Geschichten:Halhof zur Ferkinajagd: Unterschied zwischen den Versionen
(ortho & Geschichtenzeile) |
|||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
... trug sich folgendes zu: | ... trug sich folgendes zu: | ||
− | Das | + | Das rötliche Licht der abendlichen Praiosscheibe fiel durch das geöffnete |
Fenster hinein in die Schreibstube. An die Wand gelehnt, stand Roban von | Fenster hinein in die Schreibstube. An die Wand gelehnt, stand Roban von | ||
− | Ehrenstein, der | + | Ehrenstein, der älteste Sohn des Vogtes, und bohrte gelangweilt mit einem |
Jagddolch in das Fensterbrett. | Jagddolch in das Fensterbrett. | ||
− | "Sehr | + | "Sehr schön!", riss ihn die Stimme seines Vaters aus den Gedanken. Hal von |
Ehrenstein, der so eben den Erlass zum Neubau einer Arena in Steynebruk | Ehrenstein, der so eben den Erlass zum Neubau einer Arena in Steynebruk | ||
gesiegelt hatte, reichte seinem Schreiber das Dokument. | gesiegelt hatte, reichte seinem Schreiber das Dokument. | ||
− | "Die | + | "Die Keilerkämpfe werden mit Sicherheit ein großer Erfolg, Hochgeboren! Eure |
Untertanen werden die Spiele lieben, dessen bin ich gewiss, Herr!" Der Schreiber | Untertanen werden die Spiele lieben, dessen bin ich gewiss, Herr!" Der Schreiber | ||
− | war froh, dass der Vogt sich sofort | + | war froh, dass der Vogt sich sofort für seinen Vorschlag begeistert hatte. Der |
Stolz darauf hatte ihm um einige Fingerbreit wachsen lassen. | Stolz darauf hatte ihm um einige Fingerbreit wachsen lassen. | ||
− | "Das wollen WIR doch hoffen! | + | "Das wollen WIR doch hoffen! Schließlich kostet UNS der Bau eine Menge |
Dukaten!" | Dukaten!" | ||
− | "Mit den Spielen werdet Ihr bald | + | "Mit den Spielen werdet Ihr bald über soviel Gold verfügen, dass die |
− | Golbinger an Eure | + | Golbinger an Eure Tür klopft, um sich Dukaten zu leihen," frohlockte der |
− | Schreiber. Seine | + | Schreiber. Seine überschwängliche Geste schien einen Berg funkelnder Dukaten zu |
beschreiben. | beschreiben. | ||
− | " | + | "Ja ja!" Die abwiegelnde Handbewegung des Vogtes zeigte deutlich, was er von |
− | solchen | + | solchen übertriebenen Schmeicheleien hielt. Noch bevor der Schreiber mit |
− | Beschreibungen fortfahren konnte, | + | Beschreibungen fortfahren konnte, fügte Hal von Ehrenstein hinzu: "Und lass die |
Baupläne noch einmal überprüfen!" Mahnend hob er den Finger. "WIR wünschen | Baupläne noch einmal überprüfen!" Mahnend hob er den Finger. "WIR wünschen | ||
nicht, dass die wilden Tiere einem unserer Landeskinder oder gar einem geladenen | nicht, dass die wilden Tiere einem unserer Landeskinder oder gar einem geladenen | ||
Zeile 34: | Zeile 34: | ||
"Nun gut, weiter! Wir wollen hier ja niemanden langweilen. NICHT WAHR?" Sein | "Nun gut, weiter! Wir wollen hier ja niemanden langweilen. NICHT WAHR?" Sein | ||
− | Blick ruhte auf Roban, der | + | Blick ruhte auf Roban, der immer noch am Fenster mit dem Dolch spielte. |
− | "Verzeiht Vater, aber ich bin in Gedanken schon bei der Jagd im | + | "Verzeiht Vater, aber ich bin in Gedanken schon bei der Jagd im [[Raschtulswall]]", |
entschuldigte er sich rasch. | entschuldigte er sich rasch. | ||
− | "Du willst also | + | "Du willst also tatsächlich unserem hochgeschatzten Nachbarn einen Besuch |
abstatten?!" Der ironische Unterton in seiner Stimme war allzu deutlich. Hal von | abstatten?!" Der ironische Unterton in seiner Stimme war allzu deutlich. Hal von | ||
− | Ehrenstein war sichtlich | + | Ehrenstein war sichtlich enttäuscht, dass sein Sohn sich immer noch mit diesem |
Gedanken trug. | Gedanken trug. | ||
Zeile 49: | Zeile 49: | ||
"Das ist es doch gerade, mein Sohn!" Der Vogt war vom Tisch aufgesprungen. | "Das ist es doch gerade, mein Sohn!" Der Vogt war vom Tisch aufgesprungen. | ||
