Geschichten:Von Hölle und Hasel - Im Weine liegt

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Baronie Haselhain, Festung Haselhain Armeenschild, Anfang Ingerimm 1038 BF

Eine unerträgliche Spannung lag in der von sommerlicher Luft erfüllten Festung Hassal'han Ammayin. Eine Anspannung die bei den meisten Bewohnern zunehmend bemerkbar wurde. Malphours von Helburg stand inzwischen wie jeden Morgen auf den Zinnen des Gigantenzelts, einem der größten Türme, und starrte gen Firun. Mit jedem Tag wurde das Grinsen des Kastellans breiter und die Herablassung ihm gegenüber größer. Und seine Stimmung verdüsterte sich zunehmend, nach seiner Schätzung war die Lieferung nun bereits seit mehr als einer Woche überfällig. Er ging inzwischen sogar dem guten und hilfreichen Albentir aus dem Weg, dermaßen stark wuchs in ihm die Furcht vor einem Scheitern. Die Bauhütte war inzwischen eingerichtet, der Meister der Stube hatte ihm versichert sogar nebachotische Steinmetze angeworben zu haben, die sich nicht von dem Kastellan einschüchtern ließen. Alles war bereit, konnte beginnen, einzig der Marmor aus Höllenwall fehlte. Wütend schlug er mit der Faust auf die steinerne Zinne, und bereute mit dem aufkeimenden Schmerz diesen gefühlsmäßigen Ausbruch sofort wieder. Selbst der Baron hatte schon mehrfach anfragen lassen, wann denn nun mit den Arbeiten an dem Geschenk begonnen würde, kindliche Ungeduld eben. Tief sog er die jetzt schon warme Morgenluft ein, er musste seine innerliche Ruhe wiederfinden. Er betete zu Phex dem Listenreichen, dass sein Plan gelingen möge, und offerierte dem Gott ein großes Opfer, je nachdem wie Gut alles von statten ging. Dann wandte er sich mürrisch ab um sich um seine noch täglichen Geschäfte zu kümmern, sein Gesicht zeigte den steten Gleichmut allem Gegenüber, in seinen Augen jedoch vermochte der Kundige die Angst zu erkennen.

Kurz vor der Mittagsstunde

Die Hitze war schier unerträglich, und wer konnte verkroch sich hinter die dicken Mauern der mächtigen Festung, in die tiefen und ewig kühlen Gewölbe.
Asadan von Pfiffenstock lag dösend auf einem Berg von seidenen Kissen, der Diener an seiner Seite fächelte im stetig Luft zu, seine Haut glänzte vor Schweiß, wie sonst nur seine mit Öl gepflegter Bart Auf seinem breiten Gesicht lag ein zufriedenes Lächeln. Entgegen dem Majordomus wusste er dass die Lieferung sich tatsächlich den Grenzen der Baronie näherte, und schon waren seine Getreuen aus den Reihen der Schwarzen Wölfe losgeritten. Leider nur Drei, die anderen waren im Dienst, doch das würde reichen, um ein Paar Kutschen von der Straße zu bringen. Heute Abend würde er süffisant dem raulschen Majordomus verkünden, dass der Marmor aus Höllenwall verloren war. Was würde er nun tun, der Baron verlor die Geduld und somit das Interesse an dem Geschenk, und ohne seine Unterstützung war es für Selo nicht zu verwirklichen, Pech für das von Raulschen verzogene Weichei. Und dann musste der Majordomus für die entstandenen Kosten einstehen, denn es lag in der Pflicht des Käufers den Marmor zu transportieren, so war es zumindest in dem Brief nach Höllenwall formuliert gewesen. Die Schatzmeisterin würde ihm den Kopf abreißen, und die weitere Beschaffung von Marmor ablehnen. Wie lachhaft einfach es doch war, von wegen intriganter Helburger.

