Geschichten:Von Hölle und Hasel - Mamor gut

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Baronie Haselhain, Festung Haselhain Armeenschild, Mitte Rahja 1038 BF

Frater Travidius, an seiner Seite der aufgeregte Baron Siyandor, der gebeugte und offensichtlich desinteressierte Kastellan Asadan, die Schatzmeisterin und der Majordomus standen in dem Gemach Fatimes, an dessen Wand das entstehende Kunstwerk aus grauem und grünem Marmor sich in den letzten Zügen der Fertigung befand. Der Fries bestand aus vier Säulen, und bildete drei Portale. Die Säulen am Rand waren eher schlicht, auf garethisch anmutenden Sockeln ruhend wuchsen sie empor um sich in herrliche tulamidisch-nebachotische Kapitelle zu verzweigen. Sockel und Säulenstamm waren aus grauem Marmor, die Kapitelle und Bögen jedoch aus Grünem gefertigt.

Während die Beiden optischen Durchgänge an den Seiten leer waren, um Platz für kleinere Wandteppiche zu bieten, war der Mittlere gefüllt mit einem herrlichen Fries, das ornamentreich und verspielt die Sage um den Verrat und den Tod Manyola durch die neun Weisen wiedergab.

In den Bögen und Kapitellen waren die neun Häuser der Weisen in der Stadt mit den neun Türen dargestellt, sie alle ähnelten bekannten Bauwerken im Land der Nebachoten und Baburen, eines im Zentrum vom mittleren Torbogen war ganz augenscheinlich Hassal'han Ammayin. Der Weise dieses Hauses war ein gebeugter dicklicher Mann mit sehr schlitzartigen Augen. Inmitten der in abwechselnd grauen und grünen Marmor dargestellten Szenen prangerte übergroß das Gesicht der Sphinx, welches unverkennbar Ähnlichkeit mit dem jungen Siyandor hatte. Überhaupt konnte man beim näheren Hinsehen die eine oder andere Ähnlichkeit mit Gegebenheiten und Personen am Hofe erkennen. So konnte man in Manyola auch die Züge Fatimes erahnen, insbesondere dort wo ihr Gesicht größer dargestellt wurde. Verbunden wurden die willkürlich platziert wirkenden Szenen durch ein Band mit einem Gedicht, welches in bezaubernden Reimen die Sage wiedergab.

Siyandor war begeistert, sein Arzt machte sich bereits wieder Sorgen, doch das konnte den kleinen Baron nicht abhalten das Kunstwerk genau zu inspizieren, vielleicht war so etwas genau das richtige so lebendig sah man den Jungen selten.

Mit strahlenden Augen und seinem gekonnten aber unechten Dialekt wandte er sich an den Majordomus: „Ihr habbt dän Wunsch Selos aufs träfflichste ärfullt, er wird sähr szufriedän sain und ich bin äs auch. Ihr ward ain gutär Vär‘träter sainer An‘gälägenhaiten und so waiß ich auch die mainen bai eich in gutän Händän! So lasst uns heite Abänd die baldigä Färtig‘ställung gäbuhränd faiern, und nie‘mand darf Fatime davon barichten, und ihr main gutär Asadan sorgt dafur das niemand däm Gäschenk etwas szu laide tut. Ainfach fan‘tastisch, säht nur diesän Waisen dort, ja dän mit däm Buckel…“, dem Lachen folgte ein längerer Husten und der Arzt konnte sich durchsetzen und brachte den Baron zurück in dessen Gemächer.

Frater Travidius lächelte zufrieden und klopfte dem Helburger auf die Schulter: „Hätte nie gedacht da es mir einmal eine Freude sein wird für einen eures Hause zu arbeiten. Und habt nochmals Dank für die nebachotischen Gesellen, ich habe viel von ihnen gelernt. Nun werde ich meine Sachen richten, endlich geht es nach Hause. Wir sehen uns später.“, Malphorus nickte ihm dankbar zu, er würde die Bauhütte nun bald auflösen können und mit dem Geweihten würden auch die Bluthunde und die Zwingerknechte zurückkehren, immerhin hatten sie jeden unerwünschten Besucher von der Bauhütte und dem Gemach Fatimes ferngehalten. So das es zu keinen weiteren Unglücken gekommen war.

„Wirklich schön.“, in den Augen der sonst biederen Schatzmeisterin lag ein seltsamer Glanz als sie das Gedicht lautlos aufsagte.

„Ich hoffe ihr behaltet die gute Laune, wenn ich euch die Rechnung präsentiere. Nun mit der Abreise müssen die Arbeiten bezahlt werden.“

Unwilliges Erstaunen lag in Gesicht der Ruchin: „Glaubt ja nicht das ich für den Wein bezahle, ihr habt meine Antwort darauf bereits erhalten.“

„Diesä Plorrä ist äh kai‘nän Häl‘lär wärt.“, giftete nun auch Asadan, sein Unmut war deutlich zu erkennen.

