Benutzer:Robert O./Briefspiel: Unterschied zwischen den Versionen

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== Praiosgefällige Anarchie ==
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==Unruhige Zeiten==
=== Kriegsrat vor den Toren ===
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===Kapitel 11===
'''4. Firun 1036 BF, [[Handlungsort ist::Greifenfurt:Reichsstadt Eslamsroden|Vor den Toren der Reichsstadt Eslamsroden]]'''
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'''Ende Tsa 1043 BF, Kaiserlich Randersburg, [[Handlungsort ist::Garetien:Pfalz Randersburg|Pfalz Randersburg]]'''
  
Jetzt wusste [[Hauptdarsteller ist::Greifenfurt:Gerbald von Reiffenberg|Gerbald]], warum er statt der Panzerrüstung ein leichtes Kettenhemd trug. Die zwei Lagen Unterkleidung hätten nie darunter gepasst und er hätte jämmerlich frieren müssen. Dabei spürte er bereits jetzt die Kälte in den Knochen. Ja, er war alt geworden und musste sich zu seiner Schande gestehen, dass er in den letzten Jahren das ein oder andere Dunkle zu viel getrunken hatte. Nun, war es wohl an der Zeit diese Nachlässigkeiten zu bereuen. Bei dieser Winterbelagerung würden die Rationen wieder magerer ausfallen. Trotz seiner sechzig Götterläufe war er aber immer noch eine imposante Erscheinung. Nicht zuletzt auf dem Waldsteiner Turnier hatte er allen bewiesen, dass auch mit den alten Haudegen noch zu rechnen war.
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Auf der Pfalz herrschte bereits große Aufregung als die Kutsche mit der Pfalzgräfin kurz vor Sonnenuntergang auf den Hof fuhr. Immerhin hatte man sie bereits gegen Mittag erwartet und da man um die marodierenden Kaisermärker in der Umgebung wusste, war [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Udilbert von Hardt|Pfalzgraf Udilbert]] in großer Sorge um [[Nebendarsteller ist::Garetien:Ailyn von Hardt|Frau]] und [[Nebendarsteller ist::Garetien:Quelina von Hardt|Tochter]] gewesen. Umso erleichterter schloss er sie in die Arme und ließ sich ausführlich von den Ereignissen des Tages berichten. Stets einen Schritt hinter ihm hielt sich eine junge Ritterin, die vor allem ein Auge auf das restliche Geschehen auf dem Burghof hatte und hin und wieder knappe Befehle an Bedienstete und Soldaten gab, die in ihre Nähe kamen.
  
Diesen Gedanken sann er auf dem kurzen Ritt zu Ardos Hauptquartier nach, begleitet nur von einem seiner Ritter und seinem [[Nebendarsteller ist::Greifenfurt:Odilon Rinnfoldshaus von Waldenklamm|Knappen Odilon]], der ein entfernter Verwandter des Keilholtzers war. Ardo hatte ihn ihm vermittelt, wollte Gerbald doch noch einmal in der ihm noch verbleibenden Zeit einen Ritter ausbilden.
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[[Nebendarsteller ist::Garetien:Hagen von Rallerau|Hauptmann Rallerau]]! Euch erwarte ich in zehn Minuten zum Rapport in meinem Besprechungszimmer! Der Rest von euch schiebt die nächsten zehn Tage Nachtwache! Weggetreten!“
  
Ohne Probleme erreichten die drei Ardos Hauptquartier. [[Hauptdarsteller ist::Greifenfurt:Ardo von Keilholtz|Der junge Kressenburger Baron]], der vom Alter her sein Enkel hätte sein können, kam ihm ebenfalls in Kette gerüstet mit festen Schritten entgegen. Der festgetretene Schnee knirschte unter seinen Stiefeln. [[Nebendarsteller ist::Greifenfurt:Marbert von Preil|Ein Junge]] und [[Greifenfurt:Daria von Haselbusch|ein Mädchen]] die mit den typischen Kurzschwertern und Lederwämsern von Knappen gerüstet waren, kümmerten sich sofort um die Pferde der Ankömmlinge. Nach einer kurzen Begrüßung bat Ardo sie in die gute Stube des Hofes, wo sich auch [[Nebendarsteller ist::Greifenfurt:Wulfhart von Keilholtz|Wulfhart von Keilholtz]] und [[Nebendarsteller ist::Greifenfurt:Mechthild von Kieselholm|Ardos Knappin]] aufhielten. Zudem gesellten sich noch ein halbes Dutzend von Ardos Rittern. Neben [[Nebendarsteller ist::Greifenfurt:Eldwin von Korbronn|Ritter Eldwin]] erkannte Gerbald noch [[Nebendarsteller ist::Greifenfurt:Arnulf von Immingen|den alten Imminger]], [[Nebendarsteller ist::Greifenfurt:Braniborian von Praiostann|Junker Braniborian]], die Ritter [[Nebendarsteller ist::Greifenfurt:Alwin von Kieselholm|Alwin]] und [[Nebendarsteller ist::Greifenfurt:Kasimir von Kieselholm|Kasimir]] aus Kieselbronn und Kasimirs junge Knappin [[Nebendarsteller ist::Greifenfurt:Robana Rinnfoldshaus von Waldenklamm|Robana]], die jüngeren Schwester seines eigenen Knappen. Zugegen war auch ein [[Nebendarsteller ist::Greifenfurt:Badilak von Praiostann|Geweihter des Praios]], welchen Ardo wohlweislich mitgenommen hatte. Gerbald neigte den Kopf vor dem Geweihten und begrüßte die Gefährten. Dann setzte er sich auf einen Stuhl an einen Tisch, auf dem eine Karte der Umgebung ausgebreitet war und legte die Tasche des gefangenen Botens darauf. [[Nebendarsteller ist::Garetien:Leuthardt von Eslamsberge-Krolock|Ein weiterer Knappe]] brachte Krüge mit verdünntem heißen Wein für alle.
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Mit deutlich angesäuerter Mine trat er zu [[Hauptdarsteller ist::Greifenfurt:Wulfhelm von Keilholtz|Wulfhelm]] und [[Nebendarsteller ist::Greifenfurt:Gerion von Sturmfels|Gerion]], die noch immer neben ihren Pferden im Burghof standen. Unwirsch winkte Udilbert zwei Stallknechte herbei die sich gerade um die Kutsche kümmerten, damit sie zuerst die Pferde der Ritter versorgten.
  
„Meine Herren, wir können mit dem Verlauf der Blockade bisher zufrieden sein, denke ich. Soweit ich es beurteile, hat es bisher niemand geschafft aus der Stadt zu entkommen oder in sie hinein zukommen. Diese Depeschen haben meine Reiter heute einem Melder abnehmen können, der sich nach Greifenfurt durchschlagen wollte,“ er wies auf die Tasche und holte die Brief hervor. „Ich habe die Siegel unberührt gelassen, kann mir aber denken, was in den Briefen steht. Der Stadtmeister wird in einseitiger Darstellung von unserer hinterhältigen Belagerung berichten und um Hilfe ersuchen.“ An den Praiosgeweihten gewandt vor er fort: „Euer Gnaden, ihr alle seid meine Zeugen, dass diese Siegel nicht gebrochen waren und ich die Regeln des Krieges gewahrt habe. Auch der junge Melder ist wohlauf und nur mein Gefangener.Der Priester nickte knapp und nahm die Briefe an sich.
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„Ritter Gerion von Sturmfels, bitte begleitet meine Frau und meine Tochter in den Palas. Sie werden Euch ein Zimmer geben lassen, wo Ihr Euch ausruhen könnt.“ Er wartete kurz, bis sich Gerion mit einem knappen Nicken verabschiedet hatte, um den beiden wartenden Frauen und einem herbeigeeilten Kammerdiener in die Burg zu folgen. „Ritter Wulfhelm von Keilholtz. Ich bin Euch zu großem Dank verpflichtet! Ich will mir gar nicht ausmalen was alles hätte passieren können, wenn Ihr nicht so selbstlos eingeschritten wärt!
  
"Aber sagt Ardo, wo ist Euer teurer Schwager? Wo bleibt der Hundsgraber? Lange können wir den Ring im Norden und Osten nicht mit Streifen geschlossen halten!?"
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„Ich tat was meine Ehre mir gebot, Euer Hochwohlgeboren.“ Bescheiden und etwas beschämt über das überschwängliche Lob des Pfalzgrafen neigte Wulfhelm den Kopf.
  
== Keilholtzer Neuordnung ==
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„Ich sehe, ein Ritter der alten Schule. Das gefällt mir Keilholtz, das gefällt mir sehr. Ihr und Euer Begleiter sollt heute Abend Ehrengäste an meiner Tafel sein.“
=== Ein wilder Märker ===
 
'''[[Handlungsort ist::Greifenfurt:Baronie Eslamsroden|Eslamsroden]], 7. Firun 1036 BF'''
 
  
Langsam ritt [[Hauptdarsteller ist::Greifenfurt:Wulfhelm von Keilholtz|der Ritter]] durch das Schneegestöber, den Oberkörper leicht zusammengesunken um dem kalten Ostwind weniger Angriffsfläche zu bieten. Wind und Schnee hatten seinen dichten schwarzen Vollbart und die langen schwarzen Haare vollkommen weiß werden lassen. Hinter ihm folgte im Abstand von zwei Pferdelängen [[Nebendarsteller ist::Greifenfurt:Gerion von Sturmfels|sein Knappe]], der zudem das Packpferd am Zügel führte. Am Vortag hatten sie den Handelszug verlassen, den sie aus der ehemaligen Wildermark bis nach Reichsweg begleitet hatten. Die Krämer hatten das schlechte Wetter aussitzen wollen, doch der Ritter hatte es eilig. Zwölf lange Jahre war er im Reich umhergezogen. Von Donnerbach bis Punin und von Perricum bis Havena war er dabei gekommen. Zuletzt hatte er unter [[Briefspieltext mit::Greifenfurt:Ludalf von Wertlingen|Prinz Ludalf]] in der Wildermark gekämpft und für die Kaiserin in der Märkischen Schlacht gefochten. Der Prinz war gefallen und die letzte Schlacht gewonnen. Die Wildermark existierte nicht mehr. Dafür gab es eine neue Markgrafschaft mit einer Rabenmunder Markgräfin, die noch dazu ihre Wurzeln in seiner Heimat Greifenfurt hatte. Der Ritter sah die sich selbst gestellte Aufgabe erfüllt. Nun wollte er endlich nach Hause.
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„Vielen Dank, Euer Hochwohlgeboren. Es wird mir eine große Ehre sein.“ Wulfhelm straffte sich, versuchte aber weiter seinen verwundeten Arm zu schonen.
  
