Benutzerin:Gramhild/Briefspiel

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hochzeit auf Dreihügeln

Gästeliste

Brautleute:

adlige Gäste (nach Rang):

Geweihtenschaft:


Knappen, Pagen, Bürgerliche:

  • verschiedene Kammerdiener und Zofen, Mägde und Knechte
  • eine Faust Grenzreiter
  • die Dörfler
  • eine Hand voll Fahrender

Ankunft der ersten Gäste

siehe Hochzeit auf Dreihügeln - Ankunft der ersten Gäste

Mehr Gäste und unerwartete Geschenke

siehe Hochzeit auf Dreihügeln - Mehr Gäste und unerwartete Geschenke

Vor der Feier

siehe Hochzeit auf Dreihügeln - Vor der Feier

Feierlichkeiten

siehe Hochzeit auf Dreihügeln - Feierlichkeiten

Zwillinge auf Kressenburg

Hochzeit auf Dreihügeln - Zwillinge auf Kressenburg

Nardesfelder Landwehr

Dreihügeln, irgendwann im Herbst

Es war mal wieder an der Zeit: Die Ernte war vorrüber, die Abgaben sollten zum Baron gebracht werden, die jungen Burschen sollten auf Burg Schmalfurt vorstellig werden. Es war mal wieder Zeit, dass der Rondra-Geweihte, der den Burgschrein dort pflegte, die Burschen im Umgang mit den Waffen schulte. Also wurden die Halbstarken mit den Wagen die Straße rüber nach Schmalfurt geschickt. Ohne Murren gingen sie los und begleiteten hoch erhobenen Hauptes den Zehntzug zum Baron, jeder mit einem Speer, einem Spieß oder gar dem einen oder anderen Familienerbstück bewaffnet. Nicht wenige trugen zudem noch einen Kurzbogen mit sich, denn jeder hier wusste, dass ein guter Bogenschütze sich den einen oder anderen Feind mit einem gezielten Schuss vom Leibe halten konnte. Die Legenden um den Schmalfurter Vogt mussten nicht weit wandern, um hier zu Gehör zu gelangen.

Als die kleine Truppe gegen späten Nachmittag in Schmalfurt ankamen, sahen sie schon den einen oder anderen kleineren Trupp, die ebenfalls ihre Wagen in Richtung der Burg lenkten und aus überwiegend jungen Leuten bestand. Gut gelaunt schlossen sie sich den anderen an und reihten sich in die Kolonne. Doch lange warten brauchten sie nicht, denn der Burghof war gut sortiert und in der Zehntscheuer warteten bereits Leute, die genau wussten, wohin was zu lagern war. Nur das Säckchen mit den Perlen sollten die Burschen nicht selbst verräumen, sondern übergaben es einer alten Dame, die langsam und vorsichtig damit zum Palas wanderte. Das musste die Mutter des Barons sein.

Als sie fertig waren, wurde ihnen einer der Dörfler gewiesen, bei dem sie die Ochsenwagen unterstellen konnten. Am kommenden Morgen sollten sie sich dann zu Sonnenaufgang auf dem Burghof einfinden. Aufgeregt machten sich die Halbstarken von dannen und gingen ihrer Wege. Kaum einer von ihnen war jemals so weit von zuhause fort gewesen, und schon gar keiner ohne die Eltern! Neugierig machten sie sich auf die Stadt außerhalb der Burg zu erkunden und stellten beinahe enttäuscht fest, dass es auch nicht viel mehr war, als ein größerer Fluss und einige Häuser mehr als zuhause. Doch der Efferd-Tempel übte eine gewisse Faszination auf sie aus, wie der Fluss unter dem Gebäude hindurch floss. Schnell fanden sich auch einige Gleichaltrige, die ebenfalls zu den Wehrübungen scheinbar aus der ganzen Baronie zusammen gekommen waren. Einige Gruppen hatten aber wegen der längeren Reise dann doch noch den einen oder anderen Erwachsenen dabei.

