Geschichten:Zweifelfelser Zwist – Prolog

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Burg Zyrbelstein, Baronie Zweiflingen, Ingerimm 1039 BF:

Nartara schreckte hoch, es war mitten in der Nacht, ihre Schlafkammer war durch die Glut des Kamins nur mäßig beleuchtet. Vor ihr an der Bettkante konnte sie schemenhaft Thyria und Argande ausmachen. Die beiden Mädchen sahen sie mit leeren Gesichtsausdruck an. Die Oberhexe vom Zwiefelsen war erleichtert und atmete tief aus. Doch die puppenhaften Gesichter der sogenannten `Zwillinge die keine waren´ verzogen sich zu dunklen Grimassen und mit kehliger, verzerrter Stimme sprachen sie im Gleichklang, während das Feuer im Kamin hell aufloderte:

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Das Haupt des kämpfenden Einhorns im eigenen Blute liegt

Der Streiter des heiligen Blutmondes ebnet den Weg
Die stolze Leunin im sterben liegt
Die Gebärende ihrem Schicksal entgegen sieht
Die Mutter den Versuchungen erliegt
Die schwarze Leunin aus der Asche sich erhebt
Der salzene Prinz die Dunkelheit besiegt

Ein neues Zeitalter entgegen sieht
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Die Gesichter der beiden Mädchen zeigten nun wieder ihr reines, puppenhafte Äußere und ohne eine Regung zu zeigen, verließen sie beinahe schwebend Nartaras Schlafkammer wieder. Diese ging zu einem Spiegel dessen Rahmen natürlich gewachsen schien und unweit ihres Bettes an der Wand hing. Ihre stechend grünen Augen musterten Nartaras eigenes Spiegelbild.

„Es hatte begonnen“, sagte sie zu sich selbst, „Die Urmutter regt sich.“

Seit vielen Jahrzehnten war Nartara auf der Suche nach dem Grab der sagenumwobenen Stammmutter der Familie Zweifelfels. Mithrada die Rote, das war der überlieferte Name. Sie soll eine sehr machtvolle Hexe des Mittwaldes gewesen sein, die mit Ringbert dem Zweifler den Bund mit dem Land einging. So war es der aus den beiden entstandenen Familie Zweifelfels möglich, über Jahrhunderte im unwirtlichen Forst zu überleben, während andere Familien nach und nach im Dunkel der Geschichte – um nicht zu sagen im Dunkel des Forstes - verschwanden.

Doch hatte sich in den letzten Götterläufen was verändert, das spürte Nartara. Der Forst und das Land bäumten sich gegen das Leben auf. Auch in den Zweifelfelser Landen. Der alte Pakt hatte an Macht verloren. Besonderes sichtbar war dies in Osenbrück. Weite Teile der Baronie hatte sich der wuchernde Forst wieder geholt. Die Herrscher der letzten Generationen achteten die alten Traditionen nicht mehr. Sie waren nicht mehr mit dem Land verbunden. Womöglich war der Pakt durch die unheiligen Machenschaften der letzten windensteiner Baronin gar gebrochen. In Tannwirk und Leihenbutt sah es nicht besser aus. Auch hier waren die herrschenden Familien vom Glück verlassen, denn sie achteten das Land nicht mehr. Sie brachten Frevel über das Land.

Nun war die Zeit gekommen. Nartara war der Grabstätte ihrer Ahnin ganz nahe. Sie würde Antworten bringen.