es hätte sicherlich jeder verstanden, wenn du wegen der Geburt deines Erben ein paar Tage später angereist wärst. Und bei Irmi musstest du ja unbedingt nach Greifenfurt reiten um irgendeinen Handel abzuschließen, was Phexian genauso gut hätte für dich erledigen können, obwohl Meister Wasjeff gesagt hatte, dass ich jede Stunde niederkommen könne!“ Praiadne hatte sich ein wenig in Rage geredet und wandte ihren Blick ruckartig von Ardo ab um sich abzuregen.

„Mein Herz, es tut mir Leid. Das weißt du doch.“ In Ardos Stimme lag schuldbewusstes Bedauern. Obgleich er stets praiosergeben seine Pflichten für das Reich und seine Baronie erfüllte, schmerzte ihn doch jeder Augenblick den er nicht bei seiner Frau und den Kindern verbringen konnte. „Es gibt nun einmal Dinge denen ich mich nicht verweigern kann. Oder will. Urion ist mein Freund. Ich war dabei als wir den Marschallsstab für ihn und Greifenfurt errungen haben. Er ist mein Bruder im Geiste des Heiligen Garafan. Auch dem Prinzen bin ich Freundschaft verbunden. Selbst wenn dies alles nicht wäre, so gilt es doch dem Ruf der Rondra-Kirche zu folgen um den Segen der Sturmleuin für unseren Heerzug wider dem Bösen im Osten zu erringen.“

„Das weiß ich doch alles mein Herz.“ Mit traurigem Blick wandte sich Praiadne wieder ihrem Gatten zu. „Das ändert nichts daran, dass ich dich jetzt schon vermisse und mir von dem Moment an, an dem du vom Hof reitest wünschen werde, dass du gesund zu mir zurückkehren magst.“

Langsam erhob sich Ardo und trat zu seiner Frau an die Fensterbank. „Ich kann nicht versprechen, dass es nur ein friedliches Beisammensein zum Festbankett werden wird. Perricum liegt im Blick unseres Feindes und eine Quest im Namen Rondras wird sicherlich auch nicht ungefährlich sein. Aber was auch immer geschehen mag, du und die Kinder seid gut versorgt. Ich habe bei Prätor Badilak alle Dokumente hinterlegt die meinen Willen dahingehend bezeugen. Euch wird es an nichts mangeln.“

„Du bist ein Idiot!“, schallt ihn Praiadne mit schluchzender Stimme. „Das ist nun wirklich das Letzte was eine schwangere Frau von ihrem Gatten zu hören wünscht der in eine unbekannte Gefahr zieht!“

Ardo sank vor ihr auf die Knie und ergriff ihre Hände. „Bitte entschuldige, ich wollte dich nicht grämen. Aber soll ich dich denn belügen?“

„Das könntest du nicht, selbst wenn du es versuchen würdest.“ Ein Lächeln voller Zuneigung bildete sich auf den Lippen der jungen Frau. „Geh deinen Weg, mein Herz. Wo auch immer er sich hinführen wird, ich weiß, dass du zu der Götter Wohlgefallen handelst. Doch vergiss nicht, dass ich deiner Rückkehr sehnsüchtig harre und mir bis zu deiner Rückkehr jede Stunde wie ein ganzer Tag sein wird.“ Mit diesen Worten zog sie ihren Gemahl an sich und küsste ihn innig.

Keilholtzer Familienplanung

  • Ardo und Praiadne (oo 15. Praios 1035 BF):
    • Answin Shazar (10.11.1035)
    • Irmenella Rohaja (03.02.1037)
    • Holdwiep Travina (26.04.1038)
    • Eberhelm Wulfhart (26.04.1038)
    • Tsaiana Yppolita (18.08.1040)
    • Urion Hlûthar (28.02.1042)
    • Edelbrecht Greifenstolz (02.01.1043)
    • Rabana Noiona (11.05.1044)
    • Alrik Borotin (11.05.1044)
    • Firuna Ifirnia (12.07.1045)
    • Hesine Madalieb (23.06.1046)
    • Raulgunde Phexlieb (18.09.1047)
  • Rondwin und Yolande von Sindelsaum (oo im Rondra 1036 BF):
    • Alwene Darpatinger (27.08.1036, Rondwins Bankert)
    • Familie Sindelsaum
  • Travhelm und Firre Hadamar von Bieberwald (*1017)? (oo ???):
    • ???
  • Firnward und Grimhild von Zweifelfels (oo nach Ritterschlag):
    • ???
  • Lisane
    • Pagendienst ist im Frühjahr 1037 BF beendet, Schwertvater suchen!
    • geeigneten Gatten suchen, ggf. politische Heirat
  • Wulfhart und Rahjamunde von Schroffenstein-Grünfels (oo 15. Travia 1036 BF):
    • Familie Schroffenstein?
  • Roderich und Brunhilde:
    • ???
  • Wulfhelm
    • geeignete Gattin suchen, ggf. politische Heirat
    • diverse Bankerte


Praiosgefällige Anarchie

Kriegsrat vor den Toren

13. Hesinde 1036 BF, Vor den Toren der Reichsstadt Eslamsroden, am Abend

Jetzt wusste Gerbald, warum er statt der Panzerrüstung ein leichtes Kettenhemd trug. Die zwei Lagen Unterkleidung hätten nie darunter gepasst und er hätte jämmerlich frieren müssen. Dabei spürte er bereits jetzt die Kälte in den Knochen. Ja, er war alt geworden und musste sich zu seiner Schande gestehen, dass er in den letzten Jahren das ein oder andere Dunkle zu viel getrunken hatte. Nun, war es wohl an der Zeit diese Nachlässigkeiten zu bereuen. Bei dieser Winterbelagerung würden die Rationen wieder magerer ausfallen. Trotz seiner sechzig Götterläufe war er aber immer noch eine imposante Erscheinung. Nicht zuletzt auf dem Waldsteiner Turnier hatte er allen bewiesen, dass auch mit den alten Haudegen noch zu rechnen war.

Diesen Gedanken sann er auf dem kurzen Ritt zu Ardos Hauptquartier nach, begleitet nur von einem seiner Ritter und seinem Knappen Odilon, der ein entfernter Verwandter des Keilholtzers war. Ardo hatte ihn ihm vermittelt, wollte Gerbald doch noch einmal in der ihm noch verbleibenden Zeit einen Ritter ausbilden.

Ohne Probleme erreichten die drei Ardos Hauptquartier. Der junge Kressenburger Baron, der vom Alter her sein Enkel hätte sein können, kam ihm ebenfalls in Kette gerüstet mit festen Schritten entgegen. Der festgetretene Schnee knirschte unter seinen Stiefeln. Ein Junge und ein Mädchen die mit den typischen Kurzschwertern und Lederwämsern von Knappen gerüstet waren, kümmerten sich sofort um die Pferde der Ankömmlinge. Nach einer kurzen Begrüßung bat Ardo sie in die gute Stube des Hofes, wo sich auch Wulfhart von Keilholtz und Ardos Knappin aufhielten. Zudem gesellten sich noch ein halbes Dutzend von Ardos Rittern. Neben Ritter Eldwin erkannte Gerbald noch den alten Imminger, Junker Braniborian, die Ritter Alwin und Kasimir aus Kieselbronn und Kasimirs junge Knappin Robana, die jüngeren Schwester seines eigenen Knappen. Zugegen war auch ein Geweihter des Praios, welchen Ardo wohlweislich mitgenommen hatte. Auch der Hundsgraber nebst Knappe hatte sich inzwischen eingefunden, nachdem er erst vor wenigen Stunden mit seinen Truppen vor der Stadt eingetroffen war.

