Heroldartikel:Neuordnung in Greifenfurt

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Tilldan Greifentreu von Nebelstein als Verräter entlarvt – Irmenella von Wertlingen übernimmt das Szepter

Greifenfurt' Unerwartete Ereignisse lassen die, zwar vom Ork, dem äußeren Feind, ständig bedrohte, aber für ihren inneren Zusammenhalt bekannte Mark Greifenfurt erzittern, führen aber auch zu einer Neuordnung der Machtverhältnisse in der Region. Um ein größeres Verständnis für die heutige Situation im Praios 1035 BF zu gewinnen, muss Licht in die Machenschaften des ehemaligen Barons von Nebelstein und Meisters der Mark gebracht werden.

Mit dem Zeitpunkt des Exils der Markgräfin im Jahre 1031 BF hatte Tilldan freie Hand, seinen Plan, die Erneuerung der orkischen Finstermark, voranzutreiben. Über die Jahre hinweg gelang es ihm, einen großen Teil des Lichthags der Mark Greifenfurt mit ihm treu ergebenen Adligen zu besetzten. Die Finanzierung seiner Pläne sicherte er 1027 BF, als in seinem Auftrag die Silbermine bei Gut Schwertsleyda, im äußersten Nord-Osten des Lichthags im Finsterkamm gelegen, überfallen und die Erträge in großen Teilen zur Finanzierung seiner Zwecke genutzt wurden. Bis zu den Geschehnissen um den Tod von Selindian Hal von Gareth hatte Tilldan zudem die Unterstützung des Aikar Brazoragh.

Anfang Rondra 1034 BF nahmen sich jedoch Prinz Edelbrecht und seine Getreuen, die Adligen Gunilde von Dergelstein, Genzmer von Radulfshausen zu Orkenwall, Anselm Hilberan von Hundsgrab-Bugenbühl und Junker Helmbrecht von Boronshof, dieser Sache an und brachen in Richtung der märkischen Mine auf (der Herold berichtete in der Ausgabe Nr. 34). Der Nebelsteiner verbreitete daraufhin die Nachricht, dass der Greifingemahl und sein Gefolge auf Orken gestoßen seien und diese zuletzt gen Yrramis verfolgt hätten, und erkaufte sich damit Ruhe bei den Adligen.

Lediglich Reto von Schattenstein ist es zu verdanken, dass die in Wahrheit auf Burg Finster inhaftierten Streiter gerettet werden konnten. Seine Sorgen um den Gemahl der Greifin und sein immerwährendes Misstrauen gegenüber dem Meister der Mark führten im Phex 1034BF zur Enttarnung von dessen Machenschaften und der Befreiung der Adligen. Nachdem die gefangen gesetzten Adligen von wackeren Kämpen befreit worden waren, begannen diese den Widerstand zu organisieren. Während Edelbrecht selbst nach Weiden aufbrach und Gunilde von Dergelstein und Helmbrecht von Boronshof die verbliebenen Getreuen mobilisierten, gelang es den ‚Garafanisten’ Genzmer von Orkenwall und Anselm von Pechackern mit Hilfe der wackeren Streiter die Markgräfin Irmenella von Wertlingen davon zu überzeugen, ihr Exil im Kloster Rabenhorst aufzugeben und die zusammenströmenden Widerstandtruppen für die Mark Greifenfurt gegen deren Meister zu führen. Bald schon begannen die Streiter der Greifin ihre Kräfte zu sammeln, unterstrichen den geschlossenen Garafanbund Irmenellas und erfüllten damit die Prophezeiung des Greifen Garafans, der dies bereits im Ingerimm 1026 BF verkündet hatte. Der damals im Namen dieses Götterboten begründete „Bund der Wacht Garafans“ erwies sich als Triebfeder für die schnelle Verbreitung der Botschaft der Greifin. Die Bundesbrüder Urion von Reiffenberg und Ardo von Keilholtz unterstützten die Mobilmachung der Getreuen Irmenellas und schlossen sich mit Streitern aus der Koscher Heimat des Prinzen zusammen. Tilldan Greifentreu, dem diese Geschehnisse nicht verborgen geblieben waren, hatte im Vorfeld die Truppen der Mark zum Heerbann in der Baronie Hasenfeld an der Grenze zur Wildermark zusammengerufen, um sie von dort aus ihrer Allerdurchlauchtigsten Majestät, Kaiserin Rohaja in den ungeschützten Rücken zu stoßen.

