Benutzer:Robert O./Briefspiel: Unterschied zwischen den Versionen

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
 
(577 dazwischenliegende Versionen von 10 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
== Zwei Häuser, eine Familie ==
+
==Unruhige Zeiten==
''Peraine 1032 BF''
+
===Kapitel 11===
 +
'''Ende Tsa 1043 BF, Kaiserlich Randersburg, [[Handlungsort ist::Garetien:Pfalz Randersburg|Pfalz Randersburg]]'''
  
Die frischgebackenen Barone von Eslamsroden und Kressenburg wollen zukünftig zum Wohle der Familie und der Mark enger zusammenarbeiten.
+
Auf der Pfalz herrschte bereits große Aufregung als die Kutsche mit der Pfalzgräfin kurz vor Sonnenuntergang auf den Hof fuhr. Immerhin hatte man sie bereits gegen Mittag erwartet und da man um die marodierenden Kaisermärker in der Umgebung wusste, war [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Udilbert von Hardt|Pfalzgraf Udilbert]] in großer Sorge um [[Nebendarsteller ist::Garetien:Ailyn von Hardt|Frau]] und [[Nebendarsteller ist::Garetien:Quelina von Hardt|Tochter]] gewesen. Umso erleichterter schloss er sie in die Arme und ließ sich ausführlich von den Ereignissen des Tages berichten. Stets einen Schritt hinter ihm hielt sich eine junge Ritterin, die vor allem ein Auge auf das restliche Geschehen auf dem Burghof hatte und hin und wieder knappe Befehle an Bedienstete und Soldaten gab, die in ihre Nähe kamen.
  
=== Ruhmreiche Heimkehr ===
+
„[[Nebendarsteller ist::Garetien:Hagen von Rallerau|Hauptmann Rallerau]]! Euch erwarte ich in zehn Minuten zum Rapport in meinem Besprechungszimmer! Der Rest von euch schiebt die nächsten zehn Tage Nachtwache! Weggetreten!“
  
Mühsam stapfte Greifwin neben seinem Pferd den Hügel zum Gut Weidensee hinauf. Der Regen hatte zwei Stunden zuvor aufgehört, aber die Sonne hatte weder Zeit noch Kraft gehabt, den Schlamm auf der Straße zu trocknen. Und auch der frischgebackene Baron war von dem erfrischenden Schauer gut durchweicht und bot keinesfalls den edlen Anblick, den man bei einem Mann seines Standes erwarten sollte. Nichtsdestotrotz war er recht guter Dinge, denn die Reise war lang gewesen, was ihm genug Zeit gegeben hatte, sich auf die Reaktionen seiner Familie vorzubereiten.
+
Mit deutlich angesäuerter Mine trat er zu [[Hauptdarsteller ist::Greifenfurt:Wulfhelm von Keilholtz|Wulfhelm]] und [[Nebendarsteller ist::Greifenfurt:Gerion von Sturmfels|Gerion]], die noch immer neben ihren Pferden im Burghof standen. Unwirsch winkte Udilbert zwei Stallknechte herbei die sich gerade um die Kutsche kümmerten, damit sie zuerst die Pferde der Ritter versorgten.
  
Am Eingang des Gutes traf er auf drei junge Männer, die gerade dabei waren, Teile eines Zaunes zu erneuern und dazu Pfähle in den Boden trieben. Als sie Greifwins gewahr wurden, stellten sie die Arbeit ein und beäugten ihn neugierig. Der jüngste von ihnen, wohl noch keine zwanzig Götterläufe alt, trat zwei Schritte vor und rief: „Heda, Bruder! Schon zurück von Deiner Reise? Was gibt es Neues aus der weiten Welt?
+
„Ritter Gerion von Sturmfels, bitte begleitet meine Frau und meine Tochter in den Palas. Sie werden Euch ein Zimmer geben lassen, wo Ihr Euch ausruhen könnt.“ Er wartete kurz, bis sich Gerion mit einem knappen Nicken verabschiedet hatte, um den beiden wartenden Frauen und einem herbeigeeilten Kammerdiener in die Burg zu folgen. „Ritter Wulfhelm von Keilholtz. Ich bin Euch zu großem Dank verpflichtet! Ich will mir gar nicht ausmalen was alles hätte passieren können, wenn Ihr nicht so selbstlos eingeschritten wärt!“
  
Müde hob Greifwin den Blick. Mit einem Nicken nahm er die beiden Knechte war, dann wandte er sich an seinen Bruder: „Mehr, als Du denkst, Firngrimm. Weißt Du wo Ifirnia und Oma stecken? Wir haben eine Menge zu besprechen.
+
„Ich tat was meine Ehre mir gebot, Euer Hochwohlgeboren.“ Bescheiden und etwas beschämt über das überschwängliche Lob des Pfalzgrafen neigte Wulfhelm den Kopf.
  
„Oma ist wie üblich im Lager“, antwortete der Angesprochene, „und Ifirnia hängt über den Büchern.“  
+
„Ich sehe, ein Ritter der alten Schule. Das gefällt mir Keilholtz, das gefällt mir sehr. Ihr und Euer Begleiter sollt heute Abend Ehrengäste an meiner Tafel sein.“
  
Greifwin stutzte: „Die kann sie doch mir überlassen!Mit einem Schnauben winkte Firngrimm ab: „Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, Bruderherz: Du bist in letzter Zeit etwas selten zu Hause!“
+
„Vielen Dank, Euer Hochwohlgeboren. Es wird mir eine große Ehre sein.Wulfhelm straffte sich, versuchte aber weiter seinen verwundeten Arm zu schonen.
  
Wie von einer unsichtbaren Ohrfeige getroffen zuckte Greifwin zusammen. Dann zuckte er resigniert mit den Schultern. „Du hast ja recht. Aber das soll uns jetzt nicht kümmern. Sammel bitte die Familie in der Halle, ich will mich nur rasch umziehen. Oh“, er wandte sich an den ältesten der Männer, „wenn Du nach Hause gehst, gib doch bitte im Dorf Bescheid, Olgerd, dass ich die Großbauern morgen zur Praiosstunde in derGastwirtschaft sprechen möchte.“  
+
„Zuvor aber sucht Ihr unseren Medicus auf. Wir wollen doch nicht, dass Ihr Euren Schildarm verliert, mit dem Ihr meine Familie so trefflich verteidigt habt.“ Er winkte die junge Frau heran, die ihn schon die ganze Zeit begleitete. „[[Hauptdarsteller ist::Garetien:Jeswine von Pfortenstein|Die Ritterin Pfortenstein]]“, stellte er sie knapp vor. „Sie ist im Moment meine Verbindungsfrau zum Reichsforster Grafenbann. Frau von Pfortenstein, Ihr geleitet den Ritter Keilholtz bitte zum Medicus, bringt ihn hernach zum Palas und meldet euch dann wieder bei mir.“
  
Der Angesprochene blickte ihn verwundert an. „Ja, Euer Wohlgeboren! Ist was besonderes?“ Greifwin schnaubte: „Kann man sagen. Aber das besprechen wir morgen!Damit trat er durch das Hoftor und ging nachdenklich in Richtung Haupthaus. Wehmütig streifte sein Blick die Wehrmauern. An vielen Stellen konnte man erkennen, wo altes Mauerwerk mit neuem ausgebessert worden war. „Gerade, wo wir fast fertig waren!“, entfuhr es ihm, bevor er die beginnende Schwermut mit einem Kopfschütteln beiseite wischte. „Klagen bringt nichts, und vielleicht lässt sich ja noch was richten. Aber das ist ein Problem für einen anderen Tag...“
+
„Natürlich, Euer Hochwohlgeboren.“ Die Ritterin stand stramm und wartete einen Moment, bis der Pfalzgraf sich in Richtung des oberen Burghofes verabschiedet hatte.
  
Eine knappe halbe Stunde später kam Greifwin in frischer, trockener Kleidung die Treppe hinunter. An deren Fuß zögerte er einen Augenblick. Dann betrat er die Wohnstube, wo sich der Rest der Familie bereits versammelt hatte. Ohne ein Wort trat er zu einem kleinen Beistelltischchen, wo er eine irdene Flasche entkorkte und deren klaren Inhalt großzügig auf vier Becher verteilte. Er wandte sich seiner Familie zu und stellte vor jedem einen der Becher ab, wobei er jeden musterte. Firngrimm, blickte ihn neugierig an, aber Firngrimm würde so oder so einfach sein. Er blickte weiter zu seiner Schwester, Ifirnia, deren Gesicht von deutlicher Missbilligung gekennzeichnet war. Das war kaum überraschend aber dennoch schmerzlich. Rasch wandte er sich in Richtung seiner Großmutter Ingrimma.  
+
„Ritterin Pfortenstein“, ließ der Keilholtzer sich neben ihr vernehmen.
  
Für einen Moment hielt er ihren durchdringenden Blick, dann wandte er sich an eine Stelle über dem glimmenden Kamin und begann unvermittelt zu sprechen, den vierten Becher nachdenklich zwischen den Fingern drehend: „Es gibt eine Reihe von Neuigkeiten, die ich mit Euch besprechen muss. Zunächst eine sehr unerfreuliche Nachricht: Wir verlieren Weidensee.“ Er hielt einen Moment inne, und beobachtete die Reaktionen, die sich auf den Gesichtern seiner Familie zeigten. Firngrimm schien es die Sprache verschlagen zu haben, er schnappte nach Luft wie ein Fisch an Land. Der Blick seiner Schwester durchbohrte ihn wie ein Eiszapfen, während das Gesicht seiner Großmutter so unbewegt und undeutbar wie meist blieb.  
+
„Oh, bitte nennt mich Jeswine.“ Mit einem offenen Lächeln wandte sie sich an den Greifenfurter. „Der alte Hardt ist so unglaublich steif im Protokoll müsst Ihr wissen. Ein Windhager halt“, tat sie es mit einem Achselzucken ab.
„Was???“, entrang es sich der Kehle seiner Schwester, „aber wieso?“ Greifwin schnaubte: „Ich wurde vom Meister der Mark entlehnt, darum. Mit Willen und Wissen der Greifin um das gleich vorwegzunehmen.“ Das brachte seine Schwester zum Schweigen, deren Gesicht die gleiche fahlweise Farbe annahm, welche Firngrimm schon nach dem Auftakt zeigte. Und selbst seine Großmutter schien erschüttert.
 
  
„Aber um Eure Sorgen gleich zu zerstreuen: Offenbar ist Euer Bruder respektive Enkel nicht vollkommen unfähig, denn im gleichen Rahmen wurde mir“, er legte eine leichte, aber unüberhörbare Betonung auf das letzte Wort, „das Lehen Eslamsroden übergeben. Die Familie Keilholtz ist damit zurück auf dem Weg zu alter Größe.“ Ein weiterer Blick in die Runde. Farbe schien in die Gesichter seiner Verwandten zurückzukehren, aber noch brachte niemand ein Wort heraus. „Das Ganze hat eine Reihe von Implikationen, über die wir noch diskutieren müssen, aber das hat Zeit. Ich denke, darauf sollten wir anstossen.“ Er hob den Becher, und stellte befriedigt fest, dass seine Familie es ihm gleich tat. „Auf uns! Auf die Familie Keilholtz!“ Damit nahm er, unter dem Ausruf „Auf den neuen Baron von Eslamsroden“ seines Bruders, einen tiefen Zug.
+
„Sehr angenehm. Wulfhelm“, stellte er sich noch einmal vor und reichte ihr die Hand. Der Ritter mochte die offene Art seiner Gegenüber und konnte nicht anders als das Lächeln zu erwidern, wenn es bei ihm wegen der Schmerzen auch reichlich gequält ausfiel.
  
„Gratulation, Bruder!Wie nicht anders zu erwarten, hatte Ifirnia ihre Fassung rasch wiedergewonnen. „Aber du hast recht, ich habe eine Menge Fragen. Warum verlieren wir Weidensee? Und was ist mit dem Sohn des Breitenquellers, wieso ist er entlehnt worden?“
+
„Bitte folgt mir, Wulfhelm. Es ist gleich dort drüben.Die Pfortensteinerin setzte sich in Bewegung, hörte aber nicht auf zu reden. „Ihr seid ein [[Akteursnennung ist::Greifenfurt:Familie Keilholtz|Keilholtzer]] aus Greifenfurt habe ich gehört? Kommt Ihr gar aus Kressenburg?“
  
Greifwin zuckte mit den Schultern. „Das erstere ist mir auch schleierhaft, aber ich habe auch Hoffnung, in dieser Richtung noch etwas unternehmen zu können. Das letztere ist auch nicht gerade klar, aber wenn die Gerüchte stimmen, die ich gehört habe, muss Seguld wohl das Treiben der Wildermärker in Eslamsroden wohl etwas zu sehr ignoriert haben. An die Stadt kommt der Meister der Mark nicht heran, also will er sie wohl isolieren.
+
Verblüfft wandte Wulfhelm ihr das Gesicht zu. „Ja, tatsächlich. Wie kommt es, dass eine Ritterin aus dem Reichsforst sich so gut mit den Greifenfurter Familien auskennt? Seid ihr etwa meinem [[Briefspieltext mit::Greifenfurt:Ardo von Keilholtz|Neffen Ardo]] auf einem Turnier begegnet?
  
„Scharfsichtig, Junge“, meldete sich seine Großmutter zu Wort. „Danke. Ich wüsste zu gerne, was da genau abgelaufen ist, denn wenn es für eine Entlehnung reicht, muss es fast bis zur Anklage wegen Reichsverrat reichen. Die Familie Breitenquell hat hier natürlich praktisch keinen Rückhalt, das dürfte die Sache erleichtert haben. Aber trotzdem...“ Greifwin nahm einen weiteren Zug besten Birnenbrandes. „Aber bevor wir das vertiefen: Ich habe ein paar Aufträge für Euch“, er nickte seinen Geschwistern zu. „Firngrimm, du musst nach Eslamsroden, und dort alles organisieren.“
+
„Baron Ardo meint Ihr? Von dem habe ich auch schon gehört. Aber nein, getroffen habe ich ihn noch nicht persönlich. Aber meine Mutter kommt aus Kressenburg. Sie stammt aus dem Geschlecht derer von [[Akteursnennung ist::Greifenfurt:Familie Immingen|Immingen]].“
  
„Sollte das nicht besser ich machen?“ meldete sich Ifirnia spitz zu Wort. „Eigentlich schon, Schwesterherz. Aber ich brauche Dich an anderer Stelle.“ „Und wo wäre die?
+
„Ah, die Imminger. Ich wusste gar nicht, dass sie so weit im Süden Verwandtschaft haben. [[Briefspieltext mit::Greifenfurt:Arnulf von Immingen|Ritter Arnulf]] hat zumindest nie davon erzählt, soweit ich weiß. Aber zugegeben hatte ich bisher noch nie viel Gelegenheit mit ihm zu reden und die ferne Verwandtschaft war dann auch kein Thema gewesen.“
  
„An meiner Seite, wenn wir dem neuen Baron von Kressenburg unsere Aufwartung machen. Und bevor Du fragst: Das wäre dann Ardo von Keilholtz.“ Ein süffisantes Lächeln umspielte Greifwins Lippen.
+
„Ja seht Ihr, der Ritter Arnulf ist tatsächlich mein Vetter. Unsere Mütter sind Schwestern.“
  
„Ardo von Keilholtz?“, erklang schneidend die Stimme Oma Ingrimmas. „Sie haben einen von diesem auf Burg Keilholtz dahinrottenden Haufen von degenerierten Schwachköpfen zum Baron gemacht?“ So wenig sie seine Neuigkeiten bisher beeindruckt zu haben schienen, so sehr erregte sie sich über die letzte.
+
„Wie klein Dere doch manchmal ist.“ Wulfhelm schüttelte belustigt den Kopf. „Warum besucht Ihr uns nicht einmal in Kressenburg? Mein Neffe Ardo veranstaltet jeden Götterlauf zum Jahreswechsel ein Turnier. Selbst der berühmte [[Briefspieltext mit::Garetien:Nimmgalf von Hirschfurten|Baron Nimmgalf von Hirschfurten]] ist als Vertreter Reichsforsts schon dort gewesen. Das wäre doch eine interessante Gelegenheit mal wieder auf die Familie zu treffen und Geschichten auszutauschen. Es würde mich freuen, Euch da einmal wiederzusehen.
  
„Ardo von Keilholtz ist keineswegs ein degenerierter Schwachkopf, Oma. Ganz im Gegenteil, er scheint durchaus fähig und tüchtig!“, hob Greifwin an, nur um sofort unterbrochen zu werden.  
+
„Das klingt verlockend.“ Die Pfortensteinerin schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln und blieb dann vor einem an die innere Mauer der Pfalz gebauten Haus stehen. „Wir sind da. Geht rein und lasst Euch verbinden. Ich muss noch kurz beim Burgvogt reinschauen und hole Euch dann hier wieder ab.“ Als der Keilholtzer keine Anstalten machte durch die Tür zu gehen, öffnete sie diese und schob ihn mit sanftem Nachdruck hinein. „Und keine Sorge, wir werden schneller Gelegenheit zum Erzählen haben als Ihr denkt. Ich bin heute Abend eure Tischdame.Mit einem kecken Zwinkern verabschiedete sie sich, zog die Tür hinter sich zu und ließ ihn im plötzlichen Halbdunkel stehen.
  