Gerbald neigte den Kopf vor dem Geweihten und begrüßte die Gefährten. Dann setzte er sich auf einen Stuhl an einen Tisch, auf dem eine Karte der Umgebung ausgebreitet war und legte die Tasche des gefangenen Botens darauf. Ein weiterer Knappe brachte Krüge mit verdünntem heißen Wein für alle.

„Meine Herren, wir können mit dem Verlauf der Blockade bisher zufrieden sein, denke ich. Soweit ich es beurteile, hat es bisher niemand geschafft aus der Stadt zu entkommen oder in sie hinein zukommen. Diese Depeschen haben meine Reiter heute einem Melder abnehmen können, der sich nach Greifenfurt durchschlagen wollte,“ er wies auf die Tasche und holte die Brief hervor. „Ich habe die Siegel unberührt gelassen, kann mir aber denken, was in den Briefen steht. Der Stadtmeister wird in einseitiger Darstellung von unserer hinterhältigen Belagerung berichten und um Hilfe ersuchen.“ An den Praiosgeweihten gewandt vor er fort: „Euer Gnaden, ihr alle seid meine Zeugen, dass diese Siegel nicht gebrochen waren und ich die Regeln des Krieges gewahrt habe. Auch der junge Melder ist wohlauf und nur mein Gefangener.“ Der Priester nickte knapp und nahm die Briefe an sich.

"Was mich beunruhigt ist, dass sie auf das Vermittlungsangebot seiner Eminenz überhaupt nicht reagiert haben", gab Ardo zu bedenken. "Selbst seine Forderung mit einem Glaubensbruder aus der Stadt zu sprechen blieb unbeantwortet. Ich mache mir größte Sorgen um das Wohl der Geweihtenschaft der Stadt, vor allem wenn man bedenkt, dass der Mob anderswo bereits Geweihte auf den Scheiterhaufen gezerrt hat. Man sollte den Gefangenen dehingehend einmal eingehend befragen."

"In der Tat", stimmte der Praiot dem Kressenburger bedächtig zu um sich sogleich wieder an Gerbald zu wenden. "Euer Hochgeboren, es wäre gut, wenn Ihr mir den Gefangenen nach unserer Besprechung so schnell als möglich zur Befragung vorführen würdet."

Keilholtzer Neuordnung

Ohne Travias Segen

2.Rondra 1036 BF, Gasthaus Grafenhaupt, Reichsstadt Greifenfurt

Wulfhart wartete. Als er von seinem Besuch beim alten Lucardus ins Grafenhaupt zurückgekehrt war, war ihm wieder die junge Schankmaid ins Auge gefallen, welche Rondwin den Kopf verdreht hatte. Kurzentschlossen hatte er sie zu sich herangewunken und ihr aufgetragen, ihm ein spätes Abendmahl auf sein Zimmer zu bringen. Nun saß er mit dem Gesicht zur Tür an dem kleinen Holztisch und starrte gedankenversunken ins Leere. Er hatte seinem Sohn versprochen eine Lösung für die prekäre Situation des Mädchens zu finden, doch war er sich nicht sicher wie die traviafürchtige Maid seinen Vorschlag aufnehmen würde. Trotzdem würde er bei seiner Entscheidung bleiben, mochte sie für die junge Frau und Rondwin auch bitter sein.

Es klopfte. Innerlich stählte sich der Ritter und straffte seine Gestalt. Wulfhart war ein traviafrommer Mann und was er nun sagen musste, würde auch ihm nicht leicht fallen. Er räusperte sich um der Stimme Festigkeit zu verleihen. „Tritt ein!“

Sofort schob sich die Tür auf und die junge Schankmagd trat herein. Auf einer Hand balancierte sie ein Brett mit einem großen Kanten Brot, einer halben Blutwurst und einem großen Stück Käse. In der anderen trug sie einen gefüllten Humpen mit Bier. Das Gemach war von mehreren Kerzen erhellt, welche in gusseisernen Halterungen an verschiedenen Balken steckten. Fragend blickte die Frau den Ritter an.

„Stell es hier auf den Tisch.“

Die Magd tat wie ihr geheißen und trat dann wieder einen Schritt zurück. „Wünscht Ihr sonst noch etwas Hoher Herr?“, fragte sie brav.

„In der Tat.“ Wulfhart bemühte sich darum die Schärfe aus seiner Stimme zu nehmen und deutet auf den zweiten Schemel im Raum. „Schließe die Tür und setze dich dann zu mir an den Tisch. Ich habe mit dir zu reden.“

Der Blick des Mädchens wurde furchtsam. Sie tat wie ihr geheißen, doch bemerkte Wulfhart sofort wie unsicher sie in all ihren Bewegungen war. Den Riegel an der Tür ließ sie unverschlossen. Schließlich saß sie im Kerzenschein vor ihm und sah ihn angespannt an.

„Dein Name ist also Hildelind?“ Der Keilholtzer erntete ein stummes Nicken. „Und ich nehme an du weiß wer ich bin?“

„Ja Herr. Ihr seid Ritter Wulfhart, Rondwins Vater.“

„So ist es. Und ich gehe davon aus, dass du weißt warum ich dich sprechen möchte?“

Hildelind zögerte einen Augenblick um sich zu sammeln und zwang sich dann dem älteren Mann in die Augen zu sehen. „Ich nehme an, dass Rondwin Euch erzählt hat was passiert ist. Zumindest hatte er mir versprochen dies zu tun…“

„Rondwin hat mir von eurem Rahjastündchen und seinen Folgen berichtet.“ Wulfhart sah das Mädchen bei diesen Worten verschämt zusammenzucken. „Und er hat mich darum ersucht euch meinen Segen zu geben, damit dein Kind nicht in Unehre das Licht Deres erblickt.“ Hildelinds Blick wurde mit einem Mal hoffnungsvoll. Offensichtlich hatte sie nicht daran geglaubt, dass Rondwin sein Versprechen ihr gegenüber halten würde. Umso mehr schmerzte es Wulfhart, dass er ihre aufkeimende Hoffnung nun zerstören musste. „Allerdings kann ich nicht zulassen, dass Rondwin den Bund mit dir, mit einer Bürgerlichen, eingeht. Er ist bereits anderweitig versprochen und wird in wenigen Wochen den Traviakreis beschreiten. Danach wird er bei seinem Eheweib leben und als Ritter die Wacht am Finsterkamm verstärken. So die Götter wollen, wirst du ihn nie wieder sehen.“

Heftig schluchzend lehnte sich die Magd vornüber und verbarg ihr Gesicht in der Schürze. Wulfhart wurde das Herz sogleich doppelt so schwer. Doch so sehr ihn das Mitleid plagte wusste er aber auch, dass ihm hier keine andere Wahl blieb. Die Absprache mit dem Sindelsaumer war getroffen und würde eingehalten werden müssen. Weder er noch Ardo konnten es sich leisten Erlan als finanzkräftigen Freund, Verbündeten und bald Anverwandten zu brüskieren und zu verlieren. Wulfhart wartete ein paar Minuten bis das Mädchen langsam ruhiger wurde und das Beben ihrer Schultern nachließ.

