Geschichten:Vertraute der Krone - Vier Tage Nattersquell

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Nattersquell, 17. Rondra 1038 BF

Horulf von Luring sah der Ratsmeisterin mit unbewegten Zügen hinterher, wie sie zurück in den Nattersqueller Palast ging. Yollinde Backensieck hatte ihn mit ihrer sachlichen Ruhe und ihrem zielgerichteten Verstand beeindruckt. Die Frau mochte noch keine 40 sein, aber hatte die Hundemeute der Nattersqueller Ratsherren bereits jetzt weggebissen. Respekt. Ihrem Handel mit Grobschmiedewaren schien es auch besser zu gehen, als er zuvor in Gareth in Erfahrung hatte bringen lassen.

»Fridega, was hattet Ihr noch einmal gesagt, warum es dem Handelshaus Backensieck schlecht gehe?«, wandte der Cantzler sich an seine Secretaria, die sich bei seinem Besuch in Nattersquell bisher angenehm zurückgehalten hatte. Beide standen sie vor des Cantzlers abfahrbereiter Kutsche.

»Die Garether Schmiede decken den Bedarf vollständig ab, den Gareth hat, Darum hieß es …«.

Horulf unterbrach sie: »Wer sagt denn, dass man aus Nattersquell seine Ware ausschließlich in Gareth absetzen könne?«

»Niemand, Exzellenz, aber ich …«

Horulf hakte wieder dazwischen: »Aber Backensieks Absatz ist gut, nicht war? Wohin verkauft sie?«

»Nach Perricum, Exzellenz. Kaisermärker und Schlunder Schmiedewaren sind in der Reichsstadt begehrt. Dort ist der Bedarf an grobem und feinem Geschmiedeten sehr groß. An Waffen auch.« Fridega gab unbewegt Auskunft. Sie ließ es sich nicht anmerken, ob Lurings Ungeduld ihr zusetzte.

»Waffen a…? Ja, das sieht denen ähnlich. Bürgerpack mit steifem Kragen. Den Göttern sei’s gedankt, dass wir in Garetien nicht mit diesem Lumpengesindel geschlagen sind.«

»Die Markgrafschaft war länger Teil Garetiens als irgendeines anderen Reiches, Exzellenz. Noch Alwene von Gareth war Staatsrätin auch von Perricum«, erwiderte Fridega ungerührt.

»So, so. Vielen Dank für die Geschichtsstunde, Fridega. Ich dankte den Göttern kniefällig, wenn sie es mir bescherten, dass ich auch Cantzler Perricums wäre wie ehedem meine Vorgängerin selig. Eine wahre Lust wäre es mir, der Reichsstadt zu zeigen, wo der Hammer hängt.« Luring wandte sich der Kutsche zu und öffnete selbst den Schlag. »Was jetzt? Können wir das Kaff endlich verlassen und zurück in die Stadt fahren? Erst das weihrauchsatte Begräbnis von Corena Praiodora von Greifenstolz und dann das hier. Ich habe genug Nattersqueller Schwertfest erlebt, das könnt Ihr mir glauben. Vier Tage Nattersquell - heiliger Quelban!«

»Nein noch nicht. Es steht noch ein Besuch im Quelltempel an, Exzellenz. Den hat Frau Backensieck noch arrangiert, Ihr trefft dort auf Helmar von Hirschfurten sowie einige Adlige der Gegend. Zum Bad in der Quelle«

»Was? Hirschfurten habe ich doch die letzten Tage genug gesehen!« Luring stieß unwillig mit dem Fuß einen Schotterstein beiseite. »Baden? Oh je. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen. In sehr engen Grenzen. Sagt Eurem Vater und Gerobald von Ruchin, sie sollen auch kommen und ein wenig Arbeit mitbringen. Und Ihr kommt auch.«