„Papperlapapp! Diese ganze Bande taugt zusammen genommen nicht für einen! Allein damals, als...“ „...sie unserer großen Vorfahrin alles Böse Deres angetan haben“, fuhr Greifwin seinerseits seiner Großmutter ins Wort. „Ja, ja, ich kenne die ganze, alte Leier, verdammt noch eins! Und sie interessiert mich nicht im Mindesten! Ich weiß nicht, was der Rest der Familie treibt, aber ich bin mit Ardo geritten, und ich kann keinen Makel finden, der über ein gewisses Maß an… Selbstüberschätzung hinausgeht. Ja, die Alt-Höltzer haben ganz sicher einen Haufen schräges Gelichter in ihren Reihen, aber es gibt auch Ausnahmen. Und daher“, wandte er sich an seine Schwester, „wirst Du, als meine derzeit nächste Verwandte und Erbin, mich zu Ardo begleiten. Ende der Diskussion.“
+
==Auf dem Holzweg==
 +
===Gebotene Eile===
 +
Mitte Praios 1041 BF, Kressenburg
  
Mit Erleichterung und zunehmender Zufriedenheit stellte er fest, dass er sich mit seinem, von ihm für seine Familie ungewohnt harten, Tonfall offenbar tatsächlich durchgesetzt hatte.
+
Die kleine Keilholtzer Reisegruppe war schnell vorangekommen. Neben Baron Ardo, seinem Vater Wulfhart und dem entfernten Vetter Unswin, bestand sie noch aus den diversen Knappen und Pagen der hohen Herren. Sie hatten von Gareth aus den Weg durch Waldstein, den Elfenpfad, gewählt. Ardo war vor allem neugierig, wie weit die bauliche Instandsetzung dieses Handelsweges auf der garetischen Seite fortgeschritten war. Die elfische Gräfin hatte sich damals sehr entschieden gegen den weiteren Ausbau ausgesprochen, was den hochfliegenden Plänen des Waldsteiner Adels und den angrenzenden Greifenfurter Baronen etwas den Wind aus den Segeln genommen hatte. So stimmte es Ardo sehr froh zu sehen, dass die Waldsteiner Edlen sich unter dem Einfluss Leomars von Zweifelsfels doch mehrheitlich gegen den Wunsch ihrer Gräfin zu stellen schienen und das einzig Richtige taten, was den Handel in dieser Region voranzubringen vermochte. Der Karrenweg Richtung Greifenfurt war an vielen Orten verbreitert und bis zur Stadt Osenbrück sogar vollständig mit Feldsteinen befestigt worden. Auch zwei neue Gasthäuser waren dem Kressenburger aufgefallen, die bei seiner letzten Durchreise noch nicht fertig gestellt gewesen waren. Auch das letzte Teilstück durch das Gebiet der Junker von Hagenbronn war trotz der schwelenden Feindschaft friedlich verlaufen. Drei gut gerüstete Ritter samt ihrem Gefolge schüchterten die Büttel genug ein, dass sie sich diesmal kaum mehr als ein paar unfreundliche Blicke und ein mürrischen Knurren gewagt hatten. So war die Heimreise vom Kaiserturnier in Gareth deutlich angenehmer gewesen, als Baron Ardo es erwartet hatte.
  
Der Bericht der anderen Neuigkeiten und die Diskussionen zogen sich bis spät in die Nacht, aber als sich Greifwin schließlich in Borons Arme begab, war eine schwere Last von ihm gefallen...
+
Im heimatlichen Kressenburg öffneten sich schnell alle Tore vor ihnen. Ardo merkte vor allem am Baufortschritt des Praios-Tempels, dass er schon wieder für mehrere Monde fern seines Lehens gewesen war. Die üblichen Schuldgefühle überkamen ihn und zum wiederholten Male nahm er sich vor, in Zukunft deutlich mehr Zeit bei seiner Gemahlin und den Kindern zu verbringen. Sie waren auch kaum auf den Burghof geritten und von den Pferden gestiegen, als eine kleine lärmende Kleinkinderschar aus den Stallungen stürmte und sie umringte. Kurz danach traten zwei jungen Edeldamen dazu. Die eine zierlich von Gestalt und von fast elfenhafter Anmut. Die andere nicht minder schön, doch von eher muskulöser Statur, der man die Kriegerin auf eine halbe Meile Entfernung ansah, die zudem einen etwa fünf Monde alten Säugling auf dem Arm hielt.
  
 +
Noch bevor Wulfhart und Ardo ihre Gemahlinnen begrüßen konnten, trat eine dritte, noch etwas jüngere Frau dazu, gewappnet und in den Farben der Mark gewandet. Das eher gezwungene Lächeln, das sie zur Schau stellte als sie Ardo sah, sagte dem Baron, dass seine Tante nicht auf einen Freundschaftsbesuch vorbeigekommen war. Nachdem sich der größte Trubel des Willkommens gelegt hatte, nahm die Ritterin der Mark den Baron dann auch kurz zur Seite, um ihre Botschaft los zu werden.
  
=== Ein neuer Aufbruch ===
+
„Die Greifin wünscht dich umgehend zu sehen, Neffe! Ich weiß, du bist gerade erst heimgekehrt, aber es wird das Beste sein, du lässt dein Pferd sofort wieder satteln und begleitest mich jetzt sofort, damit wir noch vor Sonnenuntergang in der Residenz sein können.“
  
Zwei Tage später verliessen die drei jungen Keilhöltzer Weidensee. Greifwins Laune hatte einen neuen Höhepunkt erreicht. Zwar hatten die Großbauern die Nachrichten vom Verlust ihres Junkers deutlich weniger freudig aufgenommen als seine Familie, denn Greifwins Hand war stets leicht gewesen und wer wusste schon, wer der neue Junker sein und was er bringen würde. Aber auch hier war es ihm gelungen, die positiven Aspekte hervorzuheben. Und zum ersten Mal seit langem schienen sowohl seine Großmutter als auch seine Schwester keinen Grund zu finden, allzu unzufrieden mit ihm zu sein. Zum Abschied drückte er fest die Hand seines Bruders (was er sofort bereute, denn Firngrimms Gegengriff erinnerte ihn schmerzhaft an einen Schraubstock), bevor er ihm einen Brief und ein Beutelchen übergab. „Wenn Du in Eslamsroden bist, sorge bitte dafür, dass dieses Schreiben an den Meister er Mark weitergeleitet wird. Den Rest haben wir ja besprochen.
+
==Keilholtzer Neuordnung==
 +
===Geordnete Verhältnisse===
 +
{{Brief
 +
|Adressat=Ich, [[Greifenfurt:Ardo von Keilholtz|Ardo von Keilholtz ä.H.]], Baron zu Kressenburg, verfüge Folgendes als meinen letzten Willen:
 +
|Text=1. Als Erbe der Baronswürde bestimme ich meinen Vater [[Greifenfurt:Wulfhelm von Keilholtz|Wulfhelm von Keilholtz]].<br>
 +
2. Ihm nachfolgen soll mein Erstgeborener [[Greifenfurt:Answin Shazar von Keilholtz|Answin Shazar]]. Sollte dieser sein Erbe nach dem Willen der Zwölfen nicht antreten können, so bestimme ich an seiner Statt eines meiner nachgeborenen Kinder in der Reihenfolge ihrer Geburt.<br>
 +
3. Sollte nach der Götter Willen keines meiner Kinder das Erbe antreten können, so bestimme ich meine Geschwister aus der ersten Ehe meines Vaters in der Reihenfolge ihrer Geburt, mir nachzufolgen. Bedingung dafür sei, dass sie und ihre Nachkommen den Namen der Familie Keilholtz fortführen.<br>
 +
4. Sollte nach der Götter Willen keines meiner genannten Geschwister das Erbe antreten können, so bestimme ich die Geschwister meines Vaters und ihre Nachkommen in der Reihenfolge ihrer Geburt. Bedingung dafür sei, dass sie und ihre Nachkommen den Namen der Familie Keilholtz fortführen.<br>
 +
5. Sollte es dem Herrn Boron gefallen mich und meinen Vater zu sich rufen, bevor mein rechtmäßiger Erbe die Mündigkeit erreicht, so bestimme ich meine Gemahlin [[Greifenfurt:Praiadne Leuinherz Keilholtz|Praiadne Leuinherz Keilholtz]] zur Verweserin der Baronie Kressenburg, bis mein Erbe dieses antreten kann.<br>
 +
6. Meiner Gemahlin Praiadne Leuinherz Keilholtz sei das [[Greifenfurt:Herrschaft Greifenwehr|Edlengut Greifenwehr]] bis zu ihrem Tode als Wittibengut zugesprochen, auf das es ihr im Leben an nichts mangele.<br>
 +
7. Meine derischen Besitztümer vermache ich meinem rechtmäßigen Erben, ausgenommen der nachfolgend genannten.<br>
 +
8. Aus meiner Privatschatulle erhält die Praioskirche Zwölf mal Zwölf Dukaten um den Bau des neuen Kressenburger Tempels voranzutreiben.<br>
 +
9. Meine Gemahlin Praiadne Leuinherz Keilholtz erhält mein Gebetsbüchlein, auf das es ihr in dunklen Stunden Trost spende.<br>
 +
10. Mein Bruder [[Greifenfurt:Firnward von Keilholtz|Firnward von Keilholtz]] erhält mein Schwert Orkentod.<br>
 +
11. Meine Knappin [[Greifenfurt:Mechthild von Kieselholm|Mechthild von Kieselholm]] erhält mein Streitross Boromil. Sollte das treue Tier mit mir verstorben sein, so erhält sie ein Streitross aus der Zucht des Märkischen Marstalls.<br>
 +
12. Es ist mein Wunsch und Wille in der Krypta des [[Greifenfurt:Praios-Tempel Sankt Garafan vor dem Tore|Praios-Tempels Sankt Garafan vor dem Tore]] zu Kressenburg meine letzte Ruhestatt zu finden. Dieselbe soll sein die Grablege meiner Familie auf immerdar.<br>
  
Grinsend deutete sein Bruder eine Verbeugung an. „Jawohl, Euer Hochgeboren! Werde die Burg in Besitz nehmen, Euer Hochgeboren!“ Dann wurde sein Grinsen noch breiter. „Hast Du eigentlich auch Briefe für die anderen?“
+
Gegeben am 1. Tag des Herrn Phex im Jahre 1037 nach Bosparans Fall
 +
|Absender=Gesiegelt und bezeugt
  
Irritiert blickte Greifwin ihn an. „Welche anderen denn?“ Firngrimm schüttelte seufzend den Kopf. „Für Yanis und Praiadne. Die möchten vielleicht auch erfahren, was Ihr Bruderherz so treibt?“
+
[[Greifenfurt:Badilak von Praiostann|Badilak von Praiostann]]<br>
 +
Ardo von Keilholtz ä.H.<br>
 +
[[Greifenfurt:Praiomel von Kieselholm|Praiomel von Kieselholm]]
 +
}}
  
„Oh, ja, natürlich.“ Greifwin runzelte die Stirn. „Sind mit bei den Botschaften, die ich dir gestern gegeben habe. Was Du eigentlich noch wissen solltest!“
+
== DEUS VULT ==
 +
=== Bauarbeiten ===
 +
*Bauholz: aus Kressenburg
 +
*Stein: ggf. eigener Steinbruch (Neuerschließung mit Folgenutzung, mit Volker abklären) oder aus dem Finsterkamm (Spieler?)
 +
*Versorgung der Arbeiter: zusätzliche Getreidelieferungen aus Eslamsroden und Hexenhain
 +
*Gold: aus Gareth?
 +
*Marmor: Eslamsgrund? oder andere Quelle?
 +
*Arbeiter: Tagelöhner aus der Region (Mark und Waldstein), ggf.dauerhafte Erhöhung der Einwohnerzahlen durch Zuzug? (mit Volker abklären)
  
Firngrimms Grinsen machte widerwillig einer etwas ernsteren Miene Platz. „Keine Sorge, Bruderherz. Habe ich nicht vergessen, ich wollte dich nur foppen. Dann die Zwölfe mit Euch und auf bald!“ Damit wendete er sein Pferd und begann, davon zu traben.
+
=== Gästeliste zur Einweihung ===
 
+
Geladene Gäste:
„Und mit Dir!“ riefen die beiden älteren ihm hinterher, bevor auch sie sich auf den Weg machten.
+
*Kaiserin [[Rohaja von Gareth]] mit Prinzgemahl [[Perricum:Rondrigan Paligan|Rondrigan Paligan]]
 
+
*Markgräfin [[Greifenfurt:Irmenella von Wertlingen|Irmenella von Wertlingen]] mit Prinz [[Greifenfurt:Edelbrecht vom Eberstamm|Edelbrecht von Eberstamm-Wertlingen]]
Gegen Abend des nächsten Tages erreichten Greifwin und Ifirnia schließlich Kressenburg.
+
*Illuminatus [[Greifenfurt:Praiomon Caitmar von Dergelstein|Praiomon Caitmar von Dergelstein]]
 
+
*Markvogt [[Garetien:Barnhelm von Rabenmund|Barnhelm von Rabenmund]] (als letzter (?) Answinspross)
„...und ich sollte Ardo vorschlagen, dass wir etwas an der Straße tun.“, beendete Greifwin eine längere Aufzählung, während ihre Pferde zur Burg hinauf trotteten.
+
*Burggräfin [[Garetien:Irmhelde von Luring-Rabenmund|Irmhelde von Luring-Rabenmund]] (als Answins Urenkelin)
 
+
*Praios-Novizin/-Geweihte [[Garetien:Fredegard von Rabenmund|Fredegard von Rabenmund]] (Irmheldes Schwester)
Seine Schwester schüttelte müde den Kopf. „Wozu eine Straße mitten ins...“, sie blickte sich abschätzend um, „...Nirgendwo? Das Geld kannst du wahrlich besser nutzen!“
+
*???
 
 
„Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte...“, Greifwin schloss mit einer Handbewegung Burg und Dorf ein, „...das hier ist keine arme Gegend. Kressenburg hat Zinn, und das Erz kann von hier nur in zwei Richtungen: Greifenfurt oder Eslamsroden. Und jetzt rate mal, wo ich es gerne hätte.“
 
 
 
„Und was nützt Dir das Erz in Eslamsroden? Die Stadt gehört nicht dir...“
 
 
 
Greifwin verdrehte die Augen. „Herr Phex, hilf ihr! Kressenburg hat Zinn und Holz, aber nur wenig brauchbares Land. Wir hingegen haben Korn und zwar jede Menge davon. Muss ich noch mehr sagen? Und was die Stadt angeht: Ja, die Stadt gehört nicht mir. Und sie wird uns mehr Probleme machen, als Du ahnst. Aber sie ist auch die Quelle unseres zukünftigen
 
Einkommens! Denn auch die Stadt braucht Korn, braucht Fleisch, braucht Holz. Wenn es der Stadt gut geht, geht es auch uns gut.“
 
 
 
Über diese Belehrung alles andere als erfreut gab Ifirnia ein schnippisches „So wie Seguld von Breitenquell?“ von sich.
 
 
 
Greifwin winkte ab. „Nun, das Wohl der Stadt ist wichtig, aber natürlich darf man nicht alles durchgehen lassen. Doch davon erstmal genug.“
 
Dem Tor schon recht nahe wandte Greifwin sich einer der Torwachen zu: „Travia zum Gruße! Sagt, guter Mann, ist der Herr Baron hier anzutreffen? Sein Nachbar, der Baron zu Eslamsroden würde ihm gerne seine Aufwartung machen!”
 
 
 
=== Anderer Leute Probleme ===
 
 
 
„Diese garetischen Schwachköpfe! Im Finsterkamm lauert der Ork und die fangen an sich auf der Greifin Grund und Boden die Fehde zu erklären! Hat denn seine Liebden nichts dazu gesagt? Ein Skandal ist das sondergleichen! Und jetzt fangen sie gar an Söldner nach Osenbrück zu führen? Das hätte es zu meiner Zeit nicht gegeben!“
 
 
 
Phexian von Kieselholm hatte sich in Rage geredet. Der alte Vogt von Kressenburg saß an seinem Schreibtisch der aussah als hätte er ebenfalls schon weit über sechzig Götterläufe gesehen und schaute den viele Jahre jüngeren neuen Baron mit hochrotem Kopf an. Beschwichtigend hob Ardo von Keilholtz die Hände. Er wusste nur zu gut um das Temperament des alten Kieselholmers und auch, dass es dessen Gesundheit nicht zuträglich war.
 
 
 
„Ich bitte Euch, ehrenwerter Schwertvater, es wird alles halb so schlimm sein wie es aussieht. Natürlich liegt Osenbrück gleich hinter der Grenze, aber es ist garetischer Boden. Dort können sie tun und lassen was sie wollen. Immerhin hat der Ritter vom Zornesorden verhindert, dass die Fehde auf märkischen Boden ausgetragen wird und dafür sollten wir dankbar sein. Wir werden ein wachsames Auge haben, so wie immer. Nur müssen wir uns nun ebend ein paar Mal mehr drehen um alles zu sehen. Früher war es nur der Ork im Westen und im Norden. Nun haben wir noch das Gesindel aus der Wildermark im Osten und die streitlustigen Garetier im Süden. Sicherlich stimme ich Euch zu, dass diese Reibereien mehr als unnötig sind, aber wenn seine kaiserliche Hoheit Prinz Storko schon nicht eingeschritten ist, wem außer der Kaiserin und den Göttern selbst stünde es zu ein Machtwort zu sprechen? Wir werden die Grenzen Greifenfurts sichern, so wie wir es immer getan haben. Ich werde sogleich einen Boten mit einer unserer Brieftauben zum Quastenbroicher schicken, damit er uns rechtzeitig warnen kann wenn sich bei ihm etwas tut. Zudem wird mein Großvater uns sicherlich eine Nachricht zukommen lassen, wenn sich die Söldner der Kressenburger Grenze nähern sollten.“
 
 
 
Mit seiner entwaffnenden Unbeschwertheit schaffte es Ardo für den Moment den Altvogt zu beruhigen. Dieser fuhr sich grummelnd durch den Bart und fing wieder an durch die Unterlagen zu wühlen die er vor Ardos Eintreffen gesichtet hatte.
 
 
 
„Du magst Recht haben mein Sohn, aber die hätten das trotzdem anständiger lösen können. Glaube mir, es entsteht nichts Gutes daraus, wenn sich die Edlen des Reichen gegenseitig an die Kehle gehen. Was sind wir denn dann noch für ein Vorbild für den Pöbel? Praios hat uns nicht zu Herren gemacht, damit wir den Schutz von Land und Lehen vernachlässigen um uns der Streitsucht hinzugeben. Wo ist nur die gute alte Zeit hin, wo alle Streitfragen bei einer guten Partie Pölches geklärt werden konnten? Das Schwert sollte für den Ork aufgespart bleiben!“
 
 
 
Schwer seufzend schob Phexian einen schweren Folianten über den Tisch, der die Abrechnungen des letzten Jahres enthielt. Drei Götterläufe war es her, dass Ardo seinen Ritterschlag erhalten hatte und als Hauptmann in die große Stadt Greifenfurt gegangen war. Doch als neuer Baron war es an der Zeit sich wieder in die Verwaltung Kressenburgs einzuarbeiten. Und er würde dafür Sorge tragen, dass es hier auch weiterhin so ruhig und beschaulich zuging wie es seit Generationen der Fall gewesen war.
 
