Heroldartikel:Die Wilderer von Serrinmoor

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Königlich Serrinmoor. Seit einigen Wochen schwindet in den Niederungen der königlichen Lande, insbesondere in den Sumpf- und Marschgebieten entlang des Ufers des Großer Fluss|Großen Flusses]], auf anfangs ungeklärte Weise der Wildbestand. Bereits im Rahjamond entdeckte der königliche Jagdmeister Serrinmoors, Firutin Jellinger, an mehreren Stellen in den Serrinmoorer Marschen zerfetze Federn, als ob dorten ein Wildvogel seinem Jäger zur Beute geworden sei. Erschreckend war jedoch die Häufigkeit, mit der sich auch in den nächsten Tagen immer wieder Spuren dieses Wildrisses für das Auge eines geübten Jägers auftraten.

Schnell erinnerte man sich da an die Berichte der Bäuerlein, dass Meister Fuchs in diesem Frühjahr besonders reichlich mit Nachwuchs gesegnet worden sei und vermutete somit den rotpelzigen Jäger und seine Meute als den Übeltäter. Vogt Wolfmann von Wetterfels entschied zu Pfalz Serrinmoor alsbald, dass der Plage Einhalt geboten werden müsse, wolle man nicht im nächsten Jahr mit noch mehr Füchslein um der Königin Wild streiten. So befahl er denn Meister Firutin, sich zusammen mit einigen Jägem des Nachts auf die Pirsch zu begeben und den Füchsen aufzulauern, auf dass deren Bestand ein wenig dezimieret werde. Gesagt, getan.

In den folgenden Nächten zogen die Jäger aus, und an jedem Morgen brachten sie in die Pfalz nicht wenige rote Pelze mit zurück, die sogleich gegerbt und schließlich auf dem Markt feilgeboten wurden. Eines Nachts erlegten die Jäger gar eine junge Füchsin, die unlängst das erste Mal geworfen hatte und fingen schließlich auch die vor dem Bau herumtollenden jungen Füchslein ein, die sie ebenfalls heim zur Pfalz brachten und welche nun dorten in einem Zwinger gezähmt werden. Ein reisender Handelsmann, der wenige Tage später auf der Pfalz seine Waren feilbot, soll dem Vogt sogar bereits eine stattliche Summe für eines der Füchslein geboten haben, welches er den Gerüchten zufolge einem mit ihm befreundeten Diener des nächtlichen Gottes zu schenken gedachte ...

Allen Bemühungen zum Widerspruch fanden sich jedoch weiterhin beträchtliche Spuren von gerissenem Wild, und schon bald mochte man die Schuld nicht mehr allein auf die Füchse schieben. Es musste noch etwas anders dahinterstecken. Anfang Praios schließlich entdeckten die Jäger inmitten eines Federbusches schließlich eine Feder, die nicht so recht zu den anderen passen mochte, und eine genauere Untersuchung brachte schnell zutage, dass jene sonderbare Feder offensichtlich zu einem Pfeil gehört und sich vom Schaft gelöst hatte. Diese Entdeckung versetzte Jagdmeister Firutin wie auch später Vogt Wolfmann in ärgerliches Erstaunen, ließ der Pfeilrest doch unschwer auf die Umtriebe von Wilderem schließen.

