Heroldartikel:Abelmir auf Spendenfang

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Die Freunde der Kurtzweyl melden sich zurück

Gareth. Schon etliche Wochen war es ruhig geblieben um die Freunde der Kurtzweyl, jenes Grüppchen um den tobrischen Junker Abelmir von Krugelberge, die zuvor durch allerley forsches Reden – insbesondere während der zwischenzeitlichen Schließung der Kanzley für Scharmützel, Gestech und allerley Kurtzweyl – aufgefallen waren. Doch jetzt meldeten sich die Freunde der Kurtzweyl auf einen Schlag zurück, und das nicht eben im Verborgenen. Doch wollen wir der Reihe nach berichten, was sich in den vergangenen Wochen in der Kaiserstadt zugetragen hat.

Es war am Ende des Rahjamondes gewesen, dass Junker Abelmir sich mit seinen Getreuen zu einem Essen im Alten Kaiser verabredet hatte. So versammelten sich denn in den frühen Abendstunden die Freunde der Kurtzweyl in einem Saale der Lokalität, um zuerst einmal ausgiebig zu speisen und sodann neue Ideen zu spinnen, denn eben diese schienen ihnen ja allem Anschein nach ausgegangen zu sein. Alsbald kam man denn da auch auf die derzeit in aller Munde seienden Nordmärker zu sprechen, wie auch auf die Tumey in Weiden, und beschloss schließlich, sich daran zu beteiligen. Pläne und hochtrabende Träumereien machten da die Runde, und ein jeder wusste schon, wie er sich gegen die Hinterkoscher behaupten wollte. Auf die erste Freude und Aufgeregtheit folgte jedoch schon bald die Ernüchterung, als man feststellte, dass kaum jemand in den vergangenen Jahren an einer Turnei teilgenommen hatte und derngemäß völlig aus der Übung war. Alsbald ward die Idee sodann wieder verworfen, zumal Junker Abelmir im Verlauf des Abends auf dem Wege zum Abtritt von einem Bediensteten beinahe über den Haufen gerannt wurde, woraufhin er so unglücklich fiel, dass er sich den rechten Arm brach. Derart verletzt kam eine Teilnahme an der Turnei ohnehin nicht mehr in Betracht, und nach dem Ausstieg ihres Kopfes mochten die übrigen auch nicht mehr recht in die Schranken treten. So war denn nach dem Verwerfen des Turneygedankens der Punkt Gestech schon einmal vom Tisch, und für pervalsches Gehabe, wie es sich hinter dem Begriff Scharmützel ja verbirgt, ist heuer im Reiche ohnehin kein Platz mehr. So verblieb denn nur noch die Kurtzweyl als ein Anhaltspunkt für die Beratungen der Freunde. Doch was mochte man dieser Tage in der Stadt kurzweiliges auf die Beme stellen?

So kam denn schließlich Junker Abelmir selbstens, wie man sagt, auf die glorreiche Idee, doch zumindest einen Beitrag zum Bau des neuen Hippodroms zu leisten (die alte Rennbahn war während der Nacht des brennenden Himmels bekanntlich dem Feuer zum Opfer gefallen, und noch immer zeugen schwarze Ruinen von der Katastrophe, bei welcher viele seinerzeit dort untergebrachte tobrische Flüchtlinge einen grausigen Tod durch die Flammen fanden). Wenn es schon gelang, in der Kaiserstadt Gelder für die Errichtung einer Therme in Lowangen (siehe Bericht in dieser und der letzten Ausgabe des Herolds) zu sammeln, dann mochte sich doch sicherlich ein jeder Garether erst recht an der Errichtung des neuen Hippodroms beteiligen wollen. Pünktlich am 12. Praios, eben jenem Tage, an dem sonsten traditionell das erst Rennen eines jeden Jahres um den Zwölfgötterpokal abgehalten wurde, fuhren die Freunde der Kurtzweyl in den frühen Morgenstunden mit mehreren Fuhrwerken auf den Zwölfgötterplatz und errichteten dorten mit alten Eimern, Fässern und etlichen Brettern ein Oval, welches augenscheinlich eine Rennbahn darstellen sollte. Das eigenartige Treiben lockte schließlich selbst den Garether Bürgermeister Trautmann Karfenck auf den Plan, der sich mit gespielt sorgenvoller Miene nach dem Sinn und Zwecke jenes Gebildes erkundigte. Junker Abelmir höchstselbst nahm sich des Gastes an, schob ihn behutsam näher an einen der Wagen heran und offenbarte Herrn Trautmann, was sich auf der mit einer Plane abgedeckten Pritsche verbarg, derweil er dem Bürgermeister flüsternd und mit einem amüsierten Blitzen in den Augen die näheren Umstände und Pläne der Freunde erläuterte. Als seine Wohlgeboren geendet hatte, klopfte sich Herr Trautmann lachend auf die Schenkel und rief: »Wohlan, Herr Abelmir, meinen Segen habt Ihr!«

© CD

Das eigentümliche Treiben ließ selbstredend auch manchen anderen Bürger der Kaiserstadt neugierig nähertreten und der Dinge harren, die sich dort geschehen mochten. Und schon alsbald sollte ein jeder erfahren, was es damit auf sich hatte. Trotz seines verletzten und geschienten Armes, der noch von einer Schlinge gehalten wurde, kletterte Abelmir von Krugelberge auf einen der Wagen, mit denen er und seine Getreuen auf den Platz gefahren waren. und verkündete voller Inbrunst mir lauter Stimme: »Kommet näher Ihr Bürger alle, und sehet. was hier sogleich geschehen wird. Denn bedenket, was sich zugetragen in jener Schreckensnacht, da das Dämonenfeuer vom Himmel fiel und mannigfaltige Häuser in Asche und schwarze Steine verwandelte. Erinnert Euch an die Zeiten, da man sich fröhlich ins Immanstadion oder auf die Rennbahn begab, um sich an den Wettkämpfen zu erfreuen! Doch was ist uns davon geblieben? Nur eine verkohlte Ruine, und noch immer ist die neue Rennbahn nicht fertig gestellt und die gar beliebten Rennen um den begehrten Zwölfgötterpokal gar noch immer ausgesetzt. Wie viele von Euch haben nicht dabei manchen Taler auf Sieg gesetzt und schließlich glücklich gewonnen oder unglücklich verloren! Sollen denn jene Zeiten nur noch eine verblassende Erinnerung sein? Ich sage Euch: Nein! Darum tretet näher und helft mit, dass das neue Hippodrom bald fertig gestellt sei!«

Hier und da erschollen Hochrufe aus der Menge, während andere sich nur verwundert gegen die Stirn tippten und den Platz verließen, derweil wieder andere riefen, wie sie denn helfen könnten. So erklärte denn der Krugelberger, dass man ab sofort auf diesem Platze wieder dem Pferderennen frönen werde, wie man es aus alten Zeiten gewohnt sei, wenngleich es sich doch ein wenig anders zutragen werden. Zugleich langte er hinab in den Wagen und hielt alsbald ein Steckenpferd in die Höhe, was etliche in der Menge zum Lachen veranlasste. »Nun, was muss ich da hören?«, rief der Junker erbost, wollt Ihr etwa die stolzen Rösser verhöhnen? Doch ein wenig mag ich Euch recht geben, denn es fehlen noch die Reiter. Wollen doch einma1 sehen, ob wir hier unter Euch nicht den einen oder anderen Reitersmann finden.« Suchend blickte er über den Plan und spähte bald hierhin, bald dorthin.

Schon zeigte er auf einen wohl zehnjährigen Knaben mit hellem Lockenhaar und rief ihn zu sich nach vorn auf den Wagen. Schnell fragte er den Knaben nach seinem Namen und stellte ihn sodann der Menge vor: »Seht hier unseren ersten wackeren Reitersmann, Carvin mit Namen. Nun, wer mag es mit ihm aufnehmen? Fünf Rösser sind noch frei!« Alsbald fanden sich so die Reiter zusammen und waren von den Getreuen des Krugelbergers mit einem Steckenpferd und einem bunten Stirnband ausgestattet. Sodann nahmen die Kinder nebeneinander in dem Oval Aufstellung, und Herr Abelmir verkündete: »Nun, es soll beginnen. Doch zuvor will ich Euch sagen: Lasst es uns halten wie einst auf der Rennbahn! So setzte ich denn einen Taler auf meinen jungen Freund Carvin mit dem roten Stirnband! Wer hält dagegen?« Nach kurzem Zögern hoben sich in der Menge vereinzelt Arme, und Abelmir hieß die Wetteifrigen, nach vorne an den Wagen zu kommen, wo sie bei seinen Getreuen ihre Einsätze machen konnten. »Doch lasst Euch eines gesagt sein: Wer seine Wette verliert, der hat sein Geld verloren, wie man es seit alters her kennt. Wer aber gewinnt, der soll die Hälfte seines Gewinns hier in dieses Fass werfen« – bei diesen Worten stellten die Freunde der Kurtzweyl ein großes, ausgedientes Fass auf ein Tischchen – »auf dass davon weiter am Hippodrom gebauet werden kann, und wir alsbald wieder die Pferde laufen sehen können!« Dennoch ließen sich die Garether nicht lumpen und setzten eifrig ihre Einsätze, und schon beim ersten ›Rennen‹ ließen sich zahlreiche weitere Bürger anstecken. So gab es denn Rennen um Rennen, denn sowohl diejenigen, welche wieder einmal ihrer Wettsucht frönen wollten, als auch Kinder, die auf den Steckenpferden ein Rennen bestreiten wollten, fanden sich zuhauf. So füllte sich denn nach und nach das Fass mit allerlei Münzen, und der Spaß wollte kein Ende nehmen.