Nur wenige Meilen trennten die beiden Reiter noch von [[Ortsnennung ist::Greifenfurt:Reichsstadt Eslamsroden|Eslamsroden]], der jüngeren der beiden Reichsstädte in den Greifenfurter Landen. Das Schneetreiben war dichter geworden, man konnte kaum zwanzig Schritt weit sehen. Die Wiesen rings herum waren tief unter Schneewehen begraben. Lediglich die Markierungssteine am Wegesrand zeigten ihnen, dass sie noch immer der Reichsstraße gen Westen folgten. Unvermittelt tauchte eine einzelne Gestalt vor ihnen auf, die sich beim Gehen auf einen dünnen Wanderstab stützte und eine Ledertasche an der Seite trug. Sie zügelten ihre Rösser, doch schien der Wanderer sie im ersten Moment nicht zu bemerken. Der Wind blies dem Mann ins Gesicht, so dass er nur alle paar Schritte einen kurzen Blick nach oben wagte. Das warnende Schnauben der Pferde ließ den Mann schließlich aufsehen.
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„Zuvor aber sucht Ihr unseren Medicus auf. Wir wollen doch nicht, dass Ihr Euren Schildarm verliert, mit dem Ihr meine Familie so trefflich verteidigt habt.“ Er winkte die junge Frau heran, die ihn schon die ganze Zeit begleitete. „[[Hauptdarsteller ist::Garetien:Jeswine von Pfortenstein|Die Ritterin Pfortenstein]], stellte er sie knapp vor. „Sie ist im Moment meine Verbindungsfrau zum Reichsforster Grafenbann. Frau von Pfortenstein, Ihr geleitet den Ritter Keilholtz bitte zum Medicus, bringt ihn hernach zum Palas und meldet euch dann wieder bei mir.
  
„Praios zum Gruße, guter Mann.“ Der Ritter beugte sich leicht nach vorn und rief mit lauter Stimme, damit er über den starken Wind zu hören war. „Sagt, kommt ihr aus Eslamsroden?“ Er hoffte von dem Wanderer zu erfahren wie es um die weitere Straße vor ihm bestellt war. Immerhin hatte der Schneefall seit dem Morgen nicht nachgelassen und wenn die Wehen noch höher wurden, würde er absteigen und seinem Pferd den Weg bahnen müssen. Zu seiner Überraschung blieb der Fremde wie angewurzelt stehen und starrte einen Moment nur auf seinen Wappenschild. Der aufrechte schwarze Keil auf grünem Grund hob sich stark vom Weiß der Umgebung ab. Gerade als der Ritter von dem den Mann eine Antwort verlangen und ihn an die Gebote der Höflichkeit erinnern wollte, ließ dieser Stecken und Tasche fallen und rannte schreiend querfeldein gen Firun. Bevor der Ritter und sein Knappe die Überraschung noch verdaut hatten, war vom Flüchtenden nichts mehr zu sehen.
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„Natürlich, Euer Hochwohlgeboren.“ Die Ritterin stand stramm und wartete einen Moment, bis der Pfalzgraf sich in Richtung des oberen Burghofes verabschiedet hatte.
  
Der hoch aufgeschossene Jüngling schloss mit dem Packpferd auf und sah seinen Schwertvater fragend an, doch dieser konnte nur ratlos die Schultern heben. „Hol dir die Tasche und lass uns sehen ob wir aus ihrem Inhalt etwas erfahren können.“ Wenige Minuten später hatten sie die Pferde im Kreis um sich aufgestellt um sich vor dem Wind zu schützen. Tatsächlich förderte die Untersuchung der weggeworfenen Botentasche einige versiegelte Schriftstücke zu Tage.  
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„Ritterin Pfortenstein“, ließ der Keilholtzer sich neben ihr vernehmen.
  
„Was meint ihr Herr? Ein Bote der lieber nicht mit den Botschaften in Verbindung gebracht werden mochte die er überbringen sollte?“
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„Oh, bitte nennt mich Jeswine.“ Mit einem offenen Lächeln wandte sie sich an den Greifenfurter. „Der alte Hardt ist so unglaublich steif im Protokoll müsst Ihr wissen. Ein Windhager halt“, tat sie es mit einem Achselzucken ab.
  
„Das ist anzunehmen Gerion. Aber warum? Unsere Wappen, Waffen, Rüstungen und Pferde weisen uns als Edelmänner aus. Dieser Brief hier trägt das Siegel der Reichsstadt, jenes Schreiben dort das der Efferd-Kirche. Warum sollte sich ein Bote im Auftrag von Reich und Kirchen vor einem Ritter flüchten der ihn arglos nach dem Woher und Wohin fragt. Wir sind doch nicht mehr in der Wildermark.“ Grübelnd drehte der Ritter die Briefe in seiner behandschuhten Hand bevor er sie schließlich zurück in die Mappe steckte und seinen Knappen hieß aufzusitzen. „Wir werden ihn sowieso nicht mehr einholen um ihn selbst zu fragen. Vielleicht bekommen wir ja in Eslamsroden eine Erklärung.
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„Sehr angenehm. Wulfhelm“, stellte er sich noch einmal vor und reichte ihr die Hand. Der Ritter mochte die offene Art seiner Gegenüber und konnte nicht anders als das Lächeln zu erwidern, wenn es bei ihm wegen der Schmerzen auch reichlich gequält ausfiel.
  
Nach diesem Vorfall ließ der Schneesturm immer weiter nach und ein halbes Stundenglas später hatte man klare Sicht bis fast zum Horizont. Die Stadtmauern Eslamsrodens kamen in Sicht als sie eine Hügelkuppe überschritten und zugleich erkannten sie eine Gruppe Reiter, die ihnen von einem der nahen Gehöfte entgegen eilte. Sie waren schwer gerüstet und saßen auf ebenso schweren Schlachtrössern. Ein jeder trug einen Wappenschild, und der Heimkehrer erkannte zu seinem Erstaunen jedes einzelne von ihnen. Sogar das Wappen seiner eigenen Familie konnte er sehen. Es waren Ritter aus seiner Heimatbaronie Kressenburg. Doch was wollten sie alle hier bei Eslamsroden? Er zügelte sein Pferd, hob die Hand zum Gruß und erwartete sie.
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„Bitte folgt mir, Wulfhelm. Es ist gleich dort drüben.Die Pfortensteinerin setzte sich in Bewegung, hörte aber nicht auf zu reden. „Ihr seid ein [[Akteursnennung ist::Greifenfurt:Familie Keilholtz|Keilholtzer]] aus Greifenfurt habe ich gehört? Kommt Ihr gar aus Kressenburg?
  
„Wen sehen meine alten Augen!“ [[Nebendarsteller ist::Greifenfurt:Wulfhart von Keilholtz|Wulfhart]] brachte seinen Kalten kurz vor dem Ritter und seinem Knappen zum Stehen. “Wulfhelm? Gütige Travia, hast du endlich genug von der Fremde bist du endlich nach Hause gekommen?“
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Verblüfft wandte Wulfhelm ihr das Gesicht zu. „Ja, tatsächlich. Wie kommt es, dass eine Ritterin aus dem Reichsforst sich so gut mit den Greifenfurter Familien auskennt? Seid ihr etwa meinem [[Briefspieltext mit::Greifenfurt:Ardo von Keilholtz|Neffen Ardo]] auf einem Turnier begegnet?“
  
„So ist es, großer Bruder.“ Ein trauriges Lächeln stahl sich auf die harten Züge weitgereisten Ritters. „Nachdem Wildermark und Traviamark nun die Darpatische Mark geheißen werden und unser Prinz gefallen ist, da habe ich mich nach meiner eigenen Mark, nach Greifenfurt zurückgesehnt. Auch wenn ich nicht erwartet hätte, dass mich ein solches Aufgebot empfangen würde.“
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„Baron Ardo meint Ihr? Von dem habe ich auch schon gehört. Aber nein, getroffen habe ich ihn noch nicht persönlich. Aber meine Mutter kommt aus Kressenburg. Sie stammt aus dem Geschlecht derer von [[Akteursnennung ist::Greifenfurt:Familie Immingen|Immingen]].“
  
„Du warst lange fort, kleiner Bruder, und einige Dinge haben sich geändert.“ Wulfhart deutet zur Reichsstadt hinüber. „Ich nehme an du wolltest hier bei einem guten Bier einkehren und dich für die letzten Meilen nach [[Ortsnennung ist::Greifenfurt:Stadt Kressenburg|Kressenburg]] stärken? Das wird leider nichts werden. Mein Junge, [[Briefspieltext mit::Greifenfurt:Ardo von Keilholtz|Ardo]], belagert die Stadt. Niemand darf rein oder raus und mit unserem Wappen auf der Brust würden sie dich dort drinnen wahrscheinlich sowieso gerade auf kleiner Flamme braten. Aber du und dein Begleiter seid in Travias Namen herzlich eingeladen in unserem Feldlager das Brot mit uns zu brechen. Der [[Briefspieltext mit::Greifenfurt:Gerbald von Reiffenberg|Hexenhainer Baron]] ist auch gerade zum Kriegsrat da und unser Bier ist allemal besser als was sie in der Stadt noch haben dürften.“
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„Ah, die Imminger. Ich wusste gar nicht, dass sie so weit im Süden Verwandtschaft haben. [[Briefspieltext mit::Greifenfurt:Arnulf von Immingen|Ritter Arnulf]] hat zumindest nie davon erzählt, soweit ich weiß. Aber zugegeben hatte ich bisher noch nie viel Gelegenheit mit ihm zu reden und die ferne Verwandtschaft war dann auch kein Thema gewesen.“
  
Die übrigen [[Nebenakteure sind::Greifenfurt:Kressenburger Lanze|Kressenburger]] bildeten ein Spalier um Wulfhart, Wulfhelm und Gerion vorausreiten zu lassen. Noch während sie sich dem Gehöft näherten erkannte Wulfhelm keine hundert Schritt vor dem östlichen Stadttor eine Straßensperre und Soldaten mit dem Kressenburger Wappen. Eine Reichsstadt unter Belagerung? Durch seinen Neffen? Sein Bruder, ein ihm noch unbekannter Baron und die ganze Kressenburger Ritterschaft taten dabei mit? Für einen Moment fühlte er sich in die Wildermark zurückversetzt. Was war bloß in Greifenfurt passiert während er fort gewesen war?
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„Ja seht Ihr, der Ritter Arnulf ist tatsächlich mein Vetter. Unsere Mütter sind Schwestern.
  