 
 
„Lasst das jetzt ruhig meine Sorge sein, ehrenwerter Schwertvater. Das Wichtigste für uns ist im Moment bis zum Turnier die Abrechnungen fertigzustellen. Der Parsenburger hat die Steuern gerne pünktlich. Ordnung muss ebend sein. Und wenn wir damit fertig sind schauen wir nach, ob Euer Pölchesarm schon eingerostet ist. Ich habe auf dem Konvent etwas kennengelernt, das ich unbedingt ausprobieren will. Krumm-Pölches, eine neue Mode aus dem Perricumschen. Ohne Frage recht ungewöhnlich, aber sie haben eine sehr interessante Flugbahn.“
 
 
 
Ardo und Phexian saßen bereits seit vielen Stunden über den Rechnungsbüchern, als der zwergische Kammerdiener des Altvogtes hohen Besuch anmeldete. Offensichtlich hatte es der neue Eslamsrodener Baron sehr eilig mit seinem Antrittsbesuch. Aber das war auch nicht weiter verwunderlich, wenn man bedachte was alles für Aufgaben vor ihm, aber auch vor den restlichen Greifenfurter Adligen in den nächsten Götternamen lagen. Zunächst galt es die Fehde zwischen dem Vogt von Sertis und dem Baron von Höllenwall dort zu behalten wo sie war, nämlich in Garetien. Dann sollte in wenigen Wochen das jährliche Turnier in Greifenfurt stattfinden, das Ardo und Greifwin zugleich als Hintergrund für ihre Erhebungsfeierlichkeiten zu nutzen gedachten. Schließlich und endlich blieb ihnen noch die dräunende Gefahr der Schwarzpelze im Finsterkamm und, im Moment weit näher vor dem Burgtor, die ständige Gefahr des Wildermark, die ihre Klauen von Osten her in die Mark Greifenfurt streckte. Der junge Baron erhob sich, strich das Wams glatt und hieß den Kammerdiener die hohen Gäste in den Salon zu führen wo er sie mit seinem Schwertvater erwarten wollte.
 
 
 
 
 
=== Antrittsbesuch ===
 
 
 
Ardo und Phexian hatten den Salon gerade erst betreten als Schritte auf dem Gang die Ankunft der Nachbarn ankündigte. Einen Augenblick später öffnete Ugrimm die große Flügeltür und bat die Eslamsrodener herein. Baron Greifwin schritt voran, seine Schwester folgte ihm auf den Fuss. Die Geschwister waren in etwa gleich groß, doch wirkte Ifirnia wegen ihrem zwar sehr weiblichen, doch gut durchtrainierten Körperbau deutlich größer. Während Greifwins Blick offen durch den Raum wanderte, hielt seine Schwester die Lider bedeckt und ließ Ardo von dem Moment an wo sie sein Wappen erkannt hatte nicht mehr aus den Augen. Der Kressenburger Baron schritt ihnen entgegen, reichte Greifwin die Hand und verbeugte sich höflich vor Ifirnia.
 
 
 
„Greifwin, edle Dame, seid mir in Travias Namen willkommen. Darf ich euch vorstellen, Phexian von Kieselholm, mein ehrenwerter Schwertvater und Vogt von Kressenburg. Ein Amt, welches er unter der letzten Baronin erhielt, bis zuletzt für die Markgräfin ausübte und auch weiterhin in meiner Abwesenheit inne haben wird.“
 
 
 
Greifwin verneigte sich leicht in die Richtung des Vorgestellten. „Erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen, Euer Hochgeboren. Erlaubt mir im Gegenzug, Euch meine Schwester Ifirnia vorzustellen, die Ihrerseits in meiner Zeit als Junker als meine Vertreterin fungiert hat und diese Aufgabe bis auf weiteres fortführen wird.“
 
 
 
Ifirnia deutete eine knappe Verbeugung an, machte jedoch keine Anstalten, selbst das Wort zu ergreifen. Ihre Lippen waren zu einem dünnen Strich zusammengepresst, während sie aus grüngrauen Augen Ihre Gegenüber stechend musterte.
 
 
 
Während der Begrüßung kam Ardo nicht umhin, den erschöpften Zustand seiner Gäste zu bemerken. Weidensee lag zwar kaum mehr als zwei Tagesritte entfernt, aber im Phex konnte selbst diese Strecke in der Mark mit erheblichen Strapazen verbunden sein.
 
 
 
„Eure Reise war sicherlich nicht sehr gemütlich wenn man das Wetter bedenkt. Darf ich etwas zu Trinken anbieten bevor das Abendessen serviert wird? Etwas warmen Wein? Oder einen Brannt aus Waldbeeren? Ansonsten haben wir auch noch Bier. Die Kressenburger Zwerge brauen ein wirklich hervorragendes Dunkles, welches dem Ferdoker in nichts nachsteht.“
 
 
 
„Nun, ob der Stunde würde ich zum Bier neigen. Dabei diskutiert es sich besser. Und für den Abend können wir auf einen Krug des Gastgeschenks zurückgreifen…“, erwiderte Greifwin, während er eine flache Ledertasche auf dem Tisch platzierte. Er warf einen Blick in Richtung seiner Schwester, die jedoch noch immer ihren entfernten Verwandten mit Blicken durchbohrte.
 
 
 
Auf Ardos Wink hin eilte der Kammerdiener fort um wenige Minuten später mit dem Gewünschten wiederzukehren, um es vor den Anwesenden auf dem Tisch zu plazieren.
 
 
 
„Danke Ugrimm. Jetzt geh bitte in die Küche und gib Bescheid, dass wir zwei Gäste haben. Danach wirst du für den Baron und seine Schwester zwei Zimmer herrichten lassen. Bis zum Abendessen wünschen wir nicht mehr gestört zu werden.“
 
 
 
Der Angesprochene verbeugte und entfernte sich eilfertig und schloss sorgsam die Tür hinter sich als er den Raum verließ.
 
 
 
„Sehr schön.“ Ardo hob sein Humpen und prostete seinen Gästen zu bevor er einen tiefen Schluck nahm. Sein Blick ruhte vor allem auf Ifirnia, die er noch nicht kannte und nach ihrer eher reservierten Begrüßung versuchte einzuschätzen. „Ich freue mich dass ihr hier seid. Es gibt viel zu besprechen.“
 
 
 
Auch die Weidenseer erhoben die Humpen zur Erwiderung. „Und wir danken für die Gastfreundschaft. Wie mir scheint, habt Ihr Euch in der kurzen Zeit schon gut eingerichtet.“, antwortete Greifwin. „Aber Ihr habt natürlich recht. Dann gehen wir mal in medias res. Zum ersten: Bezüglich unserer Idee einer Feier bei der Turnei habe ich mir erlaubt, einen Rohentwurf einer Einladung zu verfassen.“ Er zog ein Pergament aus der Ledermappe und schob es in Richtung Ardos. „Wir werden nur wenig Zeit zur Vorbereitung haben, aber es wird reichen müssen.“ Greifwin nahm einen tiefen Zug aus dem Humpen. „Ich werde die Vorbereitungen Ifirnia überlassen müssen, denn Seine Exzellenz von Nebelstein hat mich zum Hoftag auf Pfalz Weißenstein beordert…“
 
 
 
Ifirnia räusperte sich. „Was sollst denn gerade…“, hob sie an, doch Greifwin warf ihr einen finsteren Blick zu und fiel ihr ins Wort. „Das bringt mich unter erheblichen Zeitdruck, ist aber nicht zu ändern. Darum weiter zu den deutlich wichtigeren Angelegenheiten. Die Götter haben es gefügt, das gleich zwei Mitglieder der Familie Keilholtz…“, er warf seiner Schwester, die bei diesen Worten in ihren Humpen schnaubte, einen weiteren finsteren Blick zu, „… zu Baronen erhoben wurden, und das auch noch in benachbarten Baronien.“ Er wendete sich halb seiner Schwester zu bevor er weitersprach: „Auch wenn es zwischen unseren Häusern in der Vergangenheit… Unstimmigkeiten… gegeben hat, so würde ich dies als Zeichen werten, diesen Zwist hinter uns zu lassen. Ich hatte bisher weder Zeit noch Gelegenheit, mich mit den Büchern der Baronie auseinanderzusetzen, aber mir scheint es eine Reihe von wechselseitigen Interessen zu geben. Mir fallen da auf Anhieb Korn und Brand für Kressenburg und Bier für Eslamsroden ein, von Bodenschätzen ganz zu schweigen. Weshalb wir uns früher oder später auch um die… Straße… Gedanken machen müssen. Abhängig davon, ob es gelingt, die Wildermark im Osten unter Kontrolle zu bringen, wäre längerfristig ein neuer Weg ins Garetische wünschenswert…“, Greifwin nahm einen weiteren Zug aus seinem Humpen und blickte wieder zu Ardo. „Aber das sind spinnerte Ideen für die Zukunft. Habt Ihr etwas Konkreteres?“
 
 
 
Aufmerksam folgte Ardo den Ausführungen seiner Gäste. Ifirnias kleine Ausbrüche registrierte er dabei mit verhohlener Neugier. Dass ihr als Tochter des jüngeren Hauses eine Zusammenarbeit mit ihm nicht gefiel, konnte er sich denken. Greifwin war es gelungen ähnliche Vorurteile nach anfänglicher Reserviertheit rasch abzulegen, deswegen blieb ihm die Hoffnung, dass seine Schwester mit der Zeit ähnlich denken würde. Als der Eslamsrodener geendet hatte blickte Ardo kurz zu Phexian, der ihm zunickte und schob ihm das Pergament zu. Mit einem Räuspern beugte er sich dann.
 
 
 
„Ich kann dem nur zustimmen. Unsere Familie hat nach Generationen endlich wieder einen Status erreicht, der unser Wort in Greifenfurt gewichtig werden lässt. Es ist nun an uns zu entscheiden, wie wir mit dieser neuen Verantwortung umgehen, sowohl Greifenfurt als auch die Familie betreffend.“ Der Blick von Ardos grünen Augen ruhte nun auf Ifirnia. Mit Greifwin hatte er sich bei den Erhebungsfeierlichkeiten schnell verständigt, aber dessen Schwester schien nicht so einfach von der alten Feindseeligkeit zwischen den Häusern ablassen zu wollen. „Diese Möglichkeit sollten wir nicht dadurch leichtfertig verspielen, indem wir uns wie Almadaner verhalten und Feindseeligkeiten pflegen, die zwar ihre Ursachen und Berechtigung haben mögen, die aber weder uns noch Greifenfurt zum Vorteil gereichen. Wir müssen diese Möglichkeiten jetzt nutzen, so lange der Ork sich ruhig verhält, denn wir wissen nicht wie lange uns dieser Frieden erhalten bleibt. Greifwin hat bereits einige Aufgaben angesprochen die es zu meistern gilt und gemeinsam wird uns das viel besser gelingen als allein und gegeneinander.“ Mit einem gewinnenden Lächeln schloss Ardo, doch konnte er auf den ersten Blick keine Veränderung in Ifirnias Mimik erkennen. „Auch ihr werdet hoffentlich bald erkennen, dass wir hier in Kressenburg das ältere Haus deutlich besser repräsentieren, als es die Querköpfe im Finsterkamm jemals könnten.“ Ohne sich nachhaltig entmutigen zu lassen wandte er sich nun wieder Greifwin zu.
 
 
 
„Greifwin, du hast da einige Dinge angesprochen, die durchaus überlegenswert sind. In der Tat ist Kressenburg zum Teil davon abhängig Mehl und Getreide zu importieren. Unsere Äcker sind zwar fruchtbar, doch zu klein und können in einem guten Jahr so gerade die Bevölkerung ernähren. Auf der anderen Seite haben wir Einiges an handwerklichen Erzeugnissen zu bieten, die in der Mark Ihresgleichen suchen. Eslamsroden ist als zweitgrößte Stadt natürlich ein wichtiger Markt für uns, aber...“ In das kurze Zaudern hinein, erhob der alte Vogt kurz seine Stimme um den Satz zu vervollständigen. „... es ist nun einmal so, dass die Wege östlich der Kressenburger Grenzen nicht mehr zu den sichersten gehören.“ Mit einem Nicken quittierte Ardo den Einwurf seines Schwertvaters. „Es ist fürwahr gefährlich geworden unsere Waren zu den großen Märkten der Mark zu schicken. Zumeist wurde deswegen zuletzt der Umweg über Königsgau nach Greifenfurt in Kauf genommen, da immer mehr Gerüchte über zwielichtiges Gesindel aus Eslamsroden die Runde machen. Hier gilt es schnell und hart durchzugreifen. Der Handel mit Eslamsroden macht für Kressenburg nur dann einen Sinn, wenn die Sicherheit unserer wertvollen Waren gewährleistet ist.“
 
 
 
Schnell nahm Ardo einen kleinen Schluck aus seinem Bierkrug um die vom Reden trockene Kehle wieder anzufeuchten.
 
 
 
„Leider nur zu wahr“, antwortete Greifwin. „Als Junker habe ich daran auch nur wenig tun können. Und das waren nicht nur einfache Räuber, sondern Plünderer aus der Wildermark. Zweimal hatten wir das Gesindel sogar direkt in Weidensee. Ich fürchte, das wird mein vordringlichstes Problem für die absehbare Zukunft werden. Aber da rechne ich auf die Hilfe der Familie…“
 
 
 
Mit schneidender Stimme fiel ihm Ifirnia ins Wort: „Glaubst Du nicht, Bruder, das unsere Schwester etwas jung für eine derartig große Herausforderung ist?“
 
 
 
Greifwin verdrehte die Augen. „Ich halte große Stücke auf Praiadne, Schwesterherz, aber natürlich will ich keineswegs sie auf die Jagd schicken. Vielmehr dachte ich an die Schroffensteiner. Das ist eine der Aufgaben, mit denen ich Firngrimm betraut…“
 
 
 
„Du bezeichnest diesen Emporkömmling als Familie?“, fuhr Ifirnia erneut dazwischen. „Reicht es nicht, dass Sigane offenbar den Verstand verloren und sich einem Bürgerlichen an den Hals geworfen hat? Musst du dem…“
 
Krachend fuhr Greifwins Faust auf den Tisch, während er sich erhob. „Genug!“ Alle Wärme war aus Greifwins Stimme gewichen, Zornesflecken waren auf seinen Wange zu sehen. Aus zusammengekniffenen Augen starrte er seine Schwester an. „Ich dulde nicht, dass Du Dich unseren Gastgebern oder mir gegenüber derartig ungebührlich benimmst. Ich“, er legte viel Gewicht in dieses Wort, „bin der Baron zu Eslamsroden, und das wirst du respektieren! Familie ist Familie, und wenn Sigane ihn will, gehört Algrimm für mich dazu. Wenn du damit ein Problem hast, dann wirst du das nicht in der Öffentlichkeit ausbreiten!“ Wütend starrte er auf seine Schwester herab, der es, wie es schien, tatsächlich die Sprache verschlagen hatte. Irritiert blinzelte sie einige Male, als hätte sie Schwierigkeiten, ihren Bruder richtig zu sehen, während es in ihrem bleichen Gesicht arbeitete. Drückend breitete sich Stille aus.
 
 
 
Ardo bemühte sich, ein leichtes Lächeln zu unterdrücken. Die Familienzwistigkeiten waren scheinbar nicht nur ein Problem des älteren Hauses, auch im jüngeren lag offenbar einiges im Argen. Als sei nichts geschehen stellte er den Humpen beiseite und fuhr fort: „Das bringt uns dann zum nächsten Punkt, den Straßen. Bis zum Abzweig über Praiostann und Halwill nach Weidensee sind die Straßen meines Erachtens gut genug ausgebaut. In Kressenburg ist man von jeher auf gute Handelswege angewiesen gewesen, allerdings betrifft das im Moment eher die Wege zu den Minen, sowie nach Greifenfurt und Quastenbroich. Die angestrebten erweiterten Handelsbeziehungen zwischen unseren Baronien würden natürlich bedingen, dass man auch den bisherigen Nebenstraßen zukünftig erhöhte Aufmerksamkeit schenkt. Doch im Moment...“, wieder machte Ardo eine Pause und leerte den inzwischen ohnehin fast leeren Krug zur Gänze, „...im Moment sollte die Organisation des Festes unsere ganze Aufmerksamkeit erhalten. Hier werden wir die Gelegenheit haben nicht nur der Mark sondern auch den zum Turnier zahlreich erscheinenden Gästen zu zeigen, dass mit der Familie Keilholtz wieder zu rechnen ist. Natürlich ist es auch wichtig auf dem Hoftag Flagge zu zeigen. Die Mark will wohl vertreten sein, wenn für das Reich Entscheidungen gefällt werden. Wenn du erlaubst, Greifwin, so wird mein Vater an meiner statt mit dir reiten. Seit dem Tod meiner Mutter hat er Kressenburg kaum mehr verlassen und eine Reise wird ihm sicher dabei helfen einmal auf andere Gedanken zu kommen.“
 
 
 
Während Ardo sprach, stürzte Greifwin den Inhalt seines Humpens herunter. Langsam war die Zornesröte aus seinem Gesicht verschwunden und nur ein leichtes Zittern in seiner Stimme zeugte noch von seinem Ausbruch. Er warf einen warnenden Blick in Richtung seiner Schwester, die jedoch noch immer nicht zu reagieren schien. „Es wird mir eine Ehre sein! Wie ich hörte, wird auch Prinz Edelbrecht den Meister der Mark begleiten. Da kann ein weiterer erfahrener Kämpe nicht schaden…“ Während er den leeren Humpen beiseite schob, blickte er ein weiteres Mal zu seiner Schwester, in deren Mundwinkel es verdächtig zuckte.
 
 
 
„Doch kommen wir zurück zum Fest. Das Turnier bietet natürlich einen hervorragenden Rahmen dafür. Zuvorderst bleibt sicherzustellen, dass alle Gäste ausreichend verköstigt werden. Ich bezweifle, dass selbst die großen Kornkammers Eslamsrodens ausreichen werden den Hunger, und ganz zu schweigen den Durst, aller Gäste zu stillen. Wir werden uns also bei unseren Nachbarn umschauen müssen wer einen Teil zu dem Fest beitragen kann und dort einkaufen. Wie die Kosten zu tragen sind, darüber müssen wir uns noch mit dem Hexenhainer absprechen.“
 
 
 
„Zumal ich über den Zustand der Lager noch keinen Überblick habe, denn die… Zeit ließ es nicht zu, dass ich die Eslamsrodener Burg aufsuchen konnte…“ antwortete Greifwin, bevor ihn ein Schnauben Ifirnias unterbrach. Mit einem schiefen Lächeln fuhr er fort: „Aber dieses kleine Problem wird meine Schwester sicher ohne Schwierigkeiten lösen. Ich hoffe nur, dass wir rechtzeitig vom Reichskongress zurückkehren werden. Mein Weg hat mich bislang nie in den Windhag geführt, aber ich hörte, die Pfalz sei nur über den Großen Fluss gut zu erreichen. Das stimmt mich für die Rückreise nicht gerade hoffnungsvoll. Ein Mond ist da recht wenig Zeit, doch mag uns die Anwesenheit des Prinzen da zum Vorteil gereichen…“
 
 
 
Er wandte sich an seine Schwester, die sich inzwischen wieder darauf verlegt hatte, Ardo giftig anzufunkeln: „Da wir Weidensee vermutlich verlieren werden, kannst Du das Fest nutzen, die Lager weitestgehend zu leeren. Firngrimm sollte bis zu Deiner Rückkehr die Sache in Eslamsroden soweit geregelt haben, dass Du damit keine Probleme haben dürftest. Und nein“, kam er ihrem erneuten Ausbruch zuvor, „ich habe Weidensee keineswegs bereits aufgegeben. Aber ich bin Realist und lieber auf das Schlimmste vorbereitet.“
 
 
 
Greifwin blickte zu Ardo: „Im schlimmsten Fall sollten wir überlegen, ob es nicht sinnvoll ist, die Feier im nächsten Jahr stattfinden zu lassen. Ob nun zur Turnei oder zu einem anderen Zeitpunkt. Ein weiterer Punkt, den wir mit dem Hexenhainer klären müssen. Und auch unsere gemeinsame Verwandtschaft dürfen wir nicht vergessen.“ Er lächelte gezwungen in Richtung seiner Schwester. „Vielleicht kann das dazu beitragen, die alten Zwistigkeiten zwischen unseren Häusern beizulegen…“
 
 
 
„So ist es Greifwin!“ Den Geschwistern mit seinem leeren Krug zuprostend stimmte Ardo dem letzten Punkt entschieden zu. „Blut ist noch immer dicker als Wasser und wir sollten diese Praiosgegebene Verbundenheit zwischen uns nicht länger mit alten Geschichten belasten. Greifenfurt hat weit dringendere Probleme die es zu bekämpfen gilt, die Zwölfe seien meine Zeugen.“ Die Sympathie die er Greifwin entgegen brachte, ermöglichte es dem Kressenburger auch dessen Schwester trotz ihrer offensichtlichen Antipathie weiterhin unverändert freundlich anzuschauen.
 
