Geschichten:Von Hölle und Hasel - Nebachoten hier, Nebachoten da

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Baronie Haselhain, Festung Haselhain Armeenschild, Anfang/Mitte Phex 1038 BF

„Nain, main jungär Schulär, där Koupf schaut in die falschä Richtung. Habä ich nicht davon gä‘sprochen dass är zum Sounnänuntär‘gang blickt? Ja, szum Sounnänuntär‘gang. Und wo ist där? Gen Ef‘hard naturlich. Und Sounnänuntär‘gang badeitet, das Pra‘aiosgästirn hat sainen S‘Zänit uberschrittän, wäswägen dain Vogäl hier hoch‘mutig szur falschän Saite schaout. Ja, hoch‘mutig, doch dasz ist ganz und gar wider‘spruchlich zu diesäm härr‘lichen Wappäntier aus däm Hausä Ruchin. Und unan‘gäbracht. Ja, unan‘gäbracht. Fromm und Gähor‘sam sind szie die Ruchins, so wie där Graif sainäm Härrn in Al‘väran folgt, sowie die Stutän, nain, das mit dän Stuten vär‘giss wieder. Sowie die Schlangän där Hessar‘inde aufmärksam lauschän, um ihre Lähren und ihrän Kunszt‘sinn zu bägraifen. Was gäbe ich wänn du Telpäl doch mehr von diesän Schlangän hättest, so wurdän nicht all maine Worte sinn‘los värgossen wärden wie ain Krugh härrlich kuhländes Nass in där gluhänd haißän Khom. Oh Nain, so ist äs nicht richtig.“, sprach der greise Halimon von Rabenstock, entnahm mit zittrigen Finger seinem Schüler den Pinsel und zog damit einen großen Strich quer über das fast fertige Bild. Zu seiner eigenen Enttäuschung gelang es ihm nicht einmal diesen Pinselstrich glatt hinzubekommen.

Grummelnd wandte er sich ab, während sein Schüler mit langem Gesicht das Bild entfernte um sich erneut ans Werk zu machen.

Mit leicht wackeligen Schritten ging er zurück zu seinem Sessel und ließ sich seufzend nieder. Um ihn herum arbeiteten seine vier Schüler fleißig an ihren Aufgaben. Bis auf die junge Suna allesamt untalentierte Kleckser, die weder das Handwerk noch das notwendige Verständnis für die Arbeit an der Heraldik aufbrachten. Und auch Suna, eine talentierte Malerin, doch ohne jegliches Verständnis, eigenen Idee oder Kunstsinn. Sie konnte umsetzten was man ihr aufträgt, oder nach Vorlagen abzeichnen. Eigenständig zu arbeiten war leider nicht ihre Sache. Oh Herrin Hesinde, warum verschwendete der junge Rohalan sein Talent nur in der Schreibstube. Missmutig schlürfte Halimon an seiner Tasse mit Tee, verfeinert durch ein bisschen Rum. Wie sonst konnte man solch Stümperei ertragen, und dem Ungehorsam des eigenen Körpers. Wie grausam, sein Verstand arbeitete einwandfrei, doch Augen und Hände wurden immer schwächer.

Und während er dasaß und seinen Tee schlürfte dachte er über die Wappen und Wimpel der nebachotischen Stämme nach. Der junge Baron hatte ihm hierzu einen Auftrag erteilt. Er war so tief in seine Gedanken über das neu zu erstehenden Werk versunken, dass er den Gongschlag gar nicht wahrnahm. Auch nicht das sich die Gesichter seiner Schüler sich ihm erwartungsvoll zuwandten.

„Ba’Saheeb?“, Suna faste sich ein Herz, und riss den Meister Halimon aus seinen Gedanken.
„Wasz. Wasz ist dän Kindchän?“
„Där Gongh Ba’Saheeb, är wurdä bäraits gäschlagen.“
„Ah, nun dann gäht los, schlagt eich bai där grainänden Travia die Bauchä voull und morgän gäht äs dann mit frischär Kraft wiedär ans Wärk. Losz, losz, worauf wartät ihr noch?“, und schon eilten seine Schüler davon, gerade alles stehend und liegend lassend. Ein weiterer tiefer Seufzer entrann seiner Brust.