=== Schlagwetter ===
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„Wie klein Dere doch manchmal ist.“ Wulfhelm schüttelte belustigt den Kopf. „Warum besucht Ihr uns nicht einmal in Kressenburg? Mein Neffe Ardo veranstaltet jeden Götterlauf zum Jahreswechsel ein Turnier. Selbst der berühmte [[Briefspieltext mit::Garetien:Nimmgalf von Hirschfurten|Baron Nimmgalf von Hirschfurten]] ist als Vertreter Reichsforsts schon dort gewesen. Das wäre doch eine interessante Gelegenheit mal wieder auf die Familie zu treffen und Geschichten auszutauschen. Es würde mich freuen, Euch da einmal wiederzusehen.
'''[[Handlungsort ist::Greifenfurt:Burg Kressenburg|Kressenburg]], 17. Firun 1036 BF'''
 
  
Ritter [[Hauptdarsteller ist::Greifenfurt:Gawain von Mendlicum|Gawain von Mendlicum]] verirrt sich während eines Wintersturms ins Junkertum Keilholtz und findet Gastung auf der Burg. In der Nacht trifft den alten [[Hauptdarsteller ist::Greifenfurt:Bogumil von Keilholtz|Junker Bogumil]] der Schlag. [[Hauptdarsteller ist::Greifenfurt:Edala von Keilholtz|Edala]] bittet Gawain zum Schutz für sie und die Kinder über den Winter auf der Burg zu bleiben.
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„Das klingt verlockend.“ Die Pfortensteinerin schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln und blieb dann vor einem an die innere Mauer der Pfalz gebauten Haus stehen. „Wir sind da. Geht rein und lasst Euch verbinden. Ich muss noch kurz beim Burgvogt reinschauen und hole Euch dann hier wieder ab.“ Als der Keilholtzer keine Anstalten machte durch die Tür zu gehen, öffnete sie diese und schob ihn mit sanftem Nachdruck hinein. „Und keine Sorge, wir werden schneller Gelegenheit zum Erzählen haben als Ihr denkt. Ich bin heute Abend eure Tischdame.“ Mit einem kecken Zwinkern verabschiedete sie sich, zog die Tür hinter sich zu und ließ ihn im plötzlichen Halbdunkel stehen.
  
== DEUS VULT ==
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==Auf dem Holzweg==
=== Ein Tempel für Answin ===
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===Gebotene Eile===
{{Brief
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Mitte Praios 1041 BF, Kressenburg
|Adressat=An Seine Hochgeboren
 
  
[[Nebendarsteller ist::Greifenfurt:Ardo von Keilholtz|Ardo von Keilholtz ä.H.]]
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Die kleine Keilholtzer Reisegruppe war schnell vorangekommen. Neben Baron Ardo, seinem Vater Wulfhart und dem entfernten Vetter Unswin, bestand sie noch aus den diversen Knappen und Pagen der hohen Herren. Sie hatten von Gareth aus den Weg durch Waldstein, den Elfenpfad, gewählt. Ardo war vor allem neugierig, wie weit die bauliche Instandsetzung dieses Handelsweges auf der garetischen Seite fortgeschritten war. Die elfische Gräfin hatte sich damals sehr entschieden gegen den weiteren Ausbau ausgesprochen, was den hochfliegenden Plänen des Waldsteiner Adels und den angrenzenden Greifenfurter Baronen etwas den Wind aus den Segeln genommen hatte. So stimmte es Ardo sehr froh zu sehen, dass die Waldsteiner Edlen sich unter dem Einfluss Leomars von Zweifelsfels doch mehrheitlich gegen den Wunsch ihrer Gräfin zu stellen schienen und das einzig Richtige taten, was den Handel in dieser Region voranzubringen vermochte. Der Karrenweg Richtung Greifenfurt war an vielen Orten verbreitert und bis zur Stadt Osenbrück sogar vollständig mit Feldsteinen befestigt worden. Auch zwei neue Gasthäuser waren dem Kressenburger aufgefallen, die bei seiner letzten Durchreise noch nicht fertig gestellt gewesen waren. Auch das letzte Teilstück durch das Gebiet der Junker von Hagenbronn war trotz der schwelenden Feindschaft friedlich verlaufen. Drei gut gerüstete Ritter samt ihrem Gefolge schüchterten die Büttel genug ein, dass sie sich diesmal kaum mehr als ein paar unfreundliche Blicke und ein mürrischen Knurren gewagt hatten. So war die Heimreise vom Kaiserturnier in Gareth deutlich angenehmer gewesen, als Baron Ardo es erwartet hatte.
  
Baron zu Kressenburg
+
Im heimatlichen Kressenburg öffneten sich schnell alle Tore vor ihnen. Ardo merkte vor allem am Baufortschritt des Praios-Tempels, dass er schon wieder für mehrere Monde fern seines Lehens gewesen war. Die üblichen Schuldgefühle überkamen ihn und zum wiederholten Male nahm er sich vor, in Zukunft deutlich mehr Zeit bei seiner Gemahlin und den Kindern zu verbringen. Sie waren auch kaum auf den Burghof geritten und von den Pferden gestiegen, als eine kleine lärmende Kleinkinderschar aus den Stallungen stürmte und sie umringte. Kurz danach traten zwei jungen Edeldamen dazu. Die eine zierlich von Gestalt und von fast elfenhafter Anmut. Die andere nicht minder schön, doch von eher muskulöser Statur, der man die Kriegerin auf eine halbe Meile Entfernung ansah, die zudem einen etwa fünf Monde alten Säugling auf dem Arm hielt.
  
|Text=Praios zum Gruße!
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Noch bevor Wulfhart und Ardo ihre Gemahlinnen begrüßen konnten, trat eine dritte, noch etwas jüngere Frau dazu, gewappnet und in den Farben der Mark gewandet. Das eher gezwungene Lächeln, das sie zur Schau stellte als sie Ardo sah, sagte dem Baron, dass seine Tante nicht auf einen Freundschaftsbesuch vorbeigekommen war. Nachdem sich der größte Trubel des Willkommens gelegt hatte, nahm die Ritterin der Mark den Baron dann auch kurz zur Seite, um ihre Botschaft los zu werden.
  
Die Ereignisse der letzten Monde haben Uns dazu bewogen, erneut über Euer Gesuch nach finanzieller Unterstützung zu entscheiden. Wie in Unserem ersten Bescheid beschrieben, sind die Pflichten der Praios-Kirche vielfältig und eine jede bedarf sorgfältiger und fortlaufender Überprüfung um die Belastungen für die Kirche in einem tragbaren Rahmen zu halten.
+
„Die Greifin wünscht dich umgehend zu sehen, Neffe! Ich weiß, du bist gerade erst heimgekehrt, aber es wird das Beste sein, du lässt dein Pferd sofort wieder satteln und begleitest mich jetzt sofort, damit wir noch vor Sonnenuntergang in der Residenz sein können.
  
Uns stets gegenwärtig ist jedoch auch der Wille des Götterfürsten. Die Ereignisse in Gareth und die Rückkehr des Ewigen Lichts lassen keine Zweifel mehr daran, welchen Weg der Herr Praios für seine derischen Diener vorgesehen hat. Sein Wort zu verkünden und von Seiner Macht zu zeugen soll Unser oberstes Gebot sein.  
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==Keilholtzer Neuordnung==
 
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===Geordnete Verhältnisse===
Aus diesem Grund werden Wir Euch großzügigerweise im selben Maße unterstützen, wie es Euch die Markgräfin bereits von Seiten der Mark zugesichert hat. Seid gemahnt, dass wir Uns des zügigen Fortschritt stets versichern werden und weder Verzögerung noch Schlendrian an diesem praiosgefälligen Bau dulden werden.
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{{Brief
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|Adressat=Ich, [[Greifenfurt:Ardo von Keilholtz|Ardo von Keilholtz ä.H.]], Baron zu Kressenburg, verfüge Folgendes als meinen letzten Willen:
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|Text=1. Als Erbe der Baronswürde bestimme ich meinen Vater [[Greifenfurt:Wulfhelm von Keilholtz|Wulfhelm von Keilholtz]].<br>
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2. Ihm nachfolgen soll mein Erstgeborener [[Greifenfurt:Answin Shazar von Keilholtz|Answin Shazar]]. Sollte dieser sein Erbe nach dem Willen der Zwölfen nicht antreten können, so bestimme ich an seiner Statt eines meiner nachgeborenen Kinder in der Reihenfolge ihrer Geburt.<br>
 +
3. Sollte nach der Götter Willen keines meiner Kinder das Erbe antreten können, so bestimme ich meine Geschwister aus der ersten Ehe meines Vaters in der Reihenfolge ihrer Geburt, mir nachzufolgen. Bedingung dafür sei, dass sie und ihre Nachkommen den Namen der Familie Keilholtz fortführen.<br>
 +
4. Sollte nach der Götter Willen keines meiner genannten Geschwister das Erbe antreten können, so bestimme ich die Geschwister meines Vaters und ihre Nachkommen in der Reihenfolge ihrer Geburt. Bedingung dafür sei, dass sie und ihre Nachkommen den Namen der Familie Keilholtz fortführen.<br>
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5. Sollte es dem Herrn Boron gefallen mich und meinen Vater zu sich rufen, bevor mein rechtmäßiger Erbe die Mündigkeit erreicht, so bestimme ich meine Gemahlin [[Greifenfurt:Praiadne Leuinherz Keilholtz|Praiadne Leuinherz Keilholtz]] zur Verweserin der Baronie Kressenburg, bis mein Erbe dieses antreten kann.<br>
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6. Meiner Gemahlin Praiadne Leuinherz Keilholtz sei das [[Greifenfurt:Herrschaft Greifenwehr|Edlengut Greifenwehr]] bis zu ihrem Tode als Wittibengut zugesprochen, auf das es ihr im Leben an nichts mangele.<br>
 +
7. Meine derischen Besitztümer vermache ich meinem rechtmäßigen Erben, ausgenommen der nachfolgend genannten.<br>
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8. Aus meiner Privatschatulle erhält die Praioskirche Zwölf mal Zwölf Dukaten um den Bau des neuen Kressenburger Tempels voranzutreiben.<br>
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9. Meine Gemahlin Praiadne Leuinherz Keilholtz erhält mein Gebetsbüchlein, auf das es ihr in dunklen Stunden Trost spende.<br>
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10. Mein Bruder [[Greifenfurt:Firnward von Keilholtz|Firnward von Keilholtz]] erhält mein Schwert Orkentod.<br>
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11. Meine Knappin [[Greifenfurt:Mechthild von Kieselholm|Mechthild von Kieselholm]] erhält mein Streitross Boromil. Sollte das treue Tier mit mir verstorben sein, so erhält sie ein Streitross aus der Zucht des Märkischen Marstalls.<br>
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12. Es ist mein Wunsch und Wille in der Krypta des [[Greifenfurt:Praios-Tempel Sankt Garafan vor dem Tore|Praios-Tempels Sankt Garafan vor dem Tore]] zu Kressenburg meine letzte Ruhestatt zu finden. Dieselbe soll sein die Grablege meiner Familie auf immerdar.<br>
  
Da Ihr bereits mit Eurem Vorhaben des Neubaus Eure praiosgefällige Gesinnung bewiesen habt, wollen Wir Euch ein weiteres Anliegen des Götterfürsten ans Herz legen. Praios' Wunsch ist es, dass dem [[Briefspieltext mit::Answin von Rabenmund|Heiligen Answin]] in den zwölfgöttlichen Landen eine größere Verehrung zuteil werde, damit ein jeder die wahre Größe des in weiten Teilen des Reiches noch immer als Reichsverräter verleumdeten Heiligen erkenne. Aus diesem Grunde werden Wir dem neuen Tempel in Kressenburg eine Reliquie des Heiligen Answin stiften und möchten diese in dem Bau entsprechend gewürdigt wissen.
+
Gegeben am 1. Tag des Herrn Phex im Jahre 1037 nach Bosparans Fall
 +
|Absender=Gesiegelt und bezeugt
  
Die Zwölfe mit Euch, Praios voran!
+
[[Greifenfurt:Badilak von Praiostann|Badilak von Praiostann]]<br>
 