 
 
„Wenn ich dir in irgendeiner Weise behilflich sein kann was Weidensee angeht, so lass es mich wissen. Ich weiß wie sehr es mich schmerzen würde Neue Gerbaldslohe für meine Familie zu verlieren, auch wenn es nur ein einfaches Rittergut ist. Wo unsere Wurzeln liegen, daran hängt auch unser Herz.“
 
 
 
Den leeren Krug zwischen den Händen haltend beugte Ardo sich vor als er weitersprach. „Ich denke was die Feierlichkeiten angeht, wird es sich wirklich nicht vermeiden lassen diese ins neue Jahr zu verschieben. Vielleicht sollten wir dann eher einen Termin nach der Ernte Ende Travia ins Auge fassen. Das gibt uns genügend Zeit sämtliche Vorbereitungen in Ruhe zu treffen und nichts überstürzen zu müssen. Schließlich wollen wir mit diesem Fest Praios danken, dass er uns diese Gnade zu Teil werden ließ. Deswegen ist mir sehr daran gelegen, dass wirklich alles perfekt wird.“ Er machte ene kurze Pause und schien einen Moment über etwas nachzusinnen. Nach einem Seitenblick auf Ifirnia stahl sich ein verschmitztes Lächeln auf Ardos Lippen und ein Hauch von Belustigung schwang in seiner Stimme mit als er weitersprach. „Was das Turnier angeht so denke ich, dass wir diese Gelegenheit trotzdem nicht verstreichen lassen sollten um gemeinsame Stärke zu zeigen. Solltest du auf der Rückreise aufgehalten werden und es nicht rechtzeitig zurück schaffen, so wird es mir eine Ehre sein, an der Seite deiner Geschwister auf den Turnierplatz zu reiten. Wie könnten wir unsere neue Verbundenheit besser zeigen?
 
 
 
Bei den letzten Worten des Barons öffnete sich leise die Tür des Zimmers und der Diener, der zuvor die Getränke gebracht hatte trat ein. Mit einem Wink gab der Kressenburger ihm zu verstehen, dass er reden konnte. Der Diener verbeugte sich tief und machte dann eine einladende Geste in Richtung der Tür. „Hohe Herrschaften, das Abendmahl ist angerichtet und bereit serviert zu werden.“
 
Ardo blickte fragend zu Greifwin, der ihm mit einem Nicken zu verstehen gab, dass man das Gespräch auch bei Tisch fortsetzen konnte. „Sehr gut Ugrimm. Richte der Küche aus, dass wir anfangen können. Ich führe unsere Gäste selbst in den Speisesaal.“
 
 
 
Der Kressenburger erhob sich und bat Greifwin, Ifirnia und Phexian mit einer Handbewegung ihm zu folgen. Sie gingen drei Türen weiter und betraten einen größeren Saal. An der Stirnseite befand sich ein großer Kamin in dem ein Feuer prasselte. Mittig war eine lange Tafel aufgestellt, um diese herum einige gepolsterte Stühle. Eingedeckt war für vier Personen, edles Silberbesteck und Zinnpokale, wobei Ardo den Geschwistern aus Weidensee bedeutete die Plätzen zu seiner Linken und Rechten einzunehmen. Die wenigen Minuten bis aufgetan wurde hatten die Gäste Zeit sich genauer im Raum umzusehen.
 
 
 
An den Wänden hingen große Banner. An der Stirnseite über dem Kamin das persönliche Wappen Ardos, an den Seiten die Wappen Kressenburgs und der Familie Keilholtz. Die Wand am unteren Ende der Tafel war mittig geteilt von der Tür durch die der Saal betreten wurde. Dort hingen auf der einen Seite ein Banner welches ein grünes vierblättriges Kleeblatt auf weißem Grund zeigte und eine lange Stoffbahn auf der ein wenig verzweigter, aber weit zurück reichender Stammbaum eingezeichnet war.
 
 
 
Bevor ein genauerer Blick möglich war kamen schon zwei Mägde mittleren Alters herein und plazierten mit einem Knicks einen gut gefüllten Teller vor jedem der Sitzenden. Der Geruch der aufstieg verriet den Wildschweinbraten. Auch wenn außer Salz und einigen Waldkräutern keine Gewürze benutzt worden waren, roch es sehr verlockend. Als Beilage waren Waldpilze um das Fleisch drappiert und mit einer angedickten Biersoße verfeinert. „Nun denn, dann lasst es euch schmecken.“
 
 
 
 
 
=== Tischgespräche ===
 
 
 
Erste Gedanken zu einer familiären Verbindung.
 
 
 
Interessiert blickten sich die beiden Eslamsrodener um, wobei sich eine Spur des Widerwillens in Ifirnias Gesicht zeigte, während sie den Stammbaum betrachtete. Die Aufforderung zum Essen ließen sich die Geschwister nicht zweimal geben, hatten sie doch einen langen Tag hinter sich.
 
Nachdem er seinen drängensten Hunger mit einigen Bissen befriedigt hatte, wandte Greifwin sich an Ardo: „Wie ich sehe, hast Du dich rasch eingelebt.“ Er deutete in Richtung des Stammbaums. „Das ältere Haus, wenn ich mich nicht irre, oder? Was mich zu einem... wunden Punkt zwischen unseren Familien bringt.“ Greifwins Blick wanderte zu seiner Schwester, die diesen mit versteinerter Miene erwiderte. „Da er inzwischen Teil Deiner Familie ist, was hälst Du von Herdan Lucius? Bei uns ist er ungefähr so beliebt wie der Ork, aber ich hätte gerne Deine Meinung gehört...“
 
 
 
Der Kressenburger wollte gleich etwas zu dem angesprochenen Stammbaum sagen, doch bevor er dazu kam, hatte Greifwin bereits das nächste Thema angeschnitten. Trotzdem wollte Ardo das Missverständnis schnell ausräumen. „Leider irrst du doch was den Stammbaum dort angeht, Greifwin. Dieser und das Wappen dort gehören der Familie von Kressenburg. Beinahe ebenso alt wie unsere Familie, doch lebt nur noch eine einzige letzte Vertreterin, meine Vorgängerin, Faralda von Hasenfeld-Kressenburg. Sie ist erst Anfang der dreißig, hat sich aber schon vor Jahren auf ihr Wittibengut zurückgezogen und die Belange der Baronie ihrem Vogt, dem guten Phexian hier, überlassen. Die Baronswürde indess blieb wegen der Krankheit der Greifin vakant, bis der Meister der Mark nun endlich stellvertretend darüber entschieden hat. Natürlich soll dort später einmal der Stammbau der Familie Keilholtz hängen und nicht nur der des älteren Hauses. Der wäre zwar recht breit aber wenig zurückreichend, ist die Fehde doch immerhin erst fünf Generationen alt, während man unsere Familie bis fast zur Reichsgründung zurückverfolgen kann. Mein Großvater hat einige Abschriften aus den Familienarchiven von Burg Keilholtz und Reste aus den Aufzeichnungen der markgräflichen Kanzlei retten können. Auch aus der Reichskanzlei hat er noch vor der Zerstörung Gareths einige Abschriften zu garethischen Zweigen unserer Familie bekommen. Er arbeitet nun schon seit Jahrzehnten daran. Irgendwann wird sein Werk hier den Saal verzieren.“
 
 
 
„Und Herdan Lucius? Puh, ich bin ehrlicherweise froh, wenn ich von dem nichts höre.  Beliebt wie ein Ork trifft es ziemlich gut. Du weißt schon, keine Nachrichten sind gute Nachrichten. Allerdings hat er das Ohr unseres Patriarchen und seit Bogumil ihn adoptiert hat ist der Ton von Burg Keilholtz gegen uns und die anderen unabhängigen Zweige wieder rauher geworden. Die Waldenklammer, also die Weidener, sind für den senilen Alten sowieso nicht existent. Die Hundsgrab-Keilholtz hat er aus der Familie verstoßen und uns hier in Kressenburg hätte wohl bald das selbe geblüht, wenn ich jetzt nicht so unverhofft zu der Baronie gekommen wäre. Was man auf Burg Keilholtz vom jüngeren Haus hält muss ich euch wohl nicht sagen.“
 
Sein Lächeln fiel arg gezwungen aus, war ihm die derbe Wortwahl die der Patriarch und der Baron von Finsterkamm zu benutzen pflegten doch nur zu geläufig. „Ich kann mich allerdings des Eindrucks nicht erwehren, dass Herdan Lucius einen großen Teil zur aktuellen Hetze im älteren Haus beiträgt. Es hat den Anschein, dass er die Zurücksetzung in Schroffenstein einfach nicht verwinden kann. Solcherart nachtragender Hass ist nicht gut für die Mark und steht keinem Greifenfurter gut zu Gesicht.“
 
 
 
Während Ardos Ausführungen veränderten sich die Mienen seiner Gäste merklich. Zeigte das Gesicht Ifirnias bei  den Erläuterungen zum Stammbaum noch immer die gleiche, stille Verachtung und Greifwins das offener Neugier, so wandelte sich dies bei den Worten zu Lucius Herdan deutlich. Mit beinahe höhnischem Grinsen blickte Ifirnia nun in Richtung Greifwins. Nach einem Schluck aus seinem Krug hob dieser an: „Ich danke dir für deine Offenheit, Ardo“, er warf einen Blick zu seiner Schwester. „Wie man an der Reaktion meiner... verehrten Schwester erkennen mag, hielt ich die Einschätzungen von Lucius bisher für das Resultat der in unserem Teil der Familie weitverbreiteten Verachtung für alles, was mit dem älteren Haus zu tun hat. Bedauerlich. Aber ich“, wiederum blickte er zu seiner Schwester, „bin wohl in der Lage, wenn notwendig einen Fehler zuzugeben. Mit drei Baronen, die untereinander einig sind, hätten wir eine exzellente Position gehabt. Seis drum. Aber,“ er deutete zum Stammbaum, „ich würde das Werk gerne sehen, wenn es soweit ist. Wobei ich offen zugeben muss, dass mich derartige Werke seit den Umwälzungen in meiner Familie immer etwas nervös machen.“ Er nahm einen weiteren schnellen Bissen.
 
 
 
„Ihr müsst wissen“, warf seine Schwester ein, „dass mein Bruder sich seit Jahren erfolgreich seinen dynastischen Pflichten entzieht.“ Trotzig blickte sie zu Greifwin.
 
 
 
Dieser rollte leicht mit den Augen. „Ja, durchaus richtig. Ein weiterer Beweis der, verzeih Schwester, sehr seltsamen Traditionen in unserem Haus. Ihr Frauen dürft selbst wählen, wovor auch du dich, nebenbei gesagt bislang gedrückt hast, während man über den Kopf der Männer hinweg entscheidet. Wenn, dann doch bitte gleiches Recht für alle. Zumal die Ablehnung der Verbindung, die unsere Mutter, möge sie in Frieden ruhen, für mich vorgesehen hat, durchaus wechselseitig ist. Ich bin noch jung und habe derzeit dringendere Probleme. Vielleicht in ein bis zwei Götterläufen...“ Er hielt einen Moment inne.
 
 
 
Ardo hatte mit Freude zur Kenntnis genommen, dass Ifirnia ihn das erste Mal seit ihrer Ankunft direkt angesprochen hatte. Wenn es auch nur gewesen war um ihren Bruder in einem schlechten Licht erscheinen zu lassen, so dass er sich gezwungen sah seinem Freund beizuspringen.
 
 
 
„Es ist durchaus gerechtfertigt, wenn du unter den veränderten Vorzeichen noch etwas warten willst. Immerhin konnte deine Frau Mutter nicht wissen, dass du so jung in den Hochadel aufsteigen würdest. Wer weiß wie ihre Wahl der Braut für dich heute ausgefallen wäre. Immerhin gibt es ja wohl eine Absprache die sich nicht so leicht lösen lässt?“ Die in dem Satz mitschwingende Frage und auch der neugierige Blick des Kressenburgers ließ vermuten, dass er gerne mehr über die Modalitäten erfahren würde.
 
 
 
''(Antwort Greifwin)''
 
 
 
„Dahingegen bin ich in der komfortablen Situation mich fast völlig frei entscheiden zu können. Aber ich habe nicht vor lange zu zögern wenn der Werber einer standesgemäßen Braut an meine Tür klopft. Zwar bin auch ich noch jung, ein Götterlauf jünger sogar als du Greifwin, aber die Zeiten sind unsicher. Wer weiß ob es dem Ork nicht morgen schon wieder gefällt über die Pässe zu kommen? Dann werden wir in den Kampf ziehen wo jederzeit der Tod auf uns warten kann. Und selbst wenn der Schwarzpelz Ruhe hält, so ist dieser Tage mit dem fortwärenden Vordringen der Wildermark nicht einmal mehr ein Adliger auf den Straßen der Mark vor Wegelagerern sicher. Ich habe mir aber in den Kopf gesetzt Kressenburg für die Familie zu erhalten. Dafür brauche ich rechtzeitig einen Erben, denn es ist durchaus nicht sicher, dass mein Vater oder meine Schwester das Lehen erben würden. Dynastisch gesehen haben sie kein festes Anrecht darauf und wer weiß schon wie der Nebelsteiner in einem solchen Fall entscheiden würde.“
 
 
 
''folgt''
 
 
 
== Familienfrieden ==
 
''Peraine 1033 BF bis Praios 1035 BF''
 
 
 
Der seit über einhundert Jahren andauernde Unfriede zwischen dem älteren und jüngeren Haus Keilholtz soll beigelegt und das Ganze mit einer Hochzeit besiegelt werden.
 
 
 
 
 
=== Reichskongress zu Perricum ===
 
 
 
''Peraine 1033 BF''
 
 
 
Die Nacht war bereits weit fortgeschritten und es war ruhig geworden in den weitläufigen Hallen der Markgrafenburg in Perricum. Natürlich hörte man noch immer die Klänge der albernischen Musiker mit ihren sehnsüchtig klingenden Weisen. Albernische Edle saßen an den Tischen umher und manch Träne floss wo Weinselligkeit und Heimweh sich vermengten. Da und dort hörte man laute Stimmen wo einem Adligen der gute Wein zu Kopf gestiegen war. Noch immer huschten eilfertige Diener umher um jedem Wunsch schnell nachzukommen.
 
 
 
Ardo jedoch hatte sich mit einem Krug Bier in eine ruhige Ecke verzogen, nachdem er zuvor ein paar Stunden damit zugebracht hatte einem Weidener Baron und dessen Ritterin beim Würfelspiel Taler um Taler abzuknöpfen. Im Augenwinkel sah er seinen Vetter sein Gespräch mit dem Meister der Mark beenden und mit einer Flasche Likör auf ihn zu gehen. Einladend deutete der Kressenburger auf den freien Platz neben sich und Greifwin ließ sich nicht lange bitten.
 
