Geschichten:Vom Hasen zum Hirsch – Neues Revier erkunden

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Ritterherrschaft Ostbrisken Anfang des Efferd Mondes 1042BF

Von Grambusch kommend ritt er Richtung Briskengrund. Das Haus seiner Eltern, in dem er Zeit seines Lebens gewohnt hatte, ließ er in Sichtweite gen PraioS liegen. Sein Ritt sollte ihn heute erstmals in sein neues Lehen führen, nur wenige Minuten von seinem Elternhaus entfernt. Es war ein komisches Gefühl entlang derselben Straße zu schreiten, so wie er es immer tat, doch nun war er Herr dieses kleinen Flecken Landes. Ein Gefühl an das er sich gewöhnen müsste. Selbiges Unbehagen hatte ihn schon gestern beschlichen, als er den Brief an den Landesvogt von Briskengrund verfasste – jenen Vogt, der seit Hane denken konnte, sein Herr war.

„(…) mein Dank und der Dank meiner Familie gebührt Euch für die gerechte Regentschaft unter der das Land, das wir bewohnen durften, prosperierte. (…) bitte ich höflichst um Eure Mithilfe. Seit mehr als einem Dutzend Jahren schütztet Ihr uns, Eure Untertanen, vor den Schrecken der Brache. Gern würde ich an Euren Erfahrungen teilhaben welche Bedrohungen die Brache Euch in der Vergangenheit entgegenwarf und wie Ihr sie erfolgreich bekämpft habt. (…) auf das sie niemals in Euer Herrschaftsgebiet vordringen mögen! (…)“

Hane hoffte, dass der Landvogt nicht zu verärgert war Land zu Gunsten der Brachenwacht und des neuen Lehens Ostbrisken abtreten zu müssen. Den Gerüchten zufolge war der Vogt gar zufrieden für das Land am Rande der Brache nicht mehr selbst verantwortlich zu sein. Das wäre einem verärgerten Nachbar deutlich vorzuziehen, dachte sich Hane.

Etwa zwei Meilen vor Briskengrund musste er die Straße verlassen, dem Karrenpfad in die größere der beiden Landzungen folgen. Am großen Hof, umzogen von einer Bruchsteinmauer, entlang. Für etwa vier Meilen gen FiruN und Rahja hielt er auf den unheiligen dunklen Wald zu. Er würde dem Garether Markvogt, seiner Kaiserlichen Hoheit Barnhelm von Rabenmund höchst selbst, von seinem Eindruck des Lehens berichten, so hatte man ihm vor seiner Abreise aufgetragen.

„…sechs Höfe finden sich in Ostbrisken, allesamt wehrhaft angelegt. Bruchsteinmauern und Zäune schließen Häuser und Felder ein, halten Vieh von der Brache fern. Die Bewohner sind von ehrlichem Schlag, rüstig, grimmig entschlossen und götterfürchtig. (…) …hervorragende Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit mit diesen etwa vier Dutzend Bewohnern jener Lande, die Ihr mir großzügig übertrugt.“

Es sieht auch nur aus wie ein Wald, dachte sich Hane, seit wann sollte ich mich vor einem Wald fürchten. Ich habe mehr Zeit in Wäldern verbracht als in meinem Elternhaus…Je weiter er ritt, desto näher rückte die Brache – nicht nur vor ihm, sondern auch zu seiner Rechten und seiner Linken. Zwei solcher großen Landzungen und eine kleinere im PraioS prägten das Lehen. Jene kleine im PraioS gelegene Landzunge, hatte sich Hane bereits angeschaut. Es handelte sich um ein weitläufiges Moorgebiet, vermutlich ein Durchströmungsmoor, was Hinweis auf einen unterirdischen Wasserstrom gab. Er würde sich mit seinen Untertanen beraten. Es wird sich sicherlich ein Nutzen für das Moor finden lassen, sowohl in landwirtschaftlicher als auch in militärischer Sicht.

„(…) gen PraioS gelegene Landzunge ist von einem großen Moorgebiet durchzogen. In dem etwa 15 Rechtmeilen umfassenden Lehen nimmt dieses Moor eine geschätzte halbe Rechtmeile an Fläche ein und ragt höchstwahrscheinlich in die Brache selbst hinein. (…) landwirtschaftlich und militärisch zu Nutzen machen (…) Zwei große nicht verseuchte Landzungen von gutem Weide- und Ackerland. (…) Ein Viehbauernhof gen Rahja von Briskengrund gelegen, vor allem entlang der Straße große Felder von Obstbäumen und weitreichenden Getreidefeldern. (…) mit zunehmender Nähe zur Brache wird das Land immer weniger bewirtschaftet. (...) Die zentrale Landzunge, mit etwa vier Meilen Länge und knappen zwei Meilen Breite die größte der drei, ragt wie eine Speerspitze in die Eingeweide der Dämonenbrache. Unweit der Grenze von Dornicht, Sträuchern und niedrigen, krummen Bäumen ragt der Wachturm Hohenbrisken stolz empor und soll erneut als Fingerzeig für die Brache gelten – bis hierhin und nicht weiter!„

Schon nach wenigen Schritten seines Pferdes hatte er am Horizont den großen Turm sehen können. Hohenbrisken, mein neues Heim, meine größte Herausforderung! Sein Pferd schnaubte widerwillig und auch Bellrik II. gab immer wieder ein tiefes Grollen von sich. Doch er trieb den Warunker Rappen und den treuen Jagdhund weiter voran. Ein Hügel erhob sich und kurz darauf fand sich Hane am Fuße des Turms wieder. Das Eingangsportal lag zersplittert am Boden, gab den Blick frei auf eine Treppe in einen augenscheinlich verschütteten Keller. Der Boden war aber intakt, sodass man den Keller wohl mutwillig aufgefüllt hatte. Wer weiß was dort unten begraben liegt… Über ihm morsche Eichenbohlen, die die Decke ins erste Obergeschoss stützten. Ansonsten sah das Gemäuer doch gar nicht so übel aus. Etwa 10 Schritt im Quadrat, vier Stockwerke von knapp zwei Mannslängen Höhe. Eckig bedeutet tote Winkel für Bogenschützen, wir werden einen runden Wehrgang brauchen, am besten ein extra Stockwerk mit offenem Dach um auch gegen Geflügelte Unwesen gerüstet zu sein.