+
Ardo von Keilholtz ä.H.<br>
|Absender=Seine Ehrwürden
+
[[Greifenfurt:Praiomel von Kieselholm|Praiomel von Kieselholm]]
 
 
[[Hauptdarsteller ist::Greifenfurt:Praiomon Caitmar von Dergelstein|Praiomon Caitmar von Dergelstein]]
 
 
 
Illuminatus der Mark Greifenfurt
 
 
}}
 
}}
  
== Sertiser Sonnenstände ==
+
== DEUS VULT ==
=== Abendmahl ===
+
=== Bauarbeiten ===
[[Hauptdarsteller ist::Greifenfurt:Praiodane von Immingen|Die junge Praios-Geweihte]] und ihre Begleiter, der Bannstrahler und der junge Breitenhainer Ritter, wurden von Burgvogt [[Nebendarsteller ist::Garetien:Reo Rondriol vom Wirsel|Reo Rondriol vom Wirsel]] auf der [[Handlungsort ist::Garetien:Pfalz Breitenhain|Pfalz Breitenhain]] empfangen. Wortreich entschuldigte sich der Kastellan für die Abwesenheit [[Briefspieltext mit::Garetien:Hilbert von Hartsteen|des Pfalzgrafen]], sei dieser doch zur Grafenkrönung seines Anverwandten nach Hartsteen unterwegs. Auf einen Wink hin eilte der Stallknecht herbei und nahm die Pferde der Neuankömmlinge in Empfang.
+
*Bauholz: aus Kressenburg
 
+
*Stein: ggf. eigener Steinbruch (Neuerschließung mit Folgenutzung, mit Volker abklären) oder aus dem Finsterkamm (Spieler?)
"Wenn Ihr gestattet Euer Gnaden, so werde ich Euch sogleich das beste Zimmer der Burg herrichten lassen und Euch einen persönlichen Diener zuweisen. Verzeiht wenn Ihr mich in unangemessener Eile seht, doch ich habe ein dringendes Hilfegesuch aus [[Garetien:Baronie Linara|Baronie Linara]] erhalten, welches ich im Namen seiner Hochwohlgeboren noch heute beantworten muss."
+
*Versorgung der Arbeiter: zusätzliche Getreidelieferungen aus Eslamsroden und Hexenhain
 
+
*Gold: aus Gareth?
"Was hat es denn damit auf sich?" Neugierig und ein wenig misstrauisch forschte die Greifenfurterin sogleich nach.
+
*Marmor: Eslamsgrund? oder andere Quelle?
 
+
*Arbeiter: Tagelöhner aus der Region (Mark und Waldstein), ggf.dauerhafte Erhöhung der Einwohnerzahlen durch Zuzug? (mit Volker abklären)
"Oh, nur eine unbedeutende Kleinigkeit Euer Gnaden. [[Briefspieltext mit::Garetien:Tahlmare zu Leustein|Die Baronin von Linara]] ist letzte Woche bei einem Turnier schwer gestürzt. Ihr treuer Vasall [[Briefspieltext mit::Garetien:Irberod von Leustein|Junker Irberod]] hat derweil die Geschäfte übernommen und hat sogleich einige verdächtige Gestalten aufgegriffen, die er der Hexerei und der Schwarzen Magie verdächtigt."
 
 
 
"Und das nennt Ihr eine Kleinigkeit?" Praiodanes Stimme klang in ehrlichem Zorn laut über den Burghof. "Warum wendet sich der Junker an den Pfalzgrafen? Gibt es in Linara denn keinen Vertreter des Götterfürsten der sich der Sache annehmen kann?"
 
 
 
"Ich fürchte nein, Euer Gnaden," sagte Wirsel kleinlaut. "Die Baronin herrscht nun seit gut zweieinhalb Jahrzehnten über ihre Lande doch ein von Praios gesegnetes Bauwerk werdet ihr dort nicht finden." Leise raunte der Kastellan der Geweihten zu. "Sie ist eine Halbelfe müsst Ihr wissen, die von Kaiser Hal dort eingesetzt wurde."
 
 
 
"So, so, eine Halbelfe also sagt Ihr," wiederholte Praiodane laut. "Das erklärt natürlich die Zustände die Ihr beschreibt."
 
 
 
Wirsel zuckte kurz zusammen und blickte unsicher über den Burghof. "Ja, so ist es Euer Gnaden. Und weil der werte Herr Junker meinen Herren als praiosfürchtigen Mann kennt und schätzt, hat er ihn um Hilfe gebeten."
 
 
 
Die Greifenfurter Geweihte überlegte kurz und fällte dann eine schnelle Entscheidung. "Da seine Hochwohlgeboren noch eine zeit auf Reisen ist, kann ich hier vor Ort sowieso nichts ausrichten. Schreibt Junker Irberod, dass ich persönlich nach Linara kommen werde um über die Verdächtigen Gericht zu halten. Sendet den Boten noch heute. Wir haben eine lange Reise hinter uns und werden eine Nacht ruhen bevor wir morgen in aller Frühe aufbrechen."
 
 
 
"Sehr wohl Euer Gnaden. ich werde es genauso einrichten wie Ihr es wünscht." Artig machte Wirsel einen Diener. "Wenn Ihr mir dann bitte nach drinnen folgen wollt? Das Abendessen wird in etwa einem Stundenglas serviert werden."
 
 
 
== Die Blaue Sau ==
 
=== Kressenburger Aufruf zur Jagd ===
 
Baron Ardo läd seine Freunde zu einer Jagdgesellschaft in den Kressenburger Forst.
 
=== Rückkehr eines Barons ===
 
Ein verschollen geglaubter Adliger kehrt aus den Tiefen des Reichsforstes zurück.
 
 
 
== Wiederaufnahme der Geschäfte ==
 
=== Stänkereien ===
 
'''Stänkereien auf Burg Gnitzenkuhl'''<br>
 
''Baronie Gnitzenkuhl, Ingerimm 1035 BF''
 
 
 
''Teil 1''<br>
 
 
 
Fassungslos  starrte Geshla auf das Missgeschick, das sich soeben ereignet hatte. Sie war an einen der Eimer gestoßen, in dem die Windeln zuerst in Wasser eingeweicht wurden bevor man sie auskochte. Entsetzt starrte sie auf die teuren  Schuhe, auf denen sich langsam  ein unfeiner Fleck ausbreitete, unfähig auch nur ein Wort zu sagen.
 
 
 
„Bitte sagt  nicht, dass dies nun auch wieder meine Schuld sei Hochgeboren!“ kam trocken von ihrem Gegenüber, die gerade dabei war ihre zweitgeborene Tochter zu betten. „Ich war wirklich nicht vorbereitet, dass Ihr Euch zu so später Stunde in unsere Räume gesellen möchtet. Und natürlich riecht es hier streng, wenn wir gerade damit beschäftigt sind…“
 
 
 
Energisch hob die Baronin zu Gnitzenkuhl ihre Hand, und gebot damit Stille. Erstaunlicher Weise verstummte dabei sogar der einjährige Greifwart, der soeben von seiner Amme frisch gemacht worden war und lautstark dagegen protestiert hatte, war es doch empfindlich kalt. Doch nun erwartete er von der dunkelhaarigen Frau wohl eines der Spiele, die Unswin, sein Vater, sonst mit ihm trieb.
 
 
 
„So kann das hier nicht weiter gehen!“ presste die Baronin hinter vorgehaltenem Spitzentuch hervor, was Greifwart zum Glucksen brachte, hielt er es doch für eine neue Variante des „Guckucks- DA“ Spieles seines Vaters und grinste erwartungsvoll Geshla von Gnitzenkuhl an. Seine Amme musste sich ein Schmunzeln verkneifen.
 
 
 
Leomara von Keilholtz, die erste Ritterin am Hofe brachte nur ein müdes „Ganz wie ihr meint!“ hervor und hoffte, dass man ihr endlich ihre Ruhe ließ. Erst dieses früh morgendliche Malheur mit der zerstörten Vase Olmergas von Gnitzenkuhls. Greifi konnte wirklich nichts dafür, dieser Tisch war einfach schon in die Jahre gekommen und hatte dem Ansturm des Jungen nichts entgegen zu setzen gehabt. Da war die Vase eben polternd zu Bruch gegangen. Angeblich ein Geschenk Olmergas an Geshla. Häßlich war sie trotzdem- die Vase! Dann  hatte sie für die Landwehr die Waffenkammern inspiziert und eine Inventur mit dem Waffenmeister erstellt, sowie gemeinsam mit dem Vogt besprochen wie man vorzugehen gedachte, beim  Erfassen der Wehrfähigen. Die Schulzen und ansässigen Adligen würden dabei eine Rolle spielen und bald hier vorstellig werden müssen. Immer, wenn sie sich mit dem Gemahl ihrer Mutter auseinander setzen musste, war es anstrengend. Doch seine Sachlichkeit führte allmählich dazu, dass sie einfach zusehends vergaß, dass er einmal eine Rolle in ihrem Leben gespielt hatte. Jetzt noch dieser unangemeldete Besuch in Räumen, die kaum für eine Familie ausreichten.
 
 
 
„Ich gedenke am morgigen Abend mit Hochwürden Travidan von Firunslicht, Hochwürden von Wasserburg sowie einigen Adligen, dem Vogt und Eurer Frau Mutter zu speisen. Wir haben uns lange nicht gesehen.“ Leomara nickte desinteressiert, waren ihr diese Verpflichtungen einer Baronin doch meist eher notwendiges Übel, denn eine Freude. „Ich erwarte Euch nebst Unswin ebenfalls!“
 
 
 
„A…!“ Leomaras Widerrede blieb ihr im Halse stecken, als sie in Geshlas Miene blickte. Darin stand zu lesen, dass es keine Einladung, sondern ein Befehl gewesen war. Nach einem Moment der Stille kam ein gepresstes  „Sehr wohl!“ aus ihrem Munde. Die Baronin nickte nur kurz und entfernte sich dann schleunigst. Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, erhob sich sogleich wieder enttäuschtes Gebrüll, war doch der kleine Keilholtzer um sein neckisches Spiel gebracht worden und forderte es nun lautstark ein.
 
 
 
''Teil 2<br>''
 
 
 
Torandir von Darben-Dürsten stand hoch aufgeschossen hinter seiner Schwertmutter und hatte bereits Leomara von Keilholtz sowie deren Gemahl Unswin bedient, da Chaantrea am heutigen Abend frei hatte. Nun blieb ihm die Zeit in aller Ruhe den Blick schweifen zu lassen. Es war eine Weile her, dass die Tafel in Geshlas Burg derart gefüllt gewesen war. Wie immer war der alte Oblodor von Mistelstein mit seiner Gemahlin für ihn ein Ereignis der besonderen Art. Er kannte sonst keinen, dessen Temperament mit dem seiner Schwertmutter mit halten konnte. Allerdings bedauerte er sehr, dass Hochwürden von Wasserburg nicht zugegen war. Seine übertriebene Fürsorge gegenüber der Baronin wirkte bisweilen derart belustigend auf ihn, dass er sich auf den Abend mit dem Tempelvorsteher des hiesigen Praiostempels gefreut hatte. Doch jener  hatte sich bereits am Nachmittag durch seinen Novizen wegen Unpässlichkeit entschuldigen lassen. Als die Baronin dies kundt getan hatte, war vom Mistelsteiner so etwas wie „…aus der Ferne glänzt sie am meisten!“ zu hören gewesen. Zu schade aber auch!
 