 
 
„Hier sind wir also wieder.“ Der Eslamsrodener Baron suchte sofort das Gespräch und goss sich nebenher ein. „Ich habe keine Ahnung wie ich das schon wieder unbeschadet überstehen konnte, aber hier sitze ich und habe kaum einen Kratzer abbekommen. Aber ich sehe Phex war auch dir hold mein Vetter.“ Fröhlich deutete er auch den kleinen Geldhaufen den Ardo noch nicht in seine Börse getan hatte, weil er plante es noch zu vertrinken. „Morgen kehren wir endlich wieder zurück. Ich will für diesen Svellter hoffen, dass er bei unserer Rückkehr mein Papier liefern kann. Und mach dir keine Sorgen mehr wegen Mechthild. Sie wird wieder auf die Beine kommen.“
 
 
 
„Das hoffe ich wirklich. Sie ist ein tolles Mädel und es täte mir Leid sie zu verlieren. Vor allem wüsste ich nicht wie ich meinem Schwervater je wieder unter die Augen treten sollte, wenn ich seine geliebte Großnichte zu Tode kommen ließe.“ Greifwins Anwesenheit ließ Ardo wieder munter werden. Er setzte sich gerade auf, trank den Krug leer und hielt ihn seinem Vetter hin, auf das dieser nachschenke. „Aber die Geschehnisse in Lodenbach haben mich zu der Einsicht gebracht, dass es an der Zeit ist unser Gespräch von vor einem Götterlauf fortzusetzen. Du weißt schon, wegen Ifirnia.“
 
 
 
Greifwin nickte verstehend, trank einen Schluck und setzte den Becher dann ab. „Du hast Recht. Es war wirklich eine gefährliche Situation. Wir hätten genauso gut alle bei Boron enden können. Wir sind noch jung, aber dir fehlt nach wie vor ein Erbe für Kressenburg. Und wir zwei sind weiterhin die Einzigen die wirklich ernsthaft an eine Versöhnung der Familie glauben.“
 
 
 
„So ist es. Ich habe nicht vor mich demnächst auf meiner Burg zur Ruhe zu setzen. Die Feinde des Reiches sind zahlreich und vom Herumsitzen verschwinden sie nicht. Es braucht uns und unsere Schwerter um die Ordnung zu verteidigen, sonst werden wir der Wildermark niemals mehr Herr. Doch wäre mir bedeutend wohler, wenn ich die Erbfolge zweifelsfrei geregelt wüsste und auch endlich diesen bedeutenden Schritt zur Aussöhnung zu gehen.“ Auch Ardo nahm jetzt einen Schluck vom süßen Likör. „Mag Ifirnia mich noch immer nicht leiden?“
 
 
 
Beschwichtigend wedelte Greifwin mit der Hand. „Sie wird es schon noch rechtzeitig lernen dich zu mögen. Du bist ja kein schlechter Kerl und wenn sie nicht so stur wäre, könnte sie auch irgendwann hinter den Namen schauen. Unsere Großmutter hat sie völlig gegen das ältere Haus eingenommen. Wenn sie erst einmal bei dir in Kressenburg lebt wird sie sich schon an dich gewöhnen.“
 
 
 
Ardo pustete kurz durch. Es war ihm deutlich anzumerken, dass diese Regelung ihm nicht wirklich zusagte und er auch den Optimismus seines Vetters in dieser Sache nicht teilte. Trotzdem nickte er und schluckte seine Bedenken mitsamt einem großen Schluck Waldbeerlikör hinunter. „Dann soll es so sein. Du kennst sie besser als ich und wenn du ihr zutraust, dass sie ihre Vorurteile irgendwann zu überwinden versteht, dann will ich ihr die Möglichkeit dazu geben. Doch mit der Verlobung kann und will ich nicht länger warten. Sie hatte einen Götterlauf Zeit sich an den Gedanken zu gewöhnen und ich gestehe ihr bis zur Hochzeit einen weiteren zu. Aber dann ist es an der Zeit.“
 
 
 
Greifwin ließ nicht erkennen, wie sehr ihm der Gedanke missfiel seiner Schwester diese Nachricht bei seiner Heimkehr überbringen zu müssen. Er begann zu rechnen und im Kopf zu überschlagen wie eine Hochzeit im nächsten Götterlauf zu finanzieren und auszurichten sei. „Lass mal sehen. Die Aussaat sollte fertig sein und das Vieh mit dem Kalben und Ferkeln am Ende. Gutes Wetter wäre auch nicht zu verachten. Peraine und Ingerimm fallen also weg. Anfang Rahja ist wieder das Turnier und bei einem Fest hinterher wird die Zeit knapp, dass alle Gäste vor dem Jahreswechsel Heim kommen. Der beste Termin wäre meiner Meinung nach Mitte Praios tausendfünfundreißig. Was meinst du?“
 
 
 
„Gut, dann machen wir es so.“ Über den Tisch hinweg reichte Ardo seinem Vetter die Hand um die Absprache zu besiegeln. „Ich werde dich auf dem Heimweg nach Weidensee begleiten. Du sollst nicht alleine stehen wenn Ifirnia es erfährt. Und wer weiß, vielleicht überrascht sie uns ja doch.“ Nach diesen letzten hoffnungsvollen Worten hob er wieder seinen Krug und starrte den Rest der Nacht gedankenverloren zu den albernischen Musikanten hinüber.
 
 
 
 
 
=== Verlobung ===
 
 
 
''Ingerimm 1033 BF''
 
 
 
Die Gruppe die sich in der Dämmerung aus Firun kommend dem Gut Weidensee näherte war nicht sehr groß. Drei Reiter auf großen Pferden, zwei vorweg und die kleinste, dritte Person, ein Packpferd hintendran führend. Im Licht der Abendsonne konnte man das typische Blitzen einer metallenen Rüstung erkennen und schließlich, als die Gruppe auf wenige hundert Schritt an das Gut heran gekommen war, auch die Wappen der beiden führenden Ritter.
 
 
 
Der Baron von Eslamsroden näherte sich dem Junkerngut das viele Jahre seine Heimat gewesen war. Auch heute noch, wo er sich viel öfter in Eslamsroden und Tiefenquell, seiner Verwaltung, aufhielt, kam er immer wieder gerne hierher zurück. In solch heimeligen Momenten konnte er vergessen, dass er im Zuge der Belehnung als Baron des Junkertitels verlustig gegangen war. Doch da bisher noch imemr kein neuer Herr über Weidensee bestimmt worden war, hatte seine Familie die Verwaltungsarbeit einfach fortgeführt, bis über die Nachfolge bestimmt wurde. Die Mühlräder der märkischen Verwaltung waren stellenweise langsamer geworden, seit die Greifin sich in die Obhut der Boron-Kirche begeben hatte und der Meister der Mark konnte auch nicht überall zugleich sein.
 
 
 
Zwei Brüder und eine Schwester Greifwins kamen von den Rufen des Stallknechts alarmiert aus dem Haus um die Ankommenden zu begrüßen. Mochte die Rückkehr des ältesten Bruders sie auch erfreuen, so schwankte der Ausdruck ihrer Mienen ob seiner Begleitung doch eher zwischen Erstaunen und Feindseeligkeit. Denn niemand anderes als der Baron von Kressenburg, ihr Vetter aus dem ungeliebten älteren Haus Keilholtz, ritt neben ihm heran. Das junge Mädchen im Gefolge trug ebenfalls die Kressenburger Farben.
 
 
 
Greifwin war kaum abgestiegen, als er seine Geschwister auch schon freudig und ohne jede Scheu vor dem Gast begrüßte. Ihre Zurückhaltung musste ihm aufgefallen sein, doch ließ er sich vorerst nichts anmerken. „Firngrimm, Yanis. Das ist Ardo von Keilholtz. Ardo, dies sind meine jüngeren Brüder. Ifirnia und du kennt euch ja schon. Die junge Dame hier ist Mechthild von Kieselholm, Ardos Knappin.“ Fast verlegen und ohne Überschwang wurden schnell ein paar Worte zur Begrüßung ausgetauscht, während Mechthild und der Stallknecht die Pferde in den Stall führten.
 
 
 
Eine halbe Stunde später saßen Ardo und seine Knappin auf der einen und Greifwins Geschwister auf der anderen Seite am großen Tisch im Speisesaal, während Greifwin selbst zu seiner Großmutter gegangen war um sie noch vor dem Abendessen über das Wichtigste zu unterrichten. Eine Magd hatte für jeden einen Humpen Bier gebracht. Nun saß man sich schweigend gegenüber, nachdem sich zaghafte Gesprächsversuche über das Wetter und den Zustand der Straßen schnell erschöpft hatten. Für eine Diskussion über die letzten Ereignisse in Lodenbach und auf dem Reichskongress fand Ardo indes die Runde zu gezwungen. Er kannte von keinem seiner Gegenüber die Einstellung zu diesen Themen und wollte nicht Gefahr laufen noch vor dem Abendessen einen Streit zu provozieren. Mechthild starrte die meiste Zeit auf ihre Hände und blickte nur dann und wann kurz auf, wenn jemand anderes am Tisch eine Bewegung machte. Einmal blickten alle zugleich auf und alle Blicke kreuzten sich, als die Stimme von Großmutter Ingrimma laut wurde. Die dicke Eichentür verhinderte zwar, dass verständliche Worte zu den Wartenden vordrangen, doch Ardo glaubte zu wissen welches Anliegen sein Vetter gerade angesprochen haben musste.
 
 
 
Es dauerte weitere zehn Minuten, bis sich die Tür endlich mit einem vernehmlichen Knarzen öffnete. Langsam und betont würdevoll schritt Ingrimma Keilholtz vor ihrem ältesten Enkel in den Raum, während Greifwin ihr mit einem verkniffen wirkenden Lächeln folgte. Ardo erhob sich und trat einen Schritt auf die alte Dame zu. Mit einer galanten Verbeugung begrüßte er sie und schaffte es sogar ein offenes Lächeln zur Schau zu stellen als er sie begrüßte.
 
 
 
„Euer Wohlgeboren, es ist mir eine Freude und eine Ehre Euch endlich persönlich kennenzulernen. Ich bedaure es sehr, dass die Umstände unsere Familie in den letzten Generationen so sehr gespalten haben und hoffe, dass wir zukünftig wieder in Freudnschaft und mit gegenseitigem Respekt verkehren können.“
 
 
 
Frostig und steif nahm Ingrimma die Begrüßung des jungen Barons entgegen. Man erkannte deutlich, dass der Alt-Keilholtzer mit keinem seiner freundlichen Worte zu ihr durchgedrungen war. Ohne ein Wort nahm sie am Kopf des Tisches Platz, während Mechthild stellvertretend für ihren Baron rot anlief. Ardo indes versuchte sich nichts anmerken zu lassen als er sich wieder setzte, doch war seine Mimik nun genauso verschlossen wie die von Ifirnia und Ingrimma. Auch Greifwin, der sich demonstrativ neben seinen Vetter setzte, war die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Bevor noch etwas gesagt werden konnte, kam schon die Magd wieder herbei und trug auf einem großen Tablett heiß dampfende Schüsseln mit dem Abendessen für die sieben Adligen herein. Auf Greifwins hastigen Wink hin servierte sie und gab so den Anwesenden einen willkommenen Vorwand weiterhin zu schweigen, ohne dabei unhöflich zu erscheinen.
 
 
 
Erst als die Schüsseln wieder abgeräumt und ein jeder ein frischens Bier vor sich stehen hatte, ließ sich ein ernsthaftes Gespräch nicht länger vermeiden. Ingrimma schwieg weiter eisern und so war es an Greifwin seinen Geschwistern von der Absprache mit Ardo zu berichten.
 
 
 
Wie zu erwarten gewesen war nahm Ifirnia die Nachricht, dass sie fortan mit dem Kressenburger Baron, einem Alt-Keilholtzer, verlobt sein würde nicht widerspruchslos hin. Als ihr gar eröffnet wurde, dass auch der Hochzeitstermin schon feststand, warf sie voller Wut den Bierkrug um und verließ schimpfend das Haus. In die entstehende Stille hinein erklärte Greifwin seinen Brüdern welche Vorbereitungen bereits in der nächsten Zeit begonnen werden mussten und in seiner nächsten Abwesenheit erledigt werden sollten. Immerhin standen im Sommer große Landwehrübungen an und auch Ardo und Greifwin hatten vom Meister der Mark wichtige Aufgaben erhalten.
 
 
 
Ingrimma Keilholtz verabschiedete sich irgendwann von ihren drei Enkeln, wieder ohne Ardo und seine Knappin eines Wortes zu würdigen und begab sich zur Ruhe. Auch Mechthild wurde von ihrem Schwertvater bald zu Bett geschickt. Die vier jungen Männer aber redeten noch bis lange in die Nacht hinein über den Reichkongress und die kleinen und großen Sorgen, die er für Greifenfurt mit sich gebracht hatte.
 
 
 
 
 
=== Schwermütige Gedanken ===
 
 
 
''Ingerimm 1033 BF''
 
 
 
Sein Pferd kannte den Weg und folgte der Straße. Ohne aufzublicken oder zu lenken brütete Ardo vor sich hin. In Gedanken war er noch immer auf Weidensee, obgleich er und Mechthild das Junkerngut schon vor Stunden verlassen hatten.
 
 
 
Seine Knappin hielt ihr Pferd genau in seiner Spur und versuchte ansonsten vor allem die Umgebung im Blick zu haben. Noch hatten sie die Grenzen Kressenburgs nicht erreicht und sie hatte in den letzten Wochen zuletzt schmerzvoll erfahren müssen, dass weder Eslamsroden noch die rahjawärts gelegenen Grenzen Greifenfurts noch sicher war. Die anhaltende Stille ihres Schwertvaters machte die junge Kieselholmerin dabei noch nervöser als sie ohnehin schon war. Sie verkniff es sich mit Mühe wie ein unartiges Kind zu fragen wann man denn endlich am Ziel wäre. Sie wusste selber ganz genau wie lange der Ritt in diesem Tempo noch dauern würde und schneller wurden die Pferde durch sinnlose Fragerei auch nicht.
 
 
 
Der Baron wälzte indes immer und immer wieder die selben Fragen in seinem Kopf. Natürlich war seine Entscheidung vernünftig gewesen. Er und Greifwin hatten bisher als einzige aus der Familie erkannt was die Stunde geschlagen hatte. Ifirnia mochte sich noch so sehr dagegen sträuben, Greifwins Großmutter noch so sehr toben. Es blieb die Tatsache, dass sie zusammen mehr erreichen konnten und erreichen würden. Sie waren nun Nachbarn und Blutsbande verbanden sie, wenn diese auch schon viele Generationen zurückreichten. Es war einfach nicht gut länger auf die alte Feindschaft zu beharren. Weder für die Familie Keilholtz, noch für Greifenfurt. Doch in diesem Punkt war das jüngere Haus genauso stur wie man es sonst nur dem älteren nachsagte.
 
 
 
Die Wildermark drängte mit jedem Mond stärker in die Kernlande der Mark vor. Eslamsroden war in diesem Sinne inzwischen eine Grenzbaronie. Der abgesetzte Erbe Eslamsrodens hielt noch immer die Burg besetzt und niemand konnte ihn mit Waffengewalt zwingen sie freizugeben und sich auf das seiner Familie zugewiesene Junkerngut zurückzuziehen. Ardo wollte helfen und würde das auch dann tun wenn seine Hilfe vom Großteil des jüngeren Hauses abgelehnt wurde. Seine Mutter hätte diese Gedanken verstanden. Gütig und sanft hatte sie stets versucht auf seinen Vater einzuwirken doch war selbst sie, die Travia-Geweihte, in diesem Punkt an seiner Sturheit gescheitert. Bei ihrem Sohn hatte sie mehr erreicht. Ardo wollte den Unfrieden beenden und war nun endlich in der Position dazu es zu tun. Er war nun der Baron von Kressenburg, sein Vater und Großvater nominell seine Vasallen. Genau wie Greifwin war er vor einem Götterlauf vom gehorsamen Sohn und Enkel zum mächtigsten Mann in seinem Haus aufgestiegen.
 
 
 
In diesen Tagen endlich hatten sie den Schritt unternommen diese neue Macht nicht nur zu besitzen, sondern sie auch zum Wohle der Familie einzusetzen. Der harte Strauß den Greifwin mit seiner Schwester und Großmutter auszufechten hatte, wartete noch auf Ardo. Sein Vater und Großvater mochten in vielen Dingen anders denken als die Hartschädel auf Burg Keilholtz. Wenn es aber um das jüngere Haus ging waren auch sie nicht frei von Vorurteilen. Doch der junge Baron war sich sicher, dass er diese letzte Hürde ebenso meistern würde wie sein älterer Vetter aus dem jüngeren Haus.
 
 
 
Viel mehr zu schaffen machten ihm die Gedanken an seine Braut selbst. Ifirnia Rondralieb Keilholtz war, wenn man sie unvoreingenommen betrachtete, wirklich eine tolle Frau. Jung und gutaussehend und geschickt mit dem Schwert. Zudem sprachen fünf Geschwister Bände über die Fruchtbarkeit der Familie. Das alles machte sie für einen Greifenfurter Baron zur perfekten Wahl. Wenn da nicht der unversöhnliche Hass in ihren Augen gewesen wäre, der jedesmal aufflammte wenn sie ihn ansah. Inzwischen glaubte Ardo nicht mehr daran, dass sich zwischen ihnen jemals so etwas wie Liebe oder auch nur gütliches Einvernehmen entwickeln würde. Diese Frau wurde in seiner Gegenwarts zu Eis. Wenn sie allein mit ihrem Blick hätte töten können, wäre er auf Weidensee ein Dutzend qualvolle Tode gestorben.
 
 
 
Natürlich hatten Greifwin und er sie im Grunde zu dieser Verlobung gezwungen. Sie wussten beide um die Abneigung Ifirnias und hatten trotzdem über ihren Kopf hinweg über ihr Leben entschieden. Ein Leben welches sie fortan an der Seite eines Mannes zubringen sollte den sie aus tiefsten Herzen hasste. Ardo war sich sicher, dass seine Mutter dieses Vorgehen auf das Schärfste veruteilt hätte wenn sie nicht schon vor Jahren in die Hallen ihrer Göttin abberufen worden wäre. An diesem Punkt fehlte nicht viel und er hätte sein Pferd gewendet um zurückzureiten und Greifwin um die Auflösung der gerade erst geschlossenen Verlobung zu bitten. Doch etwas in ihm weigerte sich diese Niederlage anzuerkennen. Der Kampf war erst vorbei wenn er gewonnen hatte. Mochte seine Braut ihn hassen, seine Familie verständnislos den Kopf schütteln und seine Mutter strafend aus Alveran zu ihm hinabsehen. Doch er würde nicht aufgeben Ifirnia zu zeigen, dass sie mit ihrem Hass den Falschen traf. Vielleicht würde sie es nie lernen. Oder ihn des nachts im Ehebett erdolchen. Aber er war fest entschlossen es trotzdem zu versuchen.
 
 
 
So in Gedanken versunken, bemerkte der Baron nicht einmal, dass sie irgendwann die Grenze zu den eigenen Ländereien überschritten. Sein Pferd kannte den Weg und folgte der Straße.
 
 
 
 
 
=== Eine Kriegerin der Mark ===
 
 
 
''Rondra 1034 BF''
 
 
 
„Praiadne Leuinherz Keilholtz! Tretet vor!“
 
 
 
Die Stimme des greisen Hlûthar von Schellenstein hallte über den Hof der märkischen Kriegerakademie ''Lechdans Erbe''. Die etwa drei Dutzend Bewohner der Akademie, Schüler, Ausbilder und Bedienstete, waren komplett versammelt, um die erfolgreichen Schüler des Abschlussjahrganges zu verabschieden. An der Seite des Akademieleiters stand Bodar von Reifenberg, der alte Rondra-Geweihte, der seit Eröffnung der Schule vor fast zwei Jahrzehnten als geistige Beistand für alle Schüler fungierte und immer daran gemahnte, die erlernten Fertigkeiten im Sinne der Leuin zu benutzen. Er hielt das Schwert, auf das nun schon eine Generation junger Greifenfurter den Schwur auf den Heiligen Lechdan geleistet hatten.
 
 
 
Der Moment erfüllte Praiadne mit Stolz und sie konnte ein Lächeln beim besten Willen nicht unterdrücken. Gemessenen Schrittes trat sie aus den Reihen der Schüler hervor, von denen sie die jüngsten im letzten Götterlauf noch selber mitgeschult hatte. Kraftvoll und sicher sprach sie die rituellen Worte mit denen ein jeder Abgänger sich im Angesicht Rondras zum Schutz der Schutzlosen und dem Dienst an der Mark Greifenfurt verpflichtete. Bodar von Reifenberg nickte anerkennend und erteilte ihr seinen Segen. Praiadne machte auf den Hacken eine viertel Drehung und wandte sich so dem Schellensteienr zu. Aus seiner Hand empfing die junge Frau zwei Schriftrollen aus Pergament, eine mit dem Siegel der Akademie und eine mit dem der Mark Greifenfurt..
 