Dort, in der Nähe eines mächtigen Findlings, der einfach nur „Stein“ geheißen ward, hatte er sein Heerlager errichten lassen. Nun hatte er den wahren Grund der Vorbereitung zur Mobilmachung entblößt, die Tilldan vorgeblich hatte durchführen lassen, um Kaiserin Rohaja in einem etwaigen Feldzug gegen ihren Bruder beizustehen. In Eslamsroden, kurz bevor der Garafanbund Irmellas auf die Verbände des verräterischen Meisters der Mark traf, schloss sich den ‚Abtrünnigen‘ überraschend eine Gleichgesinnte an. Thargrîn von Arpitz, Räuberbaronin und im Ruch, mit dem Meister der Mark verbündet zu sein, hatte nach eigener Aussage erfahren, dass ihr eine Vielzahl von Verbrechen zur Last gelegt wurde, von welchen sie noch nicht einmal Kenntnis gehabt hatte. Die Fäden dieser Verbrechen aber trafen sich alle in der Mitte des Schreibtisches Tilldan Greifentreus. Am ‚Stein’, beim Heerlager Tilldans traf im Mond der Rahja der Garafanbund ein. Unversöhnlich standen sich die Greifenfurter gegenüber. Der Meister der Mark, Tilldan von Greifentreu, Prinz Ulfried Halmdahl und der Illuminatus des Greifenfurter Tempels, Praiomon Caitmar von Dergelstein sowie der Großteil der Greifenfurter Adligen – unter ihnen Cordoran von Beldenhag und dessen Vogt Parainor von Kieselburg – auf der einen Seite, auf der Seite der Greifin ihr Garafanbund, in dessen Reihen die Bündnisritter komplett vertreten waren sowie entsandte Streiter aus dem Kosch. Nach kurzer Stille forderte Irmenella den Meister der Mark auf, sich zu erklären. Dieser jedoch, in eine schwarze Rüstung gehüllt und flankiert von komplett in schwarze Platte gehüllte Krieger, beachtete seine Lehnsherrin gar nicht und forderte, „Ihr Männer und Frauen der Mark, was hat euch veranlasst, wider die praiosgefällige Ordnung aufzustehen? Wisst ihr nicht, dass der Frau, der ihr in Treu und Glauben folgt, die Sinne verlustig gegangen sind? Wart ihr nicht zugegen oder habt Kunde gehabt, dass diese in ihrem Wahn das Messer gegen den eigenen erstgeborenen Sohn richtete, der hier an meiner Seite streitet? Was hat sie getan, welchen Zauber gewirkt, euch so zu blenden, zu verwirren, zu täuschen, dass ihr sehenden Auges bereit seid, ihr in den Untergang zu folgen, ja ihren fürchterlichen Wahn zu teilen, der sich gegen alles richtet, was ihr dereinst lieb und teuer, was sie zu schützen geschworen? Krume, Schwerthand, das eigene Geschlecht!“

„Ihr seid es, der die Frauen und Männer der Mark blendet und täuscht“, erschallten Worte der Empörung aus dem Lager der Greifin und man bezichtigte im Weiteren Tilldan als Verräter und orkischen Kollaborateur. Endlich erhob auch die Greifin die Stimme: „Tilldan, der Ihr das Greifentreu im Namen zu führen wagt, obgleich Eure Handlungen eben diese Treue Lügen strafen, Eure Politik ist wie das Euch von meinem Vater verliehene Lehen: in Nebel gehüllt. Und doch zeigen sich langsam Konturen. Konturen, die, wo immer das praiosgefällige Licht auf sie fiel, Verrat, Meineid, Mord und Kollaboration mit den Orken durchschimmern ließen! Ja, vielleicht war ich vom Wahn befallen, als mir der eigene Sohn in Gedanken und Taten so fremd geworden, dass ich das Blut meiner Vorväter nicht mehr durch seine Adern rinnen sah. Doch ich erkannte meinen Wahn. Ich suchte den Rat und die Heilung der Zwölfgötter. Ich trotzte der Versuchung, das mangelnde Urteilsvermögen auf mein ganzes Lehen auszuweiten und dieses, mein Land, das ich liebe wie sonst wenig auf Dere, zum Spielball meines eigenen Wahns werden zu lassen. Sagt, Ihr Meister der Mark, oder sollte ich eher sagen, Buhler des Schwarzpelzen, was tatet Ihr?“

Statt Antwort zu geben, befahl der Meister der Mark den Angriff, welchem die ‚geschwärzten Ritter’ sofort nachkamen, dicht gefolgt von dem übrigen Heerbann, der Praios Recht auf seiner Seite wähnte. Schnell waren die Streiter der Greifin in einem schier ausweglosen Kampf gebunden. Zu groß war die Übermacht, die sich gegen sie stellte, und auch wenn der Kampf teilweise mit größerer Zurückhaltung gefochten wurde, so wurde ein Ausbruch der eingezwängten Streiter nicht zugelassen. Besonders verbissen wurde der Kampf von dem Greifin treuen Baron von Hundsgrab, Nydam von Kieselburg, und dessen Tochter Lydia gegen Sohn und Bruder Parainor von Kieselburg gefochten, der an der Seite des Barons von Beldenhag stritt.