„Wie alt bist du Hildelind?“

„Sechzehn Sommer, seit dem letzten Rahja, hoher Herr.“ Ihre Stimme war noch immer tränenerstickt.

„Gut. Wenn du bereit bist zuzuhören, werde ich dir einen Vorschlag machen.“

Noch immer schluchzte das Mädchen doch rang sie merkbar um Fassung. Schließlich straffte sie sich, sah den Ritter aus roten Augen an und nickte.

„Rondwin hat mir erzählt wie besorgt du darüber bist, was dein Vater zu der Angelegenheit sagen wird. Natürlich wird ihn diese Geschichte nicht sonderlich erfreuen.“ Hildelind nickte unglücklich und wischte sich erneut mit der Schürze über die Augen. „Auch ich bin zugegeben nicht glücklich wegen der Umstände“, fuhr Wulfhart mit ernster Stimme fort, „doch ich habe Rondwin versprochen mich um dich und das Kind zu kümmern. Ich glaube auch eine Lösung gefunden zu haben mit der du leben kannst ohne vor deiner Familie das Gesicht zu verlieren.“ Der Ritter machte eine kurze Pause und wartete bis die Magd sich ganz gesammelt hatte. Er wollte, dass sie alles richtig verstand um eine weise Entscheidung treffen zu können. „Ich selbst werde in einigen Wochen ebenfalls den Traviakreis beschreiten. Obgleich ich ein eigenes Gut mein Eigen nenne, werden meine Braut und ich in den nächsten Götterläufen in Kressenburg, auf der Burg meines ältesten Sohnes Ardo leben. Er ist der Baron über die Kressenburger Lande die südlich der Reichsstadt Greifenfurt liegen. Da ich von den Bediensteten meines Gutes niemanden entbehren kann und auf der Kressenburg bisher keinen eigenen Hausstand führe, biete ich dir an in meine Dienste zu treten. Meine Braut kommt von weit her, aus einfachen Verhältnissen und hat bisher ebenfalls keine Dienerschaft. Rahjamunde ist eine sehr verständige und gütige Person, der du dich, wenn du dies möchtest, auch anvertrauen kannst, ohne dass sie deswegen den Stab über dich brechen wird. Du würdest mit uns auf der Burg leben und, da ich oft auf Reisen bin, dafür Sorge tragen, dass meine Braut stets eine angenehme Dienerin und Gesellschafterin hat.“

„Was wird mit dem Kind, hoher Herr? Und was werden die Leute dort über mich denken? Es wird Gerede geben. Ich weiß nicht ob ich das ertragen könnte.“

„Wenn das Kind kommt, werde ich einen Geweihten rufen lassen der dir beisteht und es segnet. Wenn es das rechte Alter erreicht werde ich dafür Sorge tragen, dass es bei einem Kressenburger Handwerker in die Lehre gehen kann oder, so es die Begabung dafür aufweist, einer der Kirchen in die Obhut gegeben wird. Es mag ein Bankert sein, aber es ist das Blut meines Blutes. Indes soll auch überhaupt niemand erfahren, wessen Kind du unter dem Herzen trägst. Sollte dies je herauskommen, werde ich dich noch in derselben Stunde samt dem Kinde in Schimpf und Schande von der Burg jagen!“ Wulfharts Ton war gerade drohend genug um die Ernsthaftigkeit seiner Aussage zu unterstreichen ohne das Mädchen dabei komplett einzuschüchtern.

„Ich verstehe, Hoher Herr. Dennoch werden die Leute mit dem Finger auf mich zeigen. Und auch wenn ich weit weg im Süden weile, so wird mein Vater sicherlich doch eines Tages davon erfahren. Diese Schande überlebe ich nicht!“ Obgleich sie versuchte ruhig zu bleiben merkte man ihrer Stimme an, dass Hildelind kurz davor stand wieder in Panik auszubrechen.

„Wenn du dies möchtest, so wird niemand außerhalb dieses Raumes von mir erfahren, dass du einen Bankert austrägst. Du bist alt genug um schon verheiratet gewesen zu sein. In Kressenburg wird dir jeder glauben wenn du erzählst du seiest eine junge Witwe und dein Mann läge auf einem Boronsanger in der Wildermark begraben. Wenn du dich auch dann noch vor deinem Vater fürchtest, so wird sich sicherlich ein Mann finden der dich zum Weib nimmt und als dessen Frucht du das Kind vor deiner Familie ausgeben kannst. Du bist jung und hübsch und die jungen Burschen werden sich nicht lange bitten lassen.“

„Ich soll meinen Vater belügen?“ Hildelind schien ehrlich schockiert. Offensichtlich hatte sie diese Möglichkeit noch nicht einmal in Erwägung gezogen. „Hoher Herr, bei aller Güte die Ihr mir erweist, aber das kann ich nicht.“

„Dass dir dies schwer fällt spricht für deine gute Erziehung und die Reinheit deiner Seele. Es bleibt natürlich dir überlassen, was du deinem Vater erzählst und was nicht.“ Wulfhart zuckte mit den Schultern. „Ich zeige dir lediglich einen anderen Ausweg auf, als dich in die Breite zu stürzen oder mit deinem Bankert in Unehre in der Stadt zu bleiben. Ewig wirst du deinen Zustand nicht verbergen können. Nutze mein Angebot oder lass es bleiben.“

Resignierend sanken die Schultern der jungen Frau nach unten. Einige Augenblicke verharrte sie sinnend, bevor sie dem Ritter ein gequältes Lächeln schenkte und nickte.

„Dann haben wir eine Abmachung. Du wirst, wenn du heute nach Hause gehst, deinem Vater von meinem Angebot erzählen dich als Magd für meine Braut in meine Dienste zu nehmen. Ich gehe davon aus, dass er sich der Ehre bewusst ist, die es für dich bedeutet im Haushalt eines Barons zu arbeiten. Ich werde am Praiostag in einer Woche wieder in der Stadt sein und dich mit nach Kressenburg nehmen. Bis dahin erwarte ich, dass du alle deine Sachen hier geregelt hast.“

Hildelind merkte, dass von Wulfharts Seite aus alles gesagt war, erhob sich und ging zur Tür. „Ich denke ich sollte Euch dankbar sein, Hoher Herr. Bitte verzeiht mir, wenn ich im Moment keine solche Dankbarkeit empfinden kann. Vielleicht kommt das ja später, wenn alles seinen Gang genommen hat.“ Sie stockte kurz bevor sie das Zimmer verließ. „Ihr werdet mich am vereinbarten Tag hier im Grafenhaupt finden. Ich wünsche eine geruhsame Nacht, Hoher Herr.“

DEUS VULT

Gästeliste zur Einweihung

Geladene Gäste:

Sertiser Sonnenstände

Abendmahl

Die junge Praios-Geweihte und ihre Begleiter, der Bannstrahler und der junge Breitenhainer Ritter, wurden von Burgvogt Reo Rondriol vom Wirsel auf der Pfalz Breitenhain empfangen. Wortreich entschuldigte sich der Kastellan für die Abwesenheit des Pfalzgrafen, sei dieser doch zur Grafenkrönung seines Anverwandten nach Hartsteen unterwegs. Auf einen Wink hin eilte der Stallknecht herbei und nahm die Pferde der Neuankömmlinge in Empfang.

