Geschichten:Von Hölle und Hasel - Zu schleichen wie ein Fuchs

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Baronie Haselhain, Festung Haselhain Armeenschild, Anfang Phex 1038 BF

Fuß um Fuß und leisen Schrittes bewegte er sich durch die Gänge des Raulschen Traktes. Immerhin kannte er sich inzwischen gut genug aus um auch ohne Lampe seinen Weg zu finden. Durch die großen Fensteröffnung viel einiges an Licht der Mada hinein, genug um das notwendige erkennen zu können. Ein weiteres Glück war das er nicht allzu weit gehen musste, die Gemächer seines Zieles befanden sich im selben Trakt, nur nicht auf der gleichen Ebene. Seinen persönlichen Dienern hatte er heuer die doppelte Portion an schwerem Rotwein zugesprochen, und entsprechend fest schliefen sie hoffentlich.

Es war ein Vorteil das er die Wachpläne kannte, so lief er nicht in Gefahr von einem der Schwarzen Wölfen erwischt zu werden, nicht das ihm etwas hätte dadurch passieren können, aber auf diese Unannehmlichkeiten mochte er gerne verzichten.

Vorsichtig nahm er die Treppe hinab und erreichte den langen Korridor, das gesuchte Gemach lag leider am Ende des Ganges. In der Dunkelheit sah er sofort dass hinter der Tür noch Licht brannte, welches durch die Fugen oben und unten hindurchschimmerte. Gut, das machte es leichter.

Er versuchte leise zu klopfen, so albern es sich auch anhörte, aber er klopfte tatsächlich durch sein mehrfach gefaltetes Taschentuch, und hoffte inständig dass es reichen würde.

Zweimal musste er sein Klopfen wiederholen, sorgsam darauf achtend ob es sonst irgendwo bemerkt wurde, in den anderen Zimmern und im Korridor blieb es jedoch still. Da öffnete sich die Tür, und dankbarerweise hatten die Dienstboten den Befehl alle Scharniere zu ölen aufs trefflichste umgesetzt.

Vor ihm stand Rohalan Albentir, er trug eine Pluderhose, der Oberkörper war frei und glänzte vor Schweiß. Der Anblick verschlug ihm dermaßen die Sprache das sein Gegenüber schon ansetzte: „Maj…..“, seine Hand legte sich flink auf den Mund des Stubenleiters und ungewöhnlich forsch drängte er ihn zurück in dessen Zimmer und schloss eiligst und möglichst leise die Tür.

„…ordomus, welch Freude euch so spät zu begrüßen.“ vollendete Albentir flüsternd den Satz. In seinen Augen leuchtete der Schalk, und er schien gar nicht so überrascht zu sein Malphorus vor sich zu sehen. Der Majordomus erkannte einen Stecken an der Wand lehnend, schon beinahe ein Kampfstab, mit dem der Stubenleiter ganz offensichtlich geübt hatte. Der Schweiß rann ihm immer noch den Körper runter und irritierte ihn noch immer, so das er verlegen zum Fenster blickte:“Al’Fessir zum Gruß Efendi Albentir, zum Gruß.“

Der Stubenleiter bemerkte das Unbehagen, nahm sich ein Leinentuch und trocknete sich damit langsam ab, dann endlich zog er sich immerhin eine Weste an. Erwartungsvoll blickte er den Majordomus mit einem breiten und freundlichen Lächeln an. Holte zwei Becher und goss ihnen kalten Tee ein. Malphorus fing sich langsam wieder, seine Konzentration galt den vielen Bildern, vielmehr Zeichnungen an den Wänden und das half im sich auf sein eigentliches Anliegen wieder zu konzentrieren.

„Ich entschuldige mich für meinen unangemeldeten und späten Besuch, aber es war mir wichtig mit euch unbemerkt unter vier Augen zu sprechen. Der Palast hat mehr Augen und Ohren die einen beschatten als ein ganzes Regiment.“

„Beruhigt euch erstmal, und genießt mit mir einen Becher von diesem herrlichen Tee.“

Die Gelassenheit des Stubenleiters überraschte Malphorus, aber er fasste sich ein Herz, Albentir schien ihm der Richtige zu sein um einen evtl. Bündnispartner auf der Burg zu finden. Auch ihm ging es mit dem Kastellan nicht viel besser, als Mischling zwischen Raulschen und Tulamide war man noch lange kein echter Nebachote, ganz im Gegenteil. „Nun der Efendi Selo ist an mich herangetreten mit einem besonderen Anliegen, es geht um die Ausgestaltung der Gemächer seiner Gemahlin Fatime.“, und mit knappen Worten schilderte der Majordomus seinen Auftrag.

