Heroldartikel:Das Spargelfest zu Weißenstein

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Weißenstein/Königlich Serrinmoor: „Perainemond ist Spargelmond“, so sagt man in Waldstein, und in Serrinmoor bestimmt diese Volksweisheit das Leben des gesamten Volkes. Und dieses kommt nicht von ungefähr, denn im Sandboden der Niederungen gedeiht das edle Gemüse, welches man fast ausschließlich in Grafschaften Waldstein und Reichsforst findet, besonders prächtig und schmackhaft. In guten Jahren, wenn die Zwölfe den Feldern Regen und Sonnenschein gleichermaßen bescheren, ist es selbst den Bäuerlein ein leichtes, sich jeden Tag den Wanst vollzuschlagen mit den weißen Trieben, welche dem Bürger in Gareth nur gegen teuer Geld vergönnt sind.

Am ersten Praiostag eines jeden Perainemondes findet darob im um die alte Burg gelegenen Dorfe Weissenstein das Spargelfest statt, welches in erster Linie zwar den Göttern (allen voran freilich Peraine, Efferd und Praios) zur Ehr begangen wird, zugleich aber auch ein großes Volksfest mit allerlei buntem Markttreiben und Gaukelspiel ist. Diese Festivität ist denn weit über die Grenzen Serrinmoors hinaus bekannt und zieht mannigfaltiges Volk auch aus den Nachbarlanden an. Unter den Gästen in diesem Jahr fanden sich denn auch so illustre Gestalten wie Grafschaftsrat Ritter Lubomir von Storchenhain, die Barone Orlan von Windenstein-Zweifelfels, Nimmgalf von Hirschfurten; Erlan von Zankenblatt zu Syrrenholt, Otwin von Greifenhost-Schwarzberg, Junker Helmbrecht von Boronshof, Jungfer Derya von Erpelsberg, Junkerin Rahjane von Hornbach, der Hirschfurter Marktvogt Karlovatz von Sonderlingen, Junker Boronian von Quintian-Quandt, der Waffenmeister der Baronie Schnayttach, Ritter Gernot von Rothenborn und die Barden Geldar von Zweistetten und Barnemund von Plitzenberg. Amüsanterweise waren gerade die beiden letztgenannten durch ihre Werke beim einfachen Volke bekannter als die anwesenden Adelsleut`...

Bei schönstem Frühjahrswetter fand denn wie jeher im Freien der Götterdienst statt, zu dem sich die Geweihten auf die Dachterrasse des Seitenflügels des Praiosteınpel versammelten, der sich gewaltig neben der Burg am Festplatz erhebt. Noch während die Diener der Zwölfe den Segen über Dorf und Land sprachen, lief schon den meisten der Versammelten das Wasser im Munde zusammen, zog doch über den ganz Platz hinweg schon der Duft des frischen Spargels, der in großen Kesseln vor sich hin köchelte und nur darauf wartete, endlich verspeist zu werden. Und der Appetit mochte bei einem jeden wahrlich groß gewesen sein, denn die letzte Spargelemte war lang vergangenen, und vor dem ersten Praiostage des Perainemondes pflegt kein götterfürchtiger Waldsteiner Spargel zu sich zu nehmen ...

So ist es denn kaum verwunderlich, daß alsbald nach dem Ende des Götterdienstes sich das Volk auf dem weiten Platze verstreute und allerorten mit Schalen und Tellern einen Heidenlärm fabrizieıte, in welchem das Schallen der Fanfaren beinahe Unterging, als die Obrigkeit auf die Markttribüne trat. Erst als nach dem zweiten Fanfarenschall der Herold sein „Höret, Höret“ rief und die Marktordnung verlas, kehrte wieder Ruhe ein. Sodann trat Arnulf von Weißenstein, Junker und Burgherr von Weissenstein, hervor und begrüßte die versammelte Menge im Namen Travias, Peraines, Efferds und Praios`. Schließlich brachten vier kräftige Bauersleut' einen großen Kessel auf die Tribüne, aus dem verlockend heißer Dampf aufstieg, und eine handvoll Mägde aus der Burg brachte Schalen und Teller sowie eine große Schüssel Butter und frisches Brot heran.

Amulf von Weissenstein ließ es sich denn auch nicht nehmen, nach althergebrachter Tradition (immerhin findet das Fest schon seit mehr denn dreihundert Jahren statt) daselbst zum Topfe zu schreiten und mit einem großen Holzlöffel die Spargelstücke aus dem Wasser zu fischen, auf welche er sodann die schon vorbereitenen Butterstücke verteilte, die auf dem heißen Gemüse innerhalb weniger Augenblicke zu einer goldgelben Soße zerschmolzen. So füllte er denn Schale um Schale und reichte sie den Geweihten wie auch den anderen Würdenträgem. Als er geendet hatte, trat Mutter Traviana Helkenbrenner hervor, hob ihre Schale gen Himmel und sprach ein Traviagebet, bevor sie das Volk gemahnte, sich traviagefällig benehmen und nicht gar zu sehr zu stopfen und dem anderen gar das letzte Stücklein vom Teller zu stibitzen.

„So gehet denn hin und labet Euch, das Fest sei eröffnetl“ sprach Junker Arnulf und langte in seine Schale hinein, um einen Bissen der edlen Speise zu sich zu nehmen. Sein „Köstlich!“ ging im Jubel der Menge unter, die geschwind an die bereitstehenden Töpfe eilte, um sich selbst mit dem Mahle zu versorgen. Das Kauen' und Schmatzen wich jedoch bald dem geschäftigen Treiben der Bauem und Handelsleute, überall ward gefeilscht, Furhrleute angeworben und der Spargel kistenweise auf Karren verladen, und ein Bauersmann kam gar nicht erst dazu, seine Ware abzuladen, da hatte er schon alles samt seinem alten Wagen und einem eben.soalten Maultier an einen Greifenfurter Kaufmann verschachert. Alles, was noch zu jung war, um dem Tagewerk des Handelsmannes nachzugehen oder den ganzen Tag an der Schankbude zu verbringen, haırte schließlich ungeduldig aus, bis die Gauklerfamilie Scharum auf die Markttribüne sprang und dorten allerlei Possen, Schabemack, und Gaukelspiel zum besten gab, was vom Volke mit Talern reich belohnt ward. ebenso umjubelt waren schließlich die Lieder der beiden Barden Bamemund von Plitzenberg und Geldar von Zweistetten, deren Lieder - insbesondere das „Plitzenberger Lied“, welches dem Garetier gewidmet ist, und das mittlerweile weitbekannte „Uslenrieder Rotbierlied“ - mit lautem Handgeklapper bedacht wurden. Als beide schließlich zum Abend hin im einem Krug Bier in der Hand das Volkslied voın trunkenen Fuhrmann anstimmten, schallte der Gesang laut über den Platz, und gar mancher, der in den Sang mit einstimmte, schien selber schon recht trunken zu sein. Sturzbetrunken war schließlich auch Junker Boronian von Quindtian-Quandt, der allerhand wildes Zeug daherfaselte und lautstark auf den nunmehrigen Vogt Wolfmann von Wetterfels schimpfte, was ihm ob seines Zustandes jedoch kaum jemand wirklich übelnahm. Und letztlich war es sogar Vogt Wolfmann, der seinen Amtsvorgänger stützte und zu dessen Kemenate im nahegelegenen Gasthof "Travienheim" geleitete...

CD


Anmerkungen

  • Bis zum Ende der Priesterkaiserzeit war das Geschlecht derer von Weissenstein Herr über die fürdere Baronie Serrinmoor, ward jedoch aufgrund der beinahe sprichwöıtlichen Praiostreue und Ergebenheit in die Priesterkaiser von Rohal dem Weisen entehnt; lediglich Burg und Junkerei Weissenstein verblieben im Familienbesitz, während die dem Königreich zuviel und seither von einem Vogt verwaltet wird.
  • Boronian von Quindtian-Quandt war von 12 bis 28 Hal Vogt von Serrinmoor, wurde jedoch wegen der Ereignisse wärend der garetisch-greifenfurtischen Heerschau seines Amtes enthoben.
  • Der zur Burg gehörende Weißensteiner Praiostempel ist einer der größten innerhalb der Graftschaft Waldstein; die Fläche des Gebäudes ist fast genauso groß wie die der restlichen Burganlage.


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