Wild gestikulierte er: "Nicht die Jagd wider die Wilden ist es, was der | Wild gestikulierte er: "Nicht die Jagd wider die Wilden ist es, was der | ||
− | + | Höllenwaller will. Es ist die Gesellschaft der einflussreicher Häuser | |
− | Garetiens, die er | + | Garetiens, die er wünscht und deren Gunst, die er zu erschleichen versucht! Ich |
verstehe bis heute nicht, wie ein Mann wie der Burggraf von Weyringshaus seine | verstehe bis heute nicht, wie ein Mann wie der Burggraf von Weyringshaus seine | ||
− | Tochter in die | + | Tochter in die Hände eines solchen Emporkömmlings geben konnte!" |
Roban antwortete nicht, trotzig sah er aus dem Fenster. Er wusste, dass eine | Roban antwortete nicht, trotzig sah er aus dem Fenster. Er wusste, dass eine | ||
− | weitere Diskussion mit seinem Vater nichts bringen | + | weitere Diskussion mit seinem Vater nichts bringen würde. Dies hatte er schon |
− | allzu oft erfahren | + | allzu oft erfahren müssen. Um so mehr erstaunte es ihn, als er plötzlich die |
Hand seines Vater auf der Schulter spürte. | Hand seines Vater auf der Schulter spürte. | ||
− | "Nun gut, es sei!", | + | "Nun gut, es sei!", hörte Roban den Vogt mit ruhiger Stimme sagen. "Wenn dir |
− | soviel daran liegt, so reise zum | + | soviel daran liegt, so reise zum Höllenwaller!" |
− | Roban konnte sein | + | Roban konnte sein Glück kaum fassen. Ruckartig drehte er sich um und blickte |
seinem Vater in die Augen. Als er sah, dass es diesem ernst war, erwiderte er: | seinem Vater in die Augen. Als er sah, dass es diesem ernst war, erwiderte er: | ||
"Habt Dank! Doch jetzt entschuldigt mich, Vater! Ich habe noch zu packen!" Dann | "Habt Dank! Doch jetzt entschuldigt mich, Vater! Ich habe noch zu packen!" Dann | ||
− | + | verließ er eilig den Raum. | |
"Er muss seine Erfahrungen selbst machen," murmelte Hal von Ehrenstein mehr zu | "Er muss seine Erfahrungen selbst machen," murmelte Hal von Ehrenstein mehr zu | ||
sich selbst und wandte sich ebenfalls zum Gehen. | sich selbst und wandte sich ebenfalls zum Gehen. | ||
− | " | + | "Ähm, Hochgeboren?" |
Es war die Stimme seines Schreibers, die Hal von Ehrenstein verharren lies. | Es war die Stimme seines Schreibers, die Hal von Ehrenstein verharren lies. | ||
Zeile 76: | Zeile 76: | ||
"Lag noch etwas an?", fragte er ohne sich umzudrehen. | "Lag noch etwas an?", fragte er ohne sich umzudrehen. | ||
− | " | + | "Ähm ja, die Gattin des Gallsteiners ist gestorben!" entgegnete der Schreiber |
hastig. | hastig. | ||
− | + | Müde winkte der Hal von Ehrenstein ab. "So, schick ihm halt ein | |
Kondolenzschreiben." | Kondolenzschreiben." | ||
− | |||
− | |||
Zeile 89: | Zeile 87: | ||
Autor: A. Jordan | Autor: A. Jordan | ||
+ | |||
+ | {{Geschichtsleiste | ||
+ | |Kategorie=[[:Kategorie:Geschichten Eslamsgrund|Geschichten aus Eslamsgrund]] | ||
+ | |Reihe=[[Briefspiel in Eslamsgrund#Höllenwall ruft auf zur Jagd!|Höllenwall ruft auf zur Jagd!]] | ||
+ | |Titel=[[Geschichten:Halhof zur Ferkinajagd|Halhofs Sohn kommt zur Jagd]] | ||
+ | |Zurück=[[Geschichten:Alriksmark zur Ferkinajagd|Alriksmark zur Ferkinajagd]] | ||
+ | |Vor=[[Geschichten:Quastenbroich zur Ferkinajagd|Noch ein Greifenfurter sagt zu]] | ||
+ | }} | ||
[[Kategorie:Geschichten Eslamsgrund|Halhof]] | [[Kategorie:Geschichten Eslamsgrund|Halhof]] | ||
[[Kategorie:Geschichten Eslamsgrund|Höllenwall]] | [[Kategorie:Geschichten Eslamsgrund|Höllenwall]] | ||
[[Kategorie:Geschichten 1025 BF|05-00]] | [[Kategorie:Geschichten 1025 BF|05-00]] |
Version vom 22. Februar 2007, 15:06 Uhr
... trug sich folgendes zu:
Das rötliche Licht der abendlichen Praiosscheibe fiel durch das geöffnete Fenster hinein in die Schreibstube. An die Wand gelehnt, stand Roban von Ehrenstein, der älteste Sohn des Vogtes, und bohrte gelangweilt mit einem Jagddolch in das Fensterbrett.