Schnell verbreitete sich eine Stimmung ähnlich der eines Volksfestes und manche meinten, dass es in der Baronie das größte jährliche Treffen sei, um alte Bekannte mal wieder zu treffen, wie es schien. Jeder hatte hier irgendwelche Freunde und Verwandte, so dass niemand unter freiem Himmel schlafen musste, denn zumindest einen Platz im Stroh war immer noch irgendwo frei.

Am nächsten Morgen waren alle pünktlich auf dem Hof und der alte Rondrageweihte blickte aus funkelnden Augen über die jugendlichen Bauersleute. Alt war er geworden, hatte die Hoffnung fast aufgegeben, noch in der Schlacht zu fallen. Doch diese Burschen und Mädels waren der Grund, warum er nicht verzagte. Ihnen konnte er das Streiten für die rechte Sache lehren, und wenn es nur genug war, ein paar Hiebe länger durchzuhalten. Nach einer kurzen Ansprache und dem Segen der donnernden Leuin begannen sie mit Übungen. Nur wenige Pausen legte der Alte ein, und meist nur, um den Jüngeren den einen oder anderen Hieb oder eine Verteidigung zu zeigen. Drei Tage dauerten die Lehrstunden, von der Morgendämmerung bis zum Abendrot. Kaum einer der Angereisten blieb dann noch länger als bis zum Abendbrot wach, doch wanderten schließlich alle mit ihren leeren Wagen müde aber zufrieden und zuversichtlich nach Hause.

Bittstellung um einen Traviabund

Gwynna Olpurga von Eychgras saß in der Küche der kleinen Innocensier-Abtei zu Eychgras und putzte Gemüse. Neben ihr saß die jüngere Schwester im Glauben Barmhilde, die sich um die Entsteinung frischen Obstes zum Einkochen kümmerte. Die jüngere schaute immer wieder zur älteren Geweihten hinüber, sagte aber schon seit geraumer Zeit nichts. Über dieses Verhalten wunderte sich Gwynna schon lange nicht mehr, war das doch eine Angewohnheit, die Barmhilde schon als Kind eigen war. Wenn sie es nicht mehr aushielt, würde sie schon etwas sagen.

Diesmal dauerte es nur etwa 1 Stundenglas, bis die jüngere Geweihte unruhig auf ihrem Schemel hin und her rutschte und sich fast in den Finger schnitt, weil sie nicht mehr auf das schaute, was sie zu tun hatte. "Schwester Gwynna, darf ich um einen Rat bitten?" Mit anchsichtigem Schmunzeln schaute die ältere Geweihte auf, legte das Messer demonstrativ zur Seite, mit dem sie gerade Rüben geputzt hatte, und blickte die andere Frau direkt an. "Warum heute so förmlich Barmhild? Ich kenne dich, seit du mit sechs Jahren hierher gekommen bist. Sprich frei heraus!" Seufzend schaute Barmhild zu Boden, um ihre sich rötenden Wangen zu verbergen, die ihr Gesicht immer ein wenig runder wirken ließ.

"Mein Bruder, also den jüngeren meine ich, der hat mich bei seinem letzten Besuch auf dem Markt gefragt, ob ich nicht jemanden wüsste, mit dem er den Traviakreis beschreiten könne. Bulwarth möchte so gern endlich auf eigenen Füßen stehen und vom Hof meines älteren Bruders Owilmar fort. Aber er traut sich nicht recht, die Damenwelt auf seinen Heiratswillen anzusprechen. Er ist jetzt immerhin auch schon bald 30 Götterläufe und hatte noch nie ein rechtes Liebchen, dem er den Hof gemacht hätte. Alle haben sie Furcht, glaubt er, dass er eine Braut für seinen Bruder sucht. Wie kann ich denn dem jüngeren eine Braut anempfehlen, wenn Vater und ich doch vergeblich nach einer Braut für den älteren suchen?" Mit einem Seufzen schloss sie ihre Rede und schaute die Ältere Geweihte erwartungsfroh an. Sie wusste, dass sie bei anderen genau diesen Fragen stets souverän und bestimmt antworten konnte. Aber so sehr ihr die Erfahrung der letzten 30 Jahre in diesem Tempel half, den Bauern und Bürgern des Umlandes mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, so war sie wie verloren, wenn es um ihre eigene Familie ging.