"Wenn Ihr gestattet Euer Gnaden, so werde ich Euch sogleich das beste Zimmer der Burg herrichten lassen und Euch einen persönlichen Diener zuweisen. Verzeiht wenn Ihr mich in unangemessener Eile seht, doch ich habe ein dringendes Hilfegesuch aus Baronie Linara erhalten, welches ich im Namen seiner Hochwohlgeboren noch heute beantworten muss."

"Was hat es denn damit auf sich?" Neugierig und ein wenig misstrauisch forschte die Greifenfurterin sogleich nach.

"Oh, nur eine unbedeutende Kleinigkeit Euer Gnaden. Die Baronin von Linara ist letzte Woche bei einem Turnier schwer gestürzt. Ihr treuer Vasall Junker Irberod hat derweil die Geschäfte übernommen und hat sogleich einige verdächtige Gestalten aufgegriffen, die er der Hexerei und der Schwarzen Magie verdächtigt."

"Und das nennt Ihr eine Kleinigkeit?" Praiodanes Stimme klang in ehrlichem Zorn laut über den Burghof. "Warum wendet sich der Junker an den Pfalzgrafen? Gibt es in Linara denn keinen Vertreter des Götterfürsten der sich der Sache annehmen kann?"

"Ich fürchte nein, Euer Gnaden," sagte Wirsel kleinlaut. "Die Baronin herrscht nun seit gut zweieinhalb Jahrzehnten über ihre Lande doch ein von Praios gesegnetes Bauwerk werdet ihr dort nicht finden." Leise raunte der Kastellan der Geweihten zu. "Sie ist eine Halbelfe müsst Ihr wissen, die von Kaiser Hal dort eingesetzt wurde."

"So, so, eine Halbelfe also sagt Ihr," wiederholte Praiodane laut. "Das erklärt natürlich die Zustände die Ihr beschreibt."

Wirsel zuckte kurz zusammen und blickte unsicher über den Burghof. "Ja, so ist es Euer Gnaden. Und weil der werte Herr Junker meinen Herren als praiosfürchtigen Mann kennt und schätzt, hat er ihn um Hilfe gebeten."

Die Greifenfurter Geweihte überlegte kurz und fällte dann eine schnelle Entscheidung. "Da seine Hochwohlgeboren noch eine zeit auf Reisen ist, kann ich hier vor Ort sowieso nichts ausrichten. Schreibt Junker Irberod, dass ich persönlich nach Linara kommen werde um über die Verdächtigen Gericht zu halten. Sendet den Boten noch heute. Wir haben eine lange Reise hinter uns und werden eine Nacht ruhen bevor wir morgen in aller Frühe aufbrechen."

"Sehr wohl Euer Gnaden. ich werde es genauso einrichten wie Ihr es wünscht." Artig machte Wirsel einen Diener. "Wenn Ihr mir dann bitte nach drinnen folgen wollt? Das Abendessen wird in etwa einem Stundenglas serviert werden."

Die Blaue Sau

Kressenburger Aufruf zur Jagd

Baron Ardo läd seine Freunde zu einer Jagdgesellschaft in den Kressenburger Forst.

Rückkehr eines Barons

Ein verschollen geglaubter Adliger kehrt aus den Tiefen des Reichsforstes zurück.

Wiederaufnahme der Geschäfte

Stänkereien

Stänkereien auf Burg Gnitzenkuhl
Baronie Gnitzenkuhl, Ingerimm 1035 BF

Teil 1

Fassungslos starrte Geshla auf das Missgeschick, das sich soeben ereignet hatte. Sie war an einen der Eimer gestoßen, in dem die Windeln zuerst in Wasser eingeweicht wurden bevor man sie auskochte. Entsetzt starrte sie auf die teuren Schuhe, auf denen sich langsam ein unfeiner Fleck ausbreitete, unfähig auch nur ein Wort zu sagen.

„Bitte sagt nicht, dass dies nun auch wieder meine Schuld sei Hochgeboren!“ kam trocken von ihrem Gegenüber, die gerade dabei war ihre zweitgeborene Tochter zu betten. „Ich war wirklich nicht vorbereitet, dass Ihr Euch zu so später Stunde in unsere Räume gesellen möchtet. Und natürlich riecht es hier streng, wenn wir gerade damit beschäftigt sind…“

Energisch hob die Baronin zu Gnitzenkuhl ihre Hand, und gebot damit Stille. Erstaunlicher Weise verstummte dabei sogar der einjährige Greifwart, der soeben von seiner Amme frisch gemacht worden war und lautstark dagegen protestiert hatte, war es doch empfindlich kalt. Doch nun erwartete er von der dunkelhaarigen Frau wohl eines der Spiele, die Unswin, sein Vater, sonst mit ihm trieb.

„So kann das hier nicht weiter gehen!“ presste die Baronin hinter vorgehaltenem Spitzentuch hervor, was Greifwart zum Glucksen brachte, hielt er es doch für eine neue Variante des „Guckucks- DA“ Spieles seines Vaters und grinste erwartungsvoll Geshla von Gnitzenkuhl an. Seine Amme musste sich ein Schmunzeln verkneifen.

Leomara von Keilholtz, die erste Ritterin am Hofe brachte nur ein müdes „Ganz wie ihr meint!“ hervor und hoffte, dass man ihr endlich ihre Ruhe ließ. Erst dieses früh morgendliche Malheur mit der zerstörten Vase Olmergas von Gnitzenkuhls. Greifi konnte wirklich nichts dafür, dieser Tisch war einfach schon in die Jahre gekommen und hatte dem Ansturm des Jungen nichts entgegen zu setzen gehabt. Da war die Vase eben polternd zu Bruch gegangen. Angeblich ein Geschenk Olmergas an Geshla. Häßlich war sie trotzdem- die Vase! Dann hatte sie für die Landwehr die Waffenkammern inspiziert und eine Inventur mit dem Waffenmeister erstellt, sowie gemeinsam mit dem Vogt besprochen wie man vorzugehen gedachte, beim Erfassen der Wehrfähigen. Die Schulzen und ansässigen Adligen würden dabei eine Rolle spielen und bald hier vorstellig werden müssen. Immer, wenn sie sich mit dem Gemahl ihrer Mutter auseinander setzen musste, war es anstrengend. Doch seine Sachlichkeit führte allmählich dazu, dass sie einfach zusehends vergaß, dass er einmal eine Rolle in ihrem Leben gespielt hatte. Jetzt noch dieser unangemeldete Besuch in Räumen, die kaum für eine Familie ausreichten.

