Geschichten:Wochen der Entscheidung - Die Sorgen einer Mutter

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Burg Orbetreu, 15. Boron 1032 BF


Die Kutsche hielt abrupt im oberen Burghof an. Energisch stürmte Halina von Windischgrütz aus der Kutsche. Der herangetretene Diener blieb wie angewurzelt stehen. Halina stürmte die Treppen hinauf und betrat den kahlen Rittersaal der Burg.

Haldora von Windischgrütz blickte auf. Ihre Miene erhellte sich, als sie ihre Mutter sah. „Mutter!“ rief sie freudig und sprang von ihrem Sitz auf.
Halina umarmte ihre Tochter. „Kind!“
Tränen standen Haldora in den Augen. Halina löste die Umarmung. Besorgt blickte sie ihre Tochter an. „Was ist geschehen?“ fragte sie ernst.
Haldora blickte auf, ihre Stimme war nur noch ein Flüstern: „Frostelin! Er ist von Sinnen.“
Halinas Miene verdunkelte sich. „Was hat er getan?“
Haldora setzte sich. Sie schlug die Hände vors Gesicht. Unter erneuten Tränen schluchzte sie: „Er hat Ludorand von Schwingenfels getötet.“
„Kind, in einer Fehde sterben Menschen.“
Haldora blickte auf. „Er hatte sich ergeben!“ schrie sie und ihre Stimme hallte von den Wänden wider. „Vor drei Tagen kam ein weiterer Schwingenfelser hier an. Ludegar mit Namen. Er hat nur um die Übergabe des Leichnams gebeten, doch Frostelin hat ihn zusammenschlagen lassen.“
Halinas Augen weiteten sich. „Wo ist Frostelin jetzt?“
Haldora deutete auf eine Türe. Halina straffte sich und ging auf die Tür zu.

Im Raum konnte sie einen großen Tisch sehen. Auf ihm lag eine Karte. Forstelin beratschlagte sich gerade mit Ugdane von Weisenstein und Odilbert von Windischgrütz.
Frostelin sah auf. „Mutter! Wie schön Euch hier zu sehen!“ sprach er höflich.
„Raus!“ knurrte Halina die Adjutanten ihres Sohnes an.
Folgsam gingen sie der Aufforderung nach. Frostelin blickte ihnen verwirrt nach. „Was soll das?“
Als die Tür geschlossen war, trat Halina vor und verpasste Frostelin eine schallende Ohrfeige. „Wie konntest Du Dich zu einer solchen Dummheit hinreißen lassen, du verdammter Tor!“ schrie sie ihn an.
Frostelins Gesicht war nicht nur aufgrund der Ohrfeige gerötet als er zurückschrie: „Ich bin Oberhaupt der Familie Windischgrütz! In diesem Ton redet niemand mit mir! Nicht einmal DU!“
„Du bist mein Sohn! Ich rede mit Dir, wie es mir gefällt. Wie konntest Du es wagen einen Unterhändler anzugreifen und einen Feind zu töten, der sich ergeben hatte?“
„Ich gewähre diesem Schwingenfelser Geschmeiß keine Gnade! Diese Zeiten sind vorbei! Ein für alle Mal! Vater hat diese Fehde viel zu lange mit fehlender Entschlossenheit geführt. Ich habe das Heft des Handelns endlich in die Hand genommen!“
„Rede nicht so von Deinem Vater, Bursche! In ihm steckte viel mehr von einem Ritter als in Dir jemals stecken wird.“
„Ach ja, sieh Dich um, Mutter! Die Burg unserer Feinde ist in unseren Händen. Dies ist mein Verdienst!“
Halina schüttelte den Kopf. „Hast Du denn wirklich nichts begriffen?“
Frostelin Miene war steinern. „Ich habe verstanden, dass Du gegen mich bist.“
Halina schüttelte erneut den Kopf. Niedergeschlagen sprach sie: „Ich bin nicht gegen Dich.“ Sie trat an ihn heran und strich mit ihrer Hand über seine Wange. „Ich mache mir Sorgen um Dich.“ Ihre Stimme war mittlerweile ein Flüstern. „Du bist schließlich mein Sohn. Ich will Dich nicht auch noch verlieren.“
Frostelin straffte sich. „WACHE!“ Ein Mann betrat das Zimmer. „Meine Mutter wünscht ein Quartier zu beziehen. Sie ist ermattet. Und schickt mir Odilbert und Ugdane wieder herein.“
Halina ließ die Hand mutlos sinken. Traurig schaute sie über die Schulter, als sie das Zimmer verließ.

In ihrer Kammer kniete sich Halina vor ihr Bett. „Oh, Herrin Hesinde, schenke Frostelin die Einsicht seines Vaters.“ In der Kammer gewährte sich Halina die Schwäche von Tränen. „Ihr Götter, ich flehe Euch an, nehmt mir nicht noch meinen Sohn!“