Düstere Schatten

bisherige Kapitel befinden sich hier: Düstere Schatten — Briefspielreihe

Kurze Rast

Mitte Travia 1038 BF auf dem Weg von Feldharsch nach Kresseburg

Auf dem Rückweg von Kloster Perainenfried hörte sich die junge Rittfrau wieder wie gewohnt in der Bevölkerung um, hatte sie das doch aufgrund der Dringlichkeit auf dem Weg zum Kloster nicht getan. Dabei verdichteten sich die Hinweise, dass zwei Gruppen durch die südlichen Baronien gezogen sein mussten. Die in Leder gekleideten Söldner mit dem neunspitzigen Schwerterstern, den sie als Brandmal trugen, waren nach Südosten gen Tannwirk verschwunden. Aber auch eine schwer gerüstete Truppe in Kettenhemden und mit Schilden und Schwertern wurde gesichtet, wie sie sich abseits der "großen Straßen" weiter nach Osten durchschlugen. Diese Gruppe war aber schon vor längerer Zeit hier gewesen, während die Ledertruppe erst vor Kurzem gesehen wurde. Deren Auftauchen passte auch zu den Geschehnissen in Perainenfried.

Bereits kurz nach ihrem Aufbruch erfuhr sie außerdem, dass auch eine Geweihte der Herrin Travia hier unterwegs sei, die ebenfalls Fragen stellte, aber sie schien sich doch mehr Gedanken über Gefahren für ihre Kinder in einem Waisenhaus zu machen. Schon im ersten Dorf, in Niemith fanden sie diese Geweihte. Mit einem breiten Grinsen grüßte Rondraja. "Euer Gnaden, wohin des Weges? Sollen wir euch ein Stück des Weges begleiten?" Trautmunde Traviatreu kannte sie bereits, schließlich hatte sie - zusammen mit einigen anderen Geweihten der Mark - ihrer Schwester den Traviabund gesegnet!

So reiste das "Herdmütterchen" in Begleitung der Ritterin und einiger Grenzjäger nach Kressenburg. Immerhin konnte sie so die Gelegenheit nutzen, die Freundin auf der Burg zu besuchen und nach der Kinderschar zu schauen. Außerdem wohnte dort irgendwo ja auch einer ihrer ehemaligen Schützlinge. Da war sie schon neugierig, wie es ihm wohl ging und ob man ihn auch gut behandelte...

Ende Travia, auf der Kressenburg

Die Ritterin wollte nur eine kurze Rast machen, um endlich den Bericht an die Greifin zu schreiben. Diesmal legte sie deutlich weniger Wert auf wohlgesetzte Worte, sondern beschränkte sich auf das Wesentliche: die berichteten und begutachteten Geschehnisse und ihre Schlussfolgerungen daraus. Nach einer Beratung mit Ardo beschloss sie aufgrund der Tatsache, weil die Ledertruppe, wie sie die Söldnertruppe für sich nannte, ein Kloster angegriffen hatte, den Vogt von Tannwirk zu warnen, um dann wieder in Greifenfurt ihre Nachforschungen aufzunehmen und in Richtung Wehrfelde weiter zu reiten. Der Baron war hin und her gerissen, ob er bei seiner hoch schwangeren Frau bleiben oder die Suche weiter unterstützen sollte. Er konnte auch seinen jüngeren Bruder mit ein paar Leuten losschicken, der sich dann in Quastenbroich mit Rondraja traf, wenn sie aus Tannwirk über den Elfenpfad wieder nach Norden käme. Die Route war besprochen und ein Treffpunkt sowie eine Zeit ausgemacht. Mit ein wenig Glück wäre das aber nicht nötig...