 
 
Hamardan von Rotfurt hatte man leider ans andere Ende der Tafel gesetzt, wo er neben Wohlgeboren Ginaya von Alxertis kaum Schaden anrichten konnte. Die beiden kannten sich scheinbar gut, zumindest wirkte ihr Gespräch recht vertraut und wortreich. Ganz anders Derendan von Zillingen, der als Vertreter seiner Familie zugegen war, und mit seinem Nachbarn aus der Familie Bergstamm jediglich ein paar wenige Worte zur Begrüßung gewechselt hatte.
 
 
 
Während der Knappe so schaute, fiel sein Blick auf das noch wenig vertraute Gesicht eines jungen Knaben- der Novize des neu erbauten Travia Tempels. Konzentriert hatte dieser den noch vollen Krug zwischen seinem Tempelvorsteher Travidan von Firunslicht-Oppstein und der Herrin Palinai von Isenbrunn hindurch bugsiert, in Richtung des Kelches. Doch dann begann seine Hand auch schon zu zittern. Ob der Krug zu schwer, oder der Bursche zu aufgeregt war, beides war möglich dachte Torandir so bei sich. Jaja, aller Anfang war schwer. Wenn sie entlassen wurden, weil die Herrschaften alleine sein wollten, würde er sicher Gelegenheit haben den Knaben einmal näher kennen zu lernen. Über seine Familie wusste er nichts. Wie sein Alltag wohl im Vergleich zu dem eines Knappen aussah? Seine schier zügellose Neugier begann sich zu regen, und so wartete er ungeduldig die Zeit ab, zu der man sie entlassen würde.
 
 
 
''Teil 3<br>''
 
 
 
„…darum möchte ich am heutigen  Abend, nachdem wir ein so gedeihliches  Beisammensein verleben durften, verkünden, dass ich mich entschlossen habe, meiner ersten Ritterin Leomara von Keilholtz für ihre herausragenden Dienste um die Belange in Gnitzenkuhl - ich erinnere hierbei nur um den wagemutigen Einsatz bei dem Kampf wider das sogenannte Untier am Darpat - ein Rittergut als Lehen zu überlassen.“
 
 
 
Gut gelaunt, und scheinbar gänzlich unempfänglich für das frostige Schweigen von Seiten ihres Vogtes, lächelte die Baronin in die Runde und erhob ihren Kelch in Richtung der soeben ernannten nun lehnspflichtigen Leomara von Keilholtz. Travidan kam ihr sogleich nach, konnte er es doch nur gut heißen, dass die junge Familie endlich ein eigenes Heim bekommen würde. Die Baronin war eben eine wirklich götterfürchtige Frau. Der Ruf, der ihr im hiesigen Raum nachgesagt wurde war völlig haltlos. Oblodor grunzte ein „..das hat se verdient, bei Rondra!“, während sein Sohn Anshelm von Mistelstein Leomara über die Tafel hinweg nur zuzwinkerte.
 
 
 
Unsicher, was Geshla damit im Schilde führte, räusperte sich die Rittfrau kurz, bevor auch sie überrascht lächelnd den Kelch erhob. Ihre Frau Mutter, Palinai von Isenbrunn, hatte noch vor ihr sogleich strahlend den Kelch erhoben und lächelte, als hätte man ihr persönlich den Dank ausgesprochen.
 
 
 
‚Von welchem Lehen spricht sie bloss?‘ grübelte die Rittfrau in Gedanken weiter. ‚Stadtritter vielleicht? Welches Gemäuer wollte sie  mir damit nur  zukommen lassen? Innerhalb der Stadt gab es keine Gebäude welche aufgrund mangelnder Erben wieder in Geshlas Besitz gefallen wären. Auch habe ich seit dem Bau des Travia Tempels kein Wort davon gehört, dass Aurentian von Feenwasser weitere Aufträge erhalten soll…!‘
 
 
 
„Auf die Hohe Dame Leomara, möge das Rittergut Mittstätten von nun an ihr, und ihrer Familie ein neues Zuhause sein, so wie es uns Travia gebietet.“ Kam dann schließlich von Seiten Geshlas, die zu diesem Augenblick die Aufmerksamkeit aller auf sich wusste. Überrascht riss Leomara die Augen auf. ‚Das Erbe der Familie der Roten Hand.  Diese Schlange…!‘
 
 
 
Kurz herrschte Schweigen, und alle Ortskundigen bis auf Geshla  blickten  aus unterschiedlichsten Gründen auf den Tisch, bis Palinai in die Stille hinein sprach was vermutlich einige dachten: „Aber Hochgeboren, ihr wisst doch so gut wie jeder hier in der Gegend, dass man sich sagt, dass die Geister der Alten nicht ruhen, und das Gemäuer noch immer heim suchen! Nicht umsonst steht es seit… damals leer.“
 
 
 
Kühl musterte Geshla die in die Jahre gekommene Frau, und ehemalige Geliebte ihres Vaters, des Barons Seraminor von Gnitzenkuhl. Was nur hatte er an dieser blassen, farblosen Frau gefunden? Sie konnte nicht aus Ihrer Haut heraus. Nie würde sie Freundlichkeit für diese Person aufbringen können, derentwegen so viel Unheil entstanden war. Ihre besten Jahre waren vorüber, verblüht wie eine Primel, oder am falschen Platze um weiter zu gedeihen.
 
 
 
„Uuuund? Wer, wenn nicht Eure rondragefällige Tochter, nebst ihrem wackeren Gatten, seines Zeichens Mitglied im Orden des Zorns, sollten es schaffen diese dummen Gerüchte zu zerstreuen. Wäre an dem Gemäuer wirklich etwas götterlästerliches, so hätte das zweifellos Hochwürden von Wasserburg ausgemerzt. Oder zweifelt ihr etwa an …?“
 
 
 
„Sicher nicht Hochgeboren!“ Fiel ihr Leomara da ins Wort und funkelte streitlustig ihre Mutter an. „Wir sind wirklich außerordentlich erfreut, geradezu sprachlos, ob dieser Großzügigkeit Eurerseits.“ Leomara hatte sich wieder gefangen, und war sich sicher, dass egal was dieses Gemäuer für Geheimnisse barg, kaum Grund sein konnte, das Lehen auszuschlagen! Sie schubste Unswin an, damit auch jener seinen Dank bekunden konnte…
 
 
 
Das schwer vernarbte Gesicht des Ordensritters zeigte ein Lächeln, dass je nach Blickwinkel süffisant, freundig oder nachsichtig wirken konnte, und wohl in diesem Moment tatsächlich eine Mischung all dieser Facetten war. Bedächtig griff der junge Mann mit der Linken zu seinem Kelch, erhob sich und strich dabei mit der Rechten sein Wams zu recht. Dann hob er das Glas mit ernstem Blick in Richtung der Baronin.
 
 
 
"Euer Hochgeboren! Frau Travia wünscht von uns Mildtätigkeit und Gastfreundschaft. Ich bin in Eurem Hause häufig Gast gewesen. Ihr habt Euch mir, meinem Orden und nicht zuletzt meiner Familie so freigiebig gezeigt, wie man es sich nur wünschen kann. Nun gebt Ihr meiner Familie ein eigen Heim, einen Platz zum Leben und zum Wachsen. Dafür gebürt Euch Travias Dank." Er machte eine Pause und die Baronin setzte gerade ein strahlendes Lächeln auf, im Begriff dem Ritter zu antworten, als Unswin mit ruhiger Stimme fortfuhr. "Herr Praios fordert von uns aber auch Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit. Deshalb kann ich nicht verhehlen, dass ich ob des schlechten Leumunds des Gemäuers in Sorge bin, dessen Herrin meine Frau nun ist und das meine Kinder zukünftig beherbergen wird. Auch ist mir Euer wachsender Unmut über die derzeitige Situation in Eurer Burg bewusst, der mich zuletzt fürchten ließ Eure Gastfreundschaft über die Gebühr beansprucht zu haben." Das Lächeln Geshlas schmolz sichtbar dahin, doch Unswin hatte noch immer nicht geendet. Er spürte wie Leomara neben ihm unruhig auf dem Stuhl herumrutschte und legte ihr die freie Hand auf die Schulter. "Frau Rondra verlangt zudem von uns sich den Aufgaben aufrecht und mutig zu stellen die Dere für uns bereit hält. Ich werde meine Frau also mit Freuden und nach Kräften dabei unterstützen, sich den Herausforderungen zu stellen die dieses Lehen mit sich bringt. Ganz so wie Ihr es gesagt habt." Unswin führte seine Rechte nun zum Herzen während er in seiner Rede zum Ende kam. "Nicht zuletzt aber will ich meiner Freude Ausdruck verleihen, dass Ihr, Euer Hochgeboren, meine Frau als würdig befunden habt dieser Aufgabe gewachsen zu sein. Denn dieses Lehen bedeutet nicht nur Heim und Herd für unsere Familie, sondern auch Verantwortung. Den Menschen gegenüber deren Herrin Leomara von nun ab sein wird, aber auch Euch gegenüber, der sie fortan nicht nur Waffentreue sondern auch Rechenschaft schuldet. Ich entbiete euch daher meinen aufrichtigen, von Herzen kommenden, Dank." Unswin hob sein Glas noch ein Stück höher, nahm einen Schluck des köstlichen Weines und setzte sich dann zufrieden wieder auf seinen Platz.
 
 
 
Nervös nahm Leomara einige tiefe Schlucke. Das war knapp, doch er hatte noch den rechten Ton getroffen wie sie unschwer an Geshlas Miene sehen konnte. Sie griff nach seiner Hand und sah ihn liebevoll an. Unswin erwiderte den Blick, legte dann die Hand auf ihren Bauch und küsste sie zärtlich auf die Stirn, was ihm einen säuerlichen Blick seines Schwiegervaters einbrachte. Seit er den Rahjabund mit seiner Frau geschlossen hatte, beugte der Ordensritter die Regeln der Etikette gerne einmal, was die körperliche Nähe zueinander in Gesellschaft anging.
 
 
 
"...nachdem wir das also geklärt haben, die Formalitäten werden wir wann anders erledigen, würde ich sagen, dass wir nun hinüber gehen ins Kaminzimmer!"
 
 
 
''Teil 4''<br>
 
 
 
Auf dem Weg dorthin sprach sie jemand von hinten an. Es handelte sich um den Führer der hiesigen Nebachoten, Hamardan von Rotfurt.
 
 
 
"Mögäh Rondrra waita eurer baida Schwärrtarm führen! Isch bin froh, dass nun ändlich ainä starke Hand wieder das Sagen übernähmen wird in Midstätten. Es wird ja auch Sait, nicht wahr! Oirä Tochter wird sicher ebenfalls eine wackere Streiterin werden." Bei diesen Worten schaute er allerdings vor allem Unswin und nicht Leomara an.
 
