Geschichten:Wochen der Entscheidung - Ein Trotzkopf

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Burg Orbetreu, 12. Firun 1032 BF


Das Wetter war in den letzten Wochen immer schlimmer geworden. Ein eisiger Wind strich um die Zinnen der Burg. Haldora von Windischgrütz hatte es sich mit einer Tasse warmer Suppe im Kaminzimmer gemütlich gemacht. Vom Kamin ging eine wohlige Wärme aus und Haldora kam plötzlich der Gedanke, wie es sich unzählige Generationen der Familie Schwingenfels gerade eben hier bequem gemacht hatten.

Urplötzlich wurde die Tür aufgerissen. Leobrecht, ihr Onkel, Ugdane von Weisenstein und Frostelin traten ein. Haldora schrak aus ihren Gedanken auf. Die drei unterhielten sich aufgeregt. „Der Graf hält dieses Angebot für sinnvoll, Frostelin! Du musst doch einsehen, dass er es für ratsam hält, Frieden zu schließen.“ Frostelin schüttelte den Kopf. „Will denn hier keiner sehen, was ich sehe? Warum, glaubst Du, will Hadrumir von Schwingenfels auf einmal Frieden? Er sammelt seine Truppen für einen Schlag gegen uns. Und während wir uns der Hoffnung hingeben, dass alles ein Ende nimmt, plant er unseren Untergang.“ Ugdane von Weisenstein sprach ruhig. „Wir sollten in unserer Wachsamkeit nicht nachlassen.“ Leobrecht war ähnlich aufgebracht wie Frostelin.

„Und was antworten wir dem Grafen? Das kann ich ihm wohl schlecht wiedergeben.“ Er hielt ein Pergament hoch und Haldora konnte sich denken, dass es eine wütende Antwort Frostelins auf das Friedensangebot war. „Diese Fehde nimmt kein gutes Ende!“ Aus Frostelins Augen sprühte förmlich der Zorn. „Sie nimmt kein gutes Ende für die Familie Schwingenfels. Ich habe sie in die Knie gezwungen – nur ich. Warum kommen sie jetzt angekrochen?“ Ugdane schaute skeptisch zu Leobrecht. „Ihr müsst zugeben, dass das Angebot auf Frieden erst kam, als die Orbetreu gestürmt war. Warum hat sich keiner der Schwingenfelser vorher gerührt?“ Frostelin schnaubte verächtlich. „Hadrumir von Schwingenfels? Pah, was haben einige vor diesem Namen gezittert. Und was ist jetzt? Jetzt kommt er angekrochen, dieser Wurm! Der ach so tolle Heerführer dieses Krämers aus Feidewald und seine Familie sind am Ende.“ Leobrecht winkte müde ab. „Lacht nicht über mich, Onkel! Nicht über mich, habt Ihr verstanden?“ Leobrecht war leicht erbleicht. „Ich werde nicht auf irgendetwas verzichten, was sich meine Familie mühsam erarbeitet hat – schon gar nicht auf Natzungen!“ Frostelin schmiss die Papiere achtlos in Richtung des Kamins, doch landeten sie nicht im Feuer. Er schien dies nicht zu bemerken, da er sich schon der nächsten Tür zugewandt hatte. Leobrecht schloss sie hinter ihnen nicht ohne Haldora einen zweifelnden Blick zu zuwerfen.

Haldora erhob sich und schnappte sich die Papiere vor dem Kamin und begann sie zu lesen. Die Hoffnung auf Frieden klang für sie viel zu verlockend als das man eine solche Möglichkeit gänzlich wegwerfen sollte.