Rondraja saß in der kleinen Kammer, die sie auf der Burg als Unterkunft angenommen hatte. Doch wieder wurde sie beim Schreiben ihres Berichtes von einem Klopfen unterbrochen und Rondraja legte mit einem leisen Seufzen den Federkiel beiseite. "Ja bitte?" Noch während sie sich umdrehte, wurde die Türe geöffnet und eine zierliche Gestalt, stehend fast einen halben Kopf kleiner als die Ritterin, stürmte herein und fiel ihr um den Hals, noch bevor sie eine Chance hatte aufzustehen. Still hielt sie die ältere Schwester in den kräftigen Armen und lächelte erfreut, doch veränderte sich ihre Miene schlagartig, als sie das Beben und Zittern Rahjamundes bemerkte. "Liebes, was ist denn los? Geht es dir nicht gut? Ist irgendetwas mit den Mädchen?" Nun laut schluchzend löste sich die zierliche Frau von der Ritterin und schlug nach ihr. Rondraja machte nicht einmal den Versuch sie aufzuhalten, denn sie wusste seit vielen Jahren, dass so etwas ohnehin höchstens blaue Flecke gab und die Schwester noch mehr erregte. "Warum seid ihr alle nur immer so furchtbar gefasst? Tut euch allen denn nichts in der Seele weh? Ardo reitet ständig fort und Praiadne erträgt es mit einer fast stoisch wirkenden Ruhe. Du bist ständig unterwegs und es ist nicht zu fassen, welch Schandtaten du zu sehen bekommst, und doch wirkst du immer gut gelaunt. Und ich? Ich heule wie ein Schlosshund, weil mein Mann seit Monden fort ist, mitsamt dem Marschall! Niemanden scheint es zu kümmern, dass sie verschwunden sind! Du jagst Gespenster? Warum reitest du dann nicht hinter dem Marschall her? Und bring bei der Gelegenheit den Vater meiner Kinder zurück! Sonst erfährt er nachher nie, dass er ein drittes Kind erwartet, und das bald! Lernt ihr diese menschenverachtende Ruhe auf dieser götterverfluchten Akademie?! Warum hat mir nie jemand so etwas beigebracht?"

Noch immer schluchzte sie, doch war ihr Wutausbruch wohl nun vorüber und ihre Knie begannen unter ihr nachzugeben. Schnell trat die Ritterin näher und fasste ihre Schwester um die bereits stark angeschwollene Leibesmitte und unter den Armen. "Es tut mir leid, Liebes. Natürlich werde ich schauen, ob ich sie treffe. Die Greifin macht sich natürlich Sorgen, sonst hätte sie mich nicht losgeschickt. Aber ich halte es nicht für klug, wenn Ardo nach seinem Vater suchen ginge. Immerhin ist Praiadne noch weiter als du, wenn ich mich nicht täusche." Mit diesen Worten schob sie Rahjamunde zu ihrem Bett und ließ sich mit ihr nieder, noch immer die Arme um sie geschlungen, und wartete, dass die Schluchzer abebbten und die Tränen versiegten. Nur leise Worte konnte sie noch hören, bevor die Schwester erschöpft in sich zusammensank. "Ich versuche doch so sehr, stark zu sein..."