 
 
„Praiadne Leuinherz Keilholtz! Ihr habt die Ausbildung an der Märkischen Kriegerschule mit Bravour bestanden. Vom heutigen Tage an erhaltet Ihr das verbriefte Recht Waffen zu tragen wie es einer Kriegerin zusteht. Ihr habt zudem im letzten Götterlauf unter Beweis gestellt, dass Ihr nicht nur eine gelehrige Schülerin seid, sondern das gelernte Wissen auch weiterzuvermitteln wisst. Aus diesem Grund wurde beschlossen, Euch sogleich im Anschluss Eurer Ausbildung nach Feldharsch zu versetzen. Ihr erhaltet den Rang eines Leutnants und werdet als Adjudantin des dort zuständigen märkischen Hauptmanns die Ausbildung der Landwehren beaufsichtigen.“
 
 
 
Die Überraschung stand der frischgebackenen Kriegerin deutlich ins hübsche Gesicht geschrieben. In ihr rangen widerstreitende Gefühle um die Vorherrschaft aber keines wollte obsiegen. Gerne wäre sie im Anschluss sofort zurück nach Weidensee geeilt um ihre Großmutter und die Geschwister endlich einmal wieder zu sehen. Ihren ältesten Bruder hatte sie immerhin seit über einem halben Götterlauf nicht mehr zu Gesicht bekommen. Andererseits war der militärische Rang und die verantwortungsvolle Aufgabe eine unerwartete Auszeichnung, mit der sie so früh nicht hatte rechnen dürfen.
 
 
 
Praiadne salutierte pflichtbewusst vor ihrem Ausbilder, der ihr wie vielen anderen Rekruten ab dem zwölften Lebensjahr ein Vaterersatz gewesen war. Mit einem freundschaftlichen Lächeln klopfte ihr der alternde Recke auf die Schultern.
 
 
 
„Herzlichen Glückwunsch Mädchen! Es ist leider erstmal nur die Landwehr geworden, mehr habe ich gegenwärtig nicht erreichen können. Der Nebelsteiner wollte auf biegen und brechen keine neuen Rekruten für die Finsterwacht. Aber ich bin mir sicher du wirst deinen Weg gehen. Mach mir keine Schande und pass gut auf dich auf.“
 
 
 
Dankbar strahlte die junge Kriegerin den Schellensteiner an.
 
 
 
„Das werde ich. Versprochen.“
 
 
 
Zusammen mit den restlichen vier Abgängern des Jahrganges machte sich Praiadne noch am Mittag auf gen Greifenfurt. Ihre wenige persönliche Habe hatte sie in den Satteltaschen verstaut. Mit Freude und Stolz trug sie das Wappen der Mark und als sie vor dem Aufbruch nach Feldharsch ein letztes Mal in der Greifenfurter Kaserne schlief, hielt ihre Aufregung sie noch bis weit in die Nacht wach.
 
 
 
 
 
=== Landwehr ===
 
 
 
''Rondra 1034 BF''
 
 
 
„Und das Ganze noch einmal von vorn. Piken hoch! Ausrichten! Gurvane, die Spitze muss niedriger. So holst du nur die Blätter vom Baum. Schau auf Tannrik neben die. Der macht es richtig. So, und nun dir Wende. Achtung, jetzt!“
 
 
 
Innerhalb von Sekunden war aus dem eben noch geordneten Landwehrbanner ein Haufen übereinander stolpernder Leiber und verhakten Piken geworden. Ardo riss sich zusammen um nicht vor Verzweiflung die Hände vors Gesicht zu schlagen.
 
 
 
„Praiossanctus, gib mir Kraft oh Götterfürst.“ Nach diesem kurzen Stoßgebet ließ er seine Kasernenstimme wieder über der Feld schallen.
 
 
 
„Halt das Ganze! Halt habe ich gesagt Gurvane! Und jetzt ausrichten! Bei Rondra, da geht es ja in jedem Hühnerstall geordneter zu! Piken hoch und Augen zu mir! Wenn der Ork jetzt hinter euch gewesen wäre, wäret ihr abgeschlachtet worden wie tobrische Schafe!“
 
 
 
Die betretenen Mienen sprachen Bände. Unzufrieden wandte Ardo sich an den Unteroffizier neben sich, der sofort Haltung annahm. „Korporal Hamfast! Ihr lasst die Wende bis zum Abend weiterüben. Vor dem Abendessen will ich Fortschritte sehen. Macht ihnen Beine!“
 
 
 
„Jawohl Herr Hauptmann!“
 
 
 
Ardo ließ Hamfast und die Landwehr stehen und stapfte zurück in sei nzelt. Der Schweiß stand ihm in den Stiefeln und er ahnte, dass er im Moment nicht besser roch als ein Schweinebauer. Kurzentschlossen streifte er de nWappenrock und das Kettenhemd ab, nahm sich ein Leinentuch und machte sich auf zur Badestelle vor dem Lager.
 
 
 
Der kleine Bach war gerade ein paar Schritt breit und nur an dieser einen Stelle mehr als hüfttief. Dort, wo das Bachbett wieder flacher und breiter wurde, gab es eine kleine Furt wo der Feldweg aus Feldharsch über den Bach führte. Ardo legte seine Kleidung am Ufer ab und stieg in das kühle Nass. Genießend ließ er sich das Wasser über Schultern und Kopf laufen, tauchte ein paar mal und blieb wohl ein viertel Stundenglas im Bach, bis er endlich glaubte alles an Staub und Schweiß des heißen Vormittags abgespült zu haben.
 
 
 
Gerade als er sich daran machte aus dem Wasser zu steigen, hörte er den Hufschlag eines einzelnen Pferdes. Es kam aus Richtung Feldharsch und schon bald erkannte Ardo einen Wappenrock der Mark. Die junge Reiterin verlangsamte ihr Tier und kam auf dem Weg zur Furt heran. Auch sie hatte Ardo entdeckt, der noch immer bis zur Hüfte im Wasser stand.
 
 
 
„Rondra zum Gruße, Soldat. Wo finde ich das Zelt des befehlshabenden Offiziers?“
 
 
 
Ardo wollte schon aufbrausen, als ihm einfiel, dass er ohne Rüstung und Wappenrock nur schwer als Baron und hauptmann zu erkennen war. Belustigt über die Situation musste er grinsen, was bei der junge nFrau ein verärgertes Stirnrunzeln hervorrief. Sie mochte glauben, dass der Soldat vor ihr sie nicht ernst nahm.
 
 
 
Er blickte auf ihre Rangabzeichen. Leutnant also. Das war dann wohl die angekündigte Stellvertreterin. So wie sie aussah ochte sie selbst gearde erst aus der Ausbildung kommen. Vielleicht gar nicht verkehrt, da war das Wissen noch frisch. Er vertraute darauf, dass man ihm keine Niete geschickt hatte. Noch immer ruhte ihr fragender Blick auf ihm.
 
 
 
„Rondra zum Gruße, Frau Leutnant. Das Zelt des Hauptmanns könnt Ihr nicht verfehlen. Gleich das erste rechts im Lager. Der Hauptmann selbst ist gerade nicht da, aber ich werde dafür sorgen, dass er sogleich zu Euch stößt.“
 
 
 
Die Frau schaute kurz unschlüssig wegen Ardos Wortwahl, ließ es dann aber auf sich beruhen. Sie grüßte dankend, ritt durch die Furt und strebte dem Zeltlager zu. Ardo sah, wie sie vor seinem Zelt abstieg, das Pferd anband und nach kurzem Zögern eintrat. Schließlich stieg er aus dem Bach, trocknete sich mit dem Leinentuch ab, streifte sich Hemd und Hose über, stieg in seine Stiefel und legte zügig die zweihundert Schritt zu den Zelten zurück.
 
 
 
Ohne Umschweife betrat er sein Zelt und fand die junge Frau in aufrechter Haltung vor dem Besprechungstisch stehen. Verwirrt sah sie ihn an, als hinter ihm nicht wie erwartet ihr neuer Vorgesetzter Offizier eintrat.
 
 
 
„Stehen Sie bequem und machen Sie Meldung.“
 
 
 
Ardo ging an ihr vorbei zu seiner Truhe und holte eine Flasche Wein und zwei Zinnbecher hervor. Er hatte vor seiner neuen Stellvertreterin die Begrüßung und den kleinen Scherz zu versüßen.
 
 
 
„Soldat? Was hat das zu bedeuten? Erklärt Euch!“
 
 
 
Mit einem feinen Lächeln stellte Ardo die Becher auf den Tisch und öffnete die Flasche.
 
 
 
„Ardo von Keilholtz, Baron zu Kressenburg, Hauptmann der Märkisch Greifenfurtschen Armee. Auch an Euch die Bitte, spart Euch hier im Lager das Hochgeboren. Und jetzt steht endlich bequem und macht Meldung.“
 
 
 
Praiadne wurde abwechselnd rot vor Scham und blaß vor Schreck und die Überraschung ließ ihr Kinn nach unten sacken. Sie hatte sich gehörig blamiert, noch bevor sie ihren Dienst überhaupt angetreten hatte. Zu allem Überfluss war ihr Vorgesetzter auch noch ein Altkeilholtzer! Am liebsten wäre sie auf der Stelle im Boden versunken oder schnurstracks zu ihrem Pferd gerannt um zu ihrer Familie nach Weidensee zu flüchten. Aber die Abscheidsworte des Schellensteiners kamen ihr wieder in den Sinn. Sie nahm all ihren Mut zusammen um de mKressenburger in die Augen zu sehen und zu salutieren.
 
 
 
„Leutnant Praiadne Leuinherz Keilholtz meldet sich zum Dienst, Herr Hauptmann.“ Etwas kleinlauter fügte sie den Versuch einer Entschuldigung an. „Ich bitte vielmals um Verzeihung, dass ich Euch unwissentlich beleidigt habe, Euer Hochgeboren.“
 
 
 
Ardo, der gerade den Wein hatte einschenken wollen, erstarrte für einen Moment, bevor er lachend und den Kopf schüttelnd fortfuhr.
 
 
 
„Praiadne Keilholtz, fürwahr. Da seht Ihr Eurer Schwester so ähnlich und ich habe Euch doch sehenden Auges nicht erkannt.“ Noch immer lachend reichte er ihr einen der Becher. In den Zinn war sehr detailliert und fein das Wappen der Baronie Kressenburg eingestanzt, was sie im Halbdunkel des Zeltes erst jetzt erkennen konnte. „Seid mir willkommen, werte Base und zukünftige Schwägerin. Auf das Herzlichste willkommen.“
 
 
 
Die Verwirrung stand Praiadne ins Gesicht geschrieben. Zukünftige Schwägerin? Dann musste dieser Mann hier derjenige sein, von dem ihre Schwester ihr vor Wochen voller Wut geschrieben hatte. In Gedanken verglich sie ihren Gegenüber mit den Attributen mit denen er von seiner Verlobten bedacht worden war. Alt und hässlich, schwach und feige, unangenehm und dumm, stinkend und faul. Wie konnte das derselbe Mann sein? Auf den ersten Blick war er in den meisten Punkten das genaue Gegenteil. Sicherlich, sie sah ihn das erste Mal. Das zweite Mal wenn man die Szene am Bach mitzählte. Aber auch Ifirnia hatte ihn kaum öfter gesehen. Wollte ihre Schwester vielleicht nur nicht sehen was für ein Mann ihr Verlobter hinter seinem Namen war?
 
 
 
Verlegen senkte Praiadne den Blick, als ihr bewusst wurde, dass sie Ardo wohl eine volle Minute angestarrt haben musste. Noch immer hielt er die Hand ausgestreckt um ihr den Wein zu reichen. Als sie wieder aufblickte lag ein Lächeln auf ihrem vor Verlegenheit gerötetem Gesicht. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, griff sie nach dem Begrüßungswein. Sie hatte sich entschieden. Ardo war ihr Vorgesetzter. Egal was Ifirnia von ihm halten mochte, Praiadne konnte sich keine Vorurteile erlauben. Sie musste selbst erkennen ob sie sich im Notfall auf ihren neuen Hauptmann würde verlassen können. Er hatte sie offensichtlich vorbehaltlos akzeptiert, trotz des generationenalten Konflikts zwischen ihren Familien und er hatte es sich damit verdient, dass sie ihm ebenso unvoreingenommen entgegen trat.
 
 
 
 
 
=== Üben, üben, üben ===
 
 
 
''Efferd 1034 BF''
 
 
 
„Das nennst du sauber, Firnwulf? Da hängt ja noch Gras und Dreck von der Geländeübung gestern zwischen den Gliedern! Hier, nimm das Kettenhemd und mach dich wieder an die Arbeit. Und diesmal mach sie anständig! Wenn mir das Hemd wegen deiner Nachlässigkeit wegrostet, streiche ich dir so lange die Rationen zu sammen, bis das neue bezahlt ist. Lass dir von Mechthild das Öl zum Einreiben geben! Und wenn du schon dabei bist schicke Leutnant Keilholtz zu mir.“
 
 
 
Kopfschüttelnd sah Ardo seinem neuen Pagen hinterher bevor er sich schließlich an seinen kleinen Besprechungstisch setzte um eine Landkarte zu studieren. Die Übung am Vortag war wieder einmal ein Desaster gewesen. Es war wie immer, wenn die Bauern etwas zum ersten Mal tun sollten. Nicht, dass sie sich den Befehlen widersetzt hätten. Sie verstanden einfach nicht wie sie sie umsetzen sollten. Das einfache Wenden, das Bilden einer Speerwand oder das gleichzeitige Schießen auf Kommando hatten sie glücklicherweise nach ein paar Wochen auf dem Exerzierplatz verstanden. Aber verlangte man dieselben Übungen im Gelände zwischen Hügeln und Bächen, dann war die Ordnung schnell dahin. Es würde wohl wie auf dem Platz nur mit andauernder Übung funktionieren.
 
 
 
Doch viel Zeit blieb ihm nicht mehr. Bald war Erntezeit, da würden die meisten seiner Leute zurück auf ihre Höfe gehen und ihm erst Wochen später wieder zur Verfügung stehen. Wahrscheinlich hatten die meisten ihre Lektionen bis dahin längst wieder vergessen. Wenigstens auf seine Kressenburger Bogenschützen konnte er sich verlassen. Die Anordnung sich an jedem Markttag mit dem Bogen zu üben trug langsam Früchte. Trotzdem entband das den Baron nicht von seiner Sorge um Gesamtzustand der Landwehr. Ein plötzlicher Schatten am Eingang des Zeltes machte Ardo auf seine eintretende Adjudantin aufmerksam.
 
 
 
„Herr Hauptmann! Ihr habt mich rufen lassen.“
 
 
 
„Frau Leutnant. Kommt rein Praiadne und setzt Euch. Ich denke es ist Euch gestern nicht entgangen, dass wir ein Problem mit der Truppe haben. Darüber müssen wir reden und schnellstens eine Lösung finden.“
 
 
 
Er konnte sehen, wie es hinter der Stirn der jungen Offizierin arbeitete. Ja, sie hatte den noch immer desolaten Zustand der Landwehr ebenfalls erkannt. Jeder der nicht schon taub war, hatte gestern bei dem kleinen Manöver ihren Unmut nicht überhören können. Auch Ardo war sehr laut geworden, doch war das etwas anderes, denn seine Kasernenstimme waren die Leute schon gewohnt. Die kleine gutaussehende Edle so dermaßen fluchen und schimpfen zu hören hatte ihn auf der einen Seite belustigt, aber gleichzeitig auch seinen Respekt vor ihr wachsen lassen. Er hatte inzwischen erkannt, dass sie stets genau wusste wovon sie sprach und dass sie darauf brannte, das an der Akademie erworbene Wissen umzusetzen. Nun wusste er zudem, dass sie die Fähigkeit hatte sich bei Unteroffizieren und Mannschaften durchzusetzen. Nicht nur wegen ihres Ranges und ihrer adligen Herkunft, sondern durch natürliche Autorität.
 
 
 
„Wenn Ihr erlaubt Hauptmann Ardo, ich habe mir ein paar Gedanken gemacht.“
 
 
 
„Nur zu. Ich will alles hören. Dazu habe ich Euch schließlich rufen lassen.“
 
 
 
„Gut.“
 
 
 
Praiadne sortierte noch einmal ihre Gedanken, bevor sie daran ging sie ihrem Vorgesetzten zu unterbreiten. Sie hatte an der Akademie gelernt, dass auch gute und kluge Ideen überzeugend dargebracht werden musste, wenn sie Gehör finden wollte. Zwar hatte Ardo ihr bisher immer aufmerksam zugehört. Auch bei den Gesprächen zu den Abendessen, die sie beiden als einzige Adlige im Lager nur mit seiner Knappin und seinem Pagen zusammen einnahmen, führten sie häufig offene Diskussionen. Nicht nur über die Armee, auch über Kressenburg und Eslamsroden, die Lehen Ardos und ihres Bruders Greifwin. Nur das Thema der Familie hatte sie bisher erst einmal kurz angeschnitten als sie ihre Schwester, Ardos Verlobte, zur Sprache brachte. Doch Praiadne hatte schnell gemerkt, dass dies ein Punkt zu sein schien, den ihr zukünftiger Schwager nicht näher bereden wollte.
 
 
 
Abgesehen davon war Ardo immer bereit gewesen sich alles unvoreingenommen anzuhören. Nun jedoch ging es um seinen Zuständigkeitsbereich, die Führung der Truppe und Praiadne war sich nicht sicher wie er auf Kritik daran reagieren würde. Sie atmete tief durch und sah ihren Hauptmann dann fest in die Augen während sie sprach.
 