„Ich gedenke am morgigen Abend mit Hochwürden Travidan von Firunslicht, Hochwürden von Wasserburg sowie einigen Adligen, dem Vogt und Eurer Frau Mutter zu speisen. Wir haben uns lange nicht gesehen.“ Leomara nickte desinteressiert, waren ihr diese Verpflichtungen einer Baronin doch meist eher notwendiges Übel, denn eine Freude. „Ich erwarte Euch nebst Unswin ebenfalls!“

„A…!“ Leomaras Widerrede blieb ihr im Halse stecken, als sie in Geshlas Miene blickte. Darin stand zu lesen, dass es keine Einladung, sondern ein Befehl gewesen war. Nach einem Moment der Stille kam ein gepresstes „Sehr wohl!“ aus ihrem Munde. Die Baronin nickte nur kurz und entfernte sich dann schleunigst. Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, erhob sich sogleich wieder enttäuschtes Gebrüll, war doch der kleine Keilholtzer um sein neckisches Spiel gebracht worden und forderte es nun lautstark ein.

Teil 2

Torandir von Darben-Dürsten stand hoch aufgeschossen hinter seiner Schwertmutter und hatte bereits Leomara von Keilholtz sowie deren Gemahl Unswin bedient, da Chaantrea am heutigen Abend frei hatte. Nun blieb ihm die Zeit in aller Ruhe den Blick schweifen zu lassen. Es war eine Weile her, dass die Tafel in Geshlas Burg derart gefüllt gewesen war. Wie immer war der alte Oblodor von Mistelstein mit seiner Gemahlin für ihn ein Ereignis der besonderen Art. Er kannte sonst keinen, dessen Temperament mit dem seiner Schwertmutter mit halten konnte. Allerdings bedauerte er sehr, dass Hochwürden von Wasserburg nicht zugegen war. Seine übertriebene Fürsorge gegenüber der Baronin wirkte bisweilen derart belustigend auf ihn, dass er sich auf den Abend mit dem Tempelvorsteher des hiesigen Praiostempels gefreut hatte. Doch jener hatte sich bereits am Nachmittag durch seinen Novizen wegen Unpässlichkeit entschuldigen lassen. Als die Baronin dies kundt getan hatte, war vom Mistelsteiner so etwas wie „…aus der Ferne glänzt sie am meisten!“ zu hören gewesen. Zu schade aber auch!

Hamardan von Rotfurt hatte man leider ans andere Ende der Tafel gesetzt, wo er neben Wohlgeboren Ginaya von Alxertis kaum Schaden anrichten konnte. Die beiden kannten sich scheinbar gut, zumindest wirkte ihr Gespräch recht vertraut und wortreich. Ganz anders Derendan von Zillingen, der als Vertreter seiner Familie zugegen war, und mit seinem Nachbarn aus der Familie Bergstamm jediglich ein paar wenige Worte zur Begrüßung gewechselt hatte.

Während der Knappe so schaute, fiel sein Blick auf das noch wenig vertraute Gesicht eines jungen Knaben- der Novize des neu erbauten Travia Tempels. Konzentriert hatte dieser den noch vollen Krug zwischen seinem Tempelvorsteher Travidan von Firunslicht-Oppstein und der Herrin Palinai von Isenbrunn hindurch bugsiert, in Richtung des Kelches. Doch dann begann seine Hand auch schon zu zittern. Ob der Krug zu schwer, oder der Bursche zu aufgeregt war, beides war möglich dachte Torandir so bei sich. Jaja, aller Anfang war schwer. Wenn sie entlassen wurden, weil die Herrschaften alleine sein wollten, würde er sicher Gelegenheit haben den Knaben einmal näher kennen zu lernen. Über seine Familie wusste er nichts. Wie sein Alltag wohl im Vergleich zu dem eines Knappen aussah? Seine schier zügellose Neugier begann sich zu regen, und so wartete er ungeduldig die Zeit ab, zu der man sie entlassen würde.

Teil 3

„…darum möchte ich am heutigen Abend, nachdem wir ein so gedeihliches Beisammensein verleben durften, verkünden, dass ich mich entschlossen habe, meiner ersten Ritterin Leomara von Keilholtz für ihre herausragenden Dienste um die Belange in Gnitzenkuhl - ich erinnere hierbei nur um den wagemutigen Einsatz bei dem Kampf wider das sogenannte Untier am Darpat - ein Rittergut als Lehen zu überlassen.“

Gut gelaunt, und scheinbar gänzlich unempfänglich für das frostige Schweigen von Seiten ihres Vogtes, lächelte die Baronin in die Runde und erhob ihren Kelch in Richtung der soeben ernannten nun lehnspflichtigen Leomara von Keilholtz. Travidan kam ihr sogleich nach, konnte er es doch nur gut heißen, dass die junge Familie endlich ein eigenes Heim bekommen würde. Die Baronin war eben eine wirklich götterfürchtige Frau. Der Ruf, der ihr im hiesigen Raum nachgesagt wurde war völlig haltlos. Oblodor grunzte ein „..das hat se verdient, bei Rondra!“, während sein Sohn Anshelm von Mistelstein Leomara über die Tafel hinweg nur zuzwinkerte.

Unsicher, was Geshla damit im Schilde führte, räusperte sich die Rittfrau kurz, bevor auch sie überrascht lächelnd den Kelch erhob. Ihre Frau Mutter, Palinai von Isenbrunn, hatte noch vor ihr sogleich strahlend den Kelch erhoben und lächelte, als hätte man ihr persönlich den Dank ausgesprochen.

‚Von welchem Lehen spricht sie bloss?‘ grübelte die Rittfrau in Gedanken weiter. ‚Stadtritter vielleicht? Welches Gemäuer wollte sie mir damit nur zukommen lassen? Innerhalb der Stadt gab es keine Gebäude welche aufgrund mangelnder Erben wieder in Geshlas Besitz gefallen wären. Auch habe ich seit dem Bau des Travia Tempels kein Wort davon gehört, dass Aurentian von Feenwasser weitere Aufträge erhalten soll…!‘

„Auf die Hohe Dame Leomara, möge das Rittergut Mittstätten von nun an ihr, und ihrer Familie ein neues Zuhause sein, so wie es uns Travia gebietet.“ Kam dann schließlich von Seiten Geshlas, die zu diesem Augenblick die Aufmerksamkeit aller auf sich wusste. Überrascht riss Leomara die Augen auf. ‚Das Erbe der Familie der Roten Hand. Diese Schlange…!‘

Kurz herrschte Schweigen, und alle Ortskundigen bis auf Geshla blickten aus unterschiedlichsten Gründen auf den Tisch, bis Palinai in die Stille hinein sprach was vermutlich einige dachten: „Aber Hochgeboren, ihr wisst doch so gut wie jeder hier in der Gegend, dass man sich sagt, dass die Geister der Alten nicht ruhen, und das Gemäuer noch immer heim suchen! Nicht umsonst steht es seit… damals leer.“

Kühl musterte Geshla die in die Jahre gekommene Frau, und ehemalige Geliebte ihres Vaters, des Barons Seraminor von Gnitzenkuhl. Was nur hatte er an dieser blassen, farblosen Frau gefunden? Sie konnte nicht aus Ihrer Haut heraus. Nie würde sie Freundlichkeit für diese Person aufbringen können, derentwegen so viel Unheil entstanden war. Ihre besten Jahre waren vorüber, verblüht wie eine Primel, oder am falschen Platze um weiter zu gedeihen.