"Sehr schön!", riss ihn die Stimme seines Vaters aus den Gedanken. Hal von Ehrenstein, der so eben den Erlass zum Neubau einer Arena in Steynebruk gesiegelt hatte, reichte seinem Schreiber das Dokument.
"Die Keilerkämpfe werden mit Sicherheit ein großer Erfolg, Hochgeboren! Eure Untertanen werden die Spiele lieben, dessen bin ich gewiss, Herr!" Der Schreiber war froh, dass der Vogt sich sofort für seinen Vorschlag begeistert hatte. Der Stolz darauf hatte ihm um einige Fingerbreit wachsen lassen.
"Das wollen WIR doch hoffen! Schließlich kostet UNS der Bau eine Menge Dukaten!"
"Mit den Spielen werdet Ihr bald über soviel Gold verfügen, dass die Golbinger an Eure Tür klopft, um sich Dukaten zu leihen," frohlockte der Schreiber. Seine überschwängliche Geste schien einen Berg funkelnder Dukaten zu beschreiben.
"Ja ja!" Die abwiegelnde Handbewegung des Vogtes zeigte deutlich, was er von solchen übertriebenen Schmeicheleien hielt. Noch bevor der Schreiber mit Beschreibungen fortfahren konnte, fügte Hal von Ehrenstein hinzu: "Und lass die Baupläne noch einmal überprüfen!" Mahnend hob er den Finger. "WIR wünschen nicht, dass die wilden Tiere einem unserer Landeskinder oder gar einem geladenen Gast ein Leid zufügen."
"Sehr wohl, Herr!" erwiderte der Schreiber mit gebeugtem Haupt. "Ich werde dies umgehend veranlassen!"
"Nun gut, weiter! Wir wollen hier ja niemanden langweilen. NICHT WAHR?" Sein Blick ruhte auf Roban, der immer noch am Fenster mit dem Dolch spielte.
"Verzeiht Vater, aber ich bin in Gedanken schon bei der Jagd im Raschtulswall", entschuldigte er sich rasch.
"Du willst also tatsächlich unserem hochgeschatzten Nachbarn einen Besuch abstatten?!" Der ironische Unterton in seiner Stimme war allzu deutlich. Hal von Ehrenstein war sichtlich enttäuscht, dass sein Sohn sich immer noch mit diesem Gedanken trug.
"Aber halb Garetien wird bei der Jagd anwesend sein!", versuchte sich Roban zu verteidigen.
"Das ist es doch gerade, mein Sohn!" Der Vogt war vom Tisch aufgesprungen. Wild gestikulierte er: "Nicht die Jagd wider die Wilden ist es, was der Höllenwaller will. Es ist die Gesellschaft der einflussreicher Häuser Garetiens, die er wünscht und deren Gunst, die er zu erschleichen versucht! Ich verstehe bis heute nicht, wie ein Mann wie der Burggraf von Weyringshaus seine Tochter in die Hände eines solchen Emporkömmlings geben konnte!"
Roban antwortete nicht, trotzig sah er aus dem Fenster. Er wusste, dass eine weitere Diskussion mit seinem Vater nichts bringen würde. Dies hatte er schon allzu oft erfahren müssen. Um so mehr erstaunte es ihn, als er plötzlich die Hand seines Vater auf der Schulter spürte.
"Nun gut, es sei!", hörte Roban den Vogt mit ruhiger Stimme sagen. "Wenn dir soviel daran liegt, so reise zum Höllenwaller!"
Roban konnte sein Glück kaum fassen. Ruckartig drehte er sich um und blickte seinem Vater in die Augen. Als er sah, dass es diesem ernst war, erwiderte er: "Habt Dank! Doch jetzt entschuldigt mich, Vater! Ich habe noch zu packen!" Dann verließ er eilig den Raum.
"Er muss seine Erfahrungen selbst machen," murmelte Hal von Ehrenstein mehr zu sich selbst und wandte sich ebenfalls zum Gehen.
"Ähm, Hochgeboren?"
Es war die Stimme seines Schreibers, die Hal von Ehrenstein verharren lies.
"Lag noch etwas an?", fragte er ohne sich umzudrehen.
"Ähm ja, die Gattin des Gallsteiners ist gestorben!" entgegnete der Schreiber hastig.
Müde winkte der Hal von Ehrenstein ab. "So, schick ihm halt ein Kondolenzschreiben."
Autor: A. Jordan