Geschichten:Zackenduster - Hoher Besuch bei schlechtem Wetter

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Ende Boron 1038 BF, Cravolds Haag in Trollnase

Kalter Wind pfiff von den Berghängen hinab und trug bereits die ersten Schneeflocken mit sich. Regenschwer wogten die dunklen Tannen nahe der Talsohle und stemmten sich mit aller Kraft gegen das Schicksal, einer zu starken Neigung folgend den Halt im kalkigen Boden zu verlieren und mitsamt des Wurzeltellers umzustürzen und den Hang hinab abzugehen. Einige weniger stabile Exemplare hatten bereits diesen Weg gefunden und lagen kreuz und quer über dem in den Talboden eingeschnittenen Bett der Kalke, die leicht angeschwollen um die ins Wasser reichenden Nadelzweige schäumte. Weiter unten hatte ein Baum den Damm eines der Fischteiche getroffen, die sich am Fuße der steilen Anhöhe, auf der das feste Dorf Cravolds Haag lag, wie eine Perlenkette aneinander reihten. Ein noch zartes Rinnsal ergoss sich über die Dammkrone, unbeachtet von den Dorfbewohnern, die sich bei diesem Wetter hinter den stabilen und hohen Mauern des Runddorfes um ihre Feuer scharten.

Eine einzelne, riesenhafte Gestalt stapfte den schlammigen Weg hinauf, der zum Dorf der Erlgrimman führte. Die Fußlappen aus Bärenfellen waren fest gewickelt, aber von dem braunen Wasserstrom, der sich den Pfad als Bett ausgesucht hatte, bereits schlammverkrustet und durchnässt, ebenso der Fellüberwurf und die verfilztn grauen Haare. Der Sturm zerrte am Bart, aber der Wanderer war kräftig genug, dem standzuhalten. Auf einen stattlichen Gehstock – in einem früherem Leben einmal ein junger Baum – gestützt stapfte dieser unbeirrt bis zum Tor hinauf und klopfte gegen die festen Bohlen, dass es nur so krachte. Weniger stabile Türen wären wohl entzwei gegangen, doch die stabilen, mit Eisen beschlagenen Flügel hier hielten der Ankündigung stand. Und es dauerte nicht lange und über dem Tor öffnete sich eine Luke und verriet, dass der Ankömmling in Augenschein genommen wurde. Dieser griff unter seinen Bart und zog an einer Halskette einen Reif hervor, um ihn mit den Fingern der Rechten umspannt zu präsentieren. „Öffnet Tor! Sagt Connara, Strutzz, Baron, will Than sprechen in wichtig Ding!“, grollte der Rotäugige hinauf zu der Torwache. Und es dauerte nicht lang, da wurde dem Herrn von Trollnase aufgetan.

Wenig später saß Strutzz etwas weniger triefend und mit einem Humpen ausgetattet, der einstmals ein Schnappsfäßchen gewesen sein mochte, auf einem weiteren Bärenfell am Kamin in der Thanshalle und schnupperte wohl grummelnd an seinem Getränk, das man eilig aus Obstsaft, Honig und zwei Flaschen Trollzacker für ihn angesetzt und aufgewärmt hatte. „Ja, das gut, gutriech und wohlschmeck sicher. Dank hab, Connara, Ilkes Tochter.“ Um das zu prüfen nippte der Troll einmal an seinem Punsch. Ein guter Schank goß sich seine Kehle hinunter.

Die Hausherrin ließ ihn gewähren und trank aus ihrem Horn ebenfalls einen Schluck von demselben Gebräu, dass der Troll ausgeschenkt bekommen hatte. Nachdem dieser dem ersten Nippen noch einen gut maßigen Zug hatte folgen lassen, gerülpst hatte und sich mit der Hand über den Bauch gefahren war, in dem sich nun die Wärme wohltuend ausbreitete, kam dieser ohnehin auf den Grund seiner Anwesenheit zu sprechen...