„Uuuund? Wer, wenn nicht Eure rondragefällige Tochter, nebst ihrem wackeren Gatten, seines Zeichens Mitglied im Orden des Zorns, sollten es schaffen diese dummen Gerüchte zu zerstreuen. Wäre an dem Gemäuer wirklich etwas götterlästerliches, so hätte das zweifellos Hochwürden von Wasserburg ausgemerzt. Oder zweifelt ihr etwa an …?“

„Sicher nicht Hochgeboren!“ Fiel ihr Leomara da ins Wort und funkelte streitlustig ihre Mutter an. „Wir sind wirklich außerordentlich erfreut, geradezu sprachlos, ob dieser Großzügigkeit Eurerseits.“ Leomara hatte sich wieder gefangen, und war sich sicher, dass egal was dieses Gemäuer für Geheimnisse barg, kaum Grund sein konnte, das Lehen auszuschlagen! Sie schubste Unswin an, damit auch jener seinen Dank bekunden konnte…

Das schwer vernarbte Gesicht des Ordensritters zeigte ein Lächeln, dass je nach Blickwinkel süffisant, freundig oder nachsichtig wirken konnte, und wohl in diesem Moment tatsächlich eine Mischung all dieser Facetten war. Bedächtig griff der junge Mann mit der Linken zu seinem Kelch, erhob sich und strich dabei mit der Rechten sein Wams zu recht. Dann hob er das Glas mit ernstem Blick in Richtung der Baronin.

"Euer Hochgeboren! Frau Travia wünscht von uns Mildtätigkeit und Gastfreundschaft. Ich bin in Eurem Hause häufig Gast gewesen. Ihr habt Euch mir, meinem Orden und nicht zuletzt meiner Familie so freigiebig gezeigt, wie man es sich nur wünschen kann. Nun gebt Ihr meiner Familie ein eigen Heim, einen Platz zum Leben und zum Wachsen. Dafür gebürt Euch Travias Dank." Er machte eine Pause und die Baronin setzte gerade ein strahlendes Lächeln auf, im Begriff dem Ritter zu antworten, als Unswin mit ruhiger Stimme fortfuhr. "Herr Praios fordert von uns aber auch Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit. Deshalb kann ich nicht verhehlen, dass ich ob des schlechten Leumunds des Gemäuers in Sorge bin, dessen Herrin meine Frau nun ist und das meine Kinder zukünftig beherbergen wird. Auch ist mir Euer wachsender Unmut über die derzeitige Situation in Eurer Burg bewusst, der mich zuletzt fürchten ließ Eure Gastfreundschaft über die Gebühr beansprucht zu haben." Das Lächeln Geshlas schmolz sichtbar dahin, doch Unswin hatte noch immer nicht geendet. Er spürte wie Leomara neben ihm unruhig auf dem Stuhl herumrutschte und legte ihr die freie Hand auf die Schulter. "Frau Rondra verlangt zudem von uns sich den Aufgaben aufrecht und mutig zu stellen die Dere für uns bereit hält. Ich werde meine Frau also mit Freuden und nach Kräften dabei unterstützen, sich den Herausforderungen zu stellen die dieses Lehen mit sich bringt. Ganz so wie Ihr es gesagt habt." Unswin führte seine Rechte nun zum Herzen während er in seiner Rede zum Ende kam. "Nicht zuletzt aber will ich meiner Freude Ausdruck verleihen, dass Ihr, Euer Hochgeboren, meine Frau als würdig befunden habt dieser Aufgabe gewachsen zu sein. Denn dieses Lehen bedeutet nicht nur Heim und Herd für unsere Familie, sondern auch Verantwortung. Den Menschen gegenüber deren Herrin Leomara von nun ab sein wird, aber auch Euch gegenüber, der sie fortan nicht nur Waffentreue sondern auch Rechenschaft schuldet. Ich entbiete euch daher meinen aufrichtigen, von Herzen kommenden, Dank." Unswin hob sein Glas noch ein Stück höher, nahm einen Schluck des köstlichen Weines und setzte sich dann zufrieden wieder auf seinen Platz.

Nervös nahm Leomara einige tiefe Schlucke. Das war knapp, doch er hatte noch den rechten Ton getroffen wie sie unschwer an Geshlas Miene sehen konnte. Sie griff nach seiner Hand und sah ihn liebevoll an. Unswin erwiderte den Blick, legte dann die Hand auf ihren Bauch und küsste sie zärtlich auf die Stirn, was ihm einen säuerlichen Blick seines Schwiegervaters einbrachte. Seit er den Rahjabund mit seiner Frau geschlossen hatte, beugte der Ordensritter die Regeln der Etikette gerne einmal, was die körperliche Nähe zueinander in Gesellschaft anging.

"...nachdem wir das also geklärt haben, die Formalitäten werden wir wann anders erledigen, würde ich sagen, dass wir nun hinüber gehen ins Kaminzimmer!"

Teil 4

Auf dem Weg dorthin sprach sie jemand von hinten an. Es handelte sich um den Führer der hiesigen Nebachoten, Hamardan von Rotfurt.

"Mögäh Rondrra waita eurer baida Schwärrtarm führen! Isch bin froh, dass nun ändlich ainä starke Hand wieder das Sagen übernähmen wird in Midstätten. Es wird ja auch Sait, nicht wahr! Oirä Tochter wird sicher ebenfalls eine wackere Streiterin werden." Bei diesen Worten schaute er allerdings vor allem Unswin und nicht Leomara an.

Der Ritter war von der ungewohnten Aufmerksamkeit einen Moment überrascht, ergriff dann aber das Wort, als Hamardans Blick auf ihm hängen blieb. "Kor mit Euch, Mar'olum han Rohd'far." Unswin führte zum Gruß die rechte Faust an seine Brust und sah dem einen halben Kopf größeren Nebachoten fest in die Augen. In den Götterläufen die er nun schon zwischen den Nebachoten Perricums zugebracht hatte, hatte er gelernt dieses kämpferische Volk zu respektieren und bemühte sich ihren Sitten zu entsprechen wenn er mit ihnen verkehrte. Lediglich mit diesem unsäglichen Kelsensteiner aus Wasserburg, der seiner Meinung nach mehr Ferkina als Nebachote war, hatte der Ordensritter bisher nicht warm werden können. "Ich danke Euch für Eure Worte. Wenn die Kleine später einmal so kämpft wie sie diese Nächte über schreit, dann wird sie dereinst wohl als große Kriegerin gelten." Er verzog bei diesem Gedanken amüsiert das Gesicht, was seine Narben beunruhigend in Bewegung brachte. "Doch was die Zukunft für uns bereit hält wissen allein die Götter. Diese plötzliche Belehnung zum Beispiel ist nicht unbedingt das Naheliegendste womit wir gerechnet hätten. Ich denke wir werden eine gewisse Zeit brauchen um in Mittstätten alles herzurichten bevor wir endgültig übersiedeln können. Zumal Ihro Hochgeboren keine Eile mit dem Lehnseid zu haben scheint." Fragend sah der Ritter zu Leomara um zu erfahren, was diese wohl zu dem Verlauf der Dinge zu sagen hatte.

Die ignorierte aber einfach den Blick ihres Gemahls, funkelte statt dessen aber Hamardan an, der nun endlich auch die Güte hatte ihr einen Blick zu schenken.

"So, EINE starke Hand wird Mittstätten bald führen." Sie lächelte den imposanten Mann keineswegs schüchtern an. Ihr stand momentan zwar nicht der Sinn nach Streit, aber wenn er sie, oder Unswin schon mit den ohnehin nicht ernst gemeinten Worten behelligte, würde sie sicher nicht dazu schweigen.

"Schön, dass ihr erkannt habt, dass wir beide eine Einheit bilden." Verwundert musste sie fest stellen, wie sich ein Lächeln in des Mannes Züge schlich, der bislang kaum ein freundliches Wort für sie übrig gehabt hatte. Er blickte ihr geradewegs in die Augen und senkte auch nicht beim weiter sprechen den Blick.

"Nachbarschafltliche Bande sind in den jetzigen Zeiten wichtig zu pflegen- einerlei ob es sich nun um das Nachbargut handelt, oder um eines im Raschtullswall..." er legte hier eine kleine Pause ein und trank einen Schluck aus dem Kelch, den er noch immer mit sich führte. "...darum hoffe ich, dass wir unsere kleingeistigen Dispute der Vergangenheit überlassen und statt dessen im Hier und Jetzt leben. Feinde bedrohen unsere Heimat, ist es da nicht Zeit gewissen Unstimmigkeiten zu vergessen?"

"Das ist ein Gedanke den ich nur gutheißen kann", ergriff Unswin wieder das Wort. "Die zwölfgöttliche Gemeinschaft beschäftigt sich schon viel zu lange mit den Streitereien untereinander, im Kleinen wie im Großen. Unser Widerstand gegen unsere wahren Feinde wird dadurch geschwächt, brauchen wir doch Einigkeit um erfolgreich gegen ihre verderbte Macht zu bestehen." Wieder blickte er seine Frau an. Er wusste um ihre Vorbehalte und ihre offene Art mit Streitereien umzugehen. Hier und jetzt bot sich aber eine Gelegenheit zur Versöhnung mit einem nebachotischen Nachbarn, eine der ersten Aufgaben die ihm vom Orden damals mit auf den Weg nach Perricum mitgegeben worden waren. "Du weißt, ich war nie ein Freund der Nebachoten, Leomara, und ich bin mir sicher, dass wir die Aufgaben in Mittstätten allein lösen können. Doch wir haben ohnedies genug Feinde denen wir uns zu stellen haben. Niemand verlangt herzliche Freundschaft, doch ein vernünftiges Miteinander kann uns alle nur stärker machen." Der Ordensritter wusste, dass er seiner Frau nur einen Rat geben konnte. Es war ihr Lehen, Perricum ihre Heimat, wo er nach nur wenigen Götterläufen für viele noch immer ein Fremder war. Er würde ihre Entscheidung in dieser Sache bedingungslos akzeptieren, doch hoffte er, dass seine Worte auf fruchtbaren Boden gefallen waren.

Haltung bewahren! Nur keine Miene verziehen... Die Gedanken der Rittfrau überschlugen sich fast. Was im Namen der Götter wusste dieser Fuchs? Oder wusste er nichts und der Vergleich mit dem Gut im Raschtulswall war ein Zufall? Warum sprach er Unswin ausgerechnet auf Yppolita an? Warum nicht auf den Erstgeborenen, der traditionell mehr Gewicht hatte? Ihr wurde ganz übel beim Gedanken daran, dass Marnions Bote unter Umständen bei Hamardan genächtigt haben mochte, und das Schriftstück...! Aber nein, es war doch gesiegelt gewesen, und das Siegel ungebrochen. Um Zeit zu gewinnen täuschte sie einen Husten vor, der ihr ein wenig Zeit verschaffte ihre Fassung wieder zu finden, zumindest nach aussen hin.

"Sicher, ich werde alle unsere Nachbarn mit gleichem Maß messen, oder", sie setzte ein Lächeln auf, "...vielmehr die gleiche Aufmerksamkeit zuteil werden lassen. Als erste Ritterin der Baronin war ich es, die ihren Willen nach draußen trug, und damit ihr Sprachrohr. Diese Aufgabe wird vermutlich nun jemand anders übernehmen." Sollte er glauben, sie würde sich erpressen lassen, hatte er sich mächtig getäuscht. Geshla würde an ihrer Meinung fest halten, die sie zu den Nebachoten hatte. "Doch ich denke, dieser Abend sollte allen Adligen aus Gnitzenkuhl zeigen, dass Hochgeboren die Bedrohung ernst nimmt, und sich nun zuallererst den Aufgaben stellt, die wichtig sind um dem Feind zu trotzen und ihn zu besiegen."

Der passionierte Pferdezüchter nickte nur kurz zustimmend Leomara zu, ehe er dann zu Unswin gewandt sprach: "Wohl gesprochen. Ein gelungener Abend, und es freut mich ausserordentlich zu hören, dass ihr erkennt, dass Perricum mit seinem bunten Bild an Völkern und Meinungen erhalten werden muss, und nicht eine der Sichtweisen die allein Rechte ist! Wenn ihr mich nun entschuldigt?"

Unswin ließ dem Nebachoten mit einem höflichen Nicken den Vortritt. So recht wusste er Harmardan und sein Verhalten nicht einzuordnen, aber die für Feinheiten der Gesellschaft, seien es die der Nebachoten oder die der Raulschen, hatte er nie viel Sinn gehabt. Im Grunde hatten sie nur einige belanglose Nettigkeiten ausgetauscht. Das Einzige was er sich davon erhoffte war ein entspanntes Verhältnis mit den zukünftigen Nachbarn, damit er und seine Frau sich den wichtigen Dingen widmen konnten ohne in kleinliche Streitereien verwickelt zu werden. Mit einem Blick auf Leomara erkannte er im von Kerzen erhellten Halbdunkel, dass ihr einige Schweißperlen auf der Stirn standen obgleich es an diesem Abend weder zu warm noch zu schwül war. Sofort gewann seine Besornis wieder die Oberhand.

"Ist dir nicht wohl mein Herz? Soll ich uns bei Geshla entschuldigen? Die Gesellschaft ist ja groß genug, da wird sie es sicherlich verschmerzen können, wenn wir den Abend etwas früher ausklingen lassen."

"Danke, ... es geht schon. Diese unerwartete Neuigkeit will erst einmal verdaut werden." Deutlich leiser fügte sie hinzu: "...und glaube nicht, dass es ein Leichtes wird das Gut wieder zu alter Blüte zu führen! Man sagt sich sogar die Böden wären verdorben von der Brut die dort hauste!" Entschlossen blickte sie aber in Richtung ihrer Frau Mutter, die unterdessen ein paar Worte mit dem jungen Tempelvorsteher der Travia wechselte, derweil der Medicus und Alchemist Geshlas mit weingeschwängertem Blick unverholen der Zofe Fiorella nachstierte. "Aber ich bin aus anderen Holz geschnitzt als meine verzagte Frau Mutter. Wir werden das schon schaffen, wenn auch" sie blickte hinab auf den leicht gewölbten Bauch, "die Zeit etwas ungünstig ist um in ein marodes Gemäuer zu ziehen. Ich hoffe ja, dass uns ein wenig Unterstützung zuteil wird beim Umzug."