„Der Wachturm ist in moderatem Zustand, dennoch ließ Satinav einige Spuren des Verfalls zurück. Der Turm zählt aktuell vier Stockwerke zuzüglich eines verschütteten Kellergeschosses auf einer Grundfläche von etwa 100 Rechtschritt. Das eingestürzte Dach und die teils morschen Zwischenböden müssen ersetzt, der Turm eingerichtet werden, dann sollte er zunächst nutzbar sein. (…) von Efferd, FiruN und Rahja umschlossen durch die Dämonenbrache. Hohenbrisken liegt exponiert und wird gegen konzentrierte Angriffe nicht zu verteidigen sein. Jedoch bietet die Lage auch eine Chance ein Bollwerk im PraioS der Brache zu errichten. Der weitläufige Hügel ist wie für ein solches Vorhaben geschaffen. (…) detaillierte Auflistung der notwendigen Maßnahmen (…)“

Den Turm in eine Festung zu integrieren sollte ohne Probleme möglich sein. Mauern aus Stein, Dornenbüsche vorgelagert, davor ein Graben. Das sollte doch die meisten Biester zumindest so sehr verlangsamen, dass wir sie erschießen können. Dafür brauche ich fähige Soldaten, bestimmt eine Handvoll. Soldaten brauchen Unterkünfte, ich auch – und sollte ich jemals Familie haben, darf das nicht direkt eine Erweiterung der Festungsanlagen erfordern. Pferde für schnelle Botenritte oder Verfolgungen der Biester sollten auch unterkommen. Knechte, Mägde, Diener – soweit ich weiß haben hohe Herrschaften immer Personal…Ein Tor in der Mauer mit Zugbrücke über ein kleines Grabenstück vor dem Tor… Hanes Pläne nahmen langsam Form an. Einige Skizzen hatte er schon zerknüllt und in die lange Zeit erloschene Feuerstelle geworfen. Doch bald sah er zufrieden aus. Es würden noch einige Tage vergehen, bis er dem Markvogt tatsächlich seine Zeilen schicken würde. Noch viel hatte er zu erkunden in diesem verwinkelten Stück Land, das nun seinem Schutz anempfohlen war.

„…Bauplanung in drei Prioritätsphasen. (…) 1. Bau der Wehrmauer aus Stein, etwa 90 Schritt Länge. (…) Wachturm muss repariert, aufgestockt und mit grundlegendem Mobiliar ausgestattet werden. (…) 2. Um die Wehrmauer herum werden angespitzte Holzspieße und Dornensträucher platziert. Holunderbüsche und Weißdorn sind ideal (…) landwirtschaftlichen Nutzen (…) natürliche Verteidigung durch dichtes, dorniges Buschwerk (…) Holz des Weißdorn ein äußerst hartes und daher sehr gut für Drechselarbeiten wie die Pfeil- und Bolzenherstellung geeignetes Holz. (…) Grabenanlage, abermals mit Spießen bewehrt (…) 3. Weitere Gebäude im Inneren der Festung müssen ergänzt werden – Stallungen, Unterbringungen für Knechte und Soldaten, Lagerräume, (…)“

Hane ging nun seit Tagen über die ihm gereichten Unterlagen, die den Verwaltern zu Folge alles Nötige enthalten sollten um zumindest eine hinreichend akkurate Abschätzung des notwendigen Kostenaufwands aufzustellen. Trotz der manchmal recht kühlen Abendluft, die aus der Brache heranwehte, standen ihm die Schweißperlen auf der Stirn. Solche Summen sind doch ungeheuerlich…Das kann doch nicht richtig sein…Die werden mich doch hängen lassen, weil sie in mir einen Goldgräber in den Garethischen Schatzkammern vermuten…Etwa 200.000 Silbertaler…Wo ist dieser verfluchte Rechenfehler? Er fand keinen Fehler, abermals schoss ihm die Röte ins Gesicht und nervöser Schweiß benetzte seine Stirn.

„Ein finanzieller Aufwand von etwa 200.000 Silbertalern, wobei etwa 90.000 Taler für die erste Bauphase, etwa 30.000 für die zweite Bauphase und etwa 80.000 Taler für die dritte Bauphase notwendig würden. Die Untertanen Ostbriskens werden gemäß ihren Fähigkeiten voll in die Errichtung des Bollwerks eingebunden.“

Ein einfacher Jäger…Nein, mittlerweile bin ich ein Reichsritter…Doch solche Summen zu fordern… >> Die Kaiserstadt und die Kaisermark werden großzügige Investitionen beisteuern um die Brachenwacht zu errichten. Der Schutz unseres Volkes ist es uns wert! <<…So hatten die Ausrufer es verkündet. Gut Hane, dann soll es so sein! Er streute Löschsand über die Zeilen an den Markvogt, versiegelte den Brief und verschloss die lederne Botentasche ordentlich. Dann stieg er auf sein Pferd…