 
 
„Meiner Meinung nach ist die Befehlsstruktur zu grobmaschig.“
 
 
 
„Inwiefern?“
 
 
 
„Den Leuten fehlt in der Masse die Orientierung. Sie wissen oft nicht wo vorn und hinten ist und bevor wir ihnen das nicht wenigstens halbwegs beigebracht haben sind alle anderen Übungen sinnlos. Wir haben aber nicht die Zeit die Bauern so lange zu drillen bis sie es endlich kapiert haben. Sie sind nunmal keine Soldaten sondern nur Landwehr. Also müssen wir ihnen das Verstehen erleichtern.“
 
 
 
„Wie würdet Ihr das anstellen?“
 
 
 
„Gebt den Veteranen mehr Verantwortung. Es sind einige Ältere dabei die schon Schlachten gesehen und gegen Schwarzpelze gefochten haben. Die wissen wie es geht und wie sie ihre Pike zu halten haben. Gleichzeitig haben wir aber auch hauptsächlich junge Kerle und Mädel, die zum ersten Mal eine Waffe in der Hand haben und einen Reigen um den Ingerimmsbaum für eine geschlossene Reihe halten. In dieser Masse gehen die wenigen Erfahrenen unter. Wenn wir ihnen aber ein wenig Autorität zugestehen, könnten sie die jüngeren anleiten. Geben wir jedem Veteran ein paar Frischlinge an die Hand für die er verantwortlich ist.“
 
 
 
„Dann bekommen wir einen Haufen Korporäle. Was soll das bringen? Ganz zu schweigen, dass ich den Bauern hier keinen Unteroffizierssold zahlen kann und werde.“
 
 
 
„Das müsst Ihr ja auch gar nicht. Geht einfach hin und erhebt ein paar Ältere symbolisch zu Wortführeren. Auf den Dörfern funktioniert das auch. Im Zweifel hören sie doch immer auf ihre Ältesten. Die Jüngeren sollen sich bei den Übungen und im Manöver an ihren Anführer halten und die sind gegen uns wiederum dafür verantwortlich, dass ihre Leute die Pike richtig herum halten.“
 
 
 
„Gibt das nicht ein heilloses Durcheinander? Bauern die sich gegenseitig Befehle geben? Sie hören doch uns schon nicht richtig zu, weil sie mehr damit beschäftigt sind  die Lanze auszurichten und sich nicht selbst zu verletzten.“
 
 
 
„Ihr hebt doch selbst immer wieder Einzelne für die anderen als Vorbilder und Beispiel für die Masse heraus. Mein Vorschlag wäre nur eine Fortsetzung dieses Prinzips. Sagt den Bauern auf wen neben sich sie im Zweifel schauen sollen. Korporal Hamfast oder wir stehen ja nicht mit in der Formation, an uns können sie sich nicht orientieren. Wenn sie aber im Getümmel den alten Tannrik ansehen würden wie er die Pike aufstellt, dann wüssten sie sofort wie sie es richtig zu machen haben.“
 
 
 
„Nun gut, ich lasse mir das durch den Kopf gehen. Tannrik ist wirklich ein gutes Beispiel, der hat schon auf den Silkwiesen gekämpft und weiß wirklich was er machen muss. Lasst uns schauen ob wir noch ein paar von dem Schlag finden. Vielleicht lässt sich das ja umsetzen. Sonst noch Vorschläge?“
 
 
 
„Ja, Herr Hauptmann. Wir sollten die Leute ermuntern von selbst mehr zu leisten. Sie sind ja nicht freiwillig hier, sondern verpflichtet diesen Dienst zu tun. Viele haben zu Hause Hof und Familie und sehnen sich jeden Tag zurück um nach dem Rechten zu sehen. Sie sind mit den Gedanken nicht bei der Sache und das werden wir ihnen auch nicht mit Zwang einbleuen können. Aber wir könnten ihnen einen kleinen Anreiz geben. Wir haben Bauern aus acht Baronien hier. Die meisten Übungen finden ja auch in diesen kleinen Einheiten statt und nur ganz selten lassen wir alle gemeinsam marschieren. Lasst uns einen kleinen Wettbewerb veranstalten. Jede Woche küren wir die beste Einheit und loben als Preis ein Extrafass Bier aus. Das ist nicht zu teuer, stärkt die Moral und gibt den Frauen und Männern einen Anreiz sich ganz besonders anzustrengen.“
 
 
 
„Ich halte ja eigentlich nicht viel davon Bauern zum Trinken zu ermutigen. Die müssen nachher wieder aufs Feld und ihre Arbeit tun, auch wenn keine Extraration auf sie wartet. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Aussicht auf ein oder zwei Humpen mehr die Lernbereitschaft erhöht. Meine Soldaten in Greifenfurt hätten für ein paar Freibier auch so einiges getan.“
 
 
 
Verschmitzt grinste Praiadne ihren Vorgesetzten an.
 
 
 
„Eben. Da sind die Kadetten der Kriegerakadmie auch nicht viel anders. Für ein paar Bier zu Lechdans Ehr’ schindet man sich gerne mal eine Stunde länger.“
 
 
 
„Sehr schön, dann wollen wir das mal versuchen. Das zusätzliche Bier lasse ich mit der nächsten Versorgungslieferung aus Feldharsch kommen. Habt Ihr noch etwas?“
 
 
 
„Nein, abgesehen von diesem Maßnahmen bleibt uns nur die übliche Methode um den Leuten das Kriegshandwerk näher zu bringen. Üben, üben, üben.“
 
 
 
„Dann würde ich sagen“, begann Ardo während er einem Bierschlauch und zwei Becher hervorholte und eingoss, „habt Ihr Euch für Eure Ideen ebenfalls ein Freibier verdient.“
 
 
 
Ohne zu zögern griff Praiadne nach ihrem Becher und stieß mit dem Baron an.
 
 
 
„Und womit habt Ihr Euch diesen Umtrunk außer der Reihe verdient, Herr Hauptmann?“, fragte sie mit einem frechen Glitzern in den Augen.
 
 
 
Mit gespielter Würde strich Ardo sein Wams glatt und prostete Ihr noch einmal grinsend zu.
 
 
 
„Ich bin der Kommandant.“
 
 
 
Vor dem Zelt hoben Mechthild und Firnwulf verwundert die Köpfe von ihrer Arbeit an Ardos Kettenhemd als sie das einvernehmliche Lachen aus dem Zelt hörten, blickten sich an und schüttelten zugleich ratlos die Köpfe.
 
 
 
 
 
=== Unerwünschte Gefühle ===
 
 
 
''Hesinde 1034 BF''
 
 
 
Die Zeit der Ernte war längst vorbei und schon seit Wochen hatte Ardo die Landwehr wieder zu den Übungen beisammen. Inzwischen lag auch hier im Süden Greifenfurts der Schnee mehrere Finger hoch und hatte die Felder und Wiesen bedeckt. Durch das Zeltlager zogen sich viele kleine Trampelpfade, einige mehr, andere weniger deutlich. Am Besten erkannte man den Weg vom Kochzelt zu den Latrinen und den Pfad aus dem Lager heraus zum Exerzierplatz. Diesen wiederum erkannte man bereits aus größerer Entfernung, war er doch ein großes matschigbraunes Quadrat inmitten von Firuns weißer Pracht.
 
 
 
Mit einiger Mühe war es gelungen das Lager winterfest zu machen. Stroh für die Nachtlager der Mannschaften war in rauhen Mengen geliefert worden und zwischen den Zelten liefen schmale Schmelzwassergräben zum Bach hinunter. Inzwischen gab es sogar einen Palisadenwall, der das Lager umgab und die gröbsten Winde und Schneewehen fern hielt. Diese Idee Praiadnes war zuerst mit Murren aufgenommen worden, hatte es doch in den ersten Wochen einige Mehrarbeit gefordert, aber nachdem es nun in den Zelten deutlich weniger zog, waren es alle zufrieden.
 
 
 
Nun saß Ardo an seinen Listen. Es war an der Zeit für den nächsten Nachschubkarren aus Feldharsch, doch wegen der schlechten Straßen würde er wohl später kommen. Das war noch nicht problematisch, die Vorräte würden noch mindestens eine Woche reichen. Trotzdem wäre es ihm lieber gewesen, wenn der Nachschub bereits da wäre. ‚Wozu über ungelegte Eier grübeln?’ Wieder einer dieser Sprüche seines Vogtes der ihm in den Sinn kam. Der Karren würde heute kommen oder morgen oder später, er konnte es nicht beeinflussen.
 
 
 
Also ließ er von den Listen ab und rückte mit dem Stuhl näher an die Feuerschale, die in der Mitte des Zeltes stand und Wärme verbreitete. Im Hintergrund saßen Mechthild und Firnwulf über einem Brettspiel und beachteten ihn gar nicht. ‚Eigentlich schlecht erzogen.’, dachte er bei sich. ‚Ich bin ihr Schwertvater, die sollten immer auf dem Sprung sein falls ich eine Aufgabe für sie habe.’ Seine Gedanken wurden von einem Schwall kalter Luft unterbrochen. Hinter ihm war Praiadne ins Zelt gekommen und schlug nun sorgfältig die Plane wieder vor, um keine weitere Wärme entfleuchen zu lassen.
 
 
 
„Frau Leutnant.“
 
 
 
„Herr Hauptmann.“
 
 
 
Grinsend sahen sie einander an. Längst waren sie dazu übergegangen sich zu dutzen wenn sie unter sich waren, doch machten sie sich trotzdem den Spaß sich mit ihren militärischen Rängen zu begrüßen. Praiadne nahm sich vom gewärmten Wein der neben der Feuerschale stand und trank ein paar Schlucke um sich aufzuwärmen.
 
 
 
„Wie schaut es aus? Alles in Ordnung draußen?.“
 
 
 
„Alles bestens. Die Wachen sind auf Posten und die Nardesfelder trinken ihr Extrabier. Nur der Wind ist noch immer eklig und friert einen bis auf die Knochen durch.“
 
 
 
„Dann komm ran hier und häng die Füße unter die Schale. Dann wird es dir auch wieder warm.“
 
 
 
Ardo rückte zur Seite und machte Platz für Praiadne die sich einen Stuhl schnappte und sich neben ihn setzte. Sie entledigte sich ihrer Stiefel und streckte die Füße dann mit einem wohligen Seufzen der Feuerschale entgegen. Ardo schenkte ihnen beiden warmen Wein nach und machte es sich gleichsam wieder gemütlich.
 
 
 
„Allein dafür hat es sich gelohnt Offizier zu werden.“
 
 
 
„Du sagst es Ardo. Im Winterbiwak habe ich unsere Ausbilder immer darum beneidet. Da waren wir froh, wenn wir bei den Pferden schlafen konnten, die haben einen noch ein wenig gewärmt.“
 
 
 
„Tja, hier hats leider nur wenig Pferde. Aber ich denke die Mannschaften wissen sich da auch anders zu helfen.“
 
 
 
Mit einem Zwinkern machte Ardo klar, dass er auf die Intimitäten unter den Leuten anspielte, die ihm zuletzt gemeldet worden waren. Er hatte die ‚Schuldigen’ jeweils mit getrennten Nachtwachen bestraft um der Disziplin genüge zu tun. Doch im Grunde war ihm klar, dass sich dergleichen bei so einer großen Menge vorwiegend junger Menschen fern der heimatlichen Scholle in den kalten Wintermonden nicht wirkungsvoll unterbinden ließ.
 
 
 
Praiadne schenkte ihm ein anzügliches Grinsen welches anzeigte, dass sie genau wusste was er meinte.
 
 
 
„Das wiederum ist der Nachteil daran im Biwak Offizier zu sein. Während sich die Mannschaften anderweitig Hitze verschaffen muss sich unsereins mit einem heißen Stein unter dem Stroh begnügen wenn er es warm haben will.“
 
 
 
„Ich glaube das liegt weniger am Offiziersdasein an sich. Zu meiner Zeit in der Greifenfurter Garnision war das zumindest kein Hinderungsgrund.“
 
 
 
„Du meinst wir haben hier nur getrennte Betten und müssen frieren, weil du mit meiner Schwester verlobt bis?“
 
 
 
Im Hintergrund hatte Mechthild kurz aufgeblickt. Wann immer die Sprache auf seine Verlobte kam, pflegte ihr Schwertvater unleidlich zu werden. Sie wusste, dass es etwas mit der schwierigen Beziehung ihrer beiden Familien zu tun hatte, konnte es aber nicht ganz verstehen. Immerhin kam er mit Praiadne, der Schwester, wunderbar aus und auch mit dem Bruder, dem Baron von Eslamsroden, war er freundschaftlich verbunden. Die Knappin erwartete, dass ihr Baron das Thema wie immer mit einer unwirschen Bemerkung beenden würde. Doch diesmal brauste er merkwürdigerweise nicht sofort auf. Sie sah sein grüblerisch verzogenes Gesicht, bis eine leichte Berührung an der Hand sie aufschrecken ließ und daran erinenrte, dass Firnwulf auf ihren Zug wartete.
 
 
 
Ardo hielt den Blick starr auf das Feuer gerichtet. Praiadnes Bemerkung hatte ihm mehr zu denken gegeben als er erwartet hatte, obwohl oder vielleicht gerade weil sie in einem neckenden Tonfall gestellt worden war. Ohne Frage war seine voreheliche Enthaltsamkeit selbstgewählt. Nicht einmal seine traviafromme Mutter hätte ihm einen ernsthaften Vorwurf gemacht, wenn er sich in Erwartung einer freudlosen Ehe anders entschieden hätte. Gerade in solchen Momenten wie jetzt, wünschte er sich seinen Gefühlen einfach nachgeben zu können, ohne Rücksicht auf das Morgen.
 
 
 
Praiadnes Angebot war trotz der Schnoddrigkeit ihrer Worte deutlich genug gewesen. Auch ohne das hätte er gewusst, dass sie ihn nicht zurückweisen würde. Er konnte nicht ermessen ob und wie sehr er diese verpasste Gelegenheit später bereuen würde. Doch er wusste, dass seine Gefühle für Praiadne inzwischen viel zu stark waren, als dass er sich auf ein Techtelmechtel einlassen konnte ohne innerlich zu zerreißen. Vor allem das sie ihrer älteren Schwester so ähnlich sah, machte ihm zu schaffen. Die Vorstellung, in Zukunft stets an Praiadne denken zu müssen wenn er bei der lieblosen Ifirnia lag, jagdte Ardo kalte Schauer über den Rücken.
 
 
 
„Ja, ich denke daran wird es liegen.“ Er beließ es bei dieser einsilbigen Antwort und kippte den warmen Wein in einem Zug hinunter.
 
 
 
Praiadne bemerkte den Stimmungswandel sofort und verzichtete darauf der gespräch fortzusetzen. Stumm verwünschte sie sowohl Ardo, als auch ihre Schwester und sich selbst. Den Hauptmann, weil er sich so sehr an seine praiotische Moral klammerte und lieber in Depressionen versank als seinen Fehler einzusehen und ihn zu ändern. Ihre Schwester, weil sie diesen guten Mann mit ihrer abweisenden Art unglücklich machte und ihn später in den Suff treiben würde. Und sich selbst, weil sie zu feige war dem jungen Baron klar und offen zu sagen wie sie für ihn empfand. Denn sie wusste, dass er die einmal getroffenen Vereinbarung mit ihrem Bruder nicht in Frage stellen würde, egal wie sehr er selbst darunter litt.
 
 
 
Schließlich beendeten der Page und die Knappin ihr Spiel. Mechthild schob auf einen Wink Ardos die heißen Steine für die Nacht unter die Decken und wenig später lagen alle vier auf den Nachtlagern. Jeder auf dem seinen.
 
 
 
 
 
=== Die tote Braut ===
 
 
 
''Tsa 1034 BF''
 
 
 
Ein Bote bringt die Kunde von Ifirnias Tod aus der Wildermark.
 
 
 
''folgt''
 
 
 
 
 
=== Mobilmachung ===
 
 
 
''Peraine 1034 BF''
 
 
 
Die Greifin oder der Meister der Mark ruft die Landwehr zu den Waffen.
 
 
 
''folgt''
 
 
 
 
 
=== Die Schlacht von Hasenfeld ===
 
 
 
''Ingerimm 1034 BF''
 
 
 
Ardo und Praiadne in der Schlacht
 
 
 
''folgt''
 
 
 
 
 
=== Nach der Schlacht ===
 
 
 
''Ingerimm 1034 BF''
 
 
 
Erschöpft ließ Ardo sich gleich nach dem Eintreten auf einem der Stühle nieder die inder Mitte des Zeltes um eine Feuerschale aufgestellt waren. Sein Schildarm schmerzte noch immer von den vielen harten Schlägen der Schwarzpelze und auch im rechten Unterarm spürte er das Pochen des frisch verbunden Schnitts. Greifwin kam hinterdrein, hockte sich neben ihn und schien für einen Moment mit sich zu ringen, bevor er den Vetter fest ansah.
 
 
 
"Ardo? Es mag ein schlechter Zeitpunkt sein nach all dem Töten und Sterben dort draußen. Aber die Greifin ist wieder da und die Hoffnung mit ihr! Die Schwarzpelze sind ein weiteres Mal besiegt und zerschlagen. Auch wir sollten jetzt in die Zukunft schauen. Die geliebten Toten und die Vergangenheit ruhen lassen."
 
 
 
Der Kressenburger sah ihn vorsichtig an, konnte er doch mit den rätselhaften Worten seines Vetters nicht viel anfangen.
 
 
 
"Ich spreche von unserer Absprache, von der Verlobung. Ifirnia zu verlieren war... schmerzhaft. Aber es ist nun schon einige Monde her. Wir haben um sie getrauert und es muss nun irgendwann weitergehen. Es ist wahrlich die Zeit für einen Neuanfang."
 
 
 
"Und wie hast du dir das vorgestellt geschätzter Vetter?"
 
 
 
"So wie ich das sehe hatten wir einen Plan. Die Teile unsere Familie sollte wieder in Freundschaft miteinander verkehren. Bisher haben nur wir beide das uns gesteckte Ziel eingehalten, aber wir hatten auch eine Vereinbarung getroffen um die Freundschaft weiter zu festigen."
 
 
 
"Das weiß ich doch alles Greifwin. Aber Ifirnia ist tot! Diesen Teil unseres Plans haben die Ränke des Nebelsteiners uns verdorben."
 
 
 
Der Eslamsrodener Baron schluckte kurz als Ardo so heftig von seiner toten Schwester sprach. Aber er fuhr unbeirrt weiter fort.
 
 
 
"Wir hatten immer gesagt, dass du meine Schwester heiraten solltest. An dieser Vereinbarung möchte ich festhalten. Es ist wahr, Ifirnia wird den Traviakreis nie beschreiten, aber sie ist nicht meine einzige Schwester gewesen. Deswegen bin ich dafür, dass wir die Verlobung erneuern. Praiadne wird an ihrer Schwester statt mit dir den Traviabund eingehen."
 
 
 
Für einen langen Moment war Ardo komplett sprachlos. Mit offenem Mund starrte er seinen Vetter an als hätte dieser den Verstand verloren. Was konnte Greifwin schon wissen? Natürlich war er immer der Berechnendere gewesen, aber so einfach über das Schicksal seiner jüngsten Schwester zu befehlen sah ihm nicht ähnlich. Ardo hatte noch deutlich vor Augen wie schwer er sich getan hatte die mittlere Schwester von diesem Punkt zu überzeugen und Ifirnia war nie glücklich mit dieser Übereinkunft gewesen.
 
 
 
"Hör zu Greifwin. Ich möchte unsere Familie nach wie vor geeint wissen. Heute mehr als je zuvor, denn wir hatten schwere Verluste. Aber Ifirnia hat mich gehasst, sag nichts, ich weiß es. Trotzdem haben wir sie dazu zwingen wollen und sie war die letzten Monde ihres Lebens unglücklich. Wahrscheinlich hat sie ihren Tod noch als Erlösung empfunden, weil sie damit der Verbindung mit mir entgehen konnte. Das werde ich Praiadne nicht auch antun!"
 