"Geshla wird uns sicherlich nicht gleich vor die Tür setzen", versuchte Unswin sie zu beruhigen, "zumal der Lehnseid formal noch gar nicht geleistet wurde. Bis das Kind geboren ist werden wir sicherlich noch hierbleiben können und in der Zwischenzeit lassen wir das Gut von den Handwerkern herrichten. Wenn wir erst einmal ein stabiles Dach über dem Kopf haben, können wir uns den anderen Problemen widmen die das Gemäuer bereiten sollte." Eherne Zuversicht sprachen aus der Stimme des Ordensritters. Seit er in Warunk nur knapp Golgari von den Schwingen gesprungen war, ließ er sich nicht mehr so leicht wie früher aus der Ruhe bringen. "Wenn es dann soweit ist wird Chaantrea auf jeden Fall mit zupacken und ich wenn Alfred in der Nähe ist, wird er es sich sicherlich auch nicht nehmen lassen zu helfen. Zudem kannst du auch ein paar deiner zukünftigen Untergebenen mit Karren zur Friedburg bestellen und unsere Sachen abholen lassen."

Reise mit Yppolita

Reisestrecke: Kuslik – Punin – Gerbaldsberg – Gareth – Perricum – Seereise nach Festum

Dramatis Personae:

Von Kuslik nach Punin

Auf einem Flußschiff auf dem Yaquier, Ende Ingerimm 1034 BF

Balrik saß in seiner Kabine und blätterte in einem grüneingebundenen Hesinde-Büchlein, das er sich in Kuslik besorgt hatte.

Vor einigen Tagen war er mit dem gerbaldsmärker Pfalzgrafen und dem Magier Anaxios von Ochs aus Kuslik abgereist und begleiteten die Schwester der Kaiserin, Yppolita von Gareth, nach Punin. Dort wolle sie endlich ihre Adeptenprüfung ablegen, wie sie auf dem Magierkonvent verlauten ließ, und anschließend wieder zurück in ihren Exil nach Festum reisen.

Sie beschloßen bis nach Punin auf einem Flußschiff zu reisen, das den Yaquier flußaufwärts fuhr. Der Kapitän war ein stämmiger Mittvierziger namens Phedro Neander, ein Horasier, der sich sehr umgänglich und von der Anwesenheit der Kaiserinschwester sehr geehrt zeigte. Zu seiner Mannschaft aber war er streng und er ließ keinen Zweifel daran, daß er hier das Sagen hatte.

Eigentlich wollte auch der greifenfurtener Baron Ardo von Keilholtz Yppolita auf der Reise begleiten. Doch hatte er kurz vor der Abreise den Zorn eines Magiers auf sich gezogen, der ihn kurzerhand mit einer Art Teleportzauber verschwinden ließ – zumindest war das Balriks erster Gedanke.

Erst nachdem Anaxios sich mit diesem Magier auseinander setzte, erfuhren sie, daß dieser Magier Thargelion von den Nebelwassern war, ein Zeitmagier, der Ardo einfach kurzerhand einige Monate in die Vergangenheit setzte!

Balrik hatte schon während seiner Zeit an der Kriegerakademie viele Sagen von einem Magier gehört, der in einem Turm in Weiden wohnte, dem sogenannten Nachtschattenturm, der in der Lage war durch die Zeit zu reisen – und da war auch der Name dieses Zeitmagiers gefallen.

Nachdem Anaxios ihnen versichert hatte, daß Ardo kein Leid zugefügt wurde, und derzeit wohl wieder in Greifenfurt weilte, und Balrik und Giselbert geraten hatte, den Magier nicht weiter zu behelligen, gaben sie sich mit der Antwort zufrieden. Dennoch hatte sich Balrik vorgenommen, eine Nachricht ins Kressenburgsche zu schicken um sich zu vergewissern. Auch Yppolita hatte ihnen später geraten, den Magier in Ruhe zu lassen. Auch sie vertraute hier Anaxios' Rat.

Es klopfte an der Tür.

"Hoher Herr", hörte Balrik die Stimme eines Matrosen. "Wir erreichen bald Punin."

"Danke. Ich komme gleich."

Balrik steckte das Büchlein weg und packte seine Sachen. Auf dem Deck angekommen sah er bereits die almadanische Fürstenstadt vor ihnen auftauchen. Es war ein sonniger Tag und die Eslamidische Residenz ragte auf dem Goldacker in einem strahlenden Weiß reinsten Eternienmarmors hervor. Auch die Magierakademie der Stadt, ihr Ziel, ragte über die Häuser der Stadt empor und war gut zu erkennen. Vor nicht einmal einem Jahr, hätten sie es sich nicht erlauben können, so offensichtlich durch das Fürstentum zu reisen. Als noch Selindian Hal die Kaiserkrone beanspruchte und von Punin aus Hof hielt, war es nicht ungewöhnlich, daß Adlige, die zu Kaiserin Rohaja standen, als Geiseln genommen wurden.

Doch nun war Selindian Hal tot und Almada wieder unter der Kontrolle Rohajas, und diese hatte Gwain von Harmamund zum neuen Fürsten von Almada ernannt.

"Eyne bejachtliche Stadt, njecht wahr?", sagte Igor Wasjeff im bornischen Aktzent und trat neben ihn. Auch er war beim Magierkonvent zugegen gewesen und reiste mit ihnen seit Kuslik auf dem Schiff. "Und das Wissen erst, das hier zu finden ist! Eier Schützling hat eyne jute Wahl jetroffet, hier ihre Prüfung abzulegen."

Balrik sagte nichts darauf. Der Grund warum Yppolita Punin wählte, war nicht das Wissen das hier zu finden war, sondern weil diese Magierakadmie die einzige Graue innerhalb des Reiches war. Andererseits, wenn es sich Balrik recht überlegte, Yppolita hätte trotz allem wohl kaum eine Akademie gewählt, in der sie nichts erlernen könnte ...

Allmählich kamen auch die anderen an Deck, die in Punin aussteigen wollten. Giselbert hatte seinen Lederhut auf dem Kopf und einen Rucksack geschultert. Anaxios war in einer Lektüre vertieft, die er in Händen hielt, und halb abwesend aus dem Schiffsinneren kam.

Nur Yppolita war bereits an Deck gewesen und betrachtete die Landschaft.

Auch ein fünfzehnjähriges Mädchen und ein neunjähriger Junge kamen auf das Deck; ebenfalls mit Rucksäcken geschultert. Das Mädchen trug sogar ein Kurzschwert.

"Habt ihr alle Eure Sachen?", fragte Balrik.

"Ja, wir haben alles", antwortete das Mädchen.

Das Mädchen und der Junge waren Mechthild von Kieselhom und Firnwulf von Hirschfurten, die Knappin und Page Ardos von Keilholtz. Balrik hatte sich den beiden angenommen, nachdem Ardo auf solch übernatürliche Weise verschwand.

Schließlich machte das Schiff an der Pier fest und Yppolita bezahlte den Kapitän für die Reise aus. Anschließend begaben sie sich in die Magierakademie.