Kurz nach Mittag trug es sich den schließlich zu, dass, als Junker Abelmir wiederum nach neuen Reitern Ausschau hielt, ein wohlgekleideter älterer Mann von sicherlich fünfzig Götterläufen nach vorne trat und eines der Pferdchen zwischen seine Schenkel nehmen wollte. Lachend rief da der Krugelberger: »Mir scheint, auch Ihr älteren Bürger habt Euren Spaß daran. So soll es denn sein! Wer will noch mit dabei sein?« Schnell fanden sich fünf weitere Reiter, und alle sechse machten auch zuvor ihre Wetten. So gab denn Junker Abelmir vom Wagen herab das Startsignal, und die sechs Reiter machten sich auf den Weg durch das Oval. Schließlich gewann auch jener Herr, welcher als erster das Steckenpferd ergriffen hatte, und nicht wenige seiner Getreuen, die mit ihm gemeinsam auf den Plan getreten waren und das Schauspiel beobachtet hatten, schienen auf ihn gesetzt zu haben, denn die Freunde der Kurzweil hatten eine großen Teil der Wetteinsätze wieder auszuzahlen. »Nun, wer vermag es mit mir aufzunehmen?«, fragte da der strahlende Sieger, und etliche Hände gingen in die Luft, so dass bald ein neues Rennen begann, das der Ältere – wegen seines Äußeren sprachen manche Umstehende schon von einem Edelmann – wieder für sich entscheiden konnte und etlichen einen guten Gewinn bescherte. Schon sprangen die nächsten aus der Menge hervor, um es mit dem Edelmanne aufzunehmen, und Junker Abelmir lächelte zufrieden. Das Spiel schien dem Volke sehr zu gefallen, und auch das Fässchen füllte sich weiter.

Doch schon bald verging Abelmir das Lachen, denn immer höher wurden die Einsätze insbesondere der Wetteifrigen, die auf den Edelmann setzten, und nach dem sechsten Rennen musste man sogar etwa Geld aus dem Fass nehmen, um alle Gewinner auszahlen zu können. Doch die nächsten ›Reiter‹ standen schon bereit, so dass der Krugelberger nicht umhin kam, nochmals um den Inhalt des Fasses zu bangen. Doch dieses Mal war dem Edelmanne der Sieg nicht vergönnt, er ging nur als Zweiter durch das Ziel. Zerknirscht heulten viele, die hohe Beträge gesetzt hatten, auf, als die Freunde der Kurtzweyl den Einsatz in das Fass steckten, denn dieses Rennen hatte sich gelohnt, Nur eine Handvoll Glücksspieler hatte den richtigen Riecher bewiesen und auf den Sieger gesetzt, was Ihnen zum eine hohe Gewinnsumme eingebracht, doch auch genug für die Freunde der Kurtzweyl übriggelassen hatte, wie das Klimpern der in das Fass fallenden Münzen bewiesen hatte.

»So habe ich denn meinen Meister gefunden«, sprach der Edelmann und zog den Hut vor dem Gewinner, der ihn fröhlich angrinste. Schon wollte er sich zum gehen wenden, als Junker Abelmir zu ihm trat und sprach; »Ich danke Euch, denn auch wenn wir wegen Eurer Siege etliche Taler auszahlen mussten, haben wir doch dank Eurer Hilfe gutes Geld eingenommen. Doch sagt, mit wem habe ich die Ehre?«

»Ich habe zu danken«, sprach da zu aller Überraschung der Edelmann und ging lachend von dannen, derweil seine Gefährten in der Menge prall gefüllte Geldsäckchen in die Höhe hielten, in denen ihre Gewinne klimperten. »Doch da Ihr so neugierig seid: Jarus Encalbien, mein Name. Bei Nacht nennt man mich auch den Grafen von Gareth.« Sprach’s und verschwand in der Menge. Junker Abelmir und seine Freunde der Kurtzweyl aber wie auch die meisten Bürger blickten dem Grafen und seiner Bande ob solcher Dreistigkeit sprachlos hinterher. Trotz aller Anstrengungen der Garde blieben Jarus Encalbien und die Grafenbande wie vom Erdboden verschluckt. Die Suche wurde schließlich am Abend abgebrochen, derweil die Freunde der Kurtzweyl das nach etlichen weiteren Rennen wohlgefüllte Fass in der Kanzlei S.G.K, an Reichsrätin Quisira von Kaldenberg übergaben, die sich ob der unerwarteten Spende hocherfreut zeigte und ihrem »Rivalen« Abelmir versicherte. persönlich über die von den Freunden bestimmte Verwendung des Geldes zu wachen.



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Autor: CD