 
 
Ardo war bitter und voller Gram, das war aus seiner Stimme deutlich herauszuhören. Bei den letzten Worten hob Greifwin aufmerksam den Kopf und sah seinen Vetter forschend an. Dem Kressenburger entging dieser Blick nicht, doch fühlte er sich dadurch noch gereizter als zuvor und sprang während seiner Antwort wütend auf.
 
 
 
"Jetzt schau nicht so! Ja, ich liebe Praiadne. Ich habe es lange genug vor mir selbst geleugnet, doch will ich mich nicht länger selbst belügen. Ich liebe sie mehr als ich für Ifirnia trotz aller Bemühungen je empfunden habe. Aber genau deswegen werde ich sie niemals zwingen. Ich will Praiadne nicht gegen ihren Willen in den Traviakreis führen. Damit könnte ich nicht leben. Nenne es Dummheit oder Selbstmitleid wenn du magst."
 
 
 
Schwer atmend stand Ardo vor seinem Vetter und wartete auf eine Erwiderung. Doch Greifwin sah wie in Gedanken zum Zelteingang und zeigte keine Reaktion. Als der Eslamsrodener wieder sprach, redete er an Ardo vorbei.
 
 
 
"Was denkst du? Wie würdest du es nennen?"
 
 
 
Zu Ardos Überraschung erklang hinter ihm eine ihm wohl bekannte weibliche Stimme.
 
 
 
"Ich nenne es Ritterlichkeit."
 
 
 
Ruckartig drehte der Kressenburger sich um und erkannte erst jetzt, dass Praiadne während des Gesprächs hinter ihm ins Zelt getreten war und einen guten Teil mit angehört haben musste. In seiner Wut war das seiner Aufmerksamkeit entgangen. Jetzt schritt die Kriegerin langsam auf ihn zu ohne ihre Augen von den seinen zu lassen. Einen halben Schritt vor ihm blieb sie stehen und griff nach seinen Händen.
 
 
 
"Auch ich habe heute erkennen müssen, dass ich meine Gefühle nicht länger betrügen kann. Ich liebe dich... und um ein Haar wäre es mir nie vergönnt gewesen dir das zu sagen."
 
 
 
Beide dachten an jenen gefährlichen Augenblick in der Schlacht wo Rondra ihren Arm, schützend über sie gehalten hatte. Ardo betrachtete ihre Hände die vertrauensvoll in den seinen lagen. Als er wieder aufsah hatte er einen Entschluss gefasst.
 
 
 
"Praiadne Leuinherz Keilholtz! Wir haben von den Göttern diese Gelegenheit erhalten und wer bin ich dieses Geschenk sehenden Auges abzuweisen? Ich liebe dich und will dich nicht verlieren. Deswegen frage ich dich: Willst du meine Frau werden und mit mir den Traviakreis beschreiten?"
 
 
 
"Das will ich."
 
 
 
Einige Sekunden standen sich die zwei nach diesen Worten noch mit glänzenden Augen gegenüber bevor sie sich vom Glück überwältigt um den Hals fielen. Mit einem Räuspern machte Greifwin wieder auf sich aufmerksam. Die Liebenden lösten sich widerwillig voneinander und sahen ihn an. Mit gespieltem Ernst trat er heran.
 
 
 
"Und wann hattet ihr vor mich um Erlaubnis zu fragen?"
 
 
 
Die entgeisterten Gesichter seines Vetters und seiner Schwester brachten ihn schließlich zum Schmunzeln und einen Augenblick später lagen sich alle drei Keilholtzer lachend in den Armen. Ganz Verwalter brach in Greifwin sofort der Drang zur Organisation durch.
 
 
 
"Für wann wollen wir die Hochzeit ansetzen?"
 
 
 
Fragend blickte Ardo zu seiner Braut und in ihren Augen erkannte er seine Gedanken wieder. Lächelnd wandte er sich an seinen zukünftigen Schwager.
 
 
 
"Wir hatten ja bereits einen Termin im kommenden Praios angesetzt und ein Teil der Vorbereitungen war sowieso schon angelaufen. Unter den gegebenen Umständen bin ich dafür die Verlobungszeit zu verkürzen. So haben wir keine doppelten Vorbereitungskosten und Zeit sparen wir auch. Die zwei Monde bis dahin werden uns lang genug werden."
 
 
 
 
 
=== Mit Praios' Segen ===
 
 
 
''Praios 1035 BF''
 
 
 
Hochzeit in Kressenburg
 
 
 
''folgt''
 

Aktuelle Version vom 10. November 2019, 14:02 Uhr

Unruhige Zeiten

Kapitel 11

Ende Tsa 1043 BF, Kaiserlich Randersburg, Pfalz Randersburg

Auf der Pfalz herrschte bereits große Aufregung als die Kutsche mit der Pfalzgräfin kurz vor Sonnenuntergang auf den Hof fuhr. Immerhin hatte man sie bereits gegen Mittag erwartet und da man um die marodierenden Kaisermärker in der Umgebung wusste, war Pfalzgraf Udilbert in großer Sorge um Frau und Tochter gewesen. Umso erleichterter schloss er sie in die Arme und ließ sich ausführlich von den Ereignissen des Tages berichten. Stets einen Schritt hinter ihm hielt sich eine junge Ritterin, die vor allem ein Auge auf das restliche Geschehen auf dem Burghof hatte und hin und wieder knappe Befehle an Bedienstete und Soldaten gab, die in ihre Nähe kamen.

Hauptmann Rallerau! Euch erwarte ich in zehn Minuten zum Rapport in meinem Besprechungszimmer! Der Rest von euch schiebt die nächsten zehn Tage Nachtwache! Weggetreten!“

Mit deutlich angesäuerter Mine trat er zu Wulfhelm und Gerion, die noch immer neben ihren Pferden im Burghof standen. Unwirsch winkte Udilbert zwei Stallknechte herbei die sich gerade um die Kutsche kümmerten, damit sie zuerst die Pferde der Ritter versorgten.

„Ritter Gerion von Sturmfels, bitte begleitet meine Frau und meine Tochter in den Palas. Sie werden Euch ein Zimmer geben lassen, wo Ihr Euch ausruhen könnt.“ Er wartete kurz, bis sich Gerion mit einem knappen Nicken verabschiedet hatte, um den beiden wartenden Frauen und einem herbeigeeilten Kammerdiener in die Burg zu folgen. „Ritter Wulfhelm von Keilholtz. Ich bin Euch zu großem Dank verpflichtet! Ich will mir gar nicht ausmalen was alles hätte passieren können, wenn Ihr nicht so selbstlos eingeschritten wärt!“

„Ich tat was meine Ehre mir gebot, Euer Hochwohlgeboren.“ Bescheiden und etwas beschämt über das überschwängliche Lob des Pfalzgrafen neigte Wulfhelm den Kopf.

„Ich sehe, ein Ritter der alten Schule. Das gefällt mir Keilholtz, das gefällt mir sehr. Ihr und Euer Begleiter sollt heute Abend Ehrengäste an meiner Tafel sein.“

„Vielen Dank, Euer Hochwohlgeboren. Es wird mir eine große Ehre sein.“ Wulfhelm straffte sich, versuchte aber weiter seinen verwundeten Arm zu schonen.

„Zuvor aber sucht Ihr unseren Medicus auf. Wir wollen doch nicht, dass Ihr Euren Schildarm verliert, mit dem Ihr meine Familie so trefflich verteidigt habt.“ Er winkte die junge Frau heran, die ihn schon die ganze Zeit begleitete. „Die Ritterin Pfortenstein“, stellte er sie knapp vor. „Sie ist im Moment meine Verbindungsfrau zum Reichsforster Grafenbann. Frau von Pfortenstein, Ihr geleitet den Ritter Keilholtz bitte zum Medicus, bringt ihn hernach zum Palas und meldet euch dann wieder bei mir.“

„Natürlich, Euer Hochwohlgeboren.“ Die Ritterin stand stramm und wartete einen Moment, bis der Pfalzgraf sich in Richtung des oberen Burghofes verabschiedet hatte.

„Ritterin Pfortenstein“, ließ der Keilholtzer sich neben ihr vernehmen.

„Oh, bitte nennt mich Jeswine.“ Mit einem offenen Lächeln wandte sie sich an den Greifenfurter. „Der alte Hardt ist so unglaublich steif im Protokoll müsst Ihr wissen. Ein Windhager halt“, tat sie es mit einem Achselzucken ab.

„Sehr angenehm. Wulfhelm“, stellte er sich noch einmal vor und reichte ihr die Hand. Der Ritter mochte die offene Art seiner Gegenüber und konnte nicht anders als das Lächeln zu erwidern, wenn es bei ihm wegen der Schmerzen auch reichlich gequält ausfiel.

„Bitte folgt mir, Wulfhelm. Es ist gleich dort drüben.“ Die Pfortensteinerin setzte sich in Bewegung, hörte aber nicht auf zu reden. „Ihr seid ein Keilholtzer aus Greifenfurt habe ich gehört? Kommt Ihr gar aus Kressenburg?“

Verblüfft wandte Wulfhelm ihr das Gesicht zu. „Ja, tatsächlich. Wie kommt es, dass eine Ritterin aus dem Reichsforst sich so gut mit den Greifenfurter Familien auskennt? Seid ihr etwa meinem Neffen Ardo auf einem Turnier begegnet?“

„Baron Ardo meint Ihr? Von dem habe ich auch schon gehört. Aber nein, getroffen habe ich ihn noch nicht persönlich. Aber meine Mutter kommt aus Kressenburg. Sie stammt aus dem Geschlecht derer von Immingen.“

„Ah, die Imminger. Ich wusste gar nicht, dass sie so weit im Süden Verwandtschaft haben. Ritter Arnulf hat zumindest nie davon erzählt, soweit ich weiß. Aber zugegeben hatte ich bisher noch nie viel Gelegenheit mit ihm zu reden und die ferne Verwandtschaft war dann auch kein Thema gewesen.“

„Ja seht Ihr, der Ritter Arnulf ist tatsächlich mein Vetter. Unsere Mütter sind Schwestern.“

„Wie klein Dere doch manchmal ist.“ Wulfhelm schüttelte belustigt den Kopf. „Warum besucht Ihr uns nicht einmal in Kressenburg? Mein Neffe Ardo veranstaltet jeden Götterlauf zum Jahreswechsel ein Turnier. Selbst der berühmte Baron Nimmgalf von Hirschfurten ist als Vertreter Reichsforsts schon dort gewesen. Das wäre doch eine interessante Gelegenheit mal wieder auf die Familie zu treffen und Geschichten auszutauschen. Es würde mich freuen, Euch da einmal wiederzusehen.“

„Das klingt verlockend.“ Die Pfortensteinerin schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln und blieb dann vor einem an die innere Mauer der Pfalz gebauten Haus stehen. „Wir sind da. Geht rein und lasst Euch verbinden. Ich muss noch kurz beim Burgvogt reinschauen und hole Euch dann hier wieder ab.“ Als der Keilholtzer keine Anstalten machte durch die Tür zu gehen, öffnete sie diese und schob ihn mit sanftem Nachdruck hinein. „Und keine Sorge, wir werden schneller Gelegenheit zum Erzählen haben als Ihr denkt. Ich bin heute Abend eure Tischdame.“ Mit einem kecken Zwinkern verabschiedete sie sich, zog die Tür hinter sich zu und ließ ihn im plötzlichen Halbdunkel stehen.

Auf dem Holzweg

Gebotene Eile

Mitte Praios 1041 BF, Kressenburg

Die kleine Keilholtzer Reisegruppe war schnell vorangekommen. Neben Baron Ardo, seinem Vater Wulfhart und dem entfernten Vetter Unswin, bestand sie noch aus den diversen Knappen und Pagen der hohen Herren. Sie hatten von Gareth aus den Weg durch Waldstein, den Elfenpfad, gewählt. Ardo war vor allem neugierig, wie weit die bauliche Instandsetzung dieses Handelsweges auf der garetischen Seite fortgeschritten war. Die elfische Gräfin hatte sich damals sehr entschieden gegen den weiteren Ausbau ausgesprochen, was den hochfliegenden Plänen des Waldsteiner Adels und den angrenzenden Greifenfurter Baronen etwas den Wind aus den Segeln genommen hatte. So stimmte es Ardo sehr froh zu sehen, dass die Waldsteiner Edlen sich unter dem Einfluss Leomars von Zweifelsfels doch mehrheitlich gegen den Wunsch ihrer Gräfin zu stellen schienen und das einzig Richtige taten, was den Handel in dieser Region voranzubringen vermochte. Der Karrenweg Richtung Greifenfurt war an vielen Orten verbreitert und bis zur Stadt Osenbrück sogar vollständig mit Feldsteinen befestigt worden. Auch zwei neue Gasthäuser waren dem Kressenburger aufgefallen, die bei seiner letzten Durchreise noch nicht fertig gestellt gewesen waren. Auch das letzte Teilstück durch das Gebiet der Junker von Hagenbronn war trotz der schwelenden Feindschaft friedlich verlaufen. Drei gut gerüstete Ritter samt ihrem Gefolge schüchterten die Büttel genug ein, dass sie sich diesmal kaum mehr als ein paar unfreundliche Blicke und ein mürrischen Knurren gewagt hatten. So war die Heimreise vom Kaiserturnier in Gareth deutlich angenehmer gewesen, als Baron Ardo es erwartet hatte.

Im heimatlichen Kressenburg öffneten sich schnell alle Tore vor ihnen. Ardo merkte vor allem am Baufortschritt des Praios-Tempels, dass er schon wieder für mehrere Monde fern seines Lehens gewesen war. Die üblichen Schuldgefühle überkamen ihn und zum wiederholten Male nahm er sich vor, in Zukunft deutlich mehr Zeit bei seiner Gemahlin und den Kindern zu verbringen. Sie waren auch kaum auf den Burghof geritten und von den Pferden gestiegen, als eine kleine lärmende Kleinkinderschar aus den Stallungen stürmte und sie umringte. Kurz danach traten zwei jungen Edeldamen dazu. Die eine zierlich von Gestalt und von fast elfenhafter Anmut. Die andere nicht minder schön, doch von eher muskulöser Statur, der man die Kriegerin auf eine halbe Meile Entfernung ansah, die zudem einen etwa fünf Monde alten Säugling auf dem Arm hielt.

Noch bevor Wulfhart und Ardo ihre Gemahlinnen begrüßen konnten, trat eine dritte, noch etwas jüngere Frau dazu, gewappnet und in den Farben der Mark gewandet. Das eher gezwungene Lächeln, das sie zur Schau stellte als sie Ardo sah, sagte dem Baron, dass seine Tante nicht auf einen Freundschaftsbesuch vorbeigekommen war. Nachdem sich der größte Trubel des Willkommens gelegt hatte, nahm die Ritterin der Mark den Baron dann auch kurz zur Seite, um ihre Botschaft los zu werden.

„Die Greifin wünscht dich umgehend zu sehen, Neffe! Ich weiß, du bist gerade erst heimgekehrt, aber es wird das Beste sein, du lässt dein Pferd sofort wieder satteln und begleitest mich jetzt sofort, damit wir noch vor Sonnenuntergang in der Residenz sein können.“

Keilholtzer Neuordnung

Geordnete Verhältnisse

Ich, Ardo von Keilholtz ä.H., Baron zu Kressenburg, verfüge Folgendes als meinen letzten Willen:
 
 
 
 
1. Als Erbe der Baronswürde bestimme ich meinen Vater Wulfhelm von Keilholtz.

2. Ihm nachfolgen soll mein Erstgeborener Answin Shazar. Sollte dieser sein Erbe nach dem Willen der Zwölfen nicht antreten können, so bestimme ich an seiner Statt eines meiner nachgeborenen Kinder in der Reihenfolge ihrer Geburt.
3. Sollte nach der Götter Willen keines meiner Kinder das Erbe antreten können, so bestimme ich meine Geschwister aus der ersten Ehe meines Vaters in der Reihenfolge ihrer Geburt, mir nachzufolgen. Bedingung dafür sei, dass sie und ihre Nachkommen den Namen der Familie Keilholtz fortführen.
4. Sollte nach der Götter Willen keines meiner genannten Geschwister das Erbe antreten können, so bestimme ich die Geschwister meines Vaters und ihre Nachkommen in der Reihenfolge ihrer Geburt. Bedingung dafür sei, dass sie und ihre Nachkommen den Namen der Familie Keilholtz fortführen.
5. Sollte es dem Herrn Boron gefallen mich und meinen Vater zu sich rufen, bevor mein rechtmäßiger Erbe die Mündigkeit erreicht, so bestimme ich meine Gemahlin Praiadne Leuinherz Keilholtz zur Verweserin der Baronie Kressenburg, bis mein Erbe dieses antreten kann.
6. Meiner Gemahlin Praiadne Leuinherz Keilholtz sei das Edlengut Greifenwehr bis zu ihrem Tode als Wittibengut zugesprochen, auf das es ihr im Leben an nichts mangele.
7. Meine derischen Besitztümer vermache ich meinem rechtmäßigen Erben, ausgenommen der nachfolgend genannten.
8. Aus meiner Privatschatulle erhält die Praioskirche Zwölf mal Zwölf Dukaten um den Bau des neuen Kressenburger Tempels voranzutreiben.
9. Meine Gemahlin Praiadne Leuinherz Keilholtz erhält mein Gebetsbüchlein, auf das es ihr in dunklen Stunden Trost spende.
10. Mein Bruder Firnward von Keilholtz erhält mein Schwert Orkentod.
11. Meine Knappin Mechthild von Kieselholm erhält mein Streitross Boromil. Sollte das treue Tier mit mir verstorben sein, so erhält sie ein Streitross aus der Zucht des Märkischen Marstalls.
12. Es ist mein Wunsch und Wille in der Krypta des Praios-Tempels Sankt Garafan vor dem Tore zu Kressenburg meine letzte Ruhestatt zu finden. Dieselbe soll sein die Grablege meiner Familie auf immerdar.

Gegeben am 1. Tag des Herrn Phex im Jahre 1037 nach Bosparans Fall
 
 
 
 
Gesiegelt und bezeugt

Badilak von Praiostann
Ardo von Keilholtz ä.H.

Praiomel von Kieselholm

DEUS VULT

Bauarbeiten

  • Bauholz: aus Kressenburg
  • Stein: ggf. eigener Steinbruch (Neuerschließung mit Folgenutzung, mit Volker abklären) oder aus dem Finsterkamm (Spieler?)
  • Versorgung der Arbeiter: zusätzliche Getreidelieferungen aus Eslamsroden und Hexenhain
  • Gold: aus Gareth?
  • Marmor: Eslamsgrund? oder andere Quelle?
  • Arbeiter: Tagelöhner aus der Region (Mark und Waldstein), ggf.dauerhafte Erhöhung der Einwohnerzahlen durch Zuzug? (mit Volker abklären)

Gästeliste zur Einweihung

Geladene Gäste: