Geschichten:Zwergenliebe

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Vierok am frühen Morgen des 26. Praios 1040 BF

Aus den Zelten hallte noch der ein oder andere siegestrunkene Gesang und das Lachen derer, die die Chimären überlebt hatten. Die Siegesfeier in Vierok mag improvisiert gewesen sein, aber der Zwergengraf hatte sich nicht lumpen lassen. Beide Zwergengrafen um genau zu sein, gerade deshalb hatte es auch genug Bier für alle Kämpfer gegeben.

Radox wischte einen Krug aus und stellte ihn zu den anderen in die dafür vorgesehene Reisekiste. "Hast Du gesehen, Dariana?", wandte sich der zwergische Diener an sein menschliches gegenüber, "Die beiden Zwergengrafen hatten für sich selbst weder Wiesenschlösschen noch Ferdoker übrig gelassen, so dass sie zusammen irgendso'ne rote Plörre aus Waldstein trinken mussten."

Dariana lächelte geheimnisvoll, "Das würde vielleicht auch erklären, warum die beiden so seltsamen Absprachen getroffen haben."

Sie hatte ihn direkt an der Angel: Der Zwerg, dessen Neugier auf Klatsch seine größte Schwäche war, hing ihr direkt an den Lippen. "Nun mach schon, pack weiter, der Graf will morgen zurück," enttäuschte sie ihn ersteinmal.

Eilig nahm sich der angesprochene den nächsten Krug vor, "Welche Absprachen?" Es war so offensichtlich sichtbar, dass er versuchte uninteressiert zu klingen.

"Erinnerst Du Dich noch an die kaiserliche Hochzeit? Da haben die beiden sich das letzte Mal getroffen, Hochwohlgeboren reist ja nur sehr ungern. Dort hatte er dem Ferdoker auch seine Hochgeborene Nichte vorgestellt... trägst Du bitte die Kiste zum Wagen, mein Rücken, Du weißt."

Wenn man Radox' Neugier ersteinmal geweckt hatte, verwandelte er sich in ein wuselig-fleißiges kleines Männchen, eine Eigenschaft, die Dariana nur allzugerne ausnutzte.

"Also Graf Growin und Okoscha?" unterbrach der Zwerg ihre Gedanken.

"Nun, da bin ich mir nicht so sicher. Hochwohlgeboren Growin scheint ein noch eingefleischterer Junggeselle als unser Graf zu sein, er hatte jedenfalls auf der Hochzeit sehr wenig mit ihr gesprochen. Du weißt wie sie ist, und sie weiß es erst recht. Ein Lächeln hier, ein Augenaufschlag da, eine unbedachte Berührung am Bart. Sie kann einen Zwerg schon um den Finger wickeln..."

Radox seufzte verträumt, "Oh ja..."

"Auf jeden Fall haben sie eben beim Rotbier das Thema wieder angesprochen. Es war wohl übrigens Growin, der unseren Grafen nach dessen Nichte fragte!", Dariana ließ ihn ein bisschen Zappeln und schob die Essenreste von den dreckigen Tellern in den Almosentrog.

"Ich weiß noch nicht ob es Okoscha gefallen wird, aber sie haben sich geeinigt, dass sie an Growins Hof wechselt, 'Damit Ihr beide Euch erstmal kennenlernt' wie Ingramm just sagte, als ich den Käse reinbrachte."

"Oh ha! Ich höre schon das Hämmern der Nattersqueller Ringschmiede," Radox Augen hatten einen leicht feuchten Glanz angenommen, der Kleine war ein hoffnungsloser Romantiker.

Dariana setzte zum finalen Schlag an: "Hör zu: Wenn Du das hier mit dem Einpacken der Zelte und der Koordination der Rückreise ordentlich machst, dann darfst Du in Wandleth das Bier einschenken, wenn Hochwohlgeboren die 'gute' Nachricht seiner Nichte mitteilt..."