Ja, Rondraja würde nach Ausschau halten. Und sie würde heute Nacht diesen Bericht zu Ende schreiben und sich beeilen, um ihren Schwager mit dem Marschall zu finden und diese Geschehnisse aufzuklären. Nach einer Weile in Gedanken schaute die jüngere ihre ältere Schwester an, die ebenfalls gedanklich abwesend war. "Dun bist auf deine ganz eigene Weise stark, Rahjamunde. Die Götter stehen dir bei, dass du einen Mann gefunden hast, den du liebst und mit dem gemeinsam du Tsas Segen erhalten hast. Ich verspreche dir, dass ich ihn wieder nach Hause schicke, wenn ich ihn sehe." Die Feinschmiedin schaute auf und lächelte müde. "Ardo wird dir sicher helfen. Seine Gemahlin wird in den kommenden Tagen gebähren, wie es ausschaut. Außerdem könnte ihn doch ohnehin niemand halten, wenn es um die Rettung geht." Sich ein wenig steif aufsetzend nahm sie eine Armlänge Abstand. Fast vorwurfsvoll schaute sie die "kleine" Schwester an, sprach aber in warmem und mildem Ton. "Du trägst ja noch immer dieses Ding um den Hals. Ich habe wirklich ein schöneres Amulett für dich, wenn du es nur annehmen würdest." Rondraja blickte ernst und entschlossen. "Große Schwester, das Medaillon, das ich trage, hat der liebste Mensch für mich geschmiedet, den ich habe. Es war ihr allererstes Schmuckstück, das sie jemals gefertigt hat. Daher trage ich es in Ehren und werde es immer nah an meinem Herzen tragen, denn meine Schwester ist mein Herz und mein Augapfel. Gib mir ein anderes Schmuckstück, damit ich es deinem Gatten bringen kann und er es trägt, falls er ohne mich zurückkehrt. Dann weißt du, dass deine Botschaft angekommen ist."

Neue Wege

Anfang Hesinde 1038 BF auf dem Elfenpfad

Nachdem sie dem Vogt von Tannwirk ihre Warnung überbracht hatte, war die Rittfrau Rondraja mit ihren Leuten der Empfehlung gefolgt und hatte auf dem Rückweg den Elfenpfad eingeschlagen. So würde sie zwar ein Stück weiter östlich wieder nach Greifenfurt kommen, aber das kam ihr nur gelegen. Immerhin hatte sie in Quastenbroich mit Baron Ardo einen Treffpunkt ausgemacht, um von dort weiter die Fährte der Fremden zu verfolgen.

Noch grübelte sie über die Jagd des Vogtes, der den Baron von Hirschfurten in seiner Begleitung hatte. Ob sie wohl Erfolg hätten und diese Söldlinge festsetzen konnten? Nicht dass sie an deren Fähigkeiten zweifelte, im Gegenteil! In dieser Gegend war eindeutig zu viel los für diese Jahreszeit. Das musste einen gesunden Verstand ja zum Nachdenken bringen. Doch mit diesem Gedanken schob sie das eine Problem beiseite und konzentrierte sich auf die vor ihr liegende Aufgabe. Es war gar nicht dumm, einige Eisenketten bei sich zu führen. Was wäre, wenn sie nun tatsächlich über einen Schwarzmagier oder eine Dämonenhexe stolperten, die hier ihr Unwesen trieb? Sie sollten vielleicht auch besser vorsorgen und schauen, dass sie für diese Möglichkeit gewappnet waren.

Bei diesem Gedanken stahl sich trotz des trüben Wetters ein breites Grinsen auf Rondrajas Gesicht. Naja, im Zweifel bekam er oder sie dann ihr Kettenhemd übergestreift und durfte als Knebel mit ihrem Dolch Vorlieb nehmen. Das sollte wohl auch fürs Erste genügen. Bei nun besserer Laune trieb sie ihre Fuchsstute etwas voran, bis sie zum Weibel der Grenzjäger aufgeholt hatte. "Beren, wir sollten uns sputen. Können wir etwas mehr Tempo machen? Ich wäre heute Abend gern wieder in der Mark in einer warmen Stube, wenn es geht." Der stille Mann mit dem Narbengesicht schaute sie an und nickte ihr zu, bevor er knapp antwortete. "Ich schaue, was ich machen kann, Herrin." Ein Blick über seine Schulter sagte ihr, dass er sich ebenfalls Sorgen machte. Das Wetter behinderte nicht nur ihre Sicht, es dämpfte auch die Geräusche der Reise. Aber das galt leider auch beides für die Truppe, die sie suchten.