Als der Kampf schier ausweglos erschien, erreichte Edelbrecht von Eberstamm das Schlachtfeld. Lange hatte er gebraucht, um die weidener Streiter gegen Tilldan ins Feld zu führen. Nun jedoch brach die Weidener Ritterschar mit Urgewalt in die Reihen hinein und befreite die Streiter des Garafanbundes aus dem Kessel. In diesem Moment hallte ein Schrei über das Schlachtfeld, als einer der Greifenbündler, der gerade eine der geschwärzten Leibwachen des Meisters der Mark bezwungen, dieser das Visier hochklappte und sah, was darunter die ganze Zeit verborgen gewesen: ein Zholochai – Krieger! Das Entsetzen über diesen Verrat des Nebelsteiners breitete sich aus wie ein Steppenbrand: einer Welle der fassungslosen Stille folgte ein Aufschrei, der schier die Ohren sprengen wollte. Der Illuminatus Greifenfurts hatte sich zuerst gefasst und forderte die Festsetzung Tilldans. Doch seine Worte verhallten ungehört in der nun folgenden Schlacht, als die verbitterten Greifenfurter, endlich praiosgefällige Klarheit über die Tiefe der Verbrechen des eigenen Anführers, die Waffen gegen ihn und die Seinen erhoben. Schwert prallte auf Schwert, Schild auf Schild. Gleich der Sichel im reifen Korn mähten sich die märkischen Schwerter durch die schwarz gefärbten Panzer der Widersacher. Die Wut über den Verrat verwandelte die Wehr Greifenfurts in Mühlräder, die die Saat des Bösen zu feinstem Staub zermalmten. Tilldan Greifentreu von Nebelstein starb unter den gemeinsamen Schwerthieben des Schwertbundes. Inmitten des brodelnden Kessels kämpften die Greifin und ihr Gemahl Rücken an Rücken, der Illuminatus erteilte Absolution und letzte Weihe in einem und manch Knappe teilte heldenhaft den Ritterschlag aus, ehe er ihn empfangen. Auch Parainor von Kieselburg fiel unter den Hieben seines eigenen Vaters, nachdem er seine eigene Schwester mit hasserfülltem Streich erschlagen hatte. Gebrochen verließ der Baron von Hundsgrab an der Seite des Pechackerener Junkers Anselm Hilberan von Hundsgrab-Bugenbühl das Schlachtfeld ohne ein weiteres Wort.

Eine neue Ordnung

Gleichsam als zöge sie das Szepter der Mark aus eben jenem Stein, der der „Schlacht am Stein“ seinen Namen gab, hat Irmenella von Wertlingen Anspruch und Herrschaft über die Mark Greifenfurt zurückerlangt. Als eine der ersten Amtshandlungen setzte sie erneut Reto von Schattenstein als Heermeister der Mark ein, wenn dieser wohl auch nur noch so lange dieses Amt ausfüllen wird, bis er seinen noch zu bestimmenden Nachfolger alles gelehrt hat, was er sich selbst in seinem entbehrungsreichen aber langen Leben angeeignet, und setzte die ‚Löwin von Lodenbach’ Thargrîn von Arpitz als Baronin von Hasenfeld ein, welches zum Andenken an diese Schlacht und als Mahnung, die Gefahr nicht nur nach außen sondern auch nach innen zu suchen, in Wehrfelde umbenannt wurde. Zu betrauern ist der Tod von Ulfried Halmdahl, Erbe und Sohn der Markgräfin und Page des gefallenen Meisters der Mark. Von unbekannter Klinge getroffen fand sich sein Leichnam in der Nähe seines Vormunds und Schwertvaters Tilldan.

Für den Herold, Rafik Meandolus,
erster Schreiber zu Pechackern

Zum weiteren Textverständnis siehe auch das Abenteuer „Stein im Nebel“ sowie den Artikel Foedus Vigilis Garaphani – Bund der Wacht Garafans auf der Vorseite.