 
 
Der Ritter war von der ungewohnten Aufmerksamkeit einen Moment überrascht, ergriff dann aber das Wort, als Hamardans Blick auf ihm hängen blieb. "Kor mit Euch, Mar'olum han Rohd'far." Unswin führte zum Gruß die rechte Faust an seine Brust und sah dem einen halben Kopf größeren Nebachoten fest in die Augen. In den Götterläufen die er nun schon zwischen den Nebachoten Perricums zugebracht hatte, hatte er gelernt dieses kämpferische Volk zu respektieren und bemühte sich ihren Sitten zu entsprechen wenn er mit ihnen verkehrte. Lediglich mit diesem unsäglichen Kelsensteiner aus Wasserburg, der seiner Meinung nach mehr Ferkina als Nebachote war, hatte der Ordensritter bisher nicht warm werden können. "Ich danke Euch für Eure Worte. Wenn die Kleine später einmal so kämpft wie sie diese Nächte über schreit, dann wird sie dereinst wohl als große Kriegerin gelten." Er verzog bei diesem Gedanken amüsiert das Gesicht, was seine Narben beunruhigend in Bewegung brachte. "Doch was die Zukunft für uns bereit hält wissen allein die Götter. Diese plötzliche Belehnung zum Beispiel ist nicht unbedingt das Naheliegendste womit wir gerechnet hätten. Ich denke wir werden eine gewisse Zeit brauchen um in Mittstätten alles herzurichten bevor wir endgültig übersiedeln können. Zumal Ihro Hochgeboren keine Eile mit dem Lehnseid zu haben scheint." Fragend sah der Ritter zu Leomara um zu erfahren, was diese wohl zu dem Verlauf der Dinge zu sagen hatte.
 
 
 
Die ignorierte aber einfach den Blick ihres Gemahls, funkelte statt dessen aber Hamardan an, der nun endlich auch die Güte hatte ihr einen Blick zu schenken.
 
 
 
"So, EINE starke Hand wird Mittstätten bald führen." Sie lächelte den imposanten Mann keineswegs schüchtern an. Ihr stand momentan zwar nicht der Sinn nach Streit, aber wenn er sie, oder Unswin schon mit den ohnehin nicht ernst gemeinten Worten behelligte, würde sie sicher nicht dazu schweigen.
 
 
 
"Schön, dass ihr erkannt habt, dass wir beide eine Einheit bilden." Verwundert musste sie fest stellen, wie sich ein Lächeln in des Mannes Züge schlich, der bislang kaum ein freundliches Wort für sie übrig gehabt hatte. Er blickte ihr geradewegs in die Augen und senkte auch nicht beim weiter sprechen den Blick.
 
 
 
"Nachbarschafltliche Bande sind in den jetzigen Zeiten wichtig zu pflegen- einerlei ob es sich nun um das Nachbargut handelt, oder um eines im Raschtullswall..." er legte hier eine kleine Pause ein und trank einen Schluck aus dem Kelch, den er noch immer mit sich führte. "...darum hoffe ich, dass wir unsere kleingeistigen Dispute der Vergangenheit überlassen und statt dessen im Hier und Jetzt leben. Feinde bedrohen unsere Heimat, ist es da nicht Zeit gewissen Unstimmigkeiten zu vergessen?"
 
 
 
"Das ist ein Gedanke den ich nur gutheißen kann", ergriff Unswin wieder das Wort. "Die zwölfgöttliche Gemeinschaft beschäftigt sich schon viel zu lange mit den Streitereien untereinander, im Kleinen wie im Großen. Unser Widerstand gegen unsere wahren Feinde wird dadurch geschwächt, brauchen wir doch Einigkeit um erfolgreich gegen ihre verderbte Macht zu bestehen." Wieder blickte er seine Frau an. Er wusste um ihre Vorbehalte und ihre offene Art mit Streitereien umzugehen. Hier und jetzt bot sich aber eine Gelegenheit zur Versöhnung mit einem nebachotischen Nachbarn, eine der ersten Aufgaben die ihm vom Orden damals mit auf den Weg nach Perricum mitgegeben worden waren. "Du weißt, ich war nie ein Freund der Nebachoten, Leomara, und ich bin mir sicher, dass wir die Aufgaben in Mittstätten allein lösen können. Doch wir haben ohnedies genug Feinde denen wir uns zu stellen haben. Niemand verlangt herzliche Freundschaft, doch ein vernünftiges Miteinander kann uns alle nur stärker machen." Der Ordensritter wusste, dass er seiner Frau nur einen Rat geben konnte. Es war ihr Lehen, Perricum ihre Heimat, wo er nach nur wenigen Götterläufen für viele noch immer ein Fremder war. Er würde ihre Entscheidung in dieser Sache bedingungslos akzeptieren, doch hoffte er, dass seine Worte auf fruchtbaren Boden gefallen waren.
 
 
 
Haltung bewahren! Nur keine Miene verziehen... Die Gedanken der Rittfrau überschlugen sich fast. Was im Namen der Götter wusste dieser Fuchs? Oder wusste er nichts und der Vergleich mit dem Gut im Raschtulswall war ein Zufall? Warum sprach er Unswin ausgerechnet auf Yppolita an? Warum nicht auf den Erstgeborenen, der traditionell mehr Gewicht hatte? Ihr wurde ganz übel beim Gedanken daran, dass Marnions Bote unter Umständen bei Hamardan genächtigt haben mochte, und das Schriftstück...! Aber nein, es war doch gesiegelt gewesen, und das Siegel ungebrochen. Um Zeit zu gewinnen täuschte sie einen Husten vor, der ihr ein wenig Zeit verschaffte ihre Fassung wieder zu finden, zumindest nach aussen hin.
 
 
 
"Sicher, ich werde alle unsere Nachbarn mit gleichem Maß messen, oder", sie setzte ein Lächeln auf, "...vielmehr die gleiche Aufmerksamkeit zuteil werden lassen. Als erste Ritterin der Baronin war ich es, die ihren Willen nach draußen trug, und damit ihr Sprachrohr. Diese Aufgabe wird vermutlich nun jemand anders übernehmen." Sollte er glauben, sie würde sich erpressen lassen, hatte er sich mächtig getäuscht. Geshla würde an ihrer Meinung fest halten, die sie zu den Nebachoten hatte. "Doch ich denke, dieser Abend sollte allen Adligen aus Gnitzenkuhl zeigen, dass Hochgeboren die Bedrohung ernst nimmt, und sich nun zuallererst den Aufgaben stellt, die wichtig sind um dem Feind zu trotzen und ihn zu besiegen."
 
 
 
Der passionierte Pferdezüchter nickte nur kurz zustimmend Leomara zu, ehe er dann zu Unswin gewandt sprach: "Wohl gesprochen. Ein gelungener Abend, und es freut mich ausserordentlich zu hören, dass ihr erkennt, dass Perricum mit seinem bunten Bild an Völkern und Meinungen erhalten werden muss, und nicht eine der Sichtweisen die allein Rechte ist! Wenn ihr mich nun entschuldigt?"
 
 
 
Unswin ließ dem Nebachoten mit einem höflichen Nicken den Vortritt. So recht wusste er Harmardan und sein Verhalten nicht einzuordnen, aber die für Feinheiten der Gesellschaft, seien es die der Nebachoten oder die der Raulschen, hatte er nie viel Sinn gehabt. Im Grunde hatten sie nur einige belanglose Nettigkeiten ausgetauscht. Das Einzige was er sich davon erhoffte war ein entspanntes Verhältnis mit den zukünftigen Nachbarn, damit er und seine Frau sich den wichtigen Dingen widmen konnten ohne in kleinliche Streitereien verwickelt zu werden. Mit einem Blick auf Leomara erkannte er im von Kerzen erhellten Halbdunkel, dass ihr einige Schweißperlen auf der Stirn standen obgleich es an diesem Abend weder zu warm noch zu schwül war. Sofort gewann seine Besornis wieder die Oberhand.
 
 
 
"Ist dir nicht wohl mein Herz? Soll ich uns bei Geshla entschuldigen? Die Gesellschaft ist ja groß genug, da wird sie es sicherlich verschmerzen können, wenn wir den Abend etwas früher ausklingen lassen."
 
 
 
"Danke, ... es geht schon. Diese unerwartete Neuigkeit will erst einmal verdaut werden." Deutlich leiser fügte sie hinzu: "...und glaube nicht, dass es ein Leichtes wird das Gut wieder zu alter Blüte zu führen! Man sagt sich sogar die Böden wären verdorben von der Brut die dort hauste!"
 
Entschlossen blickte sie aber in Richtung ihrer Frau Mutter, die unterdessen ein paar Worte mit dem jungen Tempelvorsteher der Travia wechselte, derweil der Medicus und Alchemist Geshlas mit weingeschwängertem Blick unverholen der Zofe Fiorella nachstierte.
 
"Aber ich bin aus anderen Holz geschnitzt als meine verzagte Frau Mutter. Wir werden das schon schaffen, wenn auch" sie blickte hinab auf den leicht gewölbten Bauch, "die Zeit etwas ungünstig ist um in ein marodes Gemäuer zu ziehen. Ich hoffe ja, dass uns ein wenig Unterstützung zuteil wird beim Umzug."
 
 
 
"Geshla wird uns sicherlich nicht gleich vor die Tür setzen", versuchte Unswin sie zu beruhigen, "zumal der Lehnseid formal noch gar nicht geleistet wurde. Bis das Kind geboren ist werden wir sicherlich noch hierbleiben können und in der Zwischenzeit lassen wir das Gut von den Handwerkern herrichten. Wenn wir erst einmal ein stabiles Dach über dem Kopf haben, können wir uns den anderen Problemen widmen die das Gemäuer bereiten sollte." Eherne Zuversicht sprachen aus der Stimme des Ordensritters. Seit er in Warunk nur knapp Golgari von den Schwingen gesprungen war, ließ er sich nicht mehr so leicht wie früher aus der Ruhe bringen. "Wenn es dann soweit ist wird Chaantrea auf jeden Fall mit zupacken und ich wenn Alfred in der Nähe ist, wird er es sich sicherlich auch nicht nehmen lassen zu helfen. Zudem kannst du auch ein paar deiner zukünftigen Untergebenen mit Karren zur Friedburg bestellen und unsere Sachen abholen lassen."
 
 
 
== Reise mit Yppolita ==
 
 
 
Reisestrecke:
 
Kuslik – Punin – Gerbaldsberg – Gareth – Perricum – Seereise nach Festum
 
 
 
'''Dramatis Personae:'''
 
*[[Nebendarsteller ist::Yppolita von Gareth]]
 
*[[Hauptdarsteller ist::Garetien:Balrik von Keres|Balrik von Keres]]
 
*[[Nebendarsteller ist::Garetien:Anaxios Illosos von Ochs|Anaxios von Ochs]]
 
*[[Nebendarsteller ist::Garetien:Giselbert von Streitzig|Giselbert von Streitzig j.H.]]
 
