Geschichten:Zunge wie ein Säbel - Heimkehr einer Trauernden

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Festung Haselhain, Mitte/Ende Praios 1043 BF

Sie übergab das kleine Knäuel wieder der Amme, Rayani Sigmana war erst wenige Wochen alt. Sigmana..., ging es Fatime durch den Kopf, dieser Name war eine der letzten, sie direkt betreffende Verfügungen ihres Gockelgatten, bevor sie hier das Ruder übernommen hatte. Sie hatte dem schönen Kind noch einen Namen voran gesetzt, das hatte sie daran noch ändern können. An ihrer Tochter Verlobung mit einem Zweifelsfelser - auch eine Abmachung vor ihrer Zeit - konnte sie allerdings nichts mehr drehen, da gab es Verträge, ebenso daran dass die Zweifelsfelser nun ihre Vasallen waren. Ihre arme Rayani, nicht mal geboren gewesen und schon verlobt, ihre Tochter tat ihr leid. Sowas würde nun nicht mehr so leicht passieren.

Dennoch schaute sie auch mit sehr viel Glück auf die kleinen Augen in dem kleinen Gesicht. Denn wie froh war sie dass ihre Kinder lebten. Denn vor wenigen Tagen hatten sie Gerüchte um die Bluttaten in Herdentor erreicht. Sie hatte geahnt dass dort keine tatsächliche Ruhe eingekehrt war, wohlmöglich war es besser gewesen, dass ihre Bündnisbemühungen nach Sebarin, aber vorallem Herdentor mehr oder minder gescheitert waren. Zu gefährlich und verzehrend was das Spiel der dortigen Spieler und Spielerinnen. Keine zuverlässigen Verbündeten, sondern von Intrigen getriebene Geister waren sie dort. Und jetzt hatte sich eine dieser Parteien auch noch finsterer Mächte bedient. Oder gab sie den Leidtragenden dortdrüben unrecht und die Bluttaten waren tatsächlich namenlose Umtriebe? Sie mochte es nicht zu sagen, dennoch stand fest, sie müsste die Nachbarn besser im Auge behalten und vorerst einen gebührenden Abstand einhalten. Nur um Roschane, das arme Ding tat es ihr leid, auch wenn sie sie eigentlich kaum kannte, aber sie hatte all ihre Kinder verloren, das konnte eine Mutter oder einen Vater nur in tiefe Agonie stürzen. Sie hatte von Roschane noch nichts gehört, hoffentlich war ihr selber nichts zugestoßen.

Dann pochte es und die junge Nahima trat ein, die sich anscheind schnell positiv hervor tun wollte. "Meine Herrin, die Wachen künden von einer Frau am Tor, völlig verwahrlost, sie behauptet Roschane von Pfiffenstock zu sein, die Gemahlin des geblendeten Sonnenbarons."

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Die zierliche Frau stand vor ihr, sie war kaum noch als die die sie war zu erkennen. Eingefallenes Gesicht, dürre Glieder, gehüllt in dunkle weite Gewänder mit Kapuze. Die Schüchternheit ihrer Vergangenheit war einer ängstlichen Zurückhaltung gewichen, die sich in ihrer Körperhaltung wiederspiegelte. Fatime kannte weder die Frau von früher, noch die die jetzt vor ihr stand wirklich gut. Doch bat sie dem armen Häuflein vor sich ihre Hand an, vorsichtig streckte sie sie ihr entgegen. Roschane starrte lange auf die ihr entgegengestreckte, gescheckte Hand, in einer Mischung aus ungläubiger Verwunderung und Skepsis. "Roschane, gutes Kind, gepeinigtes Kind, niemand kann den Schmerz ermessen, der dich zu mir trieb, in den Schoß deiner Familie, deiner Heimat. Doch lasse mich dir eine Geschichte erzählen, von einer getriebenen Frau, die letztlich dort eine Bestimmung fand, wo sie sie nie erwartet hatte. Diese Frau, schuf ein Refugium für all die jenigen die sich von der Vergangenheit, von Ymra selbst, verfolgt und getrieben sahen. Ein Heim voller Schönheit, Erkenntnis, der fruchtbaren Ideen und des Neubeginns, fern der alten Triebe. Dort konnten selbst die die in Abgründe gesehen hatten wieder zur Blüte reifen, mit Satinavs Dauerung und der Milde der drei Schwestern." Das Verständnis ließ ein wenig auf sich warten, doch dann leuchtete ganz weit hinter dem Schleier in Roshanes Augen etwas schwach auf und sie ergriff, solange dieser Funke da war, die Hand der Baronin. Diese zog die Frau sanft zu sich heran: "Du bist zu Hause, Roschane. Hier wird dir kein solches Leid mehr wiederfahren, dafür werde ich sorgen. Hier soll niemandem mehr solches Leid wiederfahren, ich bin stark und auch du wirst wieder stark sein."

Kurz darauf ließ die Baronin von Haselhain der gefallenen Baronsgemahlin von Herdentor ein Bad herrichten und kontaktierte Rashia'Hal, auf das ihr neuer Gast dort genesen und zu einer echten Verbündeten reifen konnte, die ihr mit Rat zu Herdentor und Sebarin zur Seite stehen konnte.