Geschichten:Waldesdunkel - Heute und Morgen

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Burg Zyrbelstein, Junkertum Zyrbelstein, Baronie Zweiflingen; Mitte Boron 1037 BF:

Nartara Rondratreu von Zweifelfels stand vor einem mit Schriftzeichen und Ornamenten reich verzierten Steinblock, der in der Mitte auf einer Amphore im Turmzimmer aufgestellte war. Auf der Oberfläche des Steins war eine Vertiefung eingemeißelt, die mit einer Flüssigkeit gefüllt war. Verbissen und mit grimmiger Miene starrte die als Hexe im Kettenhemd verschriene Junkerin auf die Flüssigkeit.

„So ein Narr!“ Nartara wischte die Flüssigkeit vom Stein und wandte sich ab. „Ich habe mir das nun lange genug angesehen.“

Lange hatte sich die alternde Frau mit den stechend grünen Augen nicht in die derischen Belange ihrer Familie eingemischt, sie hatte schließlich eine andere Aufgabe, eine eher spiritueller Natur. Sie war die letzte einer langen Reihe von magiebegabten Frauen, die einer sehr alten Familientradition folgend, in den Künsten Sumus ausgebildet wurde. Nicht in einer Akademie, nein, jede gab ihr Wissen an ein ebenfalls von Mada gesegnetes Mädchen der Familie weiter. Dieses Familiengeheimnis hüteten die Zweifelfelser so gut, dass nur die wenigsten Familienmitglieder um die wahre Natur Nartaras wussten – sie war die Oberhexe der Familie und nicht nur das, sie führte nun mehr gar den Zirkel der Töchter Saturias vom Zwiefelsen an. Der Zirkel hütete einige der mythischen Stätten des verbliebenen Midwaldes und schützte sie vor den gierigen Augen der Menschen. Die Lebensaufgabe Nartaras – wie auch die vieler ihrer Vorgängerinnen - war es aber lange verschollene Stätten und Kultgegenstände der Familie zu finden. Wie etwa den legendären Eynhoornspiesz, dessen letzter bekannter Träger Jerodan von Zweifelfels gewesen sein soll, oder aber das Schwert der Heiligen Henrica. Doch eine noch viel höhere Bedeutung für die Familie hatte das Grab von Mithrada der Roten, der legendären Urmutter der Zweifelfelser. Diese war wohl eine der mächtigsten Hexen des damals noch riesigen Midwaldes und verliebte sich in Ringbert dem Zweifler. Beide zusammen galten als die Stammeltern der Familie Zweifelfels.

Nartara war auf der Spur des Grabes, doch waren es andere Sachen die nun ihre Aufmerksamkeit banden. Sie musste eine Nachfolgerin ausbilden. Sie hatte gehofft in Enaya eben jene gefunden zu haben, doch war diese viel zu labil und charakterlich instabil. Nataras Zirkelschwester Rahjagunde hatte sich Enaya angenommen und haderte sehr mit ihrer Schülerin.

Dumpf hallten die Schritte der Hexe, als diese die enge Treppe des Turmes herunter stieg. Vor Nartara öffnete sich die Tür zu einer der unteren Turmkammern. Dort standen zwei Kinderkrippen, die sich wie von Geisterhand hin und her bewegten.

„Meine Kleinen“, fast liebevoll schaute die alte Frau auf die beiden tief und friedlich schlafenden Mädchen. „Ihr seid der ganze Stolz und die große Hoffnung unserer Blutlinie. Möge der Wald über euch wachen!“ In unzähligen Visionen wurde Nartara von den `Zwillingen die keine sind´ verkündet. Nun waren sie da, am selben Tag geboren, zur selben Stunde, aber von verschiedenen Müttern. Die Linie würde also fortgeführt werden. Es war schon erstaunlich, das Geburtsjahr der Mädchen musste unter den Segen Madas gestanden haben, wusste Nartara doch von einigen Adelsfamilien deren Nachwuchs aus diesem Götterlauf magiebegabt geboren wurde.

Knarrend und ohne das die Alte die Tür berührte, schloss diese sich, nachdem Nartara den Raum verlassen hatte. Nun musste sie sich um anderen dringenden Angelegenheiten kümmern.




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Texte der Hauptreihe:
13. Bor 1037 BF
Heute und Morgen


Kapitel 1

Traumgestalt
Autor: Bega