„Und deswegen macht ihr euch so heimlich zu mir auf den Weg, darüber spricht doch inzwischen der gesamte Palast:“, beinahe hätte Albentir laut aufgelacht, besann sich aber und grinste nur.

„Natürlich nicht, ich sage unumwunden dass mit Sicherheit meine Arbeit sabotiert werden wird, und wir beide wissen von wem. Seit meiner Ankunft legt er mir Steine in den Weg, und würde mich am liebsten jenseits des Walles jagen. Aber das soll nicht euer Problem sein. Ich suche euch auf weil ich jemanden mit eurem Talent brauche, jemand der wie ihr ein begnadeter Zeichner ist.“

„Langsam, langsam, ihr verlangt von mir dass ich gegen den Kastellan arbeite?“, und die Gesichtszüge des Stubenleiters verhärteten sich.

„Nein, das sicher nicht, ich möchte nur dass ihr für mich, und letztendlich für den Efendi Selo, eine Arbeit anfertigt, von der er nichts mitbekommt. Er braucht es gar nicht erst zu wissen, und somit kann man euch auch nicht vorwerfen ihr würdet gegen ihn arbeiten.“

Albentir Gesichtszüge entspannten sich wieder, neugierig blickte er den Helburger an: „Und was?“

„Ich brauche eine, hmmm, nennen wir es Bauskizze von dem Fries, eine plan- und kunstvolle Skizzierung, in einem Maßstab das die Steinmetze damit arbeiten können. Ich habe ziemlich exakte Vorstellungen wie es aussehen soll, aber mir fehlt leider jedes künstlerisches Talent es umzusetzen.

Und da ich mir sicher bin das jeden Zeichner, den ich hier in dieser Baronie aufsuchen würde, unter dem Druck von ihm mir keine ordentlichen Arbeiten abliefert, so dachte ich mir, nimm dir jemanden mit dem er nicht rechnet. Inmitten hier, in seiner Festung.“

Albentirs Lächeln erhellte das Zimmern, ganz offensichtlich gefiel ihm dieser Auftrag, und auch die Vorstellung damit dem Kastellan eins auszuwischen. Malphorus konzentrierte sich, um sich nicht erneut aus dem Konzept bringen zu lassen:“ In diesen Notizen steht alles drin, aber natürlich steht es euch frei künstlerisch Verbesserungen vorzunehmen

Niemand, außer uns Beiden, auch nicht eure Diener dürfen von dieser Arbeit erfahren, bis der Tag kommt an dem die Steinmetze ihre Arbeit beginnen. Und ich muss zugestehen, dass ich euch nicht einmal dafür entlohnen kann. Ich stehe in eurer Schuld, und werde dies zu begleichen wissen, ansonsten werde ich euer Werk, sollte es Selo und Fatime begeistern, loben und euch nennen, sofern ihr das wollt. Viel verlangt und wenig geboten, ich weiß. Seid ihr dabei?“

Rohalan Albentir erhob sich, wieder mit diesem ernsten Gesicht, und Malphorus wurde klar vielleicht sich doch an den Falschen gewendet zu haben. Dann schnappte sich der Stubenleiter den verdutzten Majordomus und drückte ihn sich an die muskulöse Brust und klopfte ihn auf den Rücken: „Es ist mir eine Ehre und ein Vergnügen euch zu helfen. Seid gewiss ich werde mein Bestes geben, aber der Tag wird kommen, da fordere ich dafür die entstandene Schuld ein.“, und wieder dieses Lächeln. Völlig diffus überließ ihm Malphorus die mitgebrachten Notizen mit ein paar Bemerkungen, und machte sich eiligst auf den Rückweg, ohne dabei auf irgendetwas zu achten. Und dem Listigen sei Dank, gelangte er unbemerkt in seine Gemächer zurück, auch wenn er in dieser Nacht keinen Schlaf fand.