Finstere Gesellen

Mitte Hesinde 1038 BF in der Baronie Wehrfelde

Schnee bedeckte die Wipfel und fiel zwischen den Ästen der hohen Bäume auch auf die Reiter, die sich in ihren Mänteln auf den Rücken ihrer Pferde duckend an den alten Wegen orientierten. Weit waren sie in die Ausläufer des Reichsforstes vorgedrungen, um die Dörfer, Weiler und Höfe hier zu besuchen. Die Greifenritterin war es langsam leid, sich durchzufragen und auf harte Gesichter ohne Antworten zu treffen. Selbst die Köhler, von denen im vergangenen Winter drei verschwunden waren, sagten nur, dass sie selbst an ihrem Schicksal Schuld gehabt hatten und der Wald sie ihrer gerechten Strafe zugeführt habe. Niemand war interessiert daran, hier im Süden dieser östlichsten Baronie der Mark irgendetwas Schlechtes über den Wald zu sagen.

Mit einem tiefen Seufzen blickte Rondraja auf und schaute in das dunkle, trübe Meer aus Stämmen und Zweigen. Kein Wunder, dass man sich nicht gegen den wandte, der einen ernährte, und die Menschen hier lebten nun einmal von der Waldwirtschaft. Nur dieses eine Mädchen, das hatten sie abgeschirmt. Neugierig hatte sie geschaut, wie alle anderen, doch als die Rittfrau ihren Blick erwiderte, war sie rot geworden und weggelaufen und man hatte sie - selbstverständlich immer mit gutem Vorwand - davon abgehalten, ihr zu folgen. Doch ihre Geschichte hatten sie erfahren, denn der Vater glühte noch immer vor Zorn, wenn er auch nur daran dachte. Ja, die Ritterin konnte die Menschen hier verstehen, aber dennoch war es nicht rechtens. Und die schlagenden Flügel in der Nacht, die nach den Angriffen erklungen waren, konnte sich auch niemand erklären. Aber sie lebten am - nein eigentlich IM - Reichsforst! Man musste hier nichts erklären!

Immerhin wollten sie ihr die alte, heruntergekommene Kate des früheren Jägers zeigen. Noch nach all diesen Monden seien die Kratzspuren an den Holzwänden sichtbar, wo die Bestie über den Alten hergefallen war. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, die Sachen des Aussiedlers durchzusehen, denn wenn er etwas von Wert gehabt hätte, wäre er wohl nicht hier in dieser Finsternis geblieben, sondern längst von dannen gezogen. Aber nach seinen Jahren als Soldat war er hierher gekommen und in den Wald gezogen, wo er alleine wohnte und seine Ruhe wollte. Nur nebenbei hatte man das erwähnt, aber es ließ Rondraja aufhorchen und darauf bestehen, sich die Unterkunft anzuschauen.

An der einsamen Hütte angekommen fächerten die Grenzjäger auf und umrundeten das schlichte, aus Holz gezimmerte Bauwerk. Ja, die Spuren konnte man noch sehen, soviel stimmte. Erst nach einem Nicken von Beren stieg auch die Ritterin von ihrem Pferd und ging mit vorsichtigen Schritten zur halb offen stehenden Tür. Ein Stoß öffnete sie ganz und der Blick hinein in das aus einem Zimmer bestehende Wohnstatt verriet ihr, dass es nicht ganz stimmte. Die Menschen aus dem Dorf mochten behaupten, was sie wollten, aber jemand war hier gewesen. Die Strohmatte war zerrissen und inzwischen scheinbar auch von mindestens einem vierbeinigen Waldbewohner als Schlafstätte verwendet worden. Die Ecke, in der der Mann seine Vorräte aufbewahrt hatte, waren ebenfalls geplündert und der schwere Kessel, der einst über der Feuerstelle gehangen hatte, war heruntergefallen und hatte eine Bodendiele beschädigt, die daraufhin etwas eingesunken war. All das war wenig auffällig, war es den Spuren nach von Tieren verursacht worden.

Die schwere Truhe, die in einer Ecke gestanden hatte, war zertrümmert und jemand hatte den Inhalt auf dem Boden verteilt. Doch für ein Tier waren die Axthiebe, die den Truhenbrettern den Garaus gemacht hatten, nicht typisch.

Tiefer Wald

Ritt in den Reichsforst

Bitteres Ende

Festnahme der Kommandantin, schwere Verluste und einige Verwundete