Voller Wucht wurde die Tür zu seinem Gemach aufgerissen und Nareb stürmte aufgeregt herein. Er stürzte sich vor dem dahindämmernden Kastellan zu Boden und verbeugte sich tief. Asadan reagierte wie es ihm in dieser Hitze und der unhöflichen Art für angemessen erschien, er öffnete langsam das linke Auge und grollte ein: „Was?“
Nareb schluchzte verzweifelt und zitterte am ganzen Körper als er zu stottern begann: „Oh He’effendi, oh oh, die, die Wagen, die Wagen…“
„Was ist mit den Wagen?“, das Verhalten Narebs irritierte Asadan, so dass er bereit war beide Augen zu öffnen.
„Oh He’Effendi, sie sind eingetroffen.“, ein schluchzender Heulton erfolgte, der Überbringer schlechter Nachrichten wurde meist hart bestraft.
Wie von der Maraske gestochen sprang der Kastellan auf: „Was sagst du, wie ist das möglich?“ brüllte er aufgeregt und stürmte mit ungewohnter Hektik aus dem Zimmer. Wer ihm begegnete und nicht rechtzeitig auswich wurde zur Seite gestoßen, in seinem Zorn hätte er sogar vermutlich den Baron umgerannt. Selten hatte sich Asadan so schnell durch die Festung bewegt, und erreichte alsbald den Hof hinter dem Tor. Er wurde Zeuge wie der bereits zweite Lastkarren sich hindurch zwängte, dicht gefolgt von einem dritten. Auf den Stufen der großen Treppe stand wie immer ganz in schwarz gekleidet die geschniegelte und geglättete Gestalt des Majordomus, die dürren Hände ineinandergelegt als würde ihn das alles kalt lassen.

„He‘Effendi Hassalim seht!“, und mit einer ausladenden Geste zeigte der Majordomus auf die inzwischen drei Lastkarren mit ihren unter Planen verborgenen Waren.
„Waroum..?“, entfuhr es Asadan.
„Warum?"
„Ja, ja vär‘dammt, waroum szo vielä Wagän fur ain bis‘chän Mar‘morh? Woullt ihr die gä‘samte Fäs‘tung ausklaidän?“, der Kastellan spie die Worte voller Zorn, doch inzwischen waren im Hof viele vom Gesinde zusammengelaufen, sogar die Ruchin zusammen mit dem Meister der Stube.
„Mitnichten, aber das werde ich euch gerne zu gegebener Zeit erläutern. Es wäre nämlich unhöflich Frater Travidius vom Kloster Marmont noch länger warten zu lassen.“, und lies den sichtlich nach Luft schnappenden Kastellan einfach stehen.
In Asadans Kopf raste es, ein Geweihter, ein Geweihter der Herrin Travia hatte den Zug begleitet. Verdammt noch eins, damit hatte er nicht gerechnet, denn selbst wenn Travia in diesen Breitengraden nur als die Greinende Mutter bezeichnet wurde und kaum eine Rolle im alltäglichen Leben spielte würde es niemand wagen einen Geweihten der missmutigen Göttin anzugreifen.
Hamal trat aus einem der Nebengebäude kommend auf ihn zu, der Staub eines scharfen Ritts klebte an seiner Kleidung.
„Nun?“, leise zischte der Kastellan den Gardist an.
„Verzeih oh He’Effendi, es kam alles anders. Als wir die Wagen stoppten, da trat uns seine Gnaden entgegen. Ihr könnt nicht von uns erwarten, dass wir einem durchaus streitbaren Diener der Greinenden angreifen, vor allem wenn er nur Wein transportiert.“
„Wein?“
„Ja, oh He’Effendi, die Karren sind beladen mit Fässern voll Wein, so einer Plörre aus Höllenwall. Das war nicht das, was wir von der Straße kippen sollten. Außerdem hat der Greinenden grimmer Gemahl ihnen noch wahre Bestien zur Seite gestellt.“
„Bestien?“, und nun erst nahm der Kastellan die kalbsgroßen Untiere war, die sich in den Schatten unter die Wagen gelegt hatten, ein jedes an einer eisernen Kette. Mächtig, bullige Hunde die mit ihren blutunterlaufenen Augen und schlappernden Mäulern jeden Neugierigen auf Abstand hielten.
Inzwischen ließ der Majordomus die Weinfässer von den Karren holen, unter und zwischen denen nun die Blöcke aus grauem und grünem Marmor hervorkamen. Hamal entfuhr ein erboster Laut als er der Täuschung gewahr wurde, der Meister der Stube lachte vor Freude auf und die Ruchin zog die Stirn in Falten. Das alles kam unerwartet, so völlig anders und nur der Majordomus schien die Ruhe selbst zu sein und ordnete alle Dinge an die anfielen.


(Kursiv = neb. Tulamidya)