„Nun, nun, ihr bezahlt ja auch nicht für den Wein, der ist ein Geschenk unter Freunden an den Hof von Haselhain, in Dankbarkeit für die Gelegenheit das Höllenwaller Marmor auch im Osten des Walles Verwendung findet. Die Kosten die ich euch später präsentiere betreffen nur das Material, den Transport und die Arbeitskräfte. Es obliegt an euch sich dann mit Efendi Selo auseinander zusetzen und zu schachern.“

Die Ruchin wollte kurz darauf etwas erwidern, lächelte dann nur und nickte: „In der Tat. Schlau gemacht, schlau gemacht.“

Asadan spie auf den Boden: „Dann hat eich die Draingabä also auch dän Wainkäller gä‘rättet, abär wie sieht äs da mit däm nächstän Jahr aus? Unsäre gutä Shatz‘maisterin wird die Gäld’mittäl fur dän An‘kauf sicherlich nicht ärhohen!“

Bevor die Ruchin etwas erwidern konnte sprach der Majordomus mit leiser aber klarer Stimme, und in einer Prägnanz die dem Kastellan nicht verborgen blieb. „Das ist auch nicht nötig, ich habe eine Offerte aus Höllenwall bezüglich weiterer Weinlieferungen. Für die Hohen wird es weiterhin besten Haselhainer geben, für den Rest jedoch dann Höllinger, und dessen günstigeren Preis heben die Kosten für Fuhrknechte auch auf. So das wir nicht schlechter dastehen als zuvor. Die Keller werden wieder voll sein, mein Wort drauf.“

Dem Kastellan fiel die Kinnlade runter, und die Kämmerin nickte anerkennend, auch wenn sie die Dienerschaft schon murren hörte, aber besser als stark verdünnter Wein war das Höllenwaller Zeug dann doch noch und sie somit zufrieden gestellt.

„Aber zu eurer Beruhigung mein guter Kastellan, ich habe bereits mit unseren alten und hiesigen Weinlieferanten verhandelt. Die Aussicht nie wieder Wein an den Hof liefern zu dürfen hat sie unglaublich willig für Verhandlungen gemacht. Und es wird euch wie die Kämmerin freuen zu hören, das wir zukünftig wieder Wein von den Nebachoten aus Haselhain kaufen, günstiger denn jemals zuvor.“, und wie immer mit den steten gleichgültigen Gesichtsausdruck verabschiedete sich der Majordomus von den anderen.

Was die beiden nicht wussten, der Wein war kein Geschenk gewesen, doch den Nachlass am Marmor hatte er mit dem Ankauf von Wein verrechnet. Und so hatte sich doch noch alles zum Besten gefügt, nun konnte er nur noch hoffen, dass es Selo und seiner Gemahlin ebenso zusagte. Von nun an war er nicht mehr so leicht angreifbar.

Zu sehr später Stunde in dem Privatgemach des Majordomus.

Malphorus betrachtete sorgfältig seinen Brief an die Vögtin von Höllenwall. In diesem berichtete er von dem Erfolg und sprach ihr seinen großen Dank aus, und was eben sonst noch so anstand. Die Farbe der Geheimtinte verblasste langsam und er streute stark parfümiertes Pulver über die Seiten, um den intensiven Zitronenduft zu überdecken. Wie immer würden die Spitzel des Kastellans nicht verdächtiges feststellen können. Die Überbringung vertraute er sogar dem Frater Travidius an, sparte es doch Kosten. Während er die Utensilien wieder sorgfältig wegräumte und verschloss sinnierte er noch ein wenig über den Abend. Es hatte ein wunderbares Essen an der Tafel des kleinen Baron gegeben, dessen Schläue er unterschätzt hatte. Mit dem Auftrag das Geschenk zu behüten, war Asadan nun außerstande noch etwas dagegen zu unternehmen. Malphorus hatte gegenüber dem Baron auch mehrfach den guten Albentir gelobt und dessen großartige Unterstützung. Und er war sich sicher hinter der zurückhaltenden Mine der Kämmerin doch sowas wie Anerkennung zu finden. Selbst mit dem Kastellan hatte er sich ganz locker eine Zeitlang angenehm unterhalten, es war so wie zwei Katzen die ihr Revier abgesteckt hatten. Sichtlich zufrieden legte er den Brief beiseite und begann sich langsam zu entkleiden, mit gewohnten flinken Fingern öffnete er die silbernen Knöpfe seines Wamses als es klopfte. Wer mochte um diese Zeit etwas von ihm, es hatte doch nicht doch noch jemand sich am Geschenk vergriffen. Schnell und leicht beunruhigt ging er zu Tür zog den Riegel zur Seite und sah in das verschmitzt grinsende Angesicht von Rohalan. Er lehnte lässig im Türrahmen, mit einer Amphore besten Weins und zwei silbernen Kelchen in den Händen. Wie immer verschlug es ihm die Sprache wenn er unerwartet auf den Meister der Stube traf. Dieser schob sich geschmeidig an ihm vorbei, stellte die Kelche auf den Tisch und goss mit einem Lächeln was selbst die dunkelste Ecke zu erhellen vermochte tiefroten Wein ein. Er reichte dem immer noch verdutzen Majordomus einen der Kelche, schloss die Tür und stieß mit Malphorus an: „Wir haben was zu feiern He‘Effendi, wie könnte man sagen, Marmor gut, alles gut!“