Die Beute © CD

Fortan gingen die Jäger nicht mehr des Nachts, sondern am Tage in die Marschen hinaus, um den Wilddieben das Handwerk zu legen. Mitte Praios schließlich spürten Meister Firutin und seine Mannen die Wilddiebe (denn es waren in der Tat mehrere) auf, wenngleich es jedoch nicht gelang, ihrer habhaft zu werden. Der Zufall nämlich wollte es, dass ein großer Schwarm der in Serrinmoor sehr verbreiteten Moorhühner durch die Jäger aufgeschreckt wurde und in Richtung des Großen Flusses davonflog. Plötzlich jedoch sauste aus den Büschen ein gutes Dutzend Pfeile in den Schwarm hinein und holte etliches Federvieh vom Himmel. Rasch schwärmten die Jäger aus und versuchten, die Wilddiebe zu umzingeln, die jedoch schleunigst die Flucht ergriffen und sich davon machten, nicht ohne jedoch die erreichbaren Hühner mitzunehmen und ihren Häschern noch einige Pfeile entgegenzusenden. Selbstredend ließen die Jäger des Vogts den Angriff nicht unbeantwortet und schossen ihrerseits zurück. Zwei der Wilddiebe waren denn auch von den Pfeilen ihrer Häscher niedergestreckt und dabei so schwer verwundet, dass sie das Bewusstsein verloren und schließlich zu Boron befohlen wurden. Den anderen hingegen gelang die Flucht. Die Moorhühner, welche die Wilderer geschossen und auf ihrer Flucht nicht hatten mitnehmen können, wurden zusammen mit den beiden Toten zur Pfalz geschafft. Vogt Wolfmann erklärte die Wilderer daraufhin umgehend für vogelfrei und sprach zudem eine Belohnung von fünf Dukaten für jeden ihm überbrachten Wilddieb aus. Dieser Umstand lockte nunmehr schon mehrere abenteuerlustige Heißsporne auch aus den Landen um Serrinmoor herum in die Marschen, um sich die ausgesprochene Kopfprämie zu verdienen.

Ein Erfolg wollte sich jedoch auch bei diesen Recken nicht einstellen. Vielmehr trug es sich zwischenzeitlich zu, dass sogar diese selbsternannten Wilddiebjäger ihrer Beute nacheiferten und sich mangels mitgenommener Nahrungsmittel selbstens an der Königin Wild vergingen und ebenfalls Moorhühner schossen, um sich die Mägen zu füllen. So ging denn den Jägern Vogt Wolfmanns schließlich ein ums andere Mal ein vermeintlicher Wilddieb in die Falle, der eigentlich nur in die Sümpfe gezogen war, um die wahren Übeltäter zu stellen. Solcherart des Gesetzesbruches überführte Schergen wurden auf Geheiß des Vogtes auf dem Marktplatz von Serrinmoor für drei Tage an den Pranger gestellt, da jene schließlich nicht um des Wilderns willen, sondern um die Wilderer zu stellen in die Marschen gezogen seien, sich letzten Endes aber als unfähig und unwürdig erwiesen hatten, das Gut der Königin zu schützen. Von härteren Strafen wolle man daher wegen ihres guten Willens und edlen Gedankens absehen, ward den Unkglücklichen nach den Tagen des ungewissen Wartens während der Prangerstrafe offenbart (bekanntermaßen folgt auf Wilddiebstahl nicht erst seit den Vorfällen auf der dergelstein’schen Burg Grünwarte während des jüngsten Konventes der garetischen und greifenfurtischen Adligen der Tod durch den Strick), jedoch hätten sie umgehend den Landen Serrinmoor und noch besser dem Königreiche Garetien den Rücken zu kehren und sollten sich dorten nimmermehr blicken lassen. Fraglich ist letztlich jedoch immer noch, ob nicht auch einige der wirklichen Wilderer auf diese Art und Weise bereits ihrer gerechten Strafe entgangen sind.

Die Jäger wie auch Vogt Wolfmann, der sich schließlich Anfang Efferd selbstens mit auf die Jagd begab, gaben jedoch nicht auf und durchforsteten das Gebiet Tag für Tag. Ein ums andere Mal wurden da Spuren gefunden, die sich jedoch nach einiger Zeit im Morast verliefen und eine Verfolgung der Bande unmöglich machten. So trug es sich schließlich auch am 19. Rondra zu, als man des Abends in einigen Hundert Schritt Entfernung wiederum die Wilderer ausmachte, welche die Moorhühner aufscheuchten und vom Himmel schossen. Schnell hieß Meister Firutin seine Jäger ausschwärmen und die Wilddiebe einkesseln. Doch wiederum wurden die Gejagten auf die drohende Gefahr aufmerksam und machten sich aus dem Staube, noch dazu in verschiedene Richtungen, so dass den Jägern eine Verfolgung der Flüchtenden nur schwer möglich war, zumal auch die Dämmerung eintrat. Vogt Wolfmann sammelte darob seine Untergehenden und kehrte heim zur Pfalz, nur Jagdmeister Firutin verblieb noch in den Marschen. Zu sehr hatte ihn der Ehrgeiz gepackt, und solange das Licht es erlauben mochte, gedachte er den Spuren der Wilderer zu folgen, um zumindest eine vage Vorstellung zu erhalten, wo deren Versteck liegen könnte. Durch einen glücklichen Zufall stieß Meister Firutin denn schließlich auf eine Fußspur, welcher der geübte Fährtenleser noch recht einfach folgen konnte und machte sich daran, die Wilderer aufzuspüren. Augenscheinlich kam der Verfolgte zudem nicht so recht schnell voran, denn immer frischer wurden die Spuren, und nach wohl einer Stunde erspähte der Jägersmann vor sich den Wilderer, der mit etlichen Hühnern über der Schulter durch den Morast schritt und sich ab und an suchend umsah, als ahnte er den Verfolger hinter sich. Als der Wilddieb schließlich hinter einigen Büschen verschwand, ergriff Meister Firutin die Gunst der Stunde, um den Abstand zu dem Verfolgten zu verringern und huschte behände durch Gräser und Gesträuch auf das Buschwerk zu. Doch er sollte sich zu früh gefreut haben, denn der Wilddieb hatte mitnichten seinen Weg fortgesetzt, sondern sich hinter den Büschen versteckt, die erlegten Hühner von der Schulter genommen und harrte dort mit gespanntem Bogen, um sich seines Verfolgers zu entledigen. Kaum dass sich der Jagdmeister der drohenden Gefahr bewusst wurde, sauste der Pfeil schon von der Sehne des Wilderers und raste auf den Jägersmann zu, der sich im letzten Augenblick in die Büsche fallen ließ. Dennoch gelang es ihm nicht, dem Pfeil vollends zu entgehen, und so bohrte sich die Spitze tief in sein linkes Bein. Der Wilddieb, der kaum fünfzig Schritt von ihm entfernt lauerte. schulterte lachend Bogen und Beute und machte sich von dannen, wohl wissend, dass sein Häscher ihn mit dem verletzten Bein kaum mehr gefährlich werden konnte.

Jagdmeister Firutin konnte die Wunde freilich schnell versorgen und machte sich schließlich notgedrungen humpelnd und leise Flüche murmelnd auf den Heimweg. Die nun vollends hereinbrechende Dunkelheit zwang ihn jedoch dazu, in den Marschen ein trockenes Plätzchen zu suchen und dort die Nacht zu verbringen, bis er schließlich bei Sonnenaufgang mit knurrendem Magen seinen Weg fortsetzte und alsbald auf seine Jäger stieß. die schon voller Sorge um ihren Meister vor Sonnenaufgang in die Marschen aufgebrochen waren. Schnell ward Meister Firutin zur Pfalz geschafft und harret dorten nun grummelnd seiner Genesung.

Bis dato wollte es nicht gelingen, der Wilddiebe habhaft zu werden und ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Die Stimmung zu Serrinmoor ist denn dieser Tage auch nicht die beste, und selbst die Tsatagsfeierlichkeiten Vogt Wolfmanns am 28. Rondra wurden von den Auswirkungen der Wilderei überschattet, fand man doch am Tage zuvor die Überreste eines Hirschs, die Unbekannte in die Marschen verbracht hatten, nachdem das Fleisch sauber mit Messern von den Knochen gelöst worden war. Dennoch bestehet weiterhin Hoffnung. denn ein Gruppe wackerer Streiter, die unlängst auf der Pfalz eingekehret ist, hat Vogt Wolfmann nunmehr tatkräftige Mithilfe angeboten, die der Vogt nach den leidigen Zwischenfällen mit den Abenteurern nach kurzem Zögern doch gern angenommen hat. Hoffen wir also, dass den Wilddieben alsbald das Handwerk gelegt werde und zu Serrinmoor firungefälliger Friede einkehre.



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Texte der Hauptreihe:
20. Pra 1023 BF
Die Wilderer von Serrinmoor
Ein teures Geschenk


Kapitel 6

Bündnis zu Höllenwall?
Autor: CD