Er stand auf, raffte sich und begann die wichtigsten Utensilien aufzuräumen, Farbtöpfe zu verschließen, dass was er halt noch konnte. Dabei ging er wieder seinen Gedanken nach und überhörte das mehrfache Klopfen an der Tür. Bis sie der Besucher einfach öffnete und vor dem völlig überraschten Halimon stand. Welcher vor Schreck einen Farbtiegel fallen ließ: „Rohalan?“

Mit einer raschen Bewegung fing der Meister der Schreibstube den Tiegel auf, und stellte ihn in ein nahes Regal: „Oh Ba’Saheeb, du Großer der Farben und Formen, ich komme in aller Bescheidenheit zu dir mit einer Bitte.“

Halimon straffte sich, die Worte Rohalans waren Balsam für seine Seele, und er freute sich den besten Zeichner der Festung zu sehen.

„Saheeb, Sahheeb, welch hess‘arindegäfälliger Bäsuch ärschainth in mainen Raumän? Holt eich bittä ainän Hockär und sätzt eich szu mir, ich gießä unsz ainän Tee ain.“

Albentir folgte mit einem Lächeln der an Gestik reichen Einladung, und kam sich vor wie vor vielen Jahren, als er von Halimon in die Kunst des Malen und Zeichnens unterwiesen wurde. Mit versonnenem Lächeln schenkte der Hofherold den angereicherten Tee ein und reichte Albentir eine der beiden Tassen.

„Saheeb, du waißt dasz ich äs nur szu gärn sähen wurdä, wänn du maine rächte Hand wärden wurdest. Äs wird där Tag kommän, da kenntest du diesäs Amt ubärnähmen.“, Halimon war schon wieder ganz in seine eigenen Sachen vertieft, an die Bitte Rohalans dachte er schon gar nicht mehr.

„Oh Ba’Saheeb, ich danke euch, doch ich fühle mich in der Schreibstube sehr wohl, sie ist wie das schlagende Herz dieser Festung, vieles fließt dort zusammen und geht von ihr heraus. Und auch die Schrift und die meisten Briefe verlangen eine kunstvolle Hand, welche ich doch in so vortrefflicher weise von euch erlernt habe. Und zudem möge die Herrin Tsa uns noch lange mit eurem Dasein erfreuen, den Niemand im Land der Nebachoten besitzt so viel Weisheit in eurer Arbeit wie ihr selbst.“

„Nun Shadä, dann wouhl nicht. Aber ich wärde eich wiedär fragän, said gäwiss.“, und mit einem sehr zufriedenen Geschichtsausdruck trank Halimon seinen Tee mit einem Zug aus: „Ahhh, nun main jungär Saheeb, was fuhrt dich dann szu mir?“

Rohalan Albentir setzte sich aufrecht hin, er hatte an dem Tee nur genippt, und stellte die Tasse zur Seite: „Oh Ba’Saheeb, die Bitte mit der ich zu euch komme ist eine heikle Sache, doch ich weiß das euer großes nebachotisches Herz am rechten Fleck schlägt. Der He’effendi Selo hat den Majordomus beauftragt ein marmornes Kunstwerk für Fatime, eurer Verwandten, anzufertigen. Mit Marmor aus Höllenwall, ein wohl gewünschtes Politikum. Und entgegen den Weisungen von He’effendi Hassalim wurde der Marmor in Höllenwall bestellt, und da sich keine Steinmetze finden ließen kommt auch ein solcher von Jenseits des Walles. Doch wie soll solch ein noch so begnadeter Steinmetz den Glanz der nebachotischen Kunst darzustellen verstehen?“

„Hmmm värstähe, und ich taile daine Be‘furchtungän. Allain där gutän Fatime szuliebä. Asadan wird äs nicht mogän. Nain, mogän wird är äs nicht. Abär bai Hess‘arinde ainäm Kunszt‘wärk und ainäm Gä‘schenk där Liebä darf man sich nicht vär‘waigern.“

„Ihr kennt also nebachotische Steinmetze die dem Majordomus in dieser Angelegenheit helfen würden?“

„Abär naturlich main Jungä. Und nun trink dainän Tee aus da‘mit ich nach‘schänken kann. Ich nänne dir die Bästen im ganzän Land. Und wenn ich szie dar‘um bittä, wohl‘gämerkt Selo und Fatime szuliebä, nicht diesäm raul‘schän Major‘domus, dann wärden sie aouch kommän. Asadan hin odär här. P‘Hrost.“