*[[Nebendarsteller ist::Greifenfurt:Mechthild von Kieselholm|Mechthild von Kieselholm]], Knappe von [[Briefspieltext mit::Greifenfurt:Ardo von Keilholtz|Ardo von Keilholtz]]
 
*[[Nebendarsteller ist::Garetien:Firnwulf von Hirschfurten|Firnwulf von Hirschfurten]], Page von Ardo
 
*[[Nebendarsteller ist::Greifenfurt:Igor Wasjeff|Igor Wasjeff]], Heilmagier aus Norburg
 
 
 
=== Von Kuslik nach Punin ===
 
'''Auf einem Flußschiff auf dem Yaquier, Ende Ingerimm 1034 BF'''
 
 
 
Balrik saß in seiner Kabine und blätterte in einem grüneingebundenen Hesinde-Büchlein, das er sich in Kuslik besorgt hatte.
 
 
 
Vor einigen Tagen war er mit dem gerbaldsmärker Pfalzgrafen und dem Magier Anaxios von Ochs aus Kuslik abgereist und begleiteten die Schwester der Kaiserin, Yppolita von Gareth, nach Punin. Dort wolle sie endlich ihre Adeptenprüfung ablegen, wie sie auf dem Magierkonvent verlauten ließ, und anschließend wieder zurück in ihren Exil nach Festum reisen.
 
 
 
Sie beschloßen bis nach Punin auf einem Flußschiff zu reisen, das den Yaquier flußaufwärts fuhr. Der Kapitän war ein stämmiger Mittvierziger namens Phedro Neander, ein Horasier, der sich sehr umgänglich und von der Anwesenheit der Kaiserinschwester sehr geehrt zeigte. Zu seiner Mannschaft aber war er streng und er ließ keinen Zweifel daran, daß er hier das Sagen hatte.
 
 
 
Eigentlich wollte auch der greifenfurtener Baron Ardo von Keilholtz Yppolita auf der Reise begleiten. Doch hatte er kurz vor der Abreise den Zorn eines Magiers auf sich gezogen, der ihn kurzerhand mit einer Art Teleportzauber verschwinden ließ – zumindest war das Balriks erster Gedanke.
 
 
 
Erst nachdem Anaxios sich mit diesem Magier auseinander setzte, erfuhren sie, daß dieser Magier Thargelion von den Nebelwassern war, ein Zeitmagier, der Ardo einfach kurzerhand einige Monate in die Vergangenheit setzte!
 
 
 
Balrik hatte schon während seiner Zeit an der Kriegerakademie viele Sagen von einem Magier gehört, der in einem Turm in Weiden wohnte, dem sogenannten Nachtschattenturm, der in der Lage war durch die Zeit zu reisen – und da war auch der Name dieses Zeitmagiers gefallen.
 
 
 
Nachdem Anaxios ihnen versichert hatte, daß Ardo kein Leid zugefügt wurde, und derzeit wohl wieder in Greifenfurt weilte, und Balrik und Giselbert geraten hatte, den Magier nicht weiter zu behelligen, gaben sie sich mit der Antwort zufrieden. Dennoch hatte sich Balrik vorgenommen, eine Nachricht ins Kressenburgsche zu schicken um sich zu vergewissern. Auch Yppolita hatte ihnen später geraten, den Magier in Ruhe zu lassen. Auch sie vertraute hier Anaxios' Rat.
 
 
 
Es klopfte an der Tür.
 
 
 
"Hoher Herr", hörte Balrik die Stimme eines Matrosen. "Wir erreichen bald Punin."
 
 
 
"Danke. Ich komme gleich."
 
 
 
Balrik steckte das Büchlein weg und packte seine Sachen. Auf dem Deck angekommen sah er bereits die almadanische Fürstenstadt vor ihnen auftauchen. Es war ein sonniger Tag und die Eslamidische Residenz ragte auf dem Goldacker in einem strahlenden Weiß reinsten Eternienmarmors hervor. Auch die Magierakademie der Stadt, ihr Ziel, ragte über die Häuser der Stadt empor und war gut zu erkennen.
 
Vor nicht einmal einem Jahr, hätten sie es sich nicht erlauben können, so offensichtlich durch das Fürstentum zu reisen. Als noch Selindian Hal die Kaiserkrone beanspruchte und von Punin aus Hof hielt, war es nicht ungewöhnlich, daß Adlige, die zu Kaiserin Rohaja standen, als Geiseln genommen wurden.
 
 
 
Doch nun war Selindian Hal tot und Almada wieder unter der Kontrolle Rohajas, und diese hatte Gwain von Harmamund zum neuen Fürsten von Almada ernannt.
 
 
 
"Eyne bejachtliche Stadt, njecht wahr?", sagte Igor Wasjeff im bornischen Aktzent und trat neben ihn. Auch er war beim Magierkonvent zugegen gewesen und reiste mit ihnen seit Kuslik auf dem Schiff. "Und das Wissen erst, das hier zu finden ist! Eier Schützling hat eyne jute Wahl jetroffet, hier ihre Prüfung abzulegen."
 
 
 
Balrik sagte nichts darauf. Der Grund warum Yppolita Punin wählte, war nicht das Wissen das hier zu finden war, sondern weil diese Magierakadmie die einzige Graue innerhalb des Reiches war. Andererseits, wenn es sich Balrik recht überlegte, Yppolita hätte trotz allem wohl kaum eine Akademie gewählt, in der sie nichts erlernen könnte ...
 
 
 
Allmählich kamen auch die anderen an Deck, die in Punin aussteigen wollten. Giselbert hatte seinen Lederhut auf dem Kopf und einen Rucksack geschultert. Anaxios war in einer Lektüre vertieft, die er in Händen hielt, und halb abwesend aus dem Schiffsinneren kam.
 
 
 
Nur Yppolita war bereits an Deck gewesen und betrachtete die Landschaft.
 
 
 
Auch ein fünfzehnjähriges Mädchen und ein neunjähriger Junge kamen auf das Deck; ebenfalls mit Rucksäcken geschultert. Das Mädchen trug sogar ein Kurzschwert.
 
 
 
"Habt ihr alle Eure Sachen?", fragte Balrik.
 
 
 
"Ja, wir haben alles", antwortete das Mädchen.
 
 
 
Das Mädchen und der Junge waren Mechthild von Kieselhom und Firnwulf von Hirschfurten, die Knappin und Page Ardos von Keilholtz. Balrik hatte sich den beiden angenommen, nachdem Ardo auf solch übernatürliche Weise verschwand.
 
  
Schließlich machte das Schiff an der Pier fest und Yppolita bezahlte den Kapitän für die Reise aus. Anschließend begaben sie sich in die Magierakademie.
+
=== Gästeliste zur Einweihung ===
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Geladene Gäste:
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*Kaiserin [[Rohaja von Gareth]] mit Prinzgemahl [[Perricum:Rondrigan Paligan|Rondrigan Paligan]]
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*Markgräfin [[Greifenfurt:Irmenella von Wertlingen|Irmenella von Wertlingen]] mit Prinz [[Greifenfurt:Edelbrecht vom Eberstamm|Edelbrecht von Eberstamm-Wertlingen]]
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*Illuminatus [[Greifenfurt:Praiomon Caitmar von Dergelstein|Praiomon Caitmar von Dergelstein]]
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*Markvogt [[Garetien:Barnhelm von Rabenmund|Barnhelm von Rabenmund]] (als letzter (?) Answinspross)
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*Burggräfin [[Garetien:Irmhelde von Luring-Rabenmund|Irmhelde von Luring-Rabenmund]] (als Answins Urenkelin)
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*Praios-Novizin/-Geweihte [[Garetien:Fredegard von Rabenmund|Fredegard von Rabenmund]] (Irmheldes Schwester)
 +
*???

Aktuelle Version vom 10. November 2019, 14:02 Uhr

Unruhige Zeiten

Kapitel 11

Ende Tsa 1043 BF, Kaiserlich Randersburg, Pfalz Randersburg

Auf der Pfalz herrschte bereits große Aufregung als die Kutsche mit der Pfalzgräfin kurz vor Sonnenuntergang auf den Hof fuhr. Immerhin hatte man sie bereits gegen Mittag erwartet und da man um die marodierenden Kaisermärker in der Umgebung wusste, war Pfalzgraf Udilbert in großer Sorge um Frau und Tochter gewesen. Umso erleichterter schloss er sie in die Arme und ließ sich ausführlich von den Ereignissen des Tages berichten. Stets einen Schritt hinter ihm hielt sich eine junge Ritterin, die vor allem ein Auge auf das restliche Geschehen auf dem Burghof hatte und hin und wieder knappe Befehle an Bedienstete und Soldaten gab, die in ihre Nähe kamen.

Hauptmann Rallerau! Euch erwarte ich in zehn Minuten zum Rapport in meinem Besprechungszimmer! Der Rest von euch schiebt die nächsten zehn Tage Nachtwache! Weggetreten!“

Mit deutlich angesäuerter Mine trat er zu Wulfhelm und Gerion, die noch immer neben ihren Pferden im Burghof standen. Unwirsch winkte Udilbert zwei Stallknechte herbei die sich gerade um die Kutsche kümmerten, damit sie zuerst die Pferde der Ritter versorgten.

„Ritter Gerion von Sturmfels, bitte begleitet meine Frau und meine Tochter in den Palas. Sie werden Euch ein Zimmer geben lassen, wo Ihr Euch ausruhen könnt.“ Er wartete kurz, bis sich Gerion mit einem knappen Nicken verabschiedet hatte, um den beiden wartenden Frauen und einem herbeigeeilten Kammerdiener in die Burg zu folgen. „Ritter Wulfhelm von Keilholtz. Ich bin Euch zu großem Dank verpflichtet! Ich will mir gar nicht ausmalen was alles hätte passieren können, wenn Ihr nicht so selbstlos eingeschritten wärt!“

„Ich tat was meine Ehre mir gebot, Euer Hochwohlgeboren.“ Bescheiden und etwas beschämt über das überschwängliche Lob des Pfalzgrafen neigte Wulfhelm den Kopf.

„Ich sehe, ein Ritter der alten Schule. Das gefällt mir Keilholtz, das gefällt mir sehr. Ihr und Euer Begleiter sollt heute Abend Ehrengäste an meiner Tafel sein.“

„Vielen Dank, Euer Hochwohlgeboren. Es wird mir eine große Ehre sein.“ Wulfhelm straffte sich, versuchte aber weiter seinen verwundeten Arm zu schonen.

„Zuvor aber sucht Ihr unseren Medicus auf. Wir wollen doch nicht, dass Ihr Euren Schildarm verliert, mit dem Ihr meine Familie so trefflich verteidigt habt.“ Er winkte die junge Frau heran, die ihn schon die ganze Zeit begleitete. „Die Ritterin Pfortenstein“, stellte er sie knapp vor. „Sie ist im Moment meine Verbindungsfrau zum Reichsforster Grafenbann. Frau von Pfortenstein, Ihr geleitet den Ritter Keilholtz bitte zum Medicus, bringt ihn hernach zum Palas und meldet euch dann wieder bei mir.“

„Natürlich, Euer Hochwohlgeboren.“ Die Ritterin stand stramm und wartete einen Moment, bis der Pfalzgraf sich in Richtung des oberen Burghofes verabschiedet hatte.

„Ritterin Pfortenstein“, ließ der Keilholtzer sich neben ihr vernehmen.

„Oh, bitte nennt mich Jeswine.“ Mit einem offenen Lächeln wandte sie sich an den Greifenfurter. „Der alte Hardt ist so unglaublich steif im Protokoll müsst Ihr wissen. Ein Windhager halt“, tat sie es mit einem Achselzucken ab.

„Sehr angenehm. Wulfhelm“, stellte er sich noch einmal vor und reichte ihr die Hand. Der Ritter mochte die offene Art seiner Gegenüber und konnte nicht anders als das Lächeln zu erwidern, wenn es bei ihm wegen der Schmerzen auch reichlich gequält ausfiel.

„Bitte folgt mir, Wulfhelm. Es ist gleich dort drüben.“ Die Pfortensteinerin setzte sich in Bewegung, hörte aber nicht auf zu reden. „Ihr seid ein Keilholtzer aus Greifenfurt habe ich gehört? Kommt Ihr gar aus Kressenburg?“

Verblüfft wandte Wulfhelm ihr das Gesicht zu. „Ja, tatsächlich. Wie kommt es, dass eine Ritterin aus dem Reichsforst sich so gut mit den Greifenfurter Familien auskennt? Seid ihr etwa meinem Neffen Ardo auf einem Turnier begegnet?“

„Baron Ardo meint Ihr? Von dem habe ich auch schon gehört. Aber nein, getroffen habe ich ihn noch nicht persönlich. Aber meine Mutter kommt aus Kressenburg. Sie stammt aus dem Geschlecht derer von Immingen.“

„Ah, die Imminger. Ich wusste gar nicht, dass sie so weit im Süden Verwandtschaft haben. Ritter Arnulf hat zumindest nie davon erzählt, soweit ich weiß. Aber zugegeben hatte ich bisher noch nie viel Gelegenheit mit ihm zu reden und die ferne Verwandtschaft war dann auch kein Thema gewesen.“

„Ja seht Ihr, der Ritter Arnulf ist tatsächlich mein Vetter. Unsere Mütter sind Schwestern.“

„Wie klein Dere doch manchmal ist.“ Wulfhelm schüttelte belustigt den Kopf. „Warum besucht Ihr uns nicht einmal in Kressenburg? Mein Neffe Ardo veranstaltet jeden Götterlauf zum Jahreswechsel ein Turnier. Selbst der berühmte Baron Nimmgalf von Hirschfurten ist als Vertreter Reichsforsts schon dort gewesen. Das wäre doch eine interessante Gelegenheit mal wieder auf die Familie zu treffen und Geschichten auszutauschen. Es würde mich freuen, Euch da einmal wiederzusehen.“

„Das klingt verlockend.“ Die Pfortensteinerin schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln und blieb dann vor einem an die innere Mauer der Pfalz gebauten Haus stehen. „Wir sind da. Geht rein und lasst Euch verbinden. Ich muss noch kurz beim Burgvogt reinschauen und hole Euch dann hier wieder ab.“ Als der Keilholtzer keine Anstalten machte durch die Tür zu gehen, öffnete sie diese und schob ihn mit sanftem Nachdruck hinein. „Und keine Sorge, wir werden schneller Gelegenheit zum Erzählen haben als Ihr denkt. Ich bin heute Abend eure Tischdame.“ Mit einem kecken Zwinkern verabschiedete sie sich, zog die Tür hinter sich zu und ließ ihn im plötzlichen Halbdunkel stehen.

Auf dem Holzweg

Gebotene Eile

Mitte Praios 1041 BF, Kressenburg

Die kleine Keilholtzer Reisegruppe war schnell vorangekommen. Neben Baron Ardo, seinem Vater Wulfhart und dem entfernten Vetter Unswin, bestand sie noch aus den diversen Knappen und Pagen der hohen Herren. Sie hatten von Gareth aus den Weg durch Waldstein, den Elfenpfad, gewählt. Ardo war vor allem neugierig, wie weit die bauliche Instandsetzung dieses Handelsweges auf der garetischen Seite fortgeschritten war. Die elfische Gräfin hatte sich damals sehr entschieden gegen den weiteren Ausbau ausgesprochen, was den hochfliegenden Plänen des Waldsteiner Adels und den angrenzenden Greifenfurter Baronen etwas den Wind aus den Segeln genommen hatte. So stimmte es Ardo sehr froh zu sehen, dass die Waldsteiner Edlen sich unter dem Einfluss Leomars von Zweifelsfels doch mehrheitlich gegen den Wunsch ihrer Gräfin zu stellen schienen und das einzig Richtige taten, was den Handel in dieser Region voranzubringen vermochte. Der Karrenweg Richtung Greifenfurt war an vielen Orten verbreitert und bis zur Stadt Osenbrück sogar vollständig mit Feldsteinen befestigt worden. Auch zwei neue Gasthäuser waren dem Kressenburger aufgefallen, die bei seiner letzten Durchreise noch nicht fertig gestellt gewesen waren. Auch das letzte Teilstück durch das Gebiet der Junker von Hagenbronn war trotz der schwelenden Feindschaft friedlich verlaufen. Drei gut gerüstete Ritter samt ihrem Gefolge schüchterten die Büttel genug ein, dass sie sich diesmal kaum mehr als ein paar unfreundliche Blicke und ein mürrischen Knurren gewagt hatten. So war die Heimreise vom Kaiserturnier in Gareth deutlich angenehmer gewesen, als Baron Ardo es erwartet hatte.

Im heimatlichen Kressenburg öffneten sich schnell alle Tore vor ihnen. Ardo merkte vor allem am Baufortschritt des Praios-Tempels, dass er schon wieder für mehrere Monde fern seines Lehens gewesen war. Die üblichen Schuldgefühle überkamen ihn und zum wiederholten Male nahm er sich vor, in Zukunft deutlich mehr Zeit bei seiner Gemahlin und den Kindern zu verbringen. Sie waren auch kaum auf den Burghof geritten und von den Pferden gestiegen, als eine kleine lärmende Kleinkinderschar aus den Stallungen stürmte und sie umringte. Kurz danach traten zwei jungen Edeldamen dazu. Die eine zierlich von Gestalt und von fast elfenhafter Anmut. Die andere nicht minder schön, doch von eher muskulöser Statur, der man die Kriegerin auf eine halbe Meile Entfernung ansah, die zudem einen etwa fünf Monde alten Säugling auf dem Arm hielt.

Noch bevor Wulfhart und Ardo ihre Gemahlinnen begrüßen konnten, trat eine dritte, noch etwas jüngere Frau dazu, gewappnet und in den Farben der Mark gewandet. Das eher gezwungene Lächeln, das sie zur Schau stellte als sie Ardo sah, sagte dem Baron, dass seine Tante nicht auf einen Freundschaftsbesuch vorbeigekommen war. Nachdem sich der größte Trubel des Willkommens gelegt hatte, nahm die Ritterin der Mark den Baron dann auch kurz zur Seite, um ihre Botschaft los zu werden.

„Die Greifin wünscht dich umgehend zu sehen, Neffe! Ich weiß, du bist gerade erst heimgekehrt, aber es wird das Beste sein, du lässt dein Pferd sofort wieder satteln und begleitest mich jetzt sofort, damit wir noch vor Sonnenuntergang in der Residenz sein können.“

Keilholtzer Neuordnung

Geordnete Verhältnisse

Ich, Ardo von Keilholtz ä.H., Baron zu Kressenburg, verfüge Folgendes als meinen letzten Willen:
 
 
 
 
1. Als Erbe der Baronswürde bestimme ich meinen Vater Wulfhelm von Keilholtz.

2. Ihm nachfolgen soll mein Erstgeborener Answin Shazar. Sollte dieser sein Erbe nach dem Willen der Zwölfen nicht antreten können, so bestimme ich an seiner Statt eines meiner nachgeborenen Kinder in der Reihenfolge ihrer Geburt.
3. Sollte nach der Götter Willen keines meiner Kinder das Erbe antreten können, so bestimme ich meine Geschwister aus der ersten Ehe meines Vaters in der Reihenfolge ihrer Geburt, mir nachzufolgen. Bedingung dafür sei, dass sie und ihre Nachkommen den Namen der Familie Keilholtz fortführen.
4. Sollte nach der Götter Willen keines meiner genannten Geschwister das Erbe antreten können, so bestimme ich die Geschwister meines Vaters und ihre Nachkommen in der Reihenfolge ihrer Geburt. Bedingung dafür sei, dass sie und ihre Nachkommen den Namen der Familie Keilholtz fortführen.
5. Sollte es dem Herrn Boron gefallen mich und meinen Vater zu sich rufen, bevor mein rechtmäßiger Erbe die Mündigkeit erreicht, so bestimme ich meine Gemahlin Praiadne Leuinherz Keilholtz zur Verweserin der Baronie Kressenburg, bis mein Erbe dieses antreten kann.
6. Meiner Gemahlin Praiadne Leuinherz Keilholtz sei das Edlengut Greifenwehr bis zu ihrem Tode als Wittibengut zugesprochen, auf das es ihr im Leben an nichts mangele.
7. Meine derischen Besitztümer vermache ich meinem rechtmäßigen Erben, ausgenommen der nachfolgend genannten.
8. Aus meiner Privatschatulle erhält die Praioskirche Zwölf mal Zwölf Dukaten um den Bau des neuen Kressenburger Tempels voranzutreiben.
9. Meine Gemahlin Praiadne Leuinherz Keilholtz erhält mein Gebetsbüchlein, auf das es ihr in dunklen Stunden Trost spende.
10. Mein Bruder Firnward von Keilholtz erhält mein Schwert Orkentod.
11. Meine Knappin Mechthild von Kieselholm erhält mein Streitross Boromil. Sollte das treue Tier mit mir verstorben sein, so erhält sie ein Streitross aus der Zucht des Märkischen Marstalls.
12. Es ist mein Wunsch und Wille in der Krypta des Praios-Tempels Sankt Garafan vor dem Tore zu Kressenburg meine letzte Ruhestatt zu finden. Dieselbe soll sein die Grablege meiner Familie auf immerdar.

Gegeben am 1. Tag des Herrn Phex im Jahre 1037 nach Bosparans Fall
 
 
 
 
Gesiegelt und bezeugt

Badilak von Praiostann
Ardo von Keilholtz ä.H.

Praiomel von Kieselholm

DEUS VULT

Bauarbeiten

  • Bauholz: aus Kressenburg
  • Stein: ggf. eigener Steinbruch (Neuerschließung mit Folgenutzung, mit Volker abklären) oder aus dem Finsterkamm (Spieler?)
  • Versorgung der Arbeiter: zusätzliche Getreidelieferungen aus Eslamsroden und Hexenhain
  • Gold: aus Gareth?
  • Marmor: Eslamsgrund? oder andere Quelle?
  • Arbeiter: Tagelöhner aus der Region (Mark und Waldstein), ggf.dauerhafte Erhöhung der Einwohnerzahlen durch Zuzug? (mit Volker abklären